trenck hat geschrieben:Naja, das mit den "stillschweigenden Verträgen" ist so eine Sache. Außerdem gibt es so gut wie keinen vernünftig bewohnbaren Platz der Erde ohne Staat. D.h. die Situation eines Staatsskeptikers ist ungefähr so wie der eines Sizilianers, der die Insel nicht verlassen kann, und wo in jedem Dorf ein anderer Mafia-Capo herrscht, der Schutzgeld erpresst.
Du hast vollkommen recht, was die Situation eines Staatsskeptikers angeht, das ändert aber nichts daran, dass er sich an dem Ort an dem er sich niederlässt an die geltenden Regeln halten muss. Andernfalls wären Gesetze sinnlos, weil jeder sagen kann, dass ihm dieses und jenes nicht gefällt, er also davon nicht betroffen ist.
trenck hat geschrieben:Und was den Wehrdienst betrifft: die einzige mit der Freiheit vereinbare Lösung ist die einer Freiwilligenmiliz. Geht bei uns auch, schließlich wird auch niemand zur Freiwilligen Feuerwehr zwangsverpflichtet.
Finden sich genügend Freiwillige ist deine Lösung natürlich noch besser.
Aber Vorsicht, euer wie das deutsche Gesetz beinhalten eine Pflichtfeuerwehr, zu der jeder geeignete Bewohner herangezogen werden kann, falls es nicht genügend Freiwillige gibt die die Sicherheit gewähren. Das ist IMHO die von vielen hier genannte Aufgabe des Staates Sicherheit zu bieten, nur in einer anderen Hinsicht.
trenck hat geschrieben:Also ich denke nicht, dass man seine Grundrechte auch nur zum Teil aufgibt, wenn man eine unselbstständige Tätigkeit annimmt, die nach Marktgegebenheiten bezahlt wird und mit - sagen wir mal - einmonatiger Kündigungsfrist beendet werden kann.
D.h. man kann nicht bestraft werden (Strafe ist in letzter Konsequenz ein Entzug der Grundrechte, falls sie nicht anders zu begleichen ist), wenn man sich immer neue Jobs sucht, die ersten paar Tage hackelt bis der Gehaltsscheck da ist und dann den Rest des Monats nicht mehr erscheint?
Oder ganz allgemein: Bei einem vertraglich vereinbarten Dienstleistungs- oder Gütertransfer ist die Einhaltung ungewiss, weil der Schuldner nicht bestraft werden kann, da direkt oder indirekt in dem Vertrag keine Strafe enthalten sein kann, weil man seine Grundrechte nicht aufgeben kann?
Armin hat geschrieben:(ist ja schließlich ein emiment politisches Thema).
[...]
Die Frage, inwieweit es möglich sein sollte, einen einmal etablierten, territorialen Machtmonopolisten (den Staat), daran zu hindern, seine Aktivitäten immer weiter auszudehnen, kann imho allerdings auch er nicht schlüssig beantworten.
Staats- und Gesellschaftstheorie haben meiner Meinung nach nicht viel mit Politik zu tun. Das ist m.M.n. auch der Fehler der Bevölkerung heute, dass sie denken der Staat und die Politik wären das gleiche oder hätten miteinander zu tun.
Der Staat ist die Grundlage für eine friedliche Gesellschaft. Er überwacht die Einhaltung dieses Friedens und der Sicherheit in alle Richtungen.
Die Politik ist/sollte quasi ein davon unabhängiges Gebilde sein, in dem die Menschen ihre Moralvorstellungen zum Ausdruck bringen und versuchen können wirtschaftliche Organisation zu erlangen.
Beispiel: Staat überwacht Einhaltung von Verträgen, Politik ersinnt (freiwillige) Rahmenverträge die der Moral der beteiligten Entsprechen. Oder: Politik ersinnt (freiwillige) Industrienormen (z.B. DIN/ISO/EN) damit die Wirtschaft besser arbeiten kann.
Der Staat hat also gar keinen Anreiz sein Machteinfluss auszubreiten, da er quasi keinen hat. Er ist nur der Richter der angerufen wird, wenn sich zwei nicht einig sind.
Die Politik hingegen wird natürlich immer probieren sich maximal auszubreiten, da Moral und Organisation inhärent ist, dass sie universell sein wollen.