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Mil-Dot-Zielfernrohr

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Roman aus Wien
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Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von Roman aus Wien » Di 15. Sep 2015, 20:45

Gibt es Zielfernrohre mit Mil-Dot-Absehen in der 1. Bildebene in der Preisklasse 2 - 400 €?

Wenn ja, welche sind empfehlenswert?
Wenn nein, welche teureren sind empfehlenswert?

Die Vergrößerung soll etwa 3-9 bis 4-12 betragen, das Objektiv ca. 40 mm groß sein. Das Zielfernrohr soll auf einen Schweizer Karabiner 31 (Kal. 7,55 x 55 mm) montiert werden.

Besten Dank für Eure Hilfe!

katsching
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von katsching » Mi 23. Sep 2015, 02:15

Hi Roman,

nun ja - geben tut es sowas bestimmt. Die Frage ist, ob du sowas wirklich haben willst.

Zunächst wäre es wünschenswert zu wissen, wofür du das Glas brauchst.
K31 kann Sportschießen sein, ich kenn aber auch Leute, die den gerne auf der Jagd führen.

Das 40er-Objektiv willst du vermutlich haben, damit du montagemäßig nicht so hoch bauen mußt, korrekt?
Das wäre auch wichtig zu wissen - weil mein Vorschlag (dazu weiter unten) ein Glas mit 50er Objektiv wäre.

Wenn du das jagdlich nutzen möchtest, würde ich garnicht daüber nachdenken, irgendwas in der 200-400 € Klasse zu kaufen, dir und den Tieren zuliebe.
Fürs Sportschießen tut es allerdings auch relativ billiger "Plunder", solange du sorgsam damit umgehst.

Zunächst: Warum kein Billig-Glas (und 200-400 € Klasse ist billig)?
Ich gehe die Frage jetzt mal ein wenig ungewohnt an... nicht von den Features her sondern vom gesunden Menschenverstand aus.
Mehr oder weniger alle Gläser dieser Preisklasse und darunter werden in China zusammengenagelt, es gibt da eine Handvoll Auftragsfertiger, wohl meist Japanische Unternehmen, die diese Gläser herstellen (die einfacheren in China, die besseren in Japan) und dem Kundenwunsch entsprechend labeln.
Angenommen du würdest dir hier ein ZF für 299,95 € kaufen - wie kommt der Preis zustande?
Die Finanzminister will Steuer, der Einzelhandel will verdienen (außer du kaufst beim Importeur), der Importeur will verdienen, der Zoll will verdienen, die Reederei will verdienen, der Hersteller will verdienen, da kommt eine schicke Verpackung drum, und dann bleibt am Ende irgendwie noch ein Restanteil an Kohle, der im Material und der Verarbeitung steckt. Ich kann zwar nur Vermutungen anstellen, aber ich schätze mal, daß so ein Glas, bevor es in China in den Karton gesteckt wird, vielleicht 30 € gekostet hat. Davon ist Rohmaterial bzw. Komponenten gekauft worden, sind Linsen geschliffen und "vergütet" worden, Tubus gedreht und eloxiert/lackiert, Feinmechanik der Absehenverstellung hergestellt, alles zusammengebaut und qualitätsgesichert worden und Kram. Ob das dann von der Qualität her das ist, was man sich so vorstellt - nun ja. Es ist auch letztlich egal, ob da Bauer oder Sutter oder Nikon draufsteht - wenn es billig kostet ist auch billig drin, weil niemand außer dem Dude im Bademantel gut aussieht.

Es hat ja seinen Grund, warum der überwiegende Anteil der Jäger und sämtliche Militärs und Polizeien Gläser verwenden, die deutlich in der 1000-2000€-Klasse liegen. Da wird zwar auch von allen Beteiligten dran verdient, aber das was "ganz unten" an Kohle für Material und Arbeit drinsteckt dürfte schon mehr sein, als das gesamte o.g. Billiglas dich im Einzelhandel kostet.
Und ich denke schon, daß es einen Unterschied macht, ob man für 30 oder 300 € Arbeit und Material in ein Stück Hardware steckt.
Der Grenzertrag ist natürlich abnehmend - ein Glas für 2000 € wird nie doppelt so gut sein wie eins für 1000 € (so man das überhaupt mit einem konkreten Maß messen könnte - der Sachverhalt "Qualität von Zieloptik" hat viele Dimensionen).
Ein Kaufmann würde sagen, daß du was in der Preisklasse kaufen mußt, wo der zusätzliche Nutzen noch größer ist als die zusätzlichen Kosten.
Meines Erachtens ist dieser Punkt ungefähr dort, wo fabrikneue Gläser um die 1000 € kosten oder gebrauchte so um die 500 €.

Ich habe mir anläßlich eines neu erworbenen ZF vor einigen Monaten mal die Zeit genommen, mich von der frühen Dämmerung bis nach dem letzten Büchsenlicht auf die Terrasse zu setzen, um Gläser zu vergleichen. Ich wohne in einem 3 Hektar großen Park mit altem Baumbestand und Buschgruppen, der nächste Nachbar wohnt 80m weg und es gibt hier alle erdenklichen "Sehsituationen".
Angetreten sind Schmidt&Bender 3-12x50 Klassik (davon habe ich drei Stück, die liebe ich), Zeiss 6-24x56, Swarovski Z6i erste Generation 2-12x50, Nickel späte 80er Jahre 3-12x56,Vixen 5-20x50 (das war die Neu-Erwerbung), Lisenfeld Jaguar 6x42, ein relativ neues Tasco aus der Rumpelkiste dessen Vergrößerung ich grade nicht weiß (glaube 3-9x40 oder sowas). Da würde zwar jeder professionelle Tester die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man so etwas vergleichen können will, aber man ist ja ein freier Mensch...
Ich habe mit adaptierten Augen die Gläser alle im Vergrößerungsbereich zwischen 6- und 8-fach durch die ganze Dämmerungsphase vergleichsgeguckt.
Wie dem auch sei: Der Unterschied hinsichtlich Helligkeit / Kontrast / Streulicht zwischen Bender / Swarovski / Zeiss und, man höre und staune: dem Vixen, ist nach meinem Dafürhalten so marginal, daß ich guten Gewissens sagen kann, daß es mir an der Kirrung selbst im allerallerallerletzten Büchsenlicht egal wäre, ob ich bspw. mit dem Zeiss oder mit dem Vixen unterwegs wäre. Die 1500 € Preisunterschied sieht man unter rein praktischen Gesichtspunkte nicht. Ich jedenfalls nicht, und ich lasse meine Augen regelmäßig testen - denen geht es allerbestens.
Unterschiede konnte ich hinsichtlich Farbwiedergabe sehen, und natürlich ist das Sehfeld bei den teureren Gläsern schon eine andere Welt.
Man bezahlt letztlich bei den ganz teuren Gläsern solche Sachen wie perfekte Farbwiedergabe, geringste Verzerrung auch im Randbereich, Lichtdurchlaß am Tag und in der Nacht etc. Wenn man solche Gläser wie Swaro / Bender / Zeiss mal live im direkten Vergleich zu "Gurken" gesehen hat, dann verhält sich das wie ein alter Röhrenfernseher zu HD. Beides bewegte Bilder, aber schon was anderes.

Was aber dann deutlichst abgefallen ist war das Tasco-Glas. Klar, es ist ein 40er- oder 42er-Objektiv - aber bei 6x ist die Austrittspupille auch 7 mm und es war einfach ziemlich früh im Vergleich zu den anderen Gläsern wirklich Nacht. Die 700 € Preisunterschied im Vergleich zu dem Vixen waren mehr als deutlich sichtbar. Für die Jagd jenseits des Tagslichts kann man konkret betrachtete Tasco (ich will das nicht verallgemeinern) meines Erachtens vergessen.

Ziemlich überraschend war das 80er-Jahre-Lisenfeld-Glas, das ich mal für nen Knopf und nen Klicker gebraucht gekauft habe. Das hat das Tasco ganz locker weggerockt.

Gut - das war jetzt viel Text für wenig Frage, aber vielleicht dennoch nützlich für dich.

Mein Tipp im Allgemeinen wäre:
Kauf dir keinen biligen Kruscht, egal ob du damit auf den Scheißstand oder auf Wild gehst.
Dein K31 ist kein Kruscht-Gewehr, also kauf auch kein Kruscht-ZF. Das ist wie Leute mit nem SuperDuper-Verstärker und billigen Lautsprechern. Wenn die Lautsprecher sch%$&§ sind, ist der ganze Rest auch für den A%$/§, wenn das Glas sch%$&§ ist, nützt die beste Waffe nix. Gönne dir ein Stück Lebensqualität und unterstütze die mitteleuropäische oder japanische Wirtschaft!

Mein Tipp im Speziellen wäre:
Kauf dir ein Vixen-Glas, entweder neu in der 1000€-Liga oder gebraucht in der 500€-Liga.
Neulich gab es bei Egon so eine Woche, wo plötzlich mehrere Händler diverse generalüberholte Vixen-Gläser von Drückjagd- über Standard- bis zu großen Vergrößerungen für absolute Spottpreise rausgehauen haben. Das waren ungefähr 25 Gläser, und die waren in knapp 2 Wochen alle verkauft. Vermutlich hat Vixen irgendein Lager mit Messe-Ausstellungsstücken oder aus Testserien für Militär/Polizei leergeräumt. Schau mal, ob dir evtl. so eine Gelegenheit über den Weg läuft.

Und:
Kauf dir lieber eine große Vergrößerung, wenn du nicht wirklich zwanghaft dein besagtes 3-9-fach oder 4-12-fach haben mußt.
Meiner persönlichen Erfahrung nach benutze ich auf dem Stand _immer_ die allergrößte verfügbare Vergrößerung, und auf der Jagd immer die den Licht- und Sicht- und Entfernungsverhältnissen entsprechend maximale Vergrößerung. Da geht auch schon mal 24-fach.

By the way: Wofür willst du das MilDot-Absehen? Mir ist zwar klar, für was das gut ist, insbesondere in der 1.BE - aber die praktische Relevanz erschließt sich mir nicht so wirklich, außer du siehst den Untergang der Republik kommen. Dann würe ich aber erst recht kein Glas für 200-400 € kaufen, sondern was dickes, fettes von Schmidt&Bender oder Hensoldt(-"Zeiss"). Das hält dann auch was es verspricht.

Viele Grüße und einen schönen Abend!

-MHK-
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von -MHK- » Mi 23. Sep 2015, 13:22

Mil-Dot ansehn in der 1. BE macht schon Sinn. Auch jagdlich. Neben dem, zugegebener Maßen etwas groben Entfernungsmessen, hilft es mir beispielsweise immer genau meine Haltepunkte zu wissen ohne darüber nachdenken zu müssen wie hoch grad die Vergrößerung ist. Das macht vor allem bei Gläsern mit höherem Zoombereich (x24 oder so) Sinn weil man da auf beispielsweise 250m auch nicht immer ganz raufgedreht hat.

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katsching
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von katsching » Mi 23. Sep 2015, 14:19

Hi MHK,
ja, zweifellos macht das unter bestimmten Umständen Sinn. Da hast du sicher recht.
Ich habe selbst zwei ZF mit Mildot (wobei das eher Zufall ist, weil ich die beiden Gläser relativ günstig bekommen habe und nehmen mußte, wie sie waren).
Bei mir ist es in aller Regel allerdings so, daß sich weit mehr als 90% aller Schüsse auf Wild im Entfernungsbereich zwichen 20 und 150 m abspielen, und da bringt mir das Mildot dann doch relativ wenig bis nichts. Der weiteste Schuß war gemessene 220 m, selbst da bin ich mit der entsprechenden Laborierung auf GEE eingeschossen eben so noch im +-4cm Visierlinie-Bereich.
Weiter raus lange ich nicht, weil ich keinen Entfernungsmesser habe, und selbst geringes Verschätzen schon den Unterschied zwischen "liegt" und "krankgeschossen" macht.
Ist man mit Laserentfernungsmesser irgendwo in offenem Gelände unterwegs, und möchte ein "weiches Ziel" auf 300-600-1000 m oder was weiß ich Entfernung irgendwie kampfunfähig schießen, geht sicher nichts über ein Mildot.
Aber bei meinem jagdlichen Geschehen, daß sich quasi immer < 200 m abspielt, ist mir am allerliebsten ein extrem aufgeräumtes Absehen. Mit LP ein 4er oder ähnliche, ohne LP ein 1er-Absehen, weil das auch in der Dämmerung noch ohne LP gut funzt. Ein Mildot ohne LP ist bei der Saujagd im letzten Licht oder bei Mond jetzt nicht sooo der Bringer.
Gebirgsjagd wird eine ganz andere Baustelle sein, aber damit kenn ich mich nicht aus.

Kommt halt drauf an, was Roman mit dem Glas vor hat.
Ich denke, er wird uns bestimmt noch sagen, wofür er es braucht.

Simon387
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von Simon387 » Do 24. Sep 2015, 00:02

Also gegen die teuren Nikon Monarch kannst du nichts sagen. Die haben auch eine sehr gute Qualität

katsching
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von katsching » Do 24. Sep 2015, 11:18

Von den hochwertigen Nikon-Monarchen habe ich auch nicht gesprochen.
Nikon deckt den kompletten Markt ab, von fast ganz unten bis fast ganz oben.
Aber man wird sehr sicher nicht erwarten können, daß ein Prostaff auch nur im Ansatz mit einem Monarch E-Serie was zu tun hat, außer das Nikon draufsteht. Der Preisunterschied liegt bei gut und gerne 1000 €, eher mehr. Das kommt nicht von ungefähr.

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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von Simon387 » Do 24. Sep 2015, 13:59

Ja das stimmt. Prostaff würde ich auch sein lassen.

Ich hab ein Monarch 3. Sieht sehr gut aus und liegt ja auch in der 1000er Klasse.

Aber ich such momentan eigentlich ein 30mm Glas mit bissel taktischerem Aussehen

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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von -MHK- » Do 24. Sep 2015, 15:04

Habe selbst ein Prostaff 5 von Nikon und bin aber durchaus zufrieden damit.
Klar ist es kein Swaro aber für den Preis kann ich mich nicht beklagen. Ich war erstaunt, wie gut die optische Qualität ist.
Aber ja, die einfachen Prostaff sind sicher nicht das Gelbe vom Ei. Aber fürs AR reichts vollkommen aus.

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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von Roman aus Wien » So 27. Sep 2015, 03:53

Vielen Dank für die Antworten - insbesondere für die sehr ausführliche und informative von katsching!

Ich habe bisher nur mit Kurzwaffen (sportlich) geschossen und möchte nun den Umgang mit Büchsen lernen. Den K31 habe ich erst seit Kurzem und suche nun ein Zielfernrohr, das gut zu den Möglichkeiten des K31 passt. Mit Zielfernrohren habe ich mich davor noch nicht beschäftigt und muss daher noch viel lernen.

Ich danke sehr für die vielen Tipps aus der Erfahrung und vor allem für den Rat, das ZF besser im Preisbereich um 1.000 € zu suchen. Ich werde zwar noch etwas Zeit brauchen, mich daran zu gewöhnen, für´s ZF vier Mal so viel zu zahlen, wie für´s Gewehr. Es leuchtet mir aber ein, dass ZF und Gewehr sinnvollerweise eher bei der Qualität zusammen passen sollten als beim Preis.

Beste Grüße
Roman

Simon387
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Re: Mil-Dot-Zielfernrohr

Beitrag von Simon387 » So 27. Sep 2015, 11:53

In Anbetracht des Gewehres wäre wohl standesgemäß ein Schmidt und Bender Classic. Die gibt es ja in 10*42 auch neu aus Tschechien aber original Schmidt und Bender ... Die liegen irgendwo zwischen 300-600 Euro. Schau auch mal Egun rein.

Wäre glaube recht schick für das Gewehr

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