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.22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

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.22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

Beitrag von impact » So 16. Sep 2012, 17:17

Ich hab mir gedacht ich vergleiche die beiden Kaliber in ihrer ballistischen Leistung da es mich interessierte ob man eine .22lr tatsächlich als herunterskalierte .308er sehen könnte, was es zum prädestinierten long range Trainingskaliber auf kurze distanzen machen würde.

Ich dachte ich lass das Forum daran teilhaben, der Kahles Long Range Bewerb dürfte dafür gesorgt haben dass sich viele in letzter Zeit mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das .22lr ein exzellentes Trainingskaliber ist dürfte eh bekannt sein.... die langen Schussentwicklungszeiten (Zeit vom ziehen des Abzugs bis zum Verlassen des Geschosßes des Laufes) machen .22lr Gewehre sehr sensibel auf Anschlags-, Nachhalte, u Abzugsfehler... billig ist es obendrein und die Schießplätze müssen auch nicht ewig lang sein um zur Herausforderung zu werden.
Spektakulär ist .22lr schießen nicht, eh klar... aber Trockentraining ist noch unspektakulärer und kann trotzdem sehr hilfreich sein, da ist .22lr schießen schon wesentlich unterhaltsamer.
Ich hab vor kurzerm wieder mal einen alten Anschütz Einzellader aus dem Schrank geholt, war aus ner riesigen Abverkaufaktion eines deutschen Händlers vor 1 oder 2 jahren, manche erinnern sich vielleicht noch. Gewo hat die ganze geschichte damals organisiert.
Fakt ist, das Gewehr hat mich 30€ gekostet, und seit dem ich es habe noch nie einen Putzstock gesehen... Ich bin kein großer Fan von all der Chemie mit der manche ihre Läufe durchspülen und mehr Stahl als Kupfer oder Blei abtragen... alle 1000 Schuss mal ne Bronzebürste durch mit einem Hauch an Solventen, sonst maximal ein öliges tuch nach dem Schießen, und ein trockenes davor.
Munition hab ich mir vor kurzem Lapua signum geholt... nicht grad billig, riechen tuns auch irgenwie scharf, produziert werdens glaub ich auch nicht mehr, aber irgendwie ist mir Lapua nunmal sympathisch und match muni nahm ich aus 2 einfachen Gründen... ersten weils nen psychologischen Effekt hat munition zu kaufen von der man weiß dass man sich auf sie verlassen kann, und zweitens weil bei matchmuni zu erwarten ist dass keine munitionsbedingten Ausreißer auftreten.

Gut, gestern also mein altes Bauer 3-9x42 Glasl montiert und ab damit auf den nächstbesten Stand.
Bissl hats gebraucht bis ich auf der Scheibe war, bissl hats gebraucht bis ich wieder in Form war und dann kam sowas raus:

Bild

wie gesagt... 30€ gewehr das bei nem Händler jahrelang im Lager herumlag, ungeputzt, 150€ glas, schaftbacke mit Karton und Panzertape erhöht und von Sandsäcken geschossen...
Die anderen Gruppen waren leider nicht so gut zeigten aber nicht das Potential der Gewehr-Muni Kombination, sondern eher meine Anschlagfehler... zu 95% höhenstreuung... ein klein bissl mehr oder weniger Druck auf Schaftkappe oder -backe und man ist schon nen Ring drüber oder drunter... Wird höchste zeit wieder mehr .22lr zu schießen :D

Gut... Die "hardware" passt also, jetzt wärs interessant wie sich das Ganze auf 50m + verhält.
Leider kann ich 2 Vorraussetzungen nicht erfüllen die für präzise Flugbahnberechnungen kritisch sind... nämlich einen präzisen BC und eine gemessene V0.
Da das ganze aber eher representiv für .22lr sein soll und kein Bericht über Lapua Signum bzw ich die Daten so nicht weiterverwenden werde machts in diesem Fall nichts.

Lapua ist so nett und gibt auf deren Hompage Geschossfall (drop) und Windabweichung (wind deflection) an... zumindest bis 100m
http://www.lapua.com/de/produkt/sportschiessen/randfeuerpatronen#tables
...ein Anfang aber nicht zufriedenstellend, also muss selbst gerechnet werden.

BCs für Randzünder habe ich auf rimfirecentral gefunden -> http://www.rimfirecentral.com/forums/showthread.php?t=57007 ...da ist die Lapua Signum zwar leider NICHT dabei, aber andere Lapua Sorten die hoffentlich einigermaßen representiv für die Signum ist. Ich habe mich für die Midas entschieden, welche einen G1BC von 0.132 hat und ebenfalls eine Unterschall-Matchmunition ist. V0 wird dort mit 1066fps angegeben, aus nem 24 zoll Lauf, Lapua gibt auf der Homepage 1073fps aus nem 26 zoll Lauf an. Der meines Anschütz misst knapp über 55cm, also nicht ganz 22"... ich werde trotzdem mit 1073 (327m/sek) rechnen, um zu sehen ob ich an die Werte der Lapua Hompage komme.
Berechnet habe ich das ganze mit einer einfachen Ballistiksoftware die bei Brian Litz' Applied Ballistics for Long Range Shooting dabei war... http://www.appliedballisticsllc.com/index.html nichts wirklich spektakuläres, online auf JBM Ballistics kann das ganze nachgerechnet werden.

Präzise sind alle diese Programme, der Punkt ist nur der dass die Qualität der Berechnung von der Qualität der Eingabeparameter abhängt. Wer also weder nen präzisen BC hat (und damit mein ich zu 90% nicht den der vom Hersteller angegeben wird) noch die gemessene V0 braucht keine Wunder erwarten. Ich erwarte mir keine Wunder. Ich will mir keine Tabelle fürs Long Range Shooting zusammenstellen, ich will momentan nur .22lr mit .308 ver gleichen... also los gehts:

Bild

...zum vergleich mit den Lapua Daten der Hompage:
Winddrift bei 100m u 4ms laut homepage: 11,5cm, laut Berechnung: 11,42cm ("Full Value" - 90° zur Schussrichtung)
Geschw. bei 100m: Lapua: 277m/sek, Berechnung: 278m/sek

Ob die Werte von Lapua getestet oder errechnet sind sei mal dahingestellt, jedenfalls sind wir sehr nah dran. Das Programm arbeitet also sehr gut, wenn präzise Vorhersagen für eine bestimmte Waffen-Munitions Kombi gemacht werden sollen wie gesagt ist ein präziser BC vonnöten (die von Rimfirecentral dürften sehr nahe dran sein) und eine gemessene V0.
Zuletzt geändert von impact am So 16. Sep 2012, 18:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: .22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

Beitrag von impact » So 16. Sep 2012, 17:18

Das ganze Spiel nun mit einer .308er... Zum Vergleich nehme ich ebenfalls ne Lapua Fabriksladung, nämlich die 167grain Scenar. Ich denke das sollte einer der meistverwendeten Ladungen der 308er repräsentieren. Bei Long Range wäre eventuell von Vorteil ein noch schwereres Geschoss zu nehmen, das hängt dann aber davon ab bis zu welcher Distanz wirklich geschossen wird. Je nach BC und V0 hat jedes Geschoss nämlich eine Distanz bei der es am besten performt, schnelle u leichte geschosse sind auf kurze distanzen besser, schwere, langsamere auf größere... zumindest was winddrift und drop angeht, Zielballistik sei mal außer Acht gelassen.

BC Daten entnehme ich dem Buch "Applied Ballistics for Long Range Shooting" von Bryan Litz, die dort veröffentlichten Daten sind gemessene Werte, und entstammen keiner theoretischen Berechnungen oder Simulationen.
Angegeben wird ein durschnittlicher G1BC von 0,423. (durchschnittlich deswegen, da der BC geschwindigkeitabhängig ist.. IMMER!)... im Vergleich zum geringen BC der .22lr von nur 0.132. also deutlich windschnittiger. Rechnen werde ich aber mit dem G7 standard, welches bei Long Range Geschossen präziser ist. (mehr dazu: http://www.longrangehunting.com/articles/berger-g7-ballistic-coefficient-1.php )
Der G7 BC wird mit 0.216 angegeben... Merke! G7BC 0.216 und G1BC 0.423 beschrieben das gleiche Geschoss! Wenn mit G7 gerechnt wird sind die Bc werte generell niedriger, es muss der Ballistiksoftware aber gesagt werden dass mit dem G7 Standard gerechnet werden soll, da es sonst einen G1BC annimmt, und ein G1BC von 0,216 ist nie im leben ein windschnittiges Long-Range Geschoss.

Bild

wieder die Kontrolle Lapua vs Berechnung:
Rest V0 bei 800m: 364m/sek laut lapua / 357m/s laut Berechnung ...also keine 10m/sek Differenz bei immerhin 800m...
Winddrift bei 800m: 190cm laut Lapua / 201cm laut Berechnung...

Der BC den Lapua verwendet hat dürfte also ein klein wenig größer sein. Die Dimension der Abweichung ist aber mehr als zufriedenstellend denke ich.

Drop habe ich absichtlich nicht als Vergleich genommen, da Lapuas Werte davon ausgehen dass die Waffe auf eine bestimmte Distanz eingeschossen ist, die Berechnugen von mir beschrieben den Geschossabfall wenn mit dem Lauf praktisch parallel zum Boden geschossen wird. (um .22lr und .308 besser vergleichen zu können) ("praktisch parallel": siehe eingabeparameter, Viesierlinie = Laufachse auf 1m "eingeschossen")


Zusätzlich habe ich noch den Spin Drift berechnen lassen, dafür habe ich den Wind auf 0 reduziert da sonst spin drift und winddrift zusammengefasst werden. Auf den screenshots sind die eingebaparameter ersichtlich, 10" twist bei .308 und 18" twist bei .22lr, geschosslänge wurde beim 167er aus dem Buch entnommen und beim Signum gemessen.

Sämtliche Daten habe ich anschließend mit openoffice weiterverarbeitet, um Diagramme daraus erstellen zu können.


Hier die Datensätze zu beiden Kalibern:

Bild

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Zuletzt geändert von impact am So 16. Sep 2012, 17:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: .22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

Beitrag von impact » So 16. Sep 2012, 17:19

Und dann hab ich höchsprofessionell aus Drop, Wind- u spindrift Diagramme erstellt und überainandergelegt da meine Office Fähigkeiten (und Geduld) an Ihre Grenzen stießen... ich hoffe es ist trotzdem einigermaßen ersichtlich wie gut oder schlecht die Skalierung der Kaliber in etwa funktioniert.
In Farbe die Daten der .308er, grau u gestrichelt die .22lr.
Schräg und mit Längsstrichen ist die distanz der 308er (0, 200, 400, 600, 800, 1000), und normal die .22lr (0, 50, 100, 150, 200, 250, 300, 350, 400, 450, )
1000m mit der .308 entsprechen auf dem Diagramm in etwa 450m mit der .22lr, das Drop Verhältnis passt dann in etwa, beim Wind ist die 308er aber noch stärker ausgeprägt.
Auf der vertikelen achse sind die Abweichungen in cm (leider unbeschriftet :doh: ), auf der Horizontalen achse die distanz in meter.

Bild

Modifiziert man die Verhältnisse so dass die Windablenkung zusammenpassen hat das zur Folge dass der Geschossabfall der .22l verhältbnismäßig stark zunimmt. Das "happy medium" aus beiden dürfte in etwa folgendes sein:

Bild

Hier würde dann 900m mit der .308er in etwa 450m mit der .22lr entsprechen... der Geschossabfall der .22lr is in etwa 20% größer als der der .308er, und die Windabweichung in etwa 20% geringer.


So, und das Fazit.... eine .22lr könnte man verwenden um damit auf ~ der Hälfte der Distanz eine .308er nachzuahmen. Eine besonders exakte Skalierung ist es nicht, aber auf bis zu +-20% bei Windablenkung und Geschossabfall kommt man hin.
Eventuell würden die Verhältnisse bei der Verwendung einer schnelleren .22lr besser übereinstimmen, da .22lr HV Patronen aber oft nicht sehr präzise sind, vor allem auf größere Distanzen ist dieser Lösungsansatz auch nicht unbedingt eine Verbesserung.


So, wer bis heir noch nicht WO gegeben hat: Respekt... ich brauch jetzt n Bier :?
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Re: .22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

Beitrag von the_law » Mo 17. Sep 2012, 14:20

ähhhh............. :think: ...... i versteh nur bahnhof :lol:

wenn i mit der 22iger auf 450 meter ein ziel treff ist des annähernd vergleichbar als wenn ich mit ner .308er ein ziel in 1000 meter treff, oder wie?

verdammt, jetzt fehlt mir ne bahn wo i des mit den 450 metern austesten kann :twisted:

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Re: .22lr als Long Range Trainer / herunterskalierte .308

Beitrag von impact » Mo 17. Sep 2012, 14:35

in etwa, ja ^^ nur dass halt noch mehr faktoren als geschossabfall und winddrift ne rolle spielen... aber ich denke dass sind mal 2 der wichtigsten... oder die zwei wichtigsten...
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