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Zen für Innenzehner

Rund um den Schiesssport: Technik, Erfahrungen, Tipps und Tricks
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trasla
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Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Do 28. Dez 2023, 03:26

Nachdem ich rechtzeitig vor Weihnachten meine WBK und kurz darauf meine Glock bekam, habe ich mich motiviert ans Training gemacht. Die Berichte von RAR (Gestern, am Stand) und McMonkey (Der Streukreis ist die Rache der Disziplinlosigkeit) haben mich sehr inspiriert, nach den ersten einigen hundert trockenen Abschlägen zu Hause mit einer ganz bewussten Absicht den Stand aufzusuchen.

Das ganze möchte ich hauptsächlich für mich selbst dokumentieren - aber auch gerne hier teilen. Nicht, weil ich mir anmaße, mich in gleiche Sphären wie die genannten Vorbilder zu heben, sondern um mir selbst auch eine Chance auf Feedback eurerseits zu geben, und um eine Motivation zu haben, wirklich ordentlich zu formulieren.

Rückmeldungen, Ideen und Anregungen sind also herzlich willkommen. Ich freue mich über alle schon längst in diesem Forum erfolgte und noch kommende Unterstützung für den Beginn meiner Reise. Folgendermaßen gestaltete sich mein Besuch am Stand, der diesmal unter dem Motto stehen sollte:
"Statt während jedem Schuss denken lieber nach jedem Schuss schauen".

Während vor dem Besuch des Standes meine Vermutung war, dass es mir aufgrund von Ungeduld schwer fallen wird, nach jedem Schuss die Scheibe wieder ran zu holen um den Treffer zu prüfen und zu markieren, war das Gefühl vor Ort schnell überraschend ein ganz anderes.
Schon beim Aufbauen kam ich mir selbst irgendwie professionell und vorbereitet vor: einen Kugelschreiber bereit legen, Nummer und Distanz auf die Scheibe schreiben, Mantis verbinden, nur eine einzige Patrone ins Magazin stecken - das alles wirkte auf mich selbst besonders und gab mir das Gefühl "ich habe einen Plan und nehme ihn ernst".

Alle Schüsse mit meiner neuen Glock 17 und S&B 124gr FMJ Munition.

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  1. Hat sich gut angefühlt, große Freude, gleich zu Beginn ein 10er! Das gefällt mir jetzt schon!
  2. Das mach ich gleich nochmal! Ups, zu viel gedacht. Mantis sagt oben rechts, Zielscheibe stimmt zu.
  3. So, diesmal aber nicht nach rechts ziehen, einfach... Mist. Der fühlte sich zu links an, Mantis und Loch stimmen zu. Aber hey, ich spüre in welche Richtung ich verziehe!
  4. Einatmen, ausatmen, langsam den Abzug... Nice! Innenzehner!
  5. Einatmen, ausatmen, abdrücken. Eine weitere 10!
  6. Einatmen, ausatmen, abdrücken. Innenzehner!
  7. Schau, ich muss einfach nur nicht denken und... Ups. Der war rechts. Zwar noch ne 10 aber warum hab ich denn jetzt wieder nachgedacht?
  8. Atmen, schießen, der war wieder zentraler.
  9. So, ich kann es also wenn ich nicht nachdenke, also nochmal, Mist, das war zu hektisch und wieder rechts raus.
  10. ... ... ... da war er. Sitzt gut.
Das hat gedauert, aber ich habe tatsächlich erst nach den 10 Schuss wieder so richtig meine Umgebung wahrgenommen. Und das obwohl ja neben mir Leute schießen die ganze Zeit. So entrückt habe ich mich noch nie gefühlt auf dem Schießstand. Sehr angenehme Erfahrung. Und immer, wenn mein Kopf beim Schuss recht leer war, hat es geklappt. Nur denke ich dann gerne mal über den vorherigen oder nächsten Schuss nach, und dann spüre ich gleich das Verrutschen.
Nun gut, neue Scheibe und nochmal.

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  1. Okay auf geht es! ... ... Der war gut! geht doch!
  2. Wenn ich jetzt einfach alle so ruig mache wie den ersten kriege ich vielleicht eine Gruppe vollständig in den zehner und... zu hektisch abgedrückt, ganze Hand angespannt, unten links. Mist. Mantis gibt mir vorwurfsvoll wenig Punkte.
  3. So, ordentlich jetzt! Der hat sich besser angefühlt, mantis auch sehr viel glücklicher. Aber liegt direkt am vorherigen, Unten links.
  4. Nicht die Hand zu sehr verspannen, ganz locker... Okay, der fühlte sich gut an. Liegt aber zu hoch. Hab ich überhaupt ordentlich gezielt, während ich an meine hand gedacht habe?
  5. Einatmen, ausatmen, Schuss. Geht doch, eine 10. Einfach nicht denken, nur schießen.
  6. Einatmen, ausatmen, Schuss. Ein Innenzehner. Es ist so leicht, ich muss bloß aufhören, zu denken!
  7. Atmen, schießen - der war bissi tief. Warum? Ich hab doch gar nicht nachgedacht, oder?
  8. Nicht denken, nicht denken, nicht denken, Schuss. Na toll, Mantis unzufrieden, der liegt bei den anderen beiden unten links. Gerade klappte doch alles, was ist jetzt?
  9. Die letzten beiden sollen noch ordentlich jetzt. Nicht die Hand verkrampfen. Schuss. Mantis zufrieden aber warum liegt der oben rechts? Wo hab ich eigentlich hin gezielt?
  10. Einatmen, ausatmen, wo bleibt der Schuss? Jetzt komm aber! Okay, den hab ich mit zu viel Schwung runter gerissen.
Ich bin ganz erschöpft im Kopf. Ein ganz schönes hin und her zwischen friedlicher Leere und rasenden Gedanken. Irgendwie ist es eigentlich leicht, aber die Leichtigkeit zu finden und zu behalten ist dann doch paradoxer weise schwer, weil sie weg geht wenn man an sie denkt.
Auf jeden fall eine super spannende Erfahrung. Um mich rum sind ja andere Menschen. und es knallt viel und laut. hatte ich schon wieder ganz vergessen. Schon verrückt, da schreiben Leute im Forum darüber, wie es ist, jeden Schuss einzeln anzuschauen und es verändert mein ganzes Erleben des Besuches hier. Eine Scheibe kann ich noch machen. Diesmal auf 15m, bin neugierig wie viel das ändert.

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  1. Ist ja eigentlich egal, wie der wird. Bin erschöpft und es ist weit weg. Atmen, Schuss. Oh cool, eine 10!
  2. Gar nicht so leicht wenn das Ziel so weit weg ist. Atmen, Schuss. Weniger Mantis-Punkte als der erste. Aber hey, geade noch so eine 10!
  3. Ist eh schon gut für 15 Meter mit zwei 10ern. Atmen, Schuss. Hey, mantis sehr zufrieden. Noch ein 10er!
  4. Jetzt hab ich schon 3 Zehner, lohnt sich also, mir Mühe zu geben. Nächsten Schuss auch ordentlich... hrmpf. Das war verkrampft, Mantis gibt auch gleich Abzüge, der lag zu hoch. 9 ist eh cool. Aber hrmpf.
  5. Gar nicht drüber nachdenken. Einatmen, ausatmen, Schuss. Gute Punkte, 10er Treffer.
  6. Gar nicht drüber nachdenken. Einatmen, ausatmen, Schuss. Gute Punkte, 10er Treffer.
  7. Gar nicht drüber nachdenken. Einatmen, ausatmen, Schuss. Gute Punkte, 10er Treffer.
  8. Geil, wenn ich mir einfach nur sage "gar nicht drüber nachdenken" treffe ich immer in die 10! Ich hab den Trick raus! Garnicht drüber nachdenken... ey, wieso ist der jetzt zu tief?
  9. Okay, der "nicht nachdenken" Trick funktioniert nur, wenn ich nicht über den Trick nachdenke, sonst schieße ich zu tief. Also, nicht nachdenken... na toll, der war irgendwas. Noch weniger Punkte. Da ganz oben links!?! Das sieht jetzt überhaupt nicht mehr so cool auf einer Vertikalen aus, na toll.
  10. Jetzt ist eh schon egal. Obwohl, nein, den will ich noch ordentlich! Wo bleibt der Schuss? Hrmpf, unten links, weiß ich ohen nachschauen.
Sehr erschöpft im Kopf. Mit Konzentrieren ist jetzt nichts mehr. Ich bin hin und her gerissen zwischen der Euphorie der guten Schüsse und der Frustration, das leere Gefühl im Kopf nicht konsistent reproduzieren zu können. Aber ich bin insgesamt super zufrieden mit mir. Ich habe so genau geschossen wie noch nie. Ich habe so absichtlich geschossen wie noch nie. Ich habe Aufzeichnungen in Mantis und beschriftete Scheiben um alles nochmal in Ruhe anzuschauen später.

Ich glaube, das war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.
Da kann ich bestimmt künftig drauf aufbauen - es gibt tausend Ansätze, um an meiner Disziplin zu arbeiten und neue Perspektiven darauf, wie viel es ausmacht, was in meinem Kopf ist, wenn ich abdrücke. Oder ebend nicht. Es bleibt spannend.

Vielen Dank an McMonkey und RAR für die inspirierenden Berichte, an gewo für die Munition und an viele viele hier im Forum für Information und Motivation. Ich freue mich über alle Rückmeldungen. Ist sowas interessant zu lesen? Oder langweilig? Gibt es Tipps für mich? Was sollte ich ausprobiern, worauf achten, wie üben?

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von RAR » Do 28. Dez 2023, 11:00

Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor und ich finde, dass du auf deinem bisher doch sehr kurzen Weg schon ziemlich weit gekommen bist. Den einzigen Tipp, den du von mir kriegen kannst: Bleib auf der Spur und gib dir selbst Zeit.

Danke für das Mitleben lassen. :clap:
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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von McMonkey » Do 28. Dez 2023, 21:25

Vorweg …es freut mich, wenn Tipps und Beistand auf so fruchtbaren Boden fallen.
Die detaillierte Beschreibung deiner Schussabgabe und alles was vor und nach dem Schuss passiert ist, macht es einfach deine Treffer zu analysieren. Jetzt schon mal vielen Dank für den Aufwand, den du betrieben hast.

Und wie man sehen kann hat der Aufwand dich zum Erfolg geführt. Erwähnenswert ist schon auch der Umstand, dass ein Talent vorhanden ist. Dieses Talent nützt jedoch nichts, wenn man nicht trainiert oder falsch trainiert. Ich möchte nochmals erwähnen … es freut mich wirklich sehr, dass du dich entschlossen hast zu arbeiten.
Diese Arbeit sieht man bereits auf der ersten Scheibe.
Schon beim Aufbauen kam ich mir selbst irgendwie professionell und vorbereitet vor
Es ist der erste Schritt, hin zu einem Ritual. Eine immer gleiche Vorgangsweise vor, während und nach der Schussabgabe.
Hat sich gut angefühlt, große Freude, gleich zu Beginn ein 10er!
Es war der unbedarfte erste Schuss und spiegelt dein engagiertes Vorgehen.

Erste Scheibe, ein hervorragendes Schussbild. Nun fängt die Arbeit jedoch erst so richtig an, denn so wird es nicht bleiben. Aber, du hast jetzt eine Ahnung wie es funktioniert. Auch wenn die nächsten Scheiben/Standbesuche dieses Schussbild nicht mehr zeichnen, es hat sich eingebrannt und du wirst mit viel Übung und Disziplin kontinuierlich daran anknüpfen.

Die Zweite Scheibe zeigt - ohne auf jeden Treffer eingehen zu müssen - dass die Konzentration weg war. Nicht einfach, sich anfänglich über mehr als 10Schuss zu konzentrieren oder 😬 Das ist aber ganz normal und muss ebenso trainiert werden. Und trotzdem eine sehr gute Trefferleistung.

Beim letzten Schuss der Zweiten Scheibe ist dir ein klassischer Fehler unterlaufen (wenn ich auf deinen Text Bezug nehme). Du hattest gemerkt, dass der ganze Ablauf nicht stimmig ist und du den Schuss nicht „rausbringen“ konntest. In dieser Situation gibt es nur ein Mittel. Die Eier in der Hose haben und den Vorgang abbrechen. Waffe Absetzen. Sich beruhigen, konzentriert bleiben und den ganzen Ablauf nochmals.
Ich bin ganz erschöpft im Kopf.
Und das ist gut so. Ein Zeichen von vielen, dass du es richtig gemacht hast. Arbeit macht müde und sie macht so richtig müde.

Die Atmung ist neben vielen, anderen Faktoren, mit einer der wichtigsten. Mit der richtigen Atmung geht noch einiges.

Bitte versuche einen immer, immer und nochmals immer gleichen Ablauf für die Schussabgabe zu machen. Ein Ritual, das bei jedem Schuss gleich ist. Ob in den Anschlag gehen, ob Zielvorgang usw. Ebenso und sogar sehr wichtig ist das Nachhalten. Also über den Schuss hinaus zielen. Niemals, auf keinen Fall, unter keinen Umständen direkt nachdem der Schuss bricht, die Waffe absetzen.

Ich will jetzt gar nicht mehr schreiben, sonst lasse ich mich zu einem Buch hinreissen.

Du hast hier eine sehr gut Leistung hingelegt und wenn man bedenkt, dass du noch Anfänger bist … Bravo!
Da geht noch was, aber nur wenn du es willst. Richtig Treffen ist Arbeit.

Bei Fragen, fragen.

Vielleicht sieht man sich ja mal bei einem Training. Ich meine gelesen zu haben, dass du aus Wien kommst.
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trasla
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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Fr 29. Dez 2023, 00:12

Vielen Dank für eure lieben Rückmeldungen und das Bestärken! Und danke McMonkey für die umfangreiche Auseinandersetzung!

Außer der Motivation, fleißig weiter zu üben, nehme ich vor allem den Vorsatz mit, mein Training weiter zu ritualisieren. Ich glaube, das hilft dann auch viel, die Unruhe im Kopf zu reduzieren, wenn ich nicht überlegen muss welche Distanz ich will und wo ich was hin lege etc, sondern das fix ist.
Vielleicht schreibe ich mir selbst eine Art kleines Skript.

Das mit dem Schuss nicht rausbringen stimmt. Das merke ich sogar beim Trockentraining immer mal wieder, dass ich irgendwann ungeduldig durchziehe statt abzusetzen und neu zu starten. Das kann ich also auf jeden Fall schon zu Hause trocken üben und mir besser angewöhnen.

Und ja, würde mich sehr über eine persönliche Begegnung freuen! Ich wohne in Wien, bisher kenne ich nur den Stand vom Seidler, der ist von mir aus sehr gut erreichbar.

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Mi 10. Jan 2024, 09:18

Mein Plan ist, ein eigenes Protokoll für derlei Standbesuche vorzubereiten, damit ich erstens eine stärkere Ritualisierung erreiche und zweitens automatisch strukturierten Platz für Notizen habe. Das ist noch nicht fertig, aber da sich gestern spontan eine Gelegenheit ergeben hat, habe ich unvorbereitet 2 Runden geschossen.

Gedanken-Notizen habe ich diesmal keine, aber den ABlauf und die bisher schon feststehenden Ritual-Elemente trotzdem eingehalten.
Mantis hat auch mitprotokolliert:

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Bei der ersten Runde ist es mir noch recht schwer gefallen, im Kopf bei mir selbst zu bleiben. Die vielen Schüsse um mich herum haben mich abgelenkt, und ich habe gelegentlich dann sogar sowas gedacht wie "Oh, am Stand neben mir wird gerade die Scheibe raus gefahren, jetzt lieber schnell abdrücken ehe mich dann die gleich kommenden Schüsse ablenken". Das war natürlich nicht wirklich förderlich fürs In-mir-ruhen.
So sah die Scheibe aus, Distanz 15m:

Bild

Danach habe ich mir dann eine kurze Verschnaufpause erlaubt und außerdem sind von den anderen welche gegangen, so dass für Runde zwei der Stand weniger voll und demnach auch weniger laut war. Ich hab mir vorgenommen, nicht über das Ergebnis nachzudenken und mir einzureden, dass mir egal sei, wo die Treffer landen, und das einzig zählt dass ichmöglichst gut meine Umgebung ausblende und meinen Kopf leer mache.
Mantis hat wieder kontrolliert:

Bild

Man sieht dass nicht nur der Schnitt besser war und auch der schlechteste Schuss deutlich weniger ruckelig als die niedrigste Wertung der ersten Runde, ich habe auch mit der Hälfte der Schüsse in Runde zwei den besten aus Runde 1 mindestens gehalten. Insbesondere zum Ende hin wurde es ruhiger bei und in mir, das deckt sich mit meinem Gefühl.
Scheibe Nummer 2, ebenfalls 15m:

Bild

Dass ausgerechnet der letzte so tief lag hat mich dann doch geärgert - aber ich war auch sehr froh über die Sammlung an Innenzehnern. Schließlich hab ich mir ja alleine schon mit der Benennung von diesem Thema hier die Messlatte recht hoch gelegt, und so kann ich nun wenigstens beruhigt die Ergebnisse hier teilen.
Fürs nächste Mal hab ich dann hoffentlich schon meine Idee für eine Art kleines Protokoll umgesetzt.

Wie immer sind Anmerkungen, Gedanken und Tipps herzlich willkommen!

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von McMonkey » Mi 10. Jan 2024, 12:50

trasla hat geschrieben:
Mi 10. Jan 2024, 09:18

Scheibe Nummer 2, ebenfalls 15m:

Bild

...so kann ich nun wenigstens beruhigt die Ergebnisse hier teilen...
Kannst du ;)
Es fehlt noch die kontinuierliche Gruppenbildung der Treffer über 2Schuss hinaus. Auch die Konzentrationsspanne hält noch nicht über einen längeren Zeitrahmen an. Das ist aber ganz normal, da du dich noch zu schnell ablenken lässt. Es ist ein Konditionsproblem (Atmung und Konzentration), dem entgegengewirkt werden kann. Mit einer einfachen Atemübung, kann man sehr gut seinen Puls regeln ... runterfahren und sich gleichzeitig "in den Tunnel führen lassen" in dem nur du anwesend bist. In dem es keine Gedanken mehr gibt. An Abzugsfehler für dieses Schussbild, denke ich - aus der Ferndiagnose - nicht. Konzentrier dich auf das Wesentliche, die Atmung, das Timing und das Korn. Die 10er kommen von ganz allein. Wenn das Auge das Korn verlässt und du auf die Scheibe pendelst, dann setze die Waffe ab und fertig machen zum nächsten Versuch. Durch das Pendeln zwischen Korn und Scheibe ermüdet das Auge sehr schnell. Dauert das Pendeln dann noch einen Ticken zu lange, dann geht das Abzugstiming verloren und es setzt eine Kopfbewegung ein. Nur minimal, aber eine Bewegung. Und dann ist er weg, der Schuss. Leg dir einen Zettel aufs Pult. "Das Auge bleibt am Korn". Das hilft.

Und wenn du mal ein Hardcoretraining haben möchtest ...
Schneide dir den 10er und den 9er aus der Scheibe. Spule dein Programm ab und wenn du am Ende ohne Treffer auf der Scheibe nach Hause gehst, dann hast du alles richtig gemacht. Irgendwann wirst nur noch den 10er ausschneiden.

Heim gehen mal ohne Treffer, das kann auch was ;)
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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von Reaper » Mi 10. Jan 2024, 13:40

Ich hab jetzt nur die Überschrift gelesen.

Ein Schützenkamerad macht schon sehr lange Meditation, autogenes Training usw..
Hat früher schon im Winter bei Minusgraden nachts nackt auf dem Balkon geschlafen, hatte schon Grenzerfahrungen ("da war ich zu tief abgetaucht").
Außerdem hat er seit der Jugend Luftgewehr geschossen.

Mittlerweile kommt er einmal im Jahr zum Schießen ins Schützenhaus, um zu gucken ob das KK-Gewehr noch da hin schießt wo er es möchte.
Dann geht er auf die DM des BDS (also Deutschland), und belegt seit Jahren in zwei Disziplinen einen der ersten beiden Plätze.
Ohne dafür vorher trainiert zu haben, einfach durch den Willen seines Geistes.
Der Junge ist ein echtes Phänomen.

Zu mir sagt er, dafür müsse er gar nicht tief einsteigen.
Er würde sich am Stand einrichten, alles zurecht legen, dann braucht er ca. 20 Sekunden und ist auf der entsprechenden Bewußtseinsebene.
Er nimmt nur noch sich, die Waffen und die Scheibe wahr, hört und sieht außen herum nichts mehr.

Wenn ich es nicht selbst wüsste, würde ich es nicht glauben.
"Der Euro muss platzen, sonst finden wir uns in einem sozialistischen Zwangssystem wieder."
(Prof. Max Otte)

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von McMonkey » Mi 10. Jan 2024, 14:59

Reaper hat geschrieben:
Mi 10. Jan 2024, 13:40

Er nimmt nur noch sich, die Waffen und die Scheibe wahr, hört und sieht außen herum nichts mehr.
Stichwort Tunnel! Eine Erfahrung, die man nur schwer beschreiben kann. Ein unglaubliches Gefühl!
Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Mi 10. Jan 2024, 18:26

McMonkey hat geschrieben:
Mi 10. Jan 2024, 12:50

Und wenn du mal ein Hardcoretraining haben möchtest ...
Schneide dir den 10er und den 9er aus der Scheibe. Spule dein Programm ab und wenn du am Ende ohne Treffer auf der Scheibe nach Hause gehst, dann hast du alles richtig gemacht. Irgendwann wirst nur noch den 10er ausschneiden.

Heim gehen mal ohne Treffer, das kann auch was ;)
Das klingt sehr spannend, mann ich mir für die Zukunft als gute Übung fürs Mindset vorstellen. Akut möchte ich aber lieber erstmal mehr Routine in den Ablauf bekommen und immer nachschauen, wo genau die Einschusslöcher sind.

Danke für deine Rückmeldung und Anregungen, mehr auf Atmung und Fokuspunkt achten ist sicher etwas, das ich üben muss.

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Mi 10. Jan 2024, 18:28

Reaper hat geschrieben:
Mi 10. Jan 2024, 13:40

Er nimmt nur noch sich, die Waffen und die Scheibe wahr, hört und sieht außen herum nichts mehr.

Wenn ich es nicht selbst wüsste, würde ich es nicht glauben.
Danke für die Erzählung!
Das wäre natürlich ein Traum, irgendwann mal in die Nähe so eines Bewusstseinszustandes zu kommen!

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Re: Zen für Innenzehner

Beitrag von trasla » Mo 15. Jan 2024, 18:09

Ein neuerlicher Standbesuch, recht spontan und in einem emotional aufgewühlten Zustand auf der Suche nach Ablenkung.
Keine idealen Bedingungen für schöne Ergebnisse aber kann ja auch spannend sein die Auswirkungen auf die Konzentration zu betrachten.

Aufbau und Vorbereitung klappt schon routiniert, diesmal inklusive Notizzettel bereit legen und vorher zwei mal trocken abziehen.

Die Mantis Aufzeichnung:

Bild

Meine Notizen:
Schuss | Mantis Punkte | Ringe | Richtung Abweichung | Notizen

1 | 97,5 | 9 | oben rechts | wackelig, Schwierigkeiten die Hände ruhig zu halten
2 | 97,4 | 9 | unten links | stabiler, aber lange gebraucht
3 | 97,3 | 9 | oben links | beim Abdrücken nach links gezuckt
4 | 98,9 | 9 | unten | bewusst dran gedacht nach dem Schuss auf dem Ziel zu bleiben
5 | 89,4 | 10 | oben rechts | bewusst nachgehalten aber lange gebraucht
6 | 95,3 | 10 | rechts | gefühlt nach unten gezuckt / in den Schuss gefallen
7 | 94,8 | 10 | rechts | sehr stabiles, ruhiges Gefühl
8 | 96,0 | 7 | unten links | Fokus verloren, abgesetzt und neu angefangen, dann aber hektisch geschossen
9 | 94,4 | 8 | unten | über vorherigen Schuss geärgert, innerlich wiederholt "Auge bleibt am Korn"
10 | 96,8 | 9 | rechts | stabiles, ruhiges Gefühl

Die Scheibe sah dann so aus:

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Anmerkungen, Kommentare und Hinweise sind wie immer sehr willkommen.

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