Re: Wie geht man als Eltern mit den selbsternannten Öko-Gretas um?
Verfasst: Mo 22. Apr 2019, 10:57
Klima- und Gletschervergleiche werden gerne gegenüber der kleinen Eiszeit in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundert gemacht um die Dramatik zu zeigen.
Interessant sind jedoch die Auswertungen von historischen Berichten, zB der Alm-anach des südl.OÖ. Da liest man dramatische Berichte über die einbrechende Zeit Eiszeit, wie Almen vom Eis überdeckt werden, die jetzt wieder ausapern.
Ein anderes gut dokumentiertes Beispiel ist der Bergbau:
https://docplayer.org/14085792-Ausgabe- ... o-4-9.html Seite 4
Marktgemeinde Berichte Info Jänner/Februar 2007
24 Winter ohne Schnee
Kaum ein Thema hat den heurigen Winter so geprägt wie die Diskussion um Klima oder Schneemangel, auch bei uns. Dankenswerter Weise hat uns Prof. Fritz Gruber (er hat auch die Rauriser Chronik Bergbaugeschichte geschrieben) eine interessante Studie dazu übersandt.
Zwischen 1516 und 1540 gab es in Gastein 24 schneelose Winter, belegt Prof. Fritz Gruber in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die Diskussion über das Ausbleiben von genügend Schnee während der Wintermonate ist keine, die erst jetzt geführt wird, weil der Skitourismus davon betroffen ist. Vor fast einem halben Jahrtausend etwa ächzte die Bergwerksbranche unter diesem Phänomen.
Prof.Dr. Fritz Gruber, langjähriger Direktor des Montanmuseums in Böckstein, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Gasteiner Bergbaugeschichte. Die lückenlosen Aufzeichnungen haben ihn dabei auch zur Klimasituation geführt.
Erztransport mit Wagen war teuer
Anfang des 16. Jahrhunderts gab es völlig normale Wintermonate, erzählt Fritz Gruber, der dabei auf Aufzeichnungen des Mauteinnehmers bei Lend verweist. Dann aber kam eine extrem schneelose Zeit. Zwischen den Jahren 1516 und 1540 gab es im Gasteinertal durchgehend 24 schneelose Winter, wie aus der Bergbauchronik eindeutig hervorgeht: Item so seint von anno 1516 bis auf 1540ste Jahr solche ringe Winter gewesen, dass bei dem Land kein Schne gebliben, sonder den ganzen Winter mit Wägen fahrn miessen, also das Anpau verderbt.
Diese Tatsache wurde vor allem deshalb so umfangreich behandelt, weil der Transport des Erzes mit Wägen etwa doppelt so teuer kam, wie das Wegfahren mit dem Schlitten.
Unter "Anbau verderbt" ist die vergebliche Mühe beschrieben, den Winterweizen anzubauen, der ohne die schützende Schneedecke nicht überleben konnte. Jetzt könnte man meinen, das Fehlen des Schnees während dieser 24 Jahre habe sich auf den Talboden beschränkt. Prof. Fritz Gruber aber hat viele Anhaltspunkte gefunden, dass dem nicht so war.
* In den Aufzeichnungen über den Bergbau in und rund um Gastein (und Rauris) sind immer auch markante Lawinenabgänge und -unglücke beschrieben, für die Zeit zwischen 1516 und 1540 fehlen solche völlig!
* Manche, zumeist sehr hoch gelegene Bergwerke, waren während der Wintermonate geschlossen. Der Betrieb musste von den Betreibern aber kostenpflichtig abgemeldet werden, was man "Freiung" nannte. Fritz Gruber: "Die letzte Freiung beim Bergrichter wegen schnee und eis in dieser Periode aber datiert aus dem Jahr 1515. Sie betraf die Grube St. Cunigund in Rauris.
"Sackzüge" mit Schweinshäuten
* Zum dritten fehlen für diesen Zeitraum sämtliche Hinweise auf den so genannten Sackzug: Alles Erz wurde vor den Ganzjahres-Gruben zwischengelagert und erst im Winter in Schweinshautsäcken über eine bobbahnähnliche Rutschbahn zu Tal gezogen. Das war natürlich aber nur bei entsprechender Schneelage möglich. Fritz Gruber hat dazu einen Bericht entdeckt, der das benachbarte Raurisertal betrifft: Demnach bekam der betreffende Gedinger vom Sunblick ziehen, dragen und füern des Erzes für einen Kübel 28 Pfennig. Das bedeutet also: Zwischen dem eisbedeckten Sonnblick und der Möglichkeit, das Erz ab Kolm-Saigum mit dem Wagen zu fahren, mussten die Männer es - wohl zweifelsfrei mittels Saumtier - tragen. Daraus folgert Fritz Gruber: Das Steilstück zwischen Kolm-Saigurn und etwa dem heutigen
Wälder wurden abgeholzt
Naturfreundehaus (Neubau) in 2.200 Metern Seehöhe musste damals gänzlich oder zum Großteil schneefrei gewesen sein, ansonsten hätte man niemals den teuren Trage-Transport mit Pferden gewählt."
* Ein weiteres Indiz, dass es Schnee auch nicht in hohen Berglagen gab, ist die Tatsache, dass gerade in dieser Zeit viel von den höchstgelegenen Gruben Schareck, Sonnblick und Hocharn die Rede ist, die später aber gar keine Erwähnung mehr fanden.
Nach den 24 schneearmen bis schneelosen Jahren setzten wieder "normale Winter" ein. So berichtet Bergrichter Jörg Anichhofer am Dreikönigstag des Jahres 1544, dass ein "großer Schnee" gefallen sei, sodass die hochgelegenen Gruben bis zum Frühjahr stillgelegt werden mussten. Ab diesem Jahr wird in den Aufzeichnungen auch wieder laufend von den Sackzug-Riesen" berichtet. Und es kam wohl auch noch dicker: Im Original-Bergwerksschrifttum ist 1549 erstmals von Schneekragen" die Rede. Das waren unterirdisch angelegte Laufgänge, die die Stolleneingänge mit den nahe gelegenen Berghäusern verbunden haben sie waren absolut sicher vor Lawinen. Überhaupt häufen sich ab 1549 die Berichte über schwere Lawinenabgänge mit großen Schäden. Wohl auch deshalb, weil während der schneelosen Winter die Berghänge für den Bergwerksbetrieb brutal abgeholzt wurden - weit die Menschen nicht mehr annahmen, irgendwann noch von Schnee und Lawinen bedroht zu werden?
Immer wieder schneelose Winter
Fritz Gruber in seinen Aufzeichnungen: "In der Folgezeit überwiegen Berichte über strenge Winter, aber auch wieder schneelose Jahre. Letztere betrafen die Jahre 1674 bis 1677, 1709 bis 1710 und besonders 1763 bis 1766, als das Fehlen des Schnees die Erträge aus dem Gold und Silberabbau entscheidend gemindert hat.
Der damalige Salzburger Industrieminister Bergwerksobmann Anselm Thaddäus Lürzer von Zehendtthal sah im Ausbleiben des Schnees bezeichnenderweise einen Akt von Gotts-Gewalt". Fritz Gruber: In diese Zeit fällt auch der Bau einer Schmelzhütte im bergnahen Böckstein. Durchaus möglich, dass sie vor allem deshalb errichtet wurde, um das Erz nicht teuer mit Wägen nach Lend transportieren zu müssen, weil der Schnee für den Schlittentransport gefehlt hat."
Interessant sind jedoch die Auswertungen von historischen Berichten, zB der Alm-anach des südl.OÖ. Da liest man dramatische Berichte über die einbrechende Zeit Eiszeit, wie Almen vom Eis überdeckt werden, die jetzt wieder ausapern.
Ein anderes gut dokumentiertes Beispiel ist der Bergbau:
https://docplayer.org/14085792-Ausgabe- ... o-4-9.html Seite 4
Marktgemeinde Berichte Info Jänner/Februar 2007
24 Winter ohne Schnee
Kaum ein Thema hat den heurigen Winter so geprägt wie die Diskussion um Klima oder Schneemangel, auch bei uns. Dankenswerter Weise hat uns Prof. Fritz Gruber (er hat auch die Rauriser Chronik Bergbaugeschichte geschrieben) eine interessante Studie dazu übersandt.
Zwischen 1516 und 1540 gab es in Gastein 24 schneelose Winter, belegt Prof. Fritz Gruber in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die Diskussion über das Ausbleiben von genügend Schnee während der Wintermonate ist keine, die erst jetzt geführt wird, weil der Skitourismus davon betroffen ist. Vor fast einem halben Jahrtausend etwa ächzte die Bergwerksbranche unter diesem Phänomen.
Prof.Dr. Fritz Gruber, langjähriger Direktor des Montanmuseums in Böckstein, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Gasteiner Bergbaugeschichte. Die lückenlosen Aufzeichnungen haben ihn dabei auch zur Klimasituation geführt.
Erztransport mit Wagen war teuer
Anfang des 16. Jahrhunderts gab es völlig normale Wintermonate, erzählt Fritz Gruber, der dabei auf Aufzeichnungen des Mauteinnehmers bei Lend verweist. Dann aber kam eine extrem schneelose Zeit. Zwischen den Jahren 1516 und 1540 gab es im Gasteinertal durchgehend 24 schneelose Winter, wie aus der Bergbauchronik eindeutig hervorgeht: Item so seint von anno 1516 bis auf 1540ste Jahr solche ringe Winter gewesen, dass bei dem Land kein Schne gebliben, sonder den ganzen Winter mit Wägen fahrn miessen, also das Anpau verderbt.
Diese Tatsache wurde vor allem deshalb so umfangreich behandelt, weil der Transport des Erzes mit Wägen etwa doppelt so teuer kam, wie das Wegfahren mit dem Schlitten.
Unter "Anbau verderbt" ist die vergebliche Mühe beschrieben, den Winterweizen anzubauen, der ohne die schützende Schneedecke nicht überleben konnte. Jetzt könnte man meinen, das Fehlen des Schnees während dieser 24 Jahre habe sich auf den Talboden beschränkt. Prof. Fritz Gruber aber hat viele Anhaltspunkte gefunden, dass dem nicht so war.
* In den Aufzeichnungen über den Bergbau in und rund um Gastein (und Rauris) sind immer auch markante Lawinenabgänge und -unglücke beschrieben, für die Zeit zwischen 1516 und 1540 fehlen solche völlig!
* Manche, zumeist sehr hoch gelegene Bergwerke, waren während der Wintermonate geschlossen. Der Betrieb musste von den Betreibern aber kostenpflichtig abgemeldet werden, was man "Freiung" nannte. Fritz Gruber: "Die letzte Freiung beim Bergrichter wegen schnee und eis in dieser Periode aber datiert aus dem Jahr 1515. Sie betraf die Grube St. Cunigund in Rauris.
"Sackzüge" mit Schweinshäuten
* Zum dritten fehlen für diesen Zeitraum sämtliche Hinweise auf den so genannten Sackzug: Alles Erz wurde vor den Ganzjahres-Gruben zwischengelagert und erst im Winter in Schweinshautsäcken über eine bobbahnähnliche Rutschbahn zu Tal gezogen. Das war natürlich aber nur bei entsprechender Schneelage möglich. Fritz Gruber hat dazu einen Bericht entdeckt, der das benachbarte Raurisertal betrifft: Demnach bekam der betreffende Gedinger vom Sunblick ziehen, dragen und füern des Erzes für einen Kübel 28 Pfennig. Das bedeutet also: Zwischen dem eisbedeckten Sonnblick und der Möglichkeit, das Erz ab Kolm-Saigum mit dem Wagen zu fahren, mussten die Männer es - wohl zweifelsfrei mittels Saumtier - tragen. Daraus folgert Fritz Gruber: Das Steilstück zwischen Kolm-Saigurn und etwa dem heutigen
Wälder wurden abgeholzt
Naturfreundehaus (Neubau) in 2.200 Metern Seehöhe musste damals gänzlich oder zum Großteil schneefrei gewesen sein, ansonsten hätte man niemals den teuren Trage-Transport mit Pferden gewählt."
* Ein weiteres Indiz, dass es Schnee auch nicht in hohen Berglagen gab, ist die Tatsache, dass gerade in dieser Zeit viel von den höchstgelegenen Gruben Schareck, Sonnblick und Hocharn die Rede ist, die später aber gar keine Erwähnung mehr fanden.
Nach den 24 schneearmen bis schneelosen Jahren setzten wieder "normale Winter" ein. So berichtet Bergrichter Jörg Anichhofer am Dreikönigstag des Jahres 1544, dass ein "großer Schnee" gefallen sei, sodass die hochgelegenen Gruben bis zum Frühjahr stillgelegt werden mussten. Ab diesem Jahr wird in den Aufzeichnungen auch wieder laufend von den Sackzug-Riesen" berichtet. Und es kam wohl auch noch dicker: Im Original-Bergwerksschrifttum ist 1549 erstmals von Schneekragen" die Rede. Das waren unterirdisch angelegte Laufgänge, die die Stolleneingänge mit den nahe gelegenen Berghäusern verbunden haben sie waren absolut sicher vor Lawinen. Überhaupt häufen sich ab 1549 die Berichte über schwere Lawinenabgänge mit großen Schäden. Wohl auch deshalb, weil während der schneelosen Winter die Berghänge für den Bergwerksbetrieb brutal abgeholzt wurden - weit die Menschen nicht mehr annahmen, irgendwann noch von Schnee und Lawinen bedroht zu werden?
Immer wieder schneelose Winter
Fritz Gruber in seinen Aufzeichnungen: "In der Folgezeit überwiegen Berichte über strenge Winter, aber auch wieder schneelose Jahre. Letztere betrafen die Jahre 1674 bis 1677, 1709 bis 1710 und besonders 1763 bis 1766, als das Fehlen des Schnees die Erträge aus dem Gold und Silberabbau entscheidend gemindert hat.
Der damalige Salzburger Industrieminister Bergwerksobmann Anselm Thaddäus Lürzer von Zehendtthal sah im Ausbleiben des Schnees bezeichnenderweise einen Akt von Gotts-Gewalt". Fritz Gruber: In diese Zeit fällt auch der Bau einer Schmelzhütte im bergnahen Böckstein. Durchaus möglich, dass sie vor allem deshalb errichtet wurde, um das Erz nicht teuer mit Wägen nach Lend transportieren zu müssen, weil der Schnee für den Schlittentransport gefehlt hat."