Hallo,
Ich bin gerade dabei die 8x50R M93 möglichst authentisch zu laden. Ich habe mir dazu einige der sündhaft teuren (1,3 Eur/ Stk) Dorfner Geschosse gekauft. Diese haben ca. 225 gr und haben im hinteren Bereich einen Durchmesser von .325 Zoll. Es sind wirklich schön anzusehende TM Rundkopfgeschosse mit Flachboden; sie kommen den originalen Geschossen der 8x50R M93 recht nahe.
Von einem guten Freund habe ich mir einen 8x50R Matrizensatz von RCBS ausgeliehen, 25 Stk. 8x50R Hülsen mit Boxerzündung von Hirtenberger habe ich schon vor Jahren geschenkt bekommen. So machte ich mich mit Freude und Begeisterung ans Laden. Die Hülsen schienen von guter Qualität also habe ich sie alle mal Vollkalibriert und nach dem Egalisieren und Entgraten des Zündloches, sowie Ablängen der Hülsen kamen die üblichen Schritte um eine Patrone herzustellen.
Beim Geschossetzen kam dann die Überraschung: Ich verspürte keinen Widerstand beim Geschossetzen. Die Geschosse konnten bei ca. 2 Drittel der Hülsen fast von Hand tief in den Hals gedrückt und auch wieder herausgezogen werden!

Total inaktzeptabel - Frust kam auf.
Also wurden die Pulverladungen wieder ausgeleert und die Hülsen einer Nachbearbeitung unterzogen. Ich ging davon aus daß der Aufweiter den Hals etwas zu weit aufweitete und deßhalb die Geschosse zu locker steckten. Also habe ich kurzerhand nochmals, aber ohne Aufweiter kalibriert. Die Geschosse ließen sich aber immer noch viel zu leicht setzen und konnten mit etwas Daumendruck völlig in die Hülsen gedrückt werden.
Nun hatte ich 20 toll aussehende Patronen, geladen mit sündteuren Geschossen, die man mit blosen Händen wieder delaborieren konnte. Ich war nicht gerade erfreut über dieses Ergebnis. Da ich am nächsten Tag aber unbedingt meinen Steyr M95 Stutzen, in dem für mich neuen Kaliber 8x50R testen wollte habe ich die Munition trotzdem verwendet. Ich habe dazu ganz vorsichtig einzeln geladen ohne den Laderahmen zu verwenden da mir sonst die Patronen wohl durch den Rückstoß im Magazin auseinandergefallen wären. Das Ergebnis war, wie schon fast zu erwarten, sehr ernüchternd. Verladen hatte ich 43gr N140 - sicher nicht zu wenig aber auch noch nicht zu viel Pulver für diese Geschosse. Bedingt durch den praktisch nicht vorhandenen Ausziehwiederstand und die recht niedrigen Temperaturen am Schießplatz (-10°C) zischte es gewaltig bei jedem Schuß aus dem Verschluß, die Hülsen waren völlig verschmaucht und beim 6 Schuß hatte ich ein Geschoss im Übergangskegel stecken. Das Pulver hatte nicht durchgezündet sondern war nur leicht engekokelt und verklumpt, das Zündhütchen hatte das Geschoss in den Übergang getrieben wo es stecken blieb nachdem das Pulver nicht weiterbrannte. Mit einem von der Mündung her eingeführten Putzstock war das Missgeschick zwar rasch beseitigt aber meine Leidenschaft für dieses Kaliber bekam einen ordentlichen Dämpfer und die Enttäuschung über die so sorgsam vorbereiteten Hirtenberger Hülsen war groß.
Doch bereits hier aufzugeben wäre schmälich, also am nächsten Abend wieder an die Werkbank gesetzt und etwas nachgedacht. Messungen und Versuche mit Dummypatronen zeigten mir daß es mit den Hirtenberger Hülsen wirklich nicht geht.
Also habe ich mich meinem rießigen Vorrat an originalen 8x56R Hülsen zugewendet (Ich lade dieses Kaliber mit sehr gutem Erfolg schon seit Jahren). Flugs waren ein paar 8x56R Hülsen mittels 8x50R Kalibriermatrize umgeformt, die Hälse passend abgelängt und Geschosse gesetzt und siehe da: sie saßen bombenfest und die Patronen ließen sich ganz normal in meinen Stutzen laden.
Diese Woche werde ich noch eine größere Menge Hülsen umformen und am Wochenende dann die damit geladene Munition erproben. Vom theoretischen Standpunkt sieht es schon mal viel besser aus.
Meiner Meinung nach ist die 8x50R Hülse mit ihrem kurzen Hülsenhals generell etwas problematisch was den Geschossitz betrifft. Das in Verbindung mit einem wirklich langen Übergangskegel der Steyr M95 Läufe benötigt ein paar Kniffe um einen sauberen Gasdruckaufbau zu erreichen. In meinem Fall hoffe ich diesem Problem von drei Seiten entgegen zu treten. Die aus 8x56R Hülsen umgeformten Hülsen sind im Halsbereich dickwandiger und halten das Geschoss schon bedeutend fester, dann habe ich sie um ca. 2mm länger gelassen (also eigentlich 8x52R), was auch einen etwas festeren Halt bewirkt und schließlich die Verwendung von Berdan Zündern. Diese haben einen deutlich intensiveren Anzündstrahl bedingt durch zwei Löcher und ein höheres Zündsatzgewicht. Man kann sie meiner Erfahrung nach mit starken Magnumzündern vergleichen.
Weitere Berichte werden folgen.