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Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

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Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von 19er-schual » So 11. Sep 2016, 13:17

Da ich schon nahezu jede Informationen aufgesaugt habe die ich finden konnte, jedoch da selbst die Expertenmeinungen von mit der Bürste ausputzen bis zu tief fräsen und oder nachher sogar noch die Zündbohrung entgraaten.

Jetzt zu meiner Frage merkt man unterschiede bei verschiedenen Zündglocken tiefen?
Geht es dabei primär um den Durchmesser der Zündglocke?
Macht es einen Unterschied ob geplant wird die wiedergeladene Munition anschliessend in Selbstladebüchsen (AUG,AR15) zu verschiessen wo mann das Zündhütchen ja behauptungen zufolge weiter versenken und auch härtere wählen sollte?

Oder ist der Bearbeitungsgrad vom Anwendungsbereich abhängig ? Bzw was ist wo sinnvoll?

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von impact » So 11. Sep 2016, 14:43

Ich hab leider noch keine Tests diesbezüglich gemacht, weil die Lapua Hülsen die ich habe schon sehr saubere Zündlöcher und -glocken hat, da hat ein Zündglockenfräser kaum mehr Material weggenommen, und das auch nur beim ersten oder zweiten abfeuern.
Die Löcher sind auch sehr sauber, weil sie gebohrt werden, und nicht gestanzt. Das ist bei vielen Herstellern anders.

Die idee ist durch eine saubere Zündglocke einen möglichst regelmäßigen Zündhütchensitz zu haben, sodass alle die gleiche Tiefe haben, und alle satt und plan mit allen 3 Stützfüßen des Ambosses aufliegen.
Wenn die Zündlöcher gestanzt sind bleibt oft ein Grat zurück, der ebenfalls Variationen verursacht.

Diese Faktoren haben Einfluss auf die Regelmäßigkeit der Zündung, und damit im Effekt in erster Linie Einfluss auf die regelmäßigkeit der V0.
Auf 100m ist es vermutlich zu vernachlässigen, wenn du aber auf große Distanzen die vertikale Streuung etwas zähmen willst kann es helfen. Wie gesagt, bei Lapua Hülsen ists möglicherweise selbst da verschwendete Zeit.
Das gilt in erster linie für Präzisionsbüchsen.

Bei Halbautomaten ist noch wichtig, dass das Zündhütchen tief genug sitzt, damit sie nicht vom Verschluss beim Zuschnellen gezündet werden können. Das heißt aber nicht, dass sie extra tief sein müssen, nur das Halbautomaten weniger verzeihen sollte ein Zündhütchen mal plan mit dem Boden abschließen oder gar drüber stehen (ist mir bisher noch nicht passiert).

Ob dein Halbautomat die Präzision liefern kann die notwendig ist um sich über sowas den Kopf zu zerbrechen ist eine andere Geschichte, hier steht sicher die Sicherheit im Vordergrund und eine harmonierende Kombination aus Lauf, Geschoss, Pulver und -menge, Zünder und Hülse.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von BigBen » So 11. Sep 2016, 16:01

Also ich hab mittlerweile ein paar Tausend Schuss Präzimunition in diversen Kalibern für Langwaffen geladen und noch nie eine Zündglocke gefräst oder entgratet oder irgenwas. Hülsenmaterial Remington, S&B Match und Norma.
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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von Bdave » So 11. Sep 2016, 17:38

Bei meinen Topshot und S&B 223er Hülsen gibts nix zum fräsen, hab ich grad nochmal probiert. Die sitzen Satt an der Fräskopfbegrenzung auf. Die S&B Zünder lassen sich auch einfach setzen, also müsst ich auch nix fasen. D.h. das einzige was ich ev. sinnvol wäre ist die Zündglocken ausputzen, oder?

Bei den S&B 308er Hülsen hab ich dagegen sehr wohl fräsen müssen bzw. hab ich mir die Arbeit einfach angetan, da die Hülsenmenge äußerst überschaubar is.
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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von impact » So 11. Sep 2016, 18:04

Vor allem macht mans ja im Idealfall nur einmal, und dann passts. (außer die Ladungen sind so extrem, dass sehr starke Verformungen, auch an der Basis der Hülse stattfinden)
In einem von Brian Litz Büchern hat er das Thema angeschnitten.
Die Trends waren, dass abhängig von der verwendeten Kombination an Pulver/Zünder/... eine geringe bis deutliche Reduktion von SD und ES bei Hülsen mit gestanzten Zündlöchern zu messen war, wenn die Grate innen entfernt wurden.
"Entgraten" (technisch gesehen eigentlich anfasen) von Hülsen mit gebohrten Zündlöchern dagegen hatten in dem einen gemachten Test sogar höhere Werte bei SD und EX bei den verwendeten Komponenten, und lieferte die besten Werte mit unangetastetem Zündloch.
Ob das für alle Pulver/Geschoss/Zünder Kombinationen gilt ist natürlich offen, deswegen ist ein Chronograph und ein wenig Experimentierfreudigkeit nicht schlecht, denn letztendlich ist entscheidend wie sich DEINE Ladung unter DEINEN gegebenen Umständen verhält, und nicht was die Ladungen von anderen tun. Auch, wenn es, wie gesagt, gewisse Trends gibt.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von DerDaniel » So 11. Sep 2016, 18:33

Meine persönlichen paar ct dazu:
Wenn man nicht nahe an den 100% Ladedichte arbeitet, ist das ganze Thema ziemlich uninteressante, da durch Schussposition, Repetierbewegung und Rückstoß (bei mehreren Schüssen) das Pulver sonst wie in der Hülse rum liegt und daher den Zündstrahl nicht unerheblich beeinflusst.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von Fritzchen » So 11. Sep 2016, 20:01

Es gibt manchmal noch das Argument dass der Dreck des alten Zündhütchens ein bündiges Setzen verhindert.
Naja - mag sein aber nach dem Ultraschallreinigen ist die Zündglocke auch sauber bzw das Gerät läuft solange bis sie sauber sind.
Ich reinige mit Zitronensäure und lasse sie erst etwas einweichen bevor ich den Schall einschalte. Dann reichen 20 Minuten in der Regel.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von Bdave » So 11. Sep 2016, 20:20

Hat schon mal jemand die Unterschiede in der Praxis getestet? Super cool gepimpte Zündglocken und -löcher gegen dreckige Dinger von der Stange? Ich mein, in welchen Dimensionen reden wir da?
Wenn ich mir bei über Tausend 223er Hülsen die Bearbeitung der Zündglocke sparen kann, dann is das schon ein nicht unwesentlicher Zeitfaktor. Vor allem, weil die Hülsen ja im Halbautomaten schneller verschleißen?
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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von doc steel » Mo 12. Sep 2016, 13:04

Fritzchen hat geschrieben:Es gibt manchmal noch das Argument dass der Dreck des alten Zündhütchens ein bündiges Setzen verhindert.
Naja - mag sein aber nach dem Ultraschallreinigen ist die Zündglocke auch sauber bzw das Gerät läuft solange bis sie sauber sind.
Ich reinige mit Zitronensäure und lasse sie erst etwas einweichen bevor ich den Schall einschalte. Dann reichen 20 Minuten in der Regel.
Ich kann aus Erfahrung nur von KW-Hülsen sprechen.
Im speziellen sinds die S&B Hülsen die den Wiederlader ein wenig verzweifeln lassen.
Die kommen mit unterschiedlich großen Zündlöchern daher. Normale S&B haben ein großes , die Non-Tox S&B ein kleines Zl.
Dann sind sie meistens zu seicht. Genaugenommen werden sie zum Zündglockenboden etwas enger, weil dort keine scharfe Ecke sondern fast eine Hohlkehle besteht.
Bis zur Hälfte der Tiefe hat der Fräser kaum Widerstand und ab der zweiten Hälfte muss man dann schon mit deutlich mehr Druck arbeiten.

Zum Zündloch ist zu sagen, dass die S&B innen häufig einen deutlichen Grat haben.
Der kann den Zündstrahl wie ein Spoiler ablenken.
Bei der Kürze des Pulverraums wirkt sich das natürlich nicht so aus wie bei einer längeren Hülse (z.b. .357 oder .44 Magnum).
Da macht das Fräsen durchaus Sinn, wenn man keine reingewürgten sondern satt gesetzte Zünder haben möchte.
Dabei hat sich schon des öfteren herausgestellt, dass eine Hülse mit einem vermeintlich kleinen Zündloch in Wirklichkeit einen relativ massiv umlaufenden Grat hat.
Geht man dann mit dem Zündloch-Entgrater ran spürt man nur einen sehr kleinen Widerstand und man hat plötzlich eine Hülse mit einem großen Zl.
Ob das Zündhütchen den Grat wegbläst, bezweifle ich. Viel eher kann das der Grund für unregelmäßige Verbrennung sein.
Verbrennungsrückstände im Zh bröseln beim reinigen relativ leicht raus, können aber schon für ein nicht ganz bündiges Setzen verantwortlich sein.

Fazit: Für Massenproduktion ist das Fräsen nicht geeignet.
Bei geringen Mengen hingegen zahlt es sich sicher aus, vor allem macht man es ja nur einmal.
Bdave hat geschrieben:Hat schon mal jemand die Unterschiede in der Praxis getestet? Super cool gepimpte Zündglocken und -löcher gegen dreckige Dinger von der Stange? Ich mein, in welchen Dimensionen reden wir da?
Die Benchrester sind da ganz oarge Fraktion, die machen das und die behaupten auch steif und fest, dass sie ohne Zündglockenbearbeitung deutlich schlechtere Ergebnisse hätten.
Wenns beim Streukreis auf Millimeter ankommt, wird das schon a Auswirkung haben, kann i ma vorstellen. Aber das is sowieso a andere Liga.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von Bdave » Mo 12. Sep 2016, 13:17

Gut, das heißt aber dann, dass ich mir als "normaler" Schütze der mit dem Halb Automaten ordentlich treffen will die Fräserei sparen kann. Bei 308 tu ichs mir eh an, weil da die Hülsen Menge überschaubar is
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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von doc steel » Mo 12. Sep 2016, 14:08

Ich denke ja, habe aber mit LW wiegesagt (noch) keine Erfahrung im praktischen Bereich.

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Re: Zündglocke bearbeiten wo liegt die Wahrheit

Beitrag von Fritzchen » Mo 12. Sep 2016, 21:48

Soo nun komme ich auch mal wieder dazu was zu schreiben.

S&B Hülsen mag ich garnicht:

Früher hatte ich S&B Hülsen in 8X57 und bei 6,5x55 hatte man schon beim Zündhütchensetzen unterschiedliche Einpresswiederstände. Ebenso danach beim Geschoss setzen.
Das gleiche bei Kurzwaffenhülsen-echt nervig sogar mit S&B Zündhütchen, da ist es noch schlimmer als bei LW-Hülsen

Inzwischen und über die Jahre hab kann ich folgendes berichten.
Ich habe für 8x57 und 357 Magnum bei Geco Hülsen --> sehr zufrieden
Bei 7x64 habe ich RWS und RWS Cineshot Hülsen ---> ebenfalls sehr zufrieden
Bei 223rem, 7x57, 7,5x55, 7,65x53 Prvi Partizan also welche mit nny und mit PPU Stempeln---> sehr gut, teilweise 8 Zyklen drauf und keine Risse.
45ACP Magtech CBC Hülsen. Die sind OK aber net super.

Ich schiesse die alten Kaliber ausser 8x57 und 7x64 in Scheibenladung. Hülsen sind getrimmt und je nach Kaliber aus einem Los und für wettkampf habe ich Hülsen mit max 3 gr Unterschied .

Cineshot Hülsen sind witzig, die sind bspw bei 7x64 63,5mm also trimmen brauch man die nie, nur solten sie ins etwas gleich schwer sein (max 5gr toleranz). Bisher halten sie aber.
LapuaHülsen hab ich auch aber allerdings keine große Stückzahlen ( 40 Stk).

kein Zündglocke fräsen und kein Aussen und Innenabdrehen, mir reicht es wenn ich Gruppen schiesse die sich berühren oder es ein einziges Loch gibt, von demher gibts da net mehr Liebesmühe.

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