Der einfachste und sicherste Weg zur Top-Ladung :)
Verfasst: Mo 19. Apr 2021, 16:25
Hallo zusammen,
jeder Wiederlader kennt das Problem, wenn man "die Ladung" einfach nicht finden kann, wie es einen schier in den Wahnsinn treibt, und man immer weiter probiert und probiert, vlt. sogar hunderte von Schuss testet und dabei den Lauf vernudelt, usw. usf. - genau um das Abzukürzen, darum soll es hier gehen.
Ich wollte einmal "den einfachen Weg" zur richtigen Ladung beschreiben, dem ganzen eine Struktur oder einen Ablauf geben.
Es ist mein derzeitiges Rezept welches ich hier mit Euch teilen und gerne diskutieren möchte.
Um unnötige Diskussionen zu vermeiden:
Hier geht es um Präzisionsladungen für Langwaffen, und wie ich da am Schnellsten zum Ziel komme.
Und mit Präzisionsladungen meine ich konstante Streukreise unter 0,5 MOA.
Den Schützen als Faktor blenden wir dabei jetzt bewusst einmal aus.
Schritt 1: "Crap in, crap out."
(Eigentlich ist das gar nicht Schritt 1, sondern die Basis oder die Grundvoraussetzung die gegeben sein muss. Dies vorausgesetzt, beginnt der eigentliche Prozess erst bei Schritt 2.)
Wer schlechte Komponenten verwendet, wird zu keinem "zufriedenstellenden" Ergebnis kommen.
Das fängt beim Gewehr an (Schaft, Lauf, Abzug, Optik, Auflage) und endet mit den einzelnen Komponenten der Patrone.
Ist wie beim Kochen oder beim Anwenden eines Computerprogrammes, wenn man vorne Mist hineingibt, kommt hinten auch Mist raus.
Schritt 2: Geschossauswahl
Ja, ist bei Schritt 1 mit drin, verdient aber eigene und besondere Betrachtung, weil es wesentlich für das spätere Ergebnis ist.
Alles Andere kann passen, hat bis zu einem gewissen Grad auch einen Spielraum, aber mit Geschossen schlechter Qualität (inkonsistent) wird man nie Top-Streukreise erzielen. Was vielleicht auf 100m noch "irgendwie zusammenfliegt", wird dann spätestens auf 300m und darüber zum Fiasko. Also Geschosse die eine hohe Gleichmäßigkeit aufweisen (und für weiter raus auch einen hohen BC haben dürfen).
Schritt 3: Gleichmäßige V0
Nachdem wir hochwertige und passende Komponenten ausgewählt haben, müssen wir jetzt zuerst eine Ladung entwickeln, die uns eine gleichmäßige V0 gewährleistet.
Wichtig: Die Präzision spielt hier noch keine Rolle, sie wird gar nicht beachtet!
Man kann nicht an mehreren Stellschräubchen gleichzeitig drehen und mehrere Ergebnisse gleichzeitig anstreben, so kommt man nie zum Ziel (sic!), weil diese sich gegenseitig beeinflussen.
Ich habe also Geschoss A und Lauf B und habe mich für Pulver C entschieden, nun muss ich eine Ladung entwickeln die eine möglichst gleichmäßige V0 hat.
Angestrebt wird eine Schwankung von 3m/s oder so nahe dran wie möglich.
Wie erreiche ich eine gleichmäßige V0? - "Ganz einfach", durch eine gleichmäßige Verbrennung.
Diese wird beeinflusst durch die Pulverwahl, die zum Lauf und Geschoss passen muss (z.B. im QL auf 100% Abbrand achten), der Pulvermenge (dto. QL), einem gleichmäßigen Hülsenvolumen (Hülsenquali), einem gleichmäßigen Zündstrahl (ZH!-Quali), einem gleichmäßigen Ausziehwiderstand (Hülsenquali), das dürfte es so ziemlich sein.
Schritt 4: Präzision
Warum kommt die erst zum Schluss?
Ganz einfach, weil die ersten drei Schritte die Basis dafür bilden.
Wurde bei den Schritten 1 bis 3 nicht sauber gearbeitet, wird man nie eine konstante Präzision erreichen.
Vlt. fliegen einmal zwei oder drei Schuss zusammen, aber spätestens der Nächste ist dann wieder weg und man wundert sich warum, dann heißt es: Zurück an den Anfang.
Wie erreiche ich jetzt Präzision, wenn alles Andere stimmt?
Das Schlüsselwort lautet "Schwingung", oder Vibration, oder Resonanz, oder oder oder.
Der Lauf wird durch das Geschoss, welches mit hohem Druck durch den Lauf gepresst wird, gleich in mehreren Richtungen in Bewegung versetzt. Wie, wo, warum lassen wir jetzt mal bewußt weg, es spielt für das Ergebnis keine Rolle.
Man kann diese Schwingungen ein Stück weit unterdrücken (kürzerer Lauf, dickerer Lauf, usw.), was bei der Präzision hilfreich ist, aber ganz weg kriegt man sie nicht und sie hat den maßgeblichen Einfluss auf die Präzision.
Wenn sich also der Lauf im Schuss bewegt, bewegt sich auch jedes Mal die Laufmündung, d.h. die Richtung in die die Mündung zeigt variiert, man spricht hier vom Abgangswinkel.
Das Ziel ist es also, bei jedem Schuss, in dem Moment in dem das Geschoss den Lauf verlässt, den immer gleichen Abgangswinkel herzustellen.
Stellt Euch eine Schlangenbewegung oder eine Sinuskurve vor.
Idealerweise passiert das Geschoss die Mündung in dem Moment, in dem eine der Spitzen der Kurve erreicht ist (geringste Bewegung pro Zeit).
Wie kann ich diesen Moment beeinflussen?
Wieder ganz einfach, durch die Setztiefe des Geschosses.
Benchrester mit besonders stabilen und dicken Patronenlagern und Läufen, die eine Menge Druckreserve haben, setzen ihre Geschosse gerne direkt in die Züge und Felder, um so den rotationslosen Geschossweg zu minimieren und hoffentlich das Optimum an Präzision herauszuholen.
Das mache ich nicht.
Bei meinen (Nicht-Magnum-) Kalibern bestimme ich zuerst die OAL bei der das jeweilige Geschosse in den Zügen und Feldern ansteht (Hornady Length Gauge) und ziehe davon 0,5mm ab (Vorsicht bei Gewehren mit Magazinen, dort kann dies der limitierende Faktor sein!), das ist mein "Startpunkt".
Nun setze ich das Geschoss schrittweise jeweils um 0,2mm zurück und mache mit jeder OAL drei Patronen (Jeder kann gerne mehr machen, für mich sind halt drei das unterste Limit).
Also drei Patronen mit -0,5mm, drei mit -0,7mm, drei mit -0,9mm, usw., das kann bis -2,0mm und mehr sein, ganz unterschiedlich.
Vorsicht mit Ladungen bei denen Ihr nahe der Druckgrenze seid, durch das Zurücksetzen erhöht sich halt auch der Druck kontinuierlich.
Jetzt schieße ich also mit jeder Ladung Gruppen und schaue welche am engsten beisammen sind (eine Patrone vorneweg ohne Wertung als Opfergabe für St. Ölschuss).
Habe ich mit -1,2mm noch keinen Erfolg, reduziere ich nochmal die OAL und schaue was passiert.
Jetzt wähle ich die engsten Gruppen aus, die meine Mindestpräzision erreichen (z.B. unter 10mm auf 100m) und teste mit 5 oder 6 Patronen noch mal.
Sollte dies nicht zum Erfolg führen, variiere ich die Pulvermenge oder (im schlimmsten Fall) probiere ich ein anderes Pulver.
Conclusio:
Bei Einhaltung dieser vier Schritte erreiche ich mit höchstens 50 Patronen mein Ziel, eine Ladung zu finden, die unter 0,5 MOA schießt.
Wer es bis hierher geschafft hat, die Diskussion ist eröffnet.
jeder Wiederlader kennt das Problem, wenn man "die Ladung" einfach nicht finden kann, wie es einen schier in den Wahnsinn treibt, und man immer weiter probiert und probiert, vlt. sogar hunderte von Schuss testet und dabei den Lauf vernudelt, usw. usf. - genau um das Abzukürzen, darum soll es hier gehen.
Ich wollte einmal "den einfachen Weg" zur richtigen Ladung beschreiben, dem ganzen eine Struktur oder einen Ablauf geben.
Es ist mein derzeitiges Rezept welches ich hier mit Euch teilen und gerne diskutieren möchte.
Um unnötige Diskussionen zu vermeiden:
Hier geht es um Präzisionsladungen für Langwaffen, und wie ich da am Schnellsten zum Ziel komme.
Und mit Präzisionsladungen meine ich konstante Streukreise unter 0,5 MOA.
Den Schützen als Faktor blenden wir dabei jetzt bewusst einmal aus.
Schritt 1: "Crap in, crap out."
(Eigentlich ist das gar nicht Schritt 1, sondern die Basis oder die Grundvoraussetzung die gegeben sein muss. Dies vorausgesetzt, beginnt der eigentliche Prozess erst bei Schritt 2.)
Wer schlechte Komponenten verwendet, wird zu keinem "zufriedenstellenden" Ergebnis kommen.
Das fängt beim Gewehr an (Schaft, Lauf, Abzug, Optik, Auflage) und endet mit den einzelnen Komponenten der Patrone.
Ist wie beim Kochen oder beim Anwenden eines Computerprogrammes, wenn man vorne Mist hineingibt, kommt hinten auch Mist raus.
Schritt 2: Geschossauswahl
Ja, ist bei Schritt 1 mit drin, verdient aber eigene und besondere Betrachtung, weil es wesentlich für das spätere Ergebnis ist.
Alles Andere kann passen, hat bis zu einem gewissen Grad auch einen Spielraum, aber mit Geschossen schlechter Qualität (inkonsistent) wird man nie Top-Streukreise erzielen. Was vielleicht auf 100m noch "irgendwie zusammenfliegt", wird dann spätestens auf 300m und darüber zum Fiasko. Also Geschosse die eine hohe Gleichmäßigkeit aufweisen (und für weiter raus auch einen hohen BC haben dürfen).
Schritt 3: Gleichmäßige V0
Nachdem wir hochwertige und passende Komponenten ausgewählt haben, müssen wir jetzt zuerst eine Ladung entwickeln, die uns eine gleichmäßige V0 gewährleistet.
Wichtig: Die Präzision spielt hier noch keine Rolle, sie wird gar nicht beachtet!
Man kann nicht an mehreren Stellschräubchen gleichzeitig drehen und mehrere Ergebnisse gleichzeitig anstreben, so kommt man nie zum Ziel (sic!), weil diese sich gegenseitig beeinflussen.
Ich habe also Geschoss A und Lauf B und habe mich für Pulver C entschieden, nun muss ich eine Ladung entwickeln die eine möglichst gleichmäßige V0 hat.
Angestrebt wird eine Schwankung von 3m/s oder so nahe dran wie möglich.
Wie erreiche ich eine gleichmäßige V0? - "Ganz einfach", durch eine gleichmäßige Verbrennung.
Diese wird beeinflusst durch die Pulverwahl, die zum Lauf und Geschoss passen muss (z.B. im QL auf 100% Abbrand achten), der Pulvermenge (dto. QL), einem gleichmäßigen Hülsenvolumen (Hülsenquali), einem gleichmäßigen Zündstrahl (ZH!-Quali), einem gleichmäßigen Ausziehwiderstand (Hülsenquali), das dürfte es so ziemlich sein.
Schritt 4: Präzision
Warum kommt die erst zum Schluss?
Ganz einfach, weil die ersten drei Schritte die Basis dafür bilden.
Wurde bei den Schritten 1 bis 3 nicht sauber gearbeitet, wird man nie eine konstante Präzision erreichen.
Vlt. fliegen einmal zwei oder drei Schuss zusammen, aber spätestens der Nächste ist dann wieder weg und man wundert sich warum, dann heißt es: Zurück an den Anfang.
Wie erreiche ich jetzt Präzision, wenn alles Andere stimmt?
Das Schlüsselwort lautet "Schwingung", oder Vibration, oder Resonanz, oder oder oder.
Der Lauf wird durch das Geschoss, welches mit hohem Druck durch den Lauf gepresst wird, gleich in mehreren Richtungen in Bewegung versetzt. Wie, wo, warum lassen wir jetzt mal bewußt weg, es spielt für das Ergebnis keine Rolle.
Man kann diese Schwingungen ein Stück weit unterdrücken (kürzerer Lauf, dickerer Lauf, usw.), was bei der Präzision hilfreich ist, aber ganz weg kriegt man sie nicht und sie hat den maßgeblichen Einfluss auf die Präzision.
Wenn sich also der Lauf im Schuss bewegt, bewegt sich auch jedes Mal die Laufmündung, d.h. die Richtung in die die Mündung zeigt variiert, man spricht hier vom Abgangswinkel.
Das Ziel ist es also, bei jedem Schuss, in dem Moment in dem das Geschoss den Lauf verlässt, den immer gleichen Abgangswinkel herzustellen.
Stellt Euch eine Schlangenbewegung oder eine Sinuskurve vor.
Idealerweise passiert das Geschoss die Mündung in dem Moment, in dem eine der Spitzen der Kurve erreicht ist (geringste Bewegung pro Zeit).
Wie kann ich diesen Moment beeinflussen?
Wieder ganz einfach, durch die Setztiefe des Geschosses.
Benchrester mit besonders stabilen und dicken Patronenlagern und Läufen, die eine Menge Druckreserve haben, setzen ihre Geschosse gerne direkt in die Züge und Felder, um so den rotationslosen Geschossweg zu minimieren und hoffentlich das Optimum an Präzision herauszuholen.
Das mache ich nicht.
Bei meinen (Nicht-Magnum-) Kalibern bestimme ich zuerst die OAL bei der das jeweilige Geschosse in den Zügen und Feldern ansteht (Hornady Length Gauge) und ziehe davon 0,5mm ab (Vorsicht bei Gewehren mit Magazinen, dort kann dies der limitierende Faktor sein!), das ist mein "Startpunkt".
Nun setze ich das Geschoss schrittweise jeweils um 0,2mm zurück und mache mit jeder OAL drei Patronen (Jeder kann gerne mehr machen, für mich sind halt drei das unterste Limit).
Also drei Patronen mit -0,5mm, drei mit -0,7mm, drei mit -0,9mm, usw., das kann bis -2,0mm und mehr sein, ganz unterschiedlich.
Vorsicht mit Ladungen bei denen Ihr nahe der Druckgrenze seid, durch das Zurücksetzen erhöht sich halt auch der Druck kontinuierlich.
Jetzt schieße ich also mit jeder Ladung Gruppen und schaue welche am engsten beisammen sind (eine Patrone vorneweg ohne Wertung als Opfergabe für St. Ölschuss).
Habe ich mit -1,2mm noch keinen Erfolg, reduziere ich nochmal die OAL und schaue was passiert.
Jetzt wähle ich die engsten Gruppen aus, die meine Mindestpräzision erreichen (z.B. unter 10mm auf 100m) und teste mit 5 oder 6 Patronen noch mal.
Sollte dies nicht zum Erfolg führen, variiere ich die Pulvermenge oder (im schlimmsten Fall) probiere ich ein anderes Pulver.
Conclusio:
Bei Einhaltung dieser vier Schritte erreiche ich mit höchstens 50 Patronen mein Ziel, eine Ladung zu finden, die unter 0,5 MOA schießt.
Wer es bis hierher geschafft hat, die Diskussion ist eröffnet.