proton hat geschrieben: ↑Di 14. Mai 2024, 11:36
Hallo,
ich würde gerne meine 45-70 jagdlich verwenden und dazu auch die Geschoße selbst gießen.
Einsatzzwecke wäre Rehwild und Wildschweine.
Die Ladungen werden wohl hinsichtlich Leistung eher an der oberen Grenze angesiedelt sein, damit ich eine möglichst gestreckte Flugbahn bekomme.
Welche Kokillen kommen dabei in Frage?
Welche Legierung bzw. Bleihärte sollte ich anstreben?
Ist Kalibrieren der Geschoße unbedingt notwendig?
Fetten würde ich gerne für den Anfang über "Pan Lube" - scheint mir vergleichsweise wenig (Material bzw. Zubehör) Aufwand zu sein.
Würde mich freuen ein paar Tips zu bekommen.
Vielen Dank,
lg Florian
Servus Florian,
Üblicherweise führt der Einstieg in diese Materie über die Herstellung von .38 und .45 Kurzwaffengeschossen. Gleich am Anfang mit einem Gewehrkaliber zu beginnen halte ich für voreilig und pädagogisch nicht ganz so erfolgversprechend.
ich denke, du solltest dich unbedingt mit einem erfahrenen Gießer aus deinem Wohnungsumfeld zusammentun. So aus dem Nichts kann das Geschossgießen eine wahrhaftig elendige und unbefriedigende Angelegenheit werden, bei der du noch dazu 1 Mio. Fehler installieren kannst. Dadurch vergeht dir dann auch ganz schnell die Freude an dieser wirklich hoch interessanten und vielfältigen Tätigkeit bereits im Start-Stadium und aus dem visionären Traum wird ganz unverhofft eine Totgeburt.

Ich an Deiner Stelle würde für dieses Vorhaben (Reh- und Schwarzwild) erst mal mit der Verwendung von H&N HS-Geschossen beginnen, das geht ganz gut und lässt dir auch Spielraum für eine Wertung, ob die Ergebnisse der Bleigeschossverwendung im jagdlichen Bereich deinen Vorstellungen einigermaßen entsprechen - mal abgesehen davon, dass bei 45-70 der Plan einer "gestreckten Flugbahn" schlichtweg und grundsätzlich utopischen Charakter innehat. Die "gestreckte Flugbahn" musst Du beim Kaliber .45 und den damit verbundenen monströs wirkenden Geschossgewichten künstlich erzeugen/ersetzen. Durch eine gefinkelt am Schießplatz erarbeitete Einschussentfernung (der den Erfordernissen angepasste Hochschuss auf 100 wird zur "eigentlichen Streckung der Flugbahn").
Falls Du Dich aber schon mal ein bisschen standardmäßig vorbereiten möchtest:
a) Einzel- oder Doppelkokille, Geschosskopf möglichst stumpf (FP) mit großer Stirnfläche
b) Passender Kokillengriff (zum Öffnen der Schneidplatte an der Kokille)
c) Schöpfmaß mit geschlossenem Gehäuse (Lyman, RCBS)
d) 2x Stück Schmelztiegel, der erste für das Gießmaterial, der zweite fürs sofortige Neuschmelzen der Abschnitte und schlechten Güsse
e) Schlagstück aus Hartholz (zB die hinteren 30 cm eines ausrangierten Billard-Queues sind hervorragend geeignet)
f) Transportable Doppelkochplatte, ausreichend massiv gefertigt, das Teil sollte schon 15 Kilo Gewicht pro Platte aushalten
g) Material (Blei, Wachs, ausreichend Kalibrierfett, alten großen Esslöffel zum Abziehen der Unreinheiten der Oberfläche)
h) alternatives Fett-Set, flacher Tiegel & Fett (Fa. LEE)
i) ausreichend erläuternde Literatur zum Thema Geschossgießen (Lee, RCBS, Lyman, usw....) zum Einlesen, bevors losgeht!
Es gibt etliche Hersteller von Aluminium-Kokillen, teurere als auch günstige Hersteller (LEE). ich habe (einige) Aluminium als auch (viele) Stahlkokillen im Gebrauch, meiner Meinung nach erlauben Stahlkokillen jedoch gleichmäßigere Ergebnisse beim Gießen, sobald ausreichend Temperatur vorhanden ist. Ich selbst bin ein großer Bewunderer von SAECO und Hensley & Gibbs Kokillen!
Alle Kokillen verlangen jedoch sanfte/kontorllierte Handhabe, weil Kokillen grundsätzlich nur für ganz bestimmte Gewaltakte (Öffnen der Schneidplatte) konstruiert sind, alles andere an Gewalt schadet.
Falls Du Geschosse mit Gas-Check herstellen willst, wirst Du früher oder später um eine Fett- und Kalibrierpresse fast nicht herum kommen (solche Pressen sind allerdings immer wieder mal gebraucht zu günstigen Tarifen zu haben).....
Alles in allem, wirklich keine Angelegenheit fürs "im-Vorbeigehen".......
