hobbycaptain hat geschrieben:das ist genauso BS wie wenn'st meinst in A sind alle Waffenbesitzer FPÖler oder ÖVPler (wenn's Jäger sind). Glaubst dass es keine Roten mit Waffen gibt ? Jede Verallgemeinerung ist Schwachsinn.
Ja eh, aber völlig Unrecht hat er nicht.
Natürlich hat die Industrie eine beträchtliche Meinungsvielfalt und ein paar prominente Ausreißer, aber
im Durchschnitt stehen die Belegschaften im Silicon Valley auf jeden Fall deutlich links von der Gesamtbevölkerung. Niemand bestreitet das, vor allem die Rechte nicht! Ein paar Beispiele aus meinen Bookmarks:
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Falls dir Greenspun oder der Federalist zu hart sind, hier ein
bekannter Unternehmer aus der anderen Ecke (der Interesse daran hat, das Ungleichgewicht kleinzureden):
“There are a lot of people who work in tech who are very progressive-minded, who believe in a strong social safety net, who have very different political beliefs [from the libertarians], and they don’t have a face when we talk about the tech industry,” says Ceglowski.
This isn’t surprising, says Ceglowski. He says that the average tech worker is an “NPR-listener” and that the “weird libertarian” ideology is mostly represented on the venture capitalist side. (Peter Thiel, the face of Silicon Valley techno-libertarianism, backed Trump in the last election.) “When you look at auto workers and the airline industry, you don’t just hear from the owners of the companies,” says Ceglowski. “The workers have their separate voice, and sometimes they agree on issues and sometimes they’re diametrically opposed.”
Hervorhebung von mir.
Aber verschaff dir deinen eigenen Eindruck. Frag den Googler deines Vertrauens oder schau dir einfach die regelmäßigen dicken Kontroversen an. James Damore. Brendan Eich. Der Siegeszug dieser super mühsamen Codes of Conduct. Ayo.js. Curtis Yarvin. LambdaConf. Oder die firmeninternen Diskussionen, die da an die Öffentlichkeit gespült werden. Beispiele:
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Unternehmen wie Google sind aufgrund der Natur ihrer Arbeit sehr anfällig für Stress durch unzufriedene Programmierer. Die Arbeitsumgebung, über die die Presse sich so gerne mokiert (die Gourmetküche in der Kantine, das Gratiscola, der Tischfußball, die Shuttlebusse, "20% der Arbeitszeit für dein persönliches Hobbyprojekt") existieren nicht aus Spaß an der Freude, sondern sind unternehmerischer Hausverstand. Und das reicht auch ins Politische hinein. Zuckerberg zum Beispiel ist bekannt dafür, dass er sich mehr Gedanken über Bedenkenträger im eigenen Fußvolk als über die Öffentlichkeit macht. Kommentare aus den letzten Tagen:
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Einen weiteren Punkt hat Coolhand angeschnitten:
Coolhand1980 hat geschrieben:Das Geschrei der Bessermenschen wäre auf Dauer für den Aktienkurs nicht gut. Da geht's schnell um Milliarden.
Auf der einen Seite steht das Management natürlich den Eigentümern gegenüber in der Pflicht. Die Investition der Aktieninhaber muss geschützt und nach Möglichkeit im Wert gesteigert werden. Dividenden sind zu erwirtschaften. Einen drohender Kursrutsch können die Häuptlinge nicht einfach lässig ignorieren. Drohenden Verlust an öffentlichem Goodwill auch nicht, könnte ja mittelbar zu Umsatzverlust werden.
Ein Großteil der Aktien befindet sich im Besitz von Fonds und anderen institutionellen Großanlegern, denen Tagespolitik an sich wurscht ist, die aber natürlich keine negative öffentliche Aufmerksamkeit wollen. Ein (verglichen mit anderen Unternehmen) überproportional großer Teil der Aktien befindet sich aber daneben im Besitz der Ingenieure, die zu einem gewissen Selbstbewusstsein und zu einem gewissen politischen Selbstbild neigen und mitunter bereit sind, stressigen Anlegeraktivismus zu entfalten.
Nicht zu vergessen, dass bei Google, Facebook usw. die Spitzenmanager selber Großaktionäre sind. Der Skandal um Cambridge Analytica zum Beispiel hat Zuckerberg innerhalb von zwei Tagen 9 Milliarden Dollar an persönlichem Vermögen gekostet. Wenn Page und Brin glauben, dass die Waffenkanäle auf Youtube sie unter Umständen ein paar hundert Millionen kosten könnten, braucht man sich wirklicht nicht wundern, dass die Waffenkanäle rausfliegen.

Auf der anderen Seite geht's auch darum, regulatorische Eingriffe zu vermeiden. Es ist kaum zu übersehen, dass die breite Öffentlichkeit über die diversen Filterblasen und Datenkraken zunehmen unglücklich ist. Da werden gesetzliche Eingriffe diskutiert, die vor zwei oder drei Jahren noch undenkbar gewesen wären. Diese Woche konzentriert sich die Aufmerksamkeit zufällig gerade auf Facebook und Cambridge Analytica, aber langfristig steht Google unter genau so viel Druck, und gerade Youtube ist in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls viel angefeindet worden. Beispiele:
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Die Branche will im Moment einfach nicht so aussehen, als ob sie auf die anschwellende Waffendiskussion nach Florida mit ausgestreckten Mittelfingern reagiert. Kann gut sein, dass die Einschränkungen still und heimlich zurückgenommen werden, wenn sich die Aufregung etwas gelegt hat.