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Gedichte zum 1. Weltkrieg

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Sassoon
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Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Mi 22. Jan 2014, 21:44

Aufgrund des 100-Jahr Jubiläums, und auch zu Ehren der vielen Gefallenen, dachte ich mir, man könnte vielleicht ein bissl Literatur zum Thema Erster Weltkrieg posten.

Hier ein Gedicht von Siegfried Sassoon, das er, als Leutnant der Royal Welch Fusiliers unter dem Eindruck eines Bayonett-Waffendrill-Vortrags geschrieben hat.

THE KISS

TO these I turn, in these I trust—
Brother Lead and Sister Steel.
To his blind power I make appeal,
I guard her beauty clean from rust.

He spins and burns and loves the air,
And splits a skull to win my praise;
But up the nobly marching days
She glitters naked, cold and fair.

Sweet Sister, grant your soldier this:
That in good fury he may feel
The body where he sets his heel
Quail from your downward darting kiss.


Autsch!!!! Der hat als Frontoffizier gewusst, wo es wehtut.
To these I turn, in these I trust—
Brother Lead and Sister Steel.


Siegfried Sassoon, "The Kiss"

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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Do 23. Jan 2014, 23:37

Mir ist keine deutsche Übersetzung bekannt, aber man könnte es ja mal versuchen.

Zu dir hin gehe, dir vertrau ich,
Bruder Blei und Schwester Stahl.
Auf blinde Gewalt, auf blanke bau' ich,
auf dass nicht Rost sie mach' mir schal.

Das Blei mit Drall, es schwirrt auf's Ziel,
Entzweit den Schädel, zu meiner Freud'.
Doch hoch beim Marsch der Truppe fiel
der Glanz des Stahls, nackt, kalt, gebläut.

Du Schwester Stahl, es ist ein Muss,
dass ich im Kampfeszorne spür,
wie Brust und Hals des Feindes hier,
nur wimmern unter deinem Kuss.


Naja, ein bissl holprig, und logischerweise nicht wörtlich, aber ein erster Versuch.
Zuletzt geändert von Sassoon am Fr 24. Jan 2014, 12:26, insgesamt 2-mal geändert.
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Siegfried Sassoon, "The Kiss"

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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von BigBen » Fr 24. Jan 2014, 08:05

Ich finde es äußerst fragwürdig Gefallenen zu Gedenken indem man offensichtlich kriegsverherrlichende, das Sterben und Töten glorifizierende Lyrik wiedergibt.
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Fr 24. Jan 2014, 10:31

BigBen, mercury, es gab einige, viele, Dichter, die im Krieg dienten, und die ihre Erfahrungen, Ängste, auch ihre innere Zerissenheit, in ihrer Sprache, eben der Lyrik, verarbeiteten. Sassoon war nur einer, vielleicht der berühmteste, von vielen. Das Interessante an dieser Kriegslyrik ist, zu beobachten, wie sich der Tonfall von Kriegsbeginn an im Verlaufe des Krieges verändert; von Hurra-patriotisch und "verherrlichend" über sehr realistisch und schockierend, bis hin zu veritabler Anti-Kriegs-Lyrik.
Gerade Sassoon, der von seinen Kameraden "Mad Jack" wegen seines Draufgängertums genannt wurde, ist ein Beispiel für die Zerissenheit. Als er 1916 erkannte, dass alles nur mehr ein sinnloses Abschlachten war, hat er seinen Tapferkeitsorden in den Fluss geworfen und eine Deklaration gegen den Krieg geschrieben, die sogar im britischen Parlament verlesen wurde. Daraufhin hatten die Briten die Wahl, ihn entweder vors Kriegsgericht zu stellen, oder ihn in eine Nervenheilanstalt einzuliefern. Zweiteres ist geschehen. Darüber gibt's einen Roman von Pat Barker mit dem Titel "Regeneration", der auch verfilmt wurde.

"The Kiss" mag auf den ersten Blick gewaltverherrlichend wirken, aber wenn man genauer hinsieht, ist es einfach nur schockierend, wie der Ich-Erzähler der Faszination der Gewalt, dem Sog der Gewalt erliegt. Sassoon hat in seiner Biographie geschrieben, dass er über sich selbst und seine Gefühle nach diesem Bajonett-Drill total schockiert war, so hat er dies dann eben mittels Lyrik verarbeitet.
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von BigBen » Fr 24. Jan 2014, 11:11

Na dann bin ich mal auf die späteren Gedichte gespannt, ein bißchen Anti-Kriegs-Lyrik wäre für den Ausgleich nicht schlecht. Man darf nicht vergessen dass nicht alle Leute die Zusammenhängen kennen bzw. kennen wollen...und so ein Gedicht wie The Kiss in einem Waffenforum..aus dem Kontext gerissen...kann ein schräges Licht auf uns werfen.
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von dpool » Fr 24. Jan 2014, 11:20

Wie wärs wenn man den Thread einfach in Gedichte / Lyrics umbenennt. So könnten auch noch andere Dichter die nichts mit Krieg zu tun haben gepostet werden.

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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Weissi » Fr 24. Jan 2014, 11:20

Gut, ist kein Gedicht, passt aber meines Erachtens auch hier rein; es geht um das Lied "No Man's Land" bzw. "Willie McBride", in der Version von den Dropkick Murphys "Green Fields of France".

Well how do you do, Private William McBride
Do you mind if I sit here down by your grave side?
A rest for awhile in the warm summer sun,
I've been walking all day and I'm nearly done.
And I see by your gravestone that you were only 19
when you joined the glorious fallen in 1916.
Well I hope you died quick and I hope you died clean
Or, William McBride, was it slow and obscene?

Did they beat the drum slowly?
did they sound the pipes lowly?
Did the rifles fire o'er ye as they lowered you down?
Did the bugle sing 'The Last Post' in chorus?
Did the pipes play 'The Flowers o' the Forest'?

And did you leave a wife or a sweetheart behind?
In some faithful heart is your memory enshrined
And though you died back in 1916
To that loyal heart are you always 19.
Or are you just a stranger without even a name
Forever enclosed behind some glass-pane
In an old photograph torn and tattered and stained
And fading to yellow in a brown leather frame?

Did they beat the drum slowly?
did they sound the pipes lowly?
Did the rifles fire o'er ye as they lowered you down?
Did the bugle sing 'The Last Post' in chorus?
Did the pipes play 'The Flowers o' the Forest'?

Well the sun it shines down on these green fields of France,
The warm wind blows gently and the red poppies dance.
The trenches are vanished now under the plough
No gas, no barbed wire, no guns firing now.
But here in this graveyard it is still No Man's Land
And the countless white crosses in mute witness stand.
To man's blind indifference to his fellow man
And a whole generation that was butchered and downed.

Did they beat the drum slowly?
did they sound the pipes lowly?
Did the rifles fire o'er ye as they lowered you down?
Did the bugle sing 'The Last Post' in chorus?
Did the pipes play 'The Flowers o' the Forest'?

And I can't help but wonder now Willie McBride
Do all those who lie here know why they died?
Did you really believe them when they told you the cause?
Did you really believe them that this war would end war?
But the suffering, the sorrow, the glory, the shame -
The killing, the dying - it was all done in vain.
For Willie McBride, it's all happened again
And again, and again, and again, and again.

Did they beat the drum slowly?
did they sound the pipe lowly?
Did the rifles fire o'er ye as they lowered you down?
Did the bugle sing 'The Last Post' in chorus?
Did the pipes play 'The Flowers o' the Forest'?


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Kqba0IUdiBk[/youtube]

Grüße,

Weissi

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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Fr 24. Jan 2014, 11:33

dpool hat geschrieben:Wie wärs wenn man den Thread einfach in Gedichte / Lyrics umbenennt. So könnten auch noch andere Dichter die nichts mit Krieg zu tun haben gepostet werden.


Bin dagegen, wenn ich mir das als Threadstarter mal erlauben darf. Die (Anti-)Kriegslyrik des Ersten Weltkriegs ist ein eigenes Subgenre und gibt soviel her, dass wir dieses Thema endlos diskutieren könnten (warum auch nicht ;-)

Bin aber sehr FÜR deinen Vorschlag, einen eigenen Thread für Gedichte und Lyrics allgemein zu machen.
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von chris34G4 » Fr 24. Jan 2014, 11:41

Ich kann mit Lyrik so überhaupt garnix anfangen, finde es aber sehr interessant wie Sassoon das mit der veränderung der Gedichte beschrieben hat und bin schon auf ein weiteres Gschichtl gespannt. :D
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Fr 24. Jan 2014, 11:54

:clap: Weissi, genial. Klar ist Eric Bogle's Lied ein Gedicht. Ein absoluter Klassiker. Diese Version der Dropkick Murphys kannte ich noch nicht. Kenn auch sonst nix von denen, also vielen Dank für den Tipp. :handgestures-thumbup:

In 1916 war ja diese eine Wahnsinnsschlacht "The Battle of the Somme" mit 1 Mio Toten und Verletzten. Das Lied ist auch deswegen interessant, weil es ein irisches Lied ist (William 'Bobby' McBride ist ja auch ein typisch irischer Name) und weil im selben Jahr zu Ostern in Irland der "Oster Aufstand - the Easter Rising" von den Briten blutig niedergeschlagen wurde. Das heißt also, irische Soldaten dienten in der britischen Armee, die daheim das irische Volk unterdrückte. (Aber das sehen natürlich Briten anders als national gesinnte Iren, Geschichte ist auch hier, wie so oft, eine Münze mit mindestens zwei Seiten ;-)
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Fr 24. Jan 2014, 12:01

chris34G4 hat geschrieben:Ich kann mit Lyrik so überhaupt garnix anfangen, finde es aber sehr interessant wie Sassoon das mit der veränderung der Gedichte beschrieben hat und bin schon auf ein weiteres Gschichtl gespannt. :D

Freut mich. Werd mich bemühen. Das Kriegsbeginn-"Jubiläumsjahr" dauert ja noch lang ;-)
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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von MeanMachine » Fr 24. Jan 2014, 12:05

In Flanders Fields

In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses, row on row,
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

We are the dead. Short days ago
We lived, felt dawn, saw sunset glow,
Loved, and were loved, and now we lie
In Flanders fields.

Take up our quarrel with the foe:
To you from failing hands we throw
The torch; be yours to hold it high.
If ye break faith with us who die
We shall not sleep, though poppies grow
In Flanders fields.

- COL John McCrae (CAN)

Denke kein Lyrik-thread zum WKI kommt ohne "In Flanders fields" aus... Geschrieben 1915 nach der zweiten Flandernschlacht in Ypern.
Zuletzt geändert von MeanMachine am Fr 24. Jan 2014, 12:14, insgesamt 2-mal geändert.
ACHTUNG! Zwang kann Spuren von Müssen enthalten.

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Re: Gedichte zum 1. Weltkrieg

Beitrag von Sassoon » Fr 24. Jan 2014, 12:09

Noch ein Beispiel von Siegfried Sassoon.

The General

‘GOOD-MORNING; good-morning!’ the General said
When we met him last week on our way to the line.
Now the soldiers he smiled at are most of ’em dead,
And we’re cursing his staff for incompetent swine.

‘He’s a cheery old card,’ grunted Harry to Jack
As they slogged up to Arras with rifle and pack.

But he did for them both by his plan of attack.


In einer älteren Version ist die letzte Zeile noch schärfer:

But he murdered them both by his plan of attack.
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