McMonkey hat geschrieben: ↑Di 11. Feb 2020, 12:28
... dass Bernstein brand gefährlich sein kann?
Etwa 1,6 Millionen Tonnen Munition und chemische Waffen schlummern seit über 70 Jahren auf dem Meeresgrund vor den deutschen Küsten in Nord- und Ostsee. Ein riesiges Arsenal versenkter Weltkriegsmunition – Bomben, Granaten, Minen oder Torpedos – sind eine tickende Zeitbombe. Touristen, Muschelsucher, Strandbesucher ahnen die Gefahr nicht. Teile von aufgelösten Weltkriegsbomben werden an Land geschwemmt. Die Substanz hat im feuchten Zustand leider viel
Ähnlichkeit mit Bernstein. Unter Wasser ist Phosphor ungefährlich - erst in Verbindung mit Sauerstoff und einer Temperatur von über 30 Grad entzündet es sich - und erreicht dabei Temperaturen von 1300 Grad. Das kann schlimme Verbrennungen bei Sammlern zur Folge haben.
Nicht nur während der Kriegshandlungen sind die Sprengkörper im Meer versunken, sondern auch durch Munitions-Verklappung, bereits nach dem Ersten und in großem Umfang nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Kapitulation 1945 sollte Deutschland so schnell wie möglich entwaffnet werden. Für die Alliierten stellte sich die Frage, wohin mit den unzähligen Kriegswaffen, die sie noch in den Munitionslagern und Fabriken der Wehrmacht fanden. Die einfachste und praktikabelste Lösung: ab ins Meer damit. Nach dem zweiten Weltkrieg beschlossen die Siegermächte bei der Potsdamer Konferenz, die verbleibenden Chemiewaffenvorräte im Meer zu versenken – eine Lösung, die damals am einfachsten und sichersten schien. Dies geschah hauptsächlich in der Nord- und Ostsee, aber auch entlang der italienischen Adriaküste, im Golf von Genua und an der Côte d'Azur.
Laut Schätzungen wurden unter Mussolinis Regime 12'500 bis 23'500 Tonnen chemische Kampfstoffe produziert. Dazu kommen Bestände, die von Nazi-Deutschland nach Norditalien und von den USA und Grossbritannien in den Süden des Landes gebracht wurden. Allein die USA bunkerten ca. 200'000 chemische Bomben auf süditalienischen Flughäfen. Große Mengen des mörderischen Stoffs liegen in nur 25 bis 30 Meter Tiefe auf dem Grund der Adria, an manchen Orten direkt vor der Küste. Doch dies ist kein Thema, das man öffentlich diskutiert – in Deutschland nicht und auch nicht in Italien. Bevölkerung und Lokalbehörden befürchten, Touristen könnten ausbleiben, wenn publik wird, welche Gefahr unter Wasser lauert.
Die Armeen der Weltmächte entsorgten zwischen 1917 und 1970 systematisch Chemiewaffen aus den Weltkriegen in allen Meeren der Erde. Jetzt rosten die Metallbehälter langsam durch und geben den hochgiftigen Inhalt frei. Senfgas, Phosgen, Tabun, Blausäure, Sarin – die tödlichen Kampfstoffe breiten sich über den Meeresboden aus und bedrohen das gesamte Ökosystem.
Die Altlasten im Meer sind nicht nur für die Fischerei eine Bedrohung. Sie behindern auch immer wieder die Arbeiten an Infastrukturprojekten im Meer. So sind auch Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee gefährdet. Bevor die Windräder ins Wasser gesetzt werden, müssen Taucher Quadratmeter für Quadratmeter nach Munition absuchen. Bei diesen Aufräumarbeiten werden die Taucher sehr oft fündig. Experten weisen darauf hin, dass die Gefahr nicht allein von den chemischen Waffen ausgehe. In der Nord- und Ostsee wurden auch konventionelle Waffen versenkt, darunter schwere Geschütze, Bomben, Unterwasser-Minen und kistenweise Munition. Potentiell könnte eine Explosion eine Kettenreaktion auslösen, welche auf einen Schlag die Strände mit hochgiftigen Stoffen überschwemmen würde.
Wahnsinn!