gewo hat geschrieben:gibt es einen kurs in oesterreich, der als ersthelferkurs im rahmen der gewerberechtlichen bestimmungen gilt und der sachen behandelt die in die richtung gehen?
Also in eine Richtung, die bereits erweiterte Maßnahmen soweit behandelt, dass man diese auch sinnvoll anwenden kann, sicher nicht. Bereits ein 100 Stunden (Anteil Theorie) Rettungssanitäterkurs deckt das längst nicht ab. Du kannst sowohl als Laie als auch als Rettungssani eigentlich nur ganz grobe Diagnosen stellen und ganz grob symptomatisch behandeln. Selbst mit weiterführender Ausbildung kann von diesem Prinzip nur teilweise abgegangen werden. Die präklinischen Möglichkeiten zwecks Diagnostik und Maßnahmen sind nun mal stark eingeschränkt. Das Wichtigste ist das Falsche zu unterlassen. So lange du also nicht sattelfest bist, dh all das gelernt hast, es auch abgrenzen kannst und es beherrscht, ist weniger meistens wirklich mehr. Diverse Maßnahmen erfordern also wirklich fundierte Ausbildung und Übung. Ich bin da ganz bei Wolfgang.
Es gibt aber ein paar Grundregeln, die zu 99,9% greifen:
Herzinfarkt und Schlaganfall:
Oberkörper zumindest leicht erhöht lagern, frischer Sauerstoff ist gut, keinen erhöhten Sauerstoffverbrauch durch zusätzliche Aufregung oder eigenständige Bewegung. Keinesfalls Beine hochlagern, also bloß keine Schocklage.
Starke Blutungen:
Schocklage. Wenn möglich Druckverband, bzw anständig verbinden. Der Puls am Ende der Extremität muss gerade noch tastbar sein. Abbindung ist zwar immer noch besser als verbluten, aber nicht das eigentliche Ziel, da nach kurzer Zeit schon schädlich für die Extremität.
Bewusstlos:
stabile Seitenlage auf einer harten, unnachgiebigen Fläche. Sinn ist, dass der Kopf der tiefste Punkt ist und nicht das Becken. Wie auch immer man das anstellt.
Bewusstlos wegen Schädel- Hirn- Trauma:
Da hilft nur Monitoring und entsprechende Lagerung mithilfe von einer verstellbaren Trage o.ä. und schnellstmögliche Einleitung. Da kannst es eigentlich nur verkehrt machen ohne die nötige Ausrüstung und Ausbildung. Also iZw auch da stabile Seitenlage.
Bewusstloser bekannter Diabetiker nach zu viel Insulin oder zu wenig Nahrung (musst halt die Anamnese dafür kennen, aber vielleicht ist ja jemand zugegen, der ihn kennt und dabei war):
NICHT irgendwas einflößen, du kannst aber wiederholt ein bisschen Zucker zwischen Lippen und Zähne schmieren. Pass dabei auf deine Finger auf, nimm irgendwas relativ Weiches als Beißschuzt (nicht einfach in den Mund fallen lassen).
"Tot":
Herzdruckmassage und Beatmung (Beatmungstuch!)
Verbrennung/Verbrühung:
kühlen, das Wasser soll aber nicht zu kalt sein und zwar ausgiebig, je länger desto besser.
Das wären so die wahrscheinlichsten Szenarien, in die man als Laie schnell mal kommen kann. Abgrenzungen zu kontraindizierenden Krankheits- und Verletzungsbildern sind idR out of reach für den Laien (und ohne entsprechende Mittel auch für den Profi). IdS wirklich so ein Standardkurserl, auch zwecks Verkehrsunfällen etc (wobei die alleinige Helmabnahme mit Vorsicht zu genießen ist, das wird da auch gelehrt, sofern ich mich richtig erinnere).
Bei allen anderen und spezielleren Sachen kannst du also auch mit einem an sich gutem Kurserl nicht viel machen, bzw nur auf Verdacht und da landen wir bei o.g. Leitspruch bezüglich "Falsches unterlassen". Wenn du also einen Kurs besuchst, bei dem Wiederbelebung, stabile Seitenlage und Druckverband lernst, all das immer wieder übst(!), dann hast du schon sehr viel gewonnen. Thoraxpunktion etc ist halt schon etwas an die anderen Skills und auch Hintergrundwissen gebunden. Ausser natürlich, wenn der Patient schon wiederbelebungspflichtig ist, denn toter als tot geht nicht, als ultima ratio geht alles nur Denkbare, doch auch dafür brauchst du zumindest den Ansatz einer Basis.
Vielleicht fragst du mal bei ESA an, ich GLAUBE mich zu erinnern, dass sie damals bei Pistole 1 (Ende 2016) gesagt haben, dass diverse erweiterte Erste Hilfe in einem ihrer Kurse angeboten wird (oder in Zukunft werden soll). Ohne Gewähr bitte, vielleicht auch nur ein Hirngespinst, aber irgendwas wegen dem Thema war da. Bezüglich Schussverletzung speziell aber gibt es präklinisch erst mal eh nichts Besonderes. Stell dir vor, er wäre mit einem Schraubenzieher o.ä. angestochen worden, same shit: da ist ein Loch wo keines hingehört. Rest rein symptomatisch, also Blutung versuchen zu stillen, ggf Schocklage, etc. Es läuft für Laien (präklinisch oft auch für Profis) schlussendlich immer auf die Basics hinaus, die du in so einem 8 Stunden Kurs lernst. Das gilt für die Straße genauso wie für deine Geschäftsräume oder WFS- Kurse.
Ich will dir das nicht madig machen, ich begründe es nur.
Edit: das Wort "Theorie" eingefügt, nicht dass es sonst Missverständnisse gibt.