Helmal hat geschrieben:Sorry bin momentan ziemlich eingespannt.
Also ich hab auf FHs das Gefühl man wird regelrecht durchgetragen. Da gibt es ja dann kommissionelle Prüfungen für Lehrveranstaltungen, etwas das für mich vollkommen neu ist. Und die besteht nunmal wirklich jeder, anderes hab ich nicht erlebt.
Praxisbezug? Alles steht und fällt mit dem LV-Leiter, es ist schlicht die Frage, ob man den Unterricht lebendig gestaltet oder nicht.
Generell bin ich ein Gegner der fortschreitenden Verschulung und halte selbständiges Denken gerade auch in organisatorischen Belangen für unverzichtbar. Der selbst wahrgenommene Befund, dass viele Studierende dazu nicht in der Lage sind, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Anforderungen nunmal Anforderungen bleiben und diese nicht nach unten hin angeglichen werden. Es ist schlicht nicht jeder für ein Hochschulstudium geeignet und die wirklichen Fähigkeiten erkennt man erst, wenn eigenverantwortlich gearbeitet wird. Ich bin nicht nur wahrscheinlich gerade deswegen bei meinen Studierenden beliebt und meine Kurse sind immer übervoll. Man kann also durchaus einiges verlangen, interessanterweise kommen dann aber auch gute Leute, die man fordern und fördern soll. Ich habe da aber auch die Politik des offenen Hauses: So etwas wie Sprechstunden fang ich mir gar nicht erst an, ich bin ja nicht der Herr Oberlehrer vor dem man um den Kniefall nicht herum kommt... An der FH gibt es vielmehr externe Lehre, die gut bezahlt ist aber eben ein Nebengeschäft darstellt. Die wenigsten haben eine pädagogische Ausbildung.
Ich sehe keinen Mehrwert gegenüber einer Uni, jedenfalls nicht soweit ich es beurteilen kann. Zu anderen kann ich mich nicht äußern.
Der wesentliche Unterschied, dass eben nur praxisbezogen und nicht akademisch gearbeitet würde, ist für mich eher bedenklich. Ein dogmatischer Zugang hat noch niemandem geschadet aber schon sehr vielen geholfen.
Liebe Grüße
Ich bin ebenfalls vor ein paar Jahren als Lehrender an einer Universität tätig gewesen, bevor ich dann ich die Wirtschaft gegangen bin. Habe auch FH-Studenten unterrichtet, im technischen Bereich. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die FH schon sinnvoll ist, wenn ein Vorwissen vorhanden ist und die Ausbildung praxisbezogen und kurz sein soll. Wir haben hier in der Steiermark aus diesem Grund beispielsweise viele ausgezeichnete Leute in der Automatisierungsbranche. Das Wissen dieser FH-Abgänger baut aber auf den vorhergehenden Besuch der HTL auf! In den wirtschaftlich-relevanten, praxisbezogenen Bereichen überragen diese Leute jeden Universitätsabsolventen. Ein FH Besuch im Maschinen- und Anlagenbau ohne technische Vorbildung ist meist zu wenig, habe ich gemerkt. Da bin ich von den Studierenden bei der Prüfung auch schon mal gefragt worden, wie man beispielsweise das Volumen eines Zylinders berechnet.
Mein Fazit ist, dass die FH schon einen Sinn macht, wenn man unsere wirtschaftlichen Anforderungen sieht (Bereich Technik). Wir sind halt kein Land der Entwickler, eher der Anwender. Aber ein wenig Vorwissen sollte auch der FH-Student mitbringen, sonst wird es halt ganz eng. Zuviel UNI-Wissen braucht aber auch keiner in der Praxis. Im Gegenteil, auch das wird nicht gerne gesehen. Der Rest kommt für alle in der freien Wirtschaft! In gewissen Bereichen sehe ich einen Mehrwert im Gegensatz zur Uni.
LG