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Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Vom Vorderlader bis zum Cowboy Action Shooting - Hauptsache es kracht und raucht!
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Ronco
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Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Ronco » Fr 27. Aug 2010, 17:35

Hi!

falls wer die szene vor augen hat, in der clint den revolver zusammenbaut, während die mexikanischen killer vor der tür stehen (clint: "die sporen waren zu laut").

das scheint ein convertible gewesen zu sein.
der lange lauf war abnehmbar, gesamteindruck ein alter colt army/navy, aber die trommel wurde mit patronen geladen und hatte die peacemakertypischen rillen.

also ein hybrid aus altem sezessions-vorderlader und einer peacemakertrommel?

cheers

ronco

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Greenhorn
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Greenhorn » Sa 28. Aug 2010, 14:45

Das ist eine Fantasiewaffe (fast) ohne konkreten Hintergrund.
Genau dieses "fast" hebt den Film über andere Produktionen der Zeit hinaus. Es war damals üblich, "Cowboys" generell mit dem Colt SAA auszustatten, egal ob der Film im Jahr 1880 spielt, oder im Jahr 1850 (also 23 Jahre bevor diese Waffe zur Verfügung stand).

Sergio Leones Film spielt während des Bürgerkriegs, genauer im Jahr 1862. Zu dieser Zeit gab es ausschließlich Perkussionsrevolver, sieht man einmal vom Smith&Wesson Mod.1 im Kaliber .22" ab. Aber immerhin hat Leone (einigermaßen) zeitgenössische Revolver verwendet: da kommt ein Remington New Model Army vor (der war zu der Zeit eigentlich auch noch nicht ausgeliefert) , Clint Eastwood's Waffe ist ein Colt 1851 Navy (Erkennbar am 8kantigen Lauf, den ansonsten nur der noch kleinere Pocket hatte). Von beiden Waffen wurden Hinterlader-Conversions gebaut, allerdings erst ca. 8 Jahre nach der Spielhandlung.

Nicht zuletzt, weil Smith&Wesson über ihren Partner Rollin White die Patentrechte für die durchbohrte Hinterlader-Trommel hielt, in erster Linie aber, weil man industriell noch nicht so weit war, Patronen in Massen herzustellen. Daher war die Armee nicht bereit, auf dieses "avantgardistische Zeug" umzusteigen. Was aus heutiger Sicht oft kritisiert wird, war damals 100% richtig. Über gut 2 Jahre schaffte man es nicht einmal, die Kampftaktik an die gezogenen Vorderlader-Musketen anzupassen, mit schnellfeuernden Gewehren und Revolvern wäre man völlig überfordert gewesen.

Beispiel: Ende März 1864 (also 2 Jahre nach obiger Spielfilm-Handlung) wurde Lieutenant Colonel Thomas W. Hyde, ein Stabsoffizier des IV Armeekorps der Potomac-Armee mit seiner Patrouille - Schützen der First District of Columbia Cavalry - unvermutet von einer kleinen Rebelleneinheit beschossen. Als die Soldaten von der 1st DC mit einem Feuerhagel aus ihren revolutionären Henry-Rifles antworteten, flohen die Rebellen sofort. Hydes Versuche das Schießen zu beenden waren aussichtslos, seine Leute stellten das Feuer erst ein, als sie ihre Gewehre leergeschossen hatten. Der vom Gewehrfeuer alarmierte Major General Horatio Wright glaubte die Männer Hydes in ein ernsthaftes Gefecht verwickelt und schickte unverzüglich eine Infrantiebrigade zu ihrer Unterstützung vor. Als alles vorbei war, fand Lieutenant Colonel Hyde lediglich zwei tote Pferde der Rebellen, und kam zu der Erkenntnis, dass er eine Lektion im unsachgemäßen Gebrauch schnellfeuernder Waffen erhalten hatte.

Zurück zum Film: Hier werden zeitgemäße Perkussions-Revolver gezeigt, Sergio Leone nahm sich aber - vermutlich für eine flüssigere Handlung - die künstlerische Freiheit heraus, diese mit Patronen zu laden. Historisch ist das definitiv nicht korrekt. Zwar verwendeten viele Soldaten Papierpatronen, diese waren bei den Perkussionswaffen aber von vorn in die Trommel zu laden.

Dem Film schadet dieser kleine Fehler jedenfalls überhaupt nicht!

besten Gruß

Werner
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Charles » Sa 28. Aug 2010, 15:25

Hallo Werner,

vielen Dank für Dein lehrreiches Post, zumindest ich habe wieder was gelernt! :D


Charles

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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Leonardo » Sa 28. Aug 2010, 15:34

Charles hat geschrieben:
zumindest ich habe wieder was gelernt! :D


Charles



ditto!

Danke! :clap:
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Greenhorn » Sa 28. Aug 2010, 15:49

Berühmtes Beispiel:

"Vera Cruz" (Gary Cooper, Burt Lancaster; Regie Robert Aldrich) spielt im Jahr 1866. Die Darsteller haben Colt SAAs, sogar eine Winchester Mod. 1894 spielt mit...

Es gibt aber auch umgekehrte Beispiele: In "Gettysburg" schießt Bufford's Cavalry Springfield 1861er Vorderlader-Musketen. Tatsächlich war die Einheit mit 1859er Sharps Hinterlader Karabinern ausgestattet. Vermutlich ein wesentlicher Faktor, warum die sich ausreichend lange (sprich bis Verstärkung kam) halten konnten...

besten Gruß
Werner
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Ronco » So 29. Aug 2010, 11:08

wow!

da hat ja echt wer ahnung.

aber zurück zum phantasierevolver: ist es überhaupt möglich, eine peacemakertrommel und einen colt-navy zu kombinieren?

cheers

ronco

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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Ronco » So 29. Aug 2010, 11:27

hab jetzt die szene nochmal angeschaut. ist doch keine peacemakertrommel sondern so ne vollrunde originale perkussionstrommel, umbegaut für patronen.

gibts solche convertibles irgendwo zu kaufen. die gefallen mir jetzt fast besser als der peacemaker.

cheers

ronco

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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Greenhorn » So 29. Aug 2010, 12:36

Ja, die Colt Conversions haben tatsächlich noch das Flair des Perkussions-Revolvers.

Die meisen Colt Navy Umbauten sehen in etwa so aus:

Bild

Es wurde (anders als bei dem Exemplar im Film) die Ladepresse entfernt, eine neue, durchgebohrte Trommel eingesetzt, ein "Ladeschacht" in den hinteren Rahmen gefräst, für selbigen eine Abdeckung eingesetzt, sowie ein Hülsen-Ausstoßer wie beim späteren SAA montiert.

Wirklich nur vereinzelt wurde die Ladepresse beibehalten, in solchen Fällen musste auf den Ausstoßer verzichtet werden. Hier ein Exemplar für Randfeuer-Patronen.

Bild

Uberti bietet Colt Conversions an: Richards (Nur 1860 Army), Richards-Mason (1860 Army und 1851 Navy (Photo)) sowie Open Top (1971 ab Werk aus lagernden 1860 Army teilen als Hinterlader-Revolver produziert).

Bild

besten Gruß

Werner
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von BigBen » So 29. Aug 2010, 12:45

schön, dass wir hier solche experten haben :-)
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Greenhorn » So 29. Aug 2010, 18:50

Vielen Dank für die Blumen.
Aber ich denke 'mal, hier sind praktisch alle Experten, jeder hat sein Spezialgebiet. Ich hab' mir eben - vor vielen Jahen - ein "Nischen-Gebiet" als Hobby ausgesucht, und es daher einfacher, weil es relativ wenig "Konkurrenz" gibt :D

besten Gruß

Werner
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Greenhorn » Mi 1. Sep 2010, 22:43

Übrigens kommt es schon vor, dass Replika-Hersteller Waffen, die sie extra für Hollywood Filme entwickeln, dann auch in Kleinserien auf den Markt bringen. Berühmtes Beispiel ist John Waynes Winchester aus Rio Bravo.

Uberti hat die Waffen für die "glorreichen Halunken" gefertigt, und die hier besprochene Colt Navy Conversion auch auf den Markt gebracht.

Bild

Man müsste 'halt seinen Büchsenmacher fragen, ob da noch etwas zu kriegen ist...

Bild

Bild

Wie gesagt: Colt hat so etwas nie gefertigt, - und 1862 hat es eine derartige Waffe mit Sicherheit nicht gegeben!

ABER: Spätestens ab 1873, mit der Verfügbarkeit von Zentralfeuer-Patronen, haben hunderte von Büchsenmachern Perkussionsrevolver nach eigenem Gutdünken und eigenem Plan zu Patronenwaffen umgebaut. Es wird nie gelingen, alle Varianten die dabei entstanden sind zu dokumentieren, von den meisten weiß man überhaupt nicht, dass sie je existierten. Es ist zumindest plausibel wenn nicht wahrscheinlich, dass eine Waffe wie die oben gezeigte exisitert hat. Zwar 11 - 20 Jahre nach der Filmhandlung, aber immerhin.

besten Gruß

Werner

PS.: Wenn ich mich recht entsinne, hat Colt den SAA für US$ 20,- verkauft, für den Umbau eines eingeschickten Colt Perkussionsrevolvers zu einer Hinterlader-Patronenwaffe aber lediglich US$ 6,- verlangt. Man kann sich denken, welche Waffen im Feld häufiger zu finden waren.
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Raccoon » Do 2. Sep 2010, 21:53

Da gibts auch eine

Bild
Tokarev TT33 7.62x25
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FR8 .308 Win +15
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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von Rookie1 » Di 29. Aug 2017, 20:15

Hi zusammen
Ich weiß das ich hier nicht ganz richtig bin aber es geht um einen Film

"Schneller als der Tod" Quickly and the Dead

Ich hoffe die Spezialisten hier können mir diese Frage beantworten :


In der Szene im Gun Store führt Kid , Herod und Cort als Highlight die SaW Schofield 45 vor.(auf YouTubes zu sehen)
Da ist mir aufgefallen dass die Waffe keinen Fingerbügel hat
Sämtliche Schofield im Internet haben diesen aber.
Ist dort ein Fehler unterlaufen oder gab es solche Customer Guns ? Wenn ja was ist der Vorteil?

Danke

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Re: Clints Revolver in "Zwei glorreiche Halunken"?

Beitrag von McMonkey » Di 29. Aug 2017, 20:59

Er spricht ja davon, dass der Abzugsbügel "trigger guard" entfernt wurde. Damit hat der Abzugsfinger viel freien Raum und ist eben schneller dort wo er hin soll.
Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

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