Vintageologist hat geschrieben:Also ich finde die von dir genannten Gegenbeispiele schon deutlich weniger drastisch als einen (Raub-)überfall. So einfach ist es. Vor allem, weil die meisten dieser Vorgänge nicht implizieren, dass dir das Gegenüber bewusst Schaden zufügt. Das macht für mich z.B. auch den Unterschied zum Raser. Auch wenn du dich z.B. ärgerst, dass sich der da jetzt reindrängt, ihm ist das vielleicht gar nicht so "arg" aufgefallen wie dir. Einen Einbruch begeht man allerdings nicht so "nebenbei".
Du hast schon recht, ein Einbrecher hat mehr
kriminelle Energie aufgebracht als ein Raser, sein Rechtsbruch ist eine bewusstere und aktivere Entscheidung. Für mich persönlich spielt aber nicht nur die Bewusstheit oder Aktivität eine Rolle, sondern auch die grundsätzliche Haltung den Mitmenschen gegenüber, die das Verbrechen zum Ausdruck bringt... oder eben auch nicht.
Ein Suchtkranker, der unter den fürchterlichen körperlichen Schmerzen und Angstzuständen des typischen Heroinentzugs leidet (oder jede Minute mit deren Einsetzen rechnen muss), und der mich überfällt, weil ihm ein paar Netsch auf den nächsten Schuss fehlen - der Mann ist von der Panik ferngesteuert; er hat
aus seiner subjektiven Sicht keine andere Wahl. So jemandem könnte ich persönlich relativ problemlos verzeihen.
Der Typ im getunten GTI hingegen, der auf den Zebrastreifen
mit meinen Kindern drauf zuglüht, weil's grade
so geil röhrt und weil man sich von Fußgängern sowieso nix gefallen lassen soll, ha ha ha - dieses Geschwür hat selbst
aus seiner subjektiven Sicht heraus keinerlei vernünftigen Grund, geschweige denn irgendeine echte Notwendigkeit; er gefährdet das Leben meiner Kinder absolut mutwillig, aus reinem Scheißdrauf heraus. Sowas ist einfach indiskutabel. Der Räuber bringt in erster Linie Hilfslosigkeit zum Ausdruck, der Raser Menschenverachtung, um jetzt mal eine verbale Anleihe bei den gefürchteten Grünen zu nehmen.
Ich sage nicht, dass das jeder so sehen muss; die Frage geht doch fast ins Spirituelle und es muss sich entsprechend wohl jeder seine eigenen Maßstäbe erarbeiten. Ich sage auch nicht, dass sich die Strafjustiz an solchen Überlegungen orientieren soll. Ich rede nur davon, was
ich persönlich hier für einen
moralischen Unterschied mache. Für meine persönliche Entscheidung, auf wen ich im Ernstfall schieße und auf wen nicht, darf das ein Faktor sein.