cas81 hat geschrieben:Sanity hat geschrieben:Was jedoch in diesem Fall präventiv Sinn gemacht hätte, wäre, wenn der Vater sich an die entsprechenden Gun Control Gesetze gehalten hätte, und seine Knarre nicht im Schlafzimmer zugänglich aufbewahrt hätte. Ist für mich übrigens ein Zeichen dafür, daß manche Gun Control Gesetze (zB. bezüglich der Verwahrung) Sinn machen.
Damit suggerierst du aber, dass die Tat nicht begangen worden wäre, wenn der Vater das Gesetz eingehalten hätte. Die Motivation eine solche Greueltat zu begehen ensteht aber nicht daraus, dass jemand zufällig über eine Schusswaffe stolpert, a la dem Film Blue Steel.
Das ist keine Suggestion, sondern ein Fakt. Wenn die Waffe weggesperrt gewesen wäre, dann hätte der Bub nichts zum Schiessen gehabt, und hätte diese Tat nicht begehen können. Die Waffe wegzusperren, wäre zwar Symptombekämpfung gewesen, und keine Ursachenbekämpfung. Trotzdem hätte das zumindest akut den Amoklauf verhindert.
Was den Rest betrifft, geb ich dir vollkommen recht. Ich denke auch, daß es wichtiger ist, die Ursachen zu beseitigen, und nicht nur die Symptome in den Griff zu kriegen.
Folgende Fakten zu dem Vorfall (passend zum Thema Ursachenbekämpfung):
1. der Bub hatte psychische Probleme (hatte Wochen zuvor einen verzweifelten Brief geschrieben und war auch in entsprechender Behandlung)
Trotzdem kann man nicht feststellen, ob er die Tat an einem anderen Tag begangen hätte, wenn die Waffe weggesperrt gewesen wäre.
Es kann sein, dass er an dem Tag einfach einen psychischen Overkill hatte. Schien in der Schule gemobbt gewesen zu sein, hat sich vorher ein paar Sadomasopornos, wo Frauen gequält wurden reingezogen (und fast alle seiner Amokopfer waren Frauen), und hat leider als Draufgabe auch noch ausgiebig "Far Cry" gezockt, und wenns einem eh schon nicht gut geht in der Birne, sollte man vielleicht lieber spazieren gehen, anstatt sich so Zeug reinzuziehen (Computerspielen find ich ur leiwand. Gibt aber auch leider viele die das unreflektiert betreiben, und es ist manchmal kaum zu glauben, wie enthemmt manche Kids agieren, wenn sie sich im Internet hinter einem Pseudonym verstecken und auf einem unmoderierten Server spielen können. Aber das können wir mal in einem anderen Thread diskutieren)
2. Der Bub wusste, wie man mit einer Waffe umgeht. Er hat die Tat mit einer 9mm Beretta Halbautomatikpistole begangen, und damit 16 Leute getötet, und insgesamt 112 Schuss abgefeuert. Das macht die Antwort auf die Affekthandlungsfrage natürlich auch nicht leichter.
Weiters ist das interessant im Sinne der Diskussion rund um den Magazine Ban.
Der Vorfall würde - nachdem der Täter ja seine Magazine wechselte und auch nachlud - gegen einen Magazine Ban sprechen.
Abgesehen davon sind Amokläufe hier zu selten, und laufen individuell zu verschieden ab, um daraus statistisch sinnvolle Schlüsse, die für einen entsprechenden Mag Ban sprechen, ziehen zu können.
Zumindest gilt das für Europa, weil in den USA schauen die Statistiken ganz anders aus. Dort ist es durchaus üblich - vor allem bei Gang Wars - dass entsprechende Bluttaten mit High Cap Mags begangen werden. Magazine mit geringerer Kapazität richten dort (und das ist statistisch belegbar, ich müsst die Zahlen aber raussuchen, habs irgendwo hier mal eh schon gepostet) - weitaus weniger Schaden an.
Wobei ich wiederum vermute, daß bei Gangschiessereien die verwendeten Instrumente eher nicht legal erworben wurden. Womit sich auch die Frage nach dem Ban wieder relativiert.
Obwohl ich jedoch auch ein Argument gefunden habe, das eindeutig für einen Magazin Ban sprechen würde, aber ich hab heute keine Zeit, den Advokatus Diaboli zu spielen. Falls jemand das Argument hören und ein bisserl fetzen will, gerne nächstes mal, ich muss nur vorher meine Buchhaltung machen, dann hab ich Kopf frei

(obwohl ich diese ganze Mag Diskussion sowieso nicht mehr für wirklich sinnvoll halte. Weil erstens kann man sich high cap Mags mit ein bisschen handwerklichem Geschick selber zusammenbiegen, und zweitens: Mag Control Gesetze sind nicht einfach so exekutierbar. Ausser man erwischt jemanden inflagranti. Und das macht aber dann doch wenig Sinn, einen Amokläufer inflagranti beim Benutzen seiner Magazine zu erwischen. Also eigentlich eher irrelevant das ganze. Vielleicht machts noch am ehesten Sinn, wenn die Exekutive etwas ahnt, und dann im Rahmen einer Durchsuchung Magazine findet. Dann hätte man zumindest was konkretes in der Hand und könnte über potentielle Amokläufer ein Waffenverbot verhängen, wodurch ein Amoklauf zwar nicht zu verhindern ist aber zumindest erschwert wird.)