Andererseits führen gerade die Dinge, die eindeutige Alarmsignale sind, nur selten zu Vorstrafen: Vergewaltigungen und häusliche Gewalt werden nur in den wenigsten Fällen überhaupt angezeigt, und wenn sie angezeigt werden, steht's im Allgemeinen Aussage gegen Aussage. Aggressives Verhalten im Straßenverkehr führt allerhöchstens zu Verwaltungsstrafen. Alkoholismus, Paranoia und Schizophrenie sind schlicht und einfach nicht verboten.
Der erfahrene alte Polizist, den sie dir schicken, wird sich schon das richtige Bild machen. Es ist nicht seine erste Begegnung mit Missgunst unter Nachbarn.
Ganz ehrlich, das Widerspricht völlig meinem Verständnis von einem Rechtsstaat.
In einem Rechtsstaat gibt es Gesetze.
D.h. da sind ganz konkrete Hürden forumliert, wann jemand nicht zuverlässig genug für eine Schusswaffe ist.
Aber dies muss dann eben auch bewiesen sein: durch Gerichtsurteile nach rechtsstaatlichen Standarts, durch nachgewiesenes Fehlverhalten (Blitzer/Fahrverbote).
Alles andere geht einfach nicht in einem Rechtsstaat.
Wenn Person A gegenüber einem Polizisten behauptet sein Nachbar B würde seine Frau misshandeln (sogar für den Fall, dass es stimmen sollte), ist das, solange kein unabhängiges Gericht dies bestätigt hat, Verleumdung.
Dann müsstest du z.B. Anfangen einen Rahmen zu finden ab wann Paranoia beginnt.
Ist Jemand der alle Fenster vergittert, ständig die Vorhänge zu hat und Niemanden auf der Straße grüßt und sofort zu Hause verschwindet ein Paranoiker und darf deshalb keine Waffen haben?
Oder legt er vielleicht einfach keinen Wert auf Kontakt mit Nachbarn und Mitmenschen?
Ab wieviel Gläsern Wein pro Woche beginnt Alkoholismus und bis wohin ist man halt ein Weinkenner?
Man müsste also damit anfangen Normen für gesellschaftliche Verhaltensmuster zu entwickeln, die noch Waffenbesitz zulassen und ab wann nicht mehr.
Und das ganze dann auch noch basierend auf Hörensagen und den Behauptungen eines Dritten nicht-unmittelbar-Involvierten.
Das ist für mich nicht machbar (ich kanns mir zumindest nicht vorstellen ohne da den Boden der Rechtsstatlichkeit zu verlassen) und auch nicht erstrebenswert.
In einem Rechtsstaat muss man sich nunmal damit abfinden, dass auch ein paar "Verrückte" ohne Vorstrafen an Waffen kommen oder dass ein Mörder mal auf freien Fuß kommt (jetzt als Extremfall), weil ihm der Mord nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.
Das ist halt der Preis den die Gesellschaft für Freiheit zahlen muss (wenn sie die Freiheit will).
Außerdem: Das Ganze in einer kleinen, ländlichen Gemeinde, wo die Menschen sich kennen, lässt sich wenigstens noch vorstellen (obwohl auch da: Klatsch&Tratsch oder Wahrheit?) aber wie soll das in einen modernen Großstadt gehen?
Ich wohne in einem Mietshaus mit dutzenden Mietern und nehme von denen nur gelegentlich Notiz wenn ich ihnen im Fahrstuhl oder im Treppenhaus kurz über den Weg laufe.