http://kurier.at/nachrichten/2060571.php
Softguns nur im Waffenhandel
Das Ministerium plant, die Regeln zu verschärfen: Alles, was einer Schusswaffe gleicht, soll weg aus Spielzeugregalen.
Aus Spiel kann schnell tödlicher Ernst werden: Jetzt sollen Waffen-Imitate aus Spielzeuggeschäften raus.
Max Friedrich ist für eine waffenfreie Welt. Ein Träumer. "Ja, das bin ich", gesteht der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater ein. Seinen Kindern hat er nie Spielzeugwaffen gekauft, nicht einmal bunte Spritzpistolen. Friedrichs Meinung zum KURIER-Bericht zum Thema "Aufrüsten im Kinderzimmer" (siehe Hintergrund) fällt deutlich aus: "Nehmt den Kindern die Waffen weg." Denn das Geschäft mit Nachbauten scharfer Waffen boomt. Die Polizei schlägt Alarm.
Keiner könne mehr echte von falschen Waffen unterscheiden - eine lebensgefährliche Tatsache. Erhältlich sind die täuschend echten Schusswaffen derzeit überall: Im Waffenhandel (teilweise ab 14 Jahren), in Spielzeuggeschäften - vor allem aber bei Marktstandlern.
Das soll sich jetzt ändern. Der Produktsicherheitsbeirat des Sozialministeriums diskutiert eine Lösung des Problems: "Alles, was wie eine Schusswaffe ausschaut, ist künftig ausschließlich über den Waffenhandel erhältlich", erklärt Helmuth Perz, Fachmann für Produktsicherheit im Sozialministerium.
An unter 18-Jährige dürfe, so der Plan, Derartiges gar nicht mehr verkauft werden. Seit Monaten feilt man an der Verordnung, jetzt fehlt noch die Umsetzung.
Täuschend echt
Abwarten heißt es also. In der Zwischenzeit wird weiter gekauft. Ein Online-Waren-Portal bietet aktuell eine Walther P99, "Zwilling" einer Polizeiwaffe, an. Als "neuestes Modell" wird sie angepriesen - und das zum Aktionspreis: statt 12,95 nur 6,95 Euro. Nach dem Alter des Käufers wird nicht gefragt.
Georg Zakrajsek, Generalsekretär der Interessensgemeinschaft Liberales Waffenrecht in Österreich (Verband), gefällt das gar nicht. Der bekennende Waffen-Fan kann dem Spielzeug nicht viel abgewinnen: "Die Polizei hat recht, man kennt die Waffen nicht mehr auseinander. Punkt. Wenn mir jemand so eine nachgebaute Glock unter die Nase hält, würd' ich auf ihn schießen."
Keine täuschend echt aussehenden Softguns unter 18, dafür tritt auch Zakrajsek ein. Von "sinnlosen Verkaufsverboten" hält er allerdings nichts. "Das ist unkontrollierbar, die Modelle schwappen aus dem Ausland rein. Lösen kann man das Problem faktisch nicht."
Faszination
Woher aber kommt diese Faszination der Waffen, besonders bei jungen Menschen? Kinder- und Jugendpsychiater Max Friedrich versucht, es zu erklären: "Aus schwach wird plötzlich scheinbar stark. Waffen sind Machtinstrumente. Und Gewaltinstrumente, mit denen man sich vom Opfer entfernt. Keiner muss mehr raufen." Max Friedrich sieht jetzt vor allem Eltern gefordert. Der wichtigste Zugang zum Kind sei der Dialog: "Aber der kostet Zeit."
Eine klare Position nimmt die Diözese Wien ein: Die "zum Verwechseln ähnlichen" Spielzeug-Imitate echter Waffen sind aus Sicht ihres Pressesprechers Erich Leitenberger "eine Gefahr ersten Ranges. Behörden, Wirtschaftstreibende, Pädagogen, Kräfte der Zivilgesellschaft sollten sich umgehend zusammenfinden, um diesem bösen Spuk ein rasches Ende zu bereiten. Egal, wie gut die Geschäfte mit diesem Spielzeug laufen: Auch Waffen-Imitate sind nichts für Kinder und Jugendliche." Vorrangig sei Erziehung zum Frieden, fordert Leitenberger ebenso wie die nö. Familienlandesrätin Johanna Mikl-Leitner.