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Psychotest - neues Waffengesetz

Was ist erlaubt, was ist verboten und wie kommt man eigentlich zu einer WBK?
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Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 15:06

Damit ich es endlich schaffe, den Stellungnahmen-Thread nicht mit meinem Steckenpferd zuzuspammen, hier ein Thread zum Thema Psychotest allgemein bzw. der geplanten Verschärfung.

Ich mache mich dzt. zu dem Thema schlau. U. a. treffe ich mich vorauss. bereits nächste Woche mit einem Experten. Falls es Fragen oder Diskussionsbedarf gibt, stehe ich gerne, so weit ich das halt auch gesichert weiß, zur Verfügung. Ich konnte über facebook bereits einige, darunter auch Sportfunktionäre, für das Thema sensibilisieren.

Nur zur Klarstellung: Hier geht es nicht um "Testknacken" o. ä., diesbezügliche Fragen werden nicht beantwortet und an die Mods zur Löschung weitergeleitet.

Thema:

+ Was bedeutet der Psychotest waffenpolitisch?

+ Was ist und kann der Psychotest überhaupt?

+ Was bedeuten diese Tests gesamtgesellschaftlich? Genau die Tests, die wir machen müssen, werden bereits von privaten Firmen Bewerbern vorgelegt.

raptor
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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 15:13

Ressourcen:

+ WaffG Durchführungsverordnung:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassu ... r=10006017

+ letzte Fassung der WaffG Durchführungsverordnung (die Auswahl an Tests wurde nach Kritik am MMPI erweitert):
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bgb ... I_301.html

+ Amokfahrer von Graz hat Waffenpsychologische Verlässlichkeitsprüfung kurz vor der Tat gleich zweifach bestanden:
http://oldklz.getoctopus.com/s/steierma ... elChannel=

Tacticoll
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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von Tacticoll » Fr 12. Okt 2018, 15:36

Sehr gut, der verschärfte Psychotest ist mir auch aus diversen Gründen ein Dorn im Auge (obwohl ich nicht mehr davon betroffen bin) aber es ist nicht ganz leicht dagegen zu argumentieren das er angeblich einen "Sicherheitsgewinn" darstellt.

The_Governor
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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von The_Governor » Fr 12. Okt 2018, 16:37

Es sollte zumindest die Möglichkeit geben, ein zweites Urteil einzuholen, bevor die 6-monatige Sperre einsetzt. Soweit ich weiß, ist das in der Medizin auch üblich, wieso also in der viel subjektiveren Psychologie nicht?

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 17:01

Das ist noch nicht geklärt und wird in einer hellsichtigen Stellungnahme eines Schützen auf der Parlamentswebsite kritisiert.

Zudem erhöht die neue "Pechvogeldatei" die Macht des Testers über den Probanden, bzw. die Möglichkeiten des Ersteren, mit dem Test unlauter Geld zu machen. Der Proband wird sich gedrängt fühlen, nach einem negativen Ergebnis beim selben Tester eine kostenmäßig unbegrenzte "erweiterte Untersuchung" zu machen.

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von Sauer202 » Fr 12. Okt 2018, 17:12

Ich finde es erschreckend dass man zur Zeit einfach so oft den Psychotest wiederholen kann wie man will. Von daher finde ich die Neuregelung mehr als notwendig! Dies trägt dazu bei, dass das Ansehen der Schützen steigt bei den Nichtwaffenbesitzern. Kenne doch sehr viele Waffenbesitzer, nur das einer beim Test durchgefallen ist kenne ich keinen.

Und wer den Psychotest nicht machen will, soll eben die Jagdprüfung machen.
Zuletzt geändert von Sauer202 am Fr 12. Okt 2018, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von brausi » Fr 12. Okt 2018, 17:14

Waffenpolitisch ist es erstmal ein Instrument eine Zugangshürde aufzubauen. Erstmal psychologisch :roll: und dann sozial. Der Zugang zum Waffenbesitz soll noch bevor der erste Schuß mit der eigenen Waffe getan wurde ordentlich was kosten. Ist eine soziale Grenze. Nach der Verschärfung und der Möglichkeit tatsächlich auch gänzlich und endgültig "durchzufallen", denn das scheint ja unumkehrbar nach dem 3. strike, wird das nächste Begehren wohl der Test für den Zugag zu jeglicher Kategorie an Schußwaffen, bleibt eh auch nur noch eine weitere über, sein.

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von The_Governor » Fr 12. Okt 2018, 17:20

Sauer202 hat geschrieben:Ich finde es erschreckend dass man zur Zeit einfach so oft den Psychotest wiederholen kann wie man will. Von daher finde ich die Neuregelung mehr als notwendig! Dies trägt dazu bei, dass das Ansehen der Schützen steigt bei den Nichtwaffenbesitzern. Kenne doch sehr viele Waffenbesitzer, nur das einer beim Test durchgefallen ist kenne ich keinen.

Und wer den Psychotest nicht machen will, soll eben die Jagdprüfung machen.


Du wiedersprichst dir in deinem eigenen Post, aber das habe ich anhand deiner vorherigen Beiträge bezüglich Bedarf von Halbautomaten auch nicht anders erwartet.

Dass man den Psychotest beliebig oft wiederholen kann, ist dir ein Dorn im Auge, aber dass man für die Jagdprüfung gar keinen braucht, geht in Ordnung? Habe nur ich Probleme, die Ironie dieser Aussage zu erkennen? :think:

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von brausi » Fr 12. Okt 2018, 17:23

Sauer202 hat geschrieben:Ich finde es erschreckend dass man zur Zeit einfach so oft den Psychotest wiederholen kann wie man will. Von daher finde ich die Neuregelung mehr als notwendig! Dies trägt dazu bei, dass das Ansehen der Schützen steigt bei den Nichtwaffenbesitzern. Kenne doch sehr viele Waffenbesitzer, nur das einer beim Test durchgefallen ist kenne ich keinen.

Und wer den Psychotest nicht machen will, soll eben die Jagdprüfung machen.

Natürlich kennst du niemanden der nicht bestanden hat. Alen R. hat ihn ja sogar zweimal bestanden.
Gibt es belegbare Zahlen was diesen angeblich so furchtbar grasierenden "Testtourismus" betrifft? Ich halte das für eine fabrizierte Geschichte.
Das Ansehen der Schützen bei den Nichtwaffenbesitzern soll durch soetwas steigen? Ich finde ja, daß das Ansehen der Jäger eine Verbesserung gebrauchen könnte. Vielleicht sollten die auch den Test machen. :violin:
Was macht die Jagdprüfung in etwa aus an Zeit und Kosten?

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von brausi » Fr 12. Okt 2018, 17:34

Vor allem wozu soll ich lernen was ein sinnvoller Jagdbruch ist und auf welcher Seite vom Hut ich mir ein Zweigerl stecken darf, wenn ich mir eine Waffe für SV oder Sport zulegen möchte?

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von Sauer202 » Fr 12. Okt 2018, 17:46

Wer 3 mal den Test nicht besteht, wird vermutlich nicht tauglich sein. Das jetzt aber auch jemand beim Test durchkommt der keine Waffe besitzen sollte, ist natürlich immer möglich. Ich glaube aber schon, das jene die den Test (beim ersten mal) bestanden haben doch eher geeignet sind eine Waffe zu besitzen als jene die durchgefallen sind.

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 17:48

Es fängt schon einmal damit an, dass diese Tests nicht darauf ausgelegt sind, dass man "durchfällt" oder "besteht". Das sind diagnostische Hilfestellungen für Klinische Psychologen und Psychiater, die ihre Diagnose/Prognose (außerhalb des Waffenrechts) auf mehreren weiteren Befunden aufbauen.

Es wird rein eine statistische Norm vom Durchschnitt festgestellt. Mit Verantwortungslosigkeit, Aggression etcetc. hat das alles nichts zu tun.

Alleine die Orientierung an einem statistischen Durchschnitt ist problematisch. Bis 2012 wurde z. B. auf einer Skala Homosexualität abgefragt.

Waffenpolitisch schützt das niemanden, sondern bestätigt einen diskriminierenden Generalverdacht. Der Psychotest ist eine Drossel, die man jederzeit anziehen kann. Wird ja laufend gefordert: Wiederholung zum vollen Preis alle fünf Jahre. Da ist es dann auch wurscht, ob man durchkommt. De facto Waffensteuer ist schon einmal fix.

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von BigBen » Fr 12. Okt 2018, 17:49

Sauer202 hat geschrieben:Wer 3 mal den Test nicht besteht, wird vermutlich nicht tauglich sein. Das jetzt aber auch jemand beim Test durchkommt der keine Waffe besitzen sollte, ist natürlich immer möglich. Ich glaube aber schon, das jene die den Test (beim ersten mal) bestanden haben doch eher geeignet sind eine Waffe zu besitzen als jene die durchgefallen sind.


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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 17:52

Sauer202 hat geschrieben:Wer 3 mal den Test nicht besteht, wird vermutlich nicht tauglich sein. Das jetzt aber auch jemand beim Test durchkommt der keine Waffe besitzen sollte, ist natürlich immer möglich. Ich glaube aber schon, das jene die den Test (beim ersten mal) bestanden haben doch eher geeignet sind eine Waffe zu besitzen als jene die durchgefallen sind.


Nein. Der Test ist kompletter Mumpitz und gilt bei Psychometrikern als Paradebeispiel verfehlter Anwendung. Er hat auch nichts mit Waffen u. dgl. zu tun, das wird hier gar nicht abgefragt. Den Test gibt es in dieser Form nur, weil sich das befragte Psychologengremium 1996 nicht einigen konnte. Es gibt keine "Amokläufererkennungs-" oder "besoffen-in-die-Luft-ballern"-Tests. Das kann Psychologie als junge Wissenschaft nicht leisten. Obwohl sie natürlich gerne unser Geld nehmen...

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Re: Psychotest - neues Waffengesetz

Beitrag von raptor » Fr 12. Okt 2018, 18:05

Vielleicht wird es so klarer. Hier ein Zitat aus einer Stellungnahme aus dem Jahr 2007 zu Psychotestverschärfungsideen unseres lieben Freundes ÖVP LtAbg. a. D. Eduard Hamedl:

Mangelnde Aussagekraft der Überprüfung an sich:

Die lt. Durchführungsbestimmungen üblichen schriftlichen Kernpunkte der Untersuchung, der Minnesota Multiphasic Personality Inventory Test (MMPI) sowie der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF), sind in der Fachwelt massivst umstritten. Laut Umfragen nutzt nur ein Bruchteil der Niedergelassenen den MMPI für ihre Arbeit, er wird in der psychologischen Fachliteratur von Kritikern als "... psychometrischer Albtraum..." bezeichnet, es wird generell seine geringe empirische Basis bemängelt und sein Einsatz bei der Rekrutierung des Personals des Bundesministeriums des Inneren (!) wurde kürzlich als "... unzumutbar ..." verworfen.

Am SVF wird z.B. von Neumer/Markgraf (1997) kritisiert, daß die "... Verwendbarkeit [...] für die individuelle Diagnostik [...] wegen der eingeschränkten Vorhersagemöglichkeiten des Bewältigungsverhaltens in konkreten Situationen gering zu bewerten ..." ist. (Zitat nach Punter/Kubinger o.J.). Stressbewältigungsressourcen und –effizienz könnten zudem gar nicht bewertet werden.

Als Fazit bleibt festzustellen, daß die waffenpsychologische Begutachtung wissenschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht wird und ihre Aussagekraft zumindest erheblich eingeschränkt ist.


2012 wurden weitere Tests in den Katalog aufgenommen und die Teile des MMPI, die Homosexualität abfragten (WTF?!), entfernt. Ausschlaggebende Verbesserung sehe ich als Laie dadurch keine.

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