Erstmal Weidmannsheil!
Jedem sei seine Einstellung unbenommen. Ob jemand Fleisch isst oder nicht, ob aus gesundheitlichen, ethischen oder anderen Gründen, ist eine individuelle Entscheidung, die respektiert werden sollte. Allerdings davon abzuleiten, dass Andersdenkende Verbrecher wären, vor denen die Gesellschaft mit allen Mitteln zu beschützen sei, ist in in meinen Augen dummer Radikalismus.
Und wer das Töten von Tieren grundsätzlich als Verbrechen (Mord) betrachtet, der solle mal einen Blick in die Natur werfen. Sind Löwen Mörder? Sind Marder Mörder? Adler? oder Killerwale?
Auch die lieben Katzerl zuhause fressen Fleisch aus der Dose. Woher das wohl kommt? Wer das wohl getötet hat? Wie es wohl gelebt hat? Und je mehr Haustiere, desto mehr Bedarf an Haustierfutter. Ist eben nicht alles schwarz-weiß.
Das weidgerechte Erlegten von Wild schafft bzw. erfordert mit Sicherheit mehr Bezug zum Tier und der Natur (und verlangt auch dem Jäger mehr Demut ab) als der Verzehr eines Backhendls oder Wurstsemmerls mit industrieller Herkunft, über das sich der Konsument nur selten Gedanken macht. Klar, es gibt auch Jäger, die es mit der Weidgerechtigkeit nicht so eng sehen, aber ich denke, das sind die sprichwörtlichen "schwarzen Schafe" und werden tendenziell auch weniger.
Und vergessen sollte man bei der ganzen Diskussion auch nicht, dass der Ursprung der Menschheit wie wir sie kennen (aufrechter Gang, große Gehirnmasse, Entwicklung von Kultur) auf der Umstellung auf hochkalorische Nahrung, also Fleisch, basiert. Dieses wurde zuerst durch Aas und später durch Jagd erlangt. Dann erst durch Ackerbau und Viehzucht (mehr Effizienz!). Ich persönlich glaube auch, dass in einer ausgewogenen Ernährung Fleisch nicht fehlen sollte. Allerdings meine ich auch, dass der Anteil an Fleisch in der Gesamternährung zu hoch ist, was auch (neben der hohen Anzahl an Meschen auf diesem Planeten) unweigerlich zu den enormen Auswüchsen in der Fleischindustrie mit all den Grausamkeiten führt. Und nur mit Jagd könnte man den bestehenden Fleischhunger nicht stillen.
Muss eben immer alles in Massen und billig und noch billiger sein. Wäre der Preis von Fleisch auf einem Niveau, dass man es nurnoch als besondere Mahlzeit (=>Sonntagsbraten) nutzen würde, würde die Sache anders aussehen.
Also bevor ich Jäger als Mörder bezeichne, würde ich eher mal an die Millionen Konsumenten der westlichen Welt die Frage richten, ob sie eigentlich wissen, was sie sich da hineinstopfen. Das gilt im Übrigen nicht nur für Fleisch, sondern generelle für viele sogenannten "Lebensmittel" mit industrielleler Herkunft.
Aber Kritik an der (eigenen) weitverbreiteten Lebensweise ist eben nicht so populär wie auf eine (ohnehin nicht so beliebte) Randgruppe zu prügeln.