interessante Fragestellung...-und entsprechend interessante Entwicklung der Diskussion
Soweit ich bisher selbst erfahren habe, kann man die Kostenentwicklung teilweise selbst beeinflussen - wenn sich bei der Ausrüstung bescheidet... - aber schon in machem Beitrag gepostet: die Ausrüstung, also die "Hardware" ist vergleichsweise
der geringste Kostenfaktor wenn man es in Relation zu den eigentlichen "Jagdkosten" stellt - also entweder Revierpacht/Beteiligung bzw. "gekaufte" Jagderlebnisse = Jagdreisen... (oder beides zusammen, das eine schließt das andere ja nicht aus...)
Zur Motivation den Jagdschein zu machen: die Gründe sind mannigfaltig, alle aufzuzählen wird nicht möglich sein, aber etwas Toleranz für die einzelnen Beweggründe wären manchmal angebracht - auch wenn die eigenen Gründe andere waren...
Nicht Jeder hat vorab den Plan oder die Möglichkeit, ein Revier zu pachten oder gar zu erben... - nicht Jeder hat familiäre "Vorbelastung" und damit "grünes Blut" in seinen Adern
und man weiß vielleicht noch gar nicht, ob man dann als Inhaber einer Jagdkarte wirklich "passionierter Jäger" sein will und kann... - möglicherweise sagt man sich nach dem ersten erlegten Stück Wild: nie wieder.... - oder es packt einen das jagdfieber...
ich hab inzwischen einige Jäger kennegelernt und war überrascht, wieviele es gibt, die sich durchaus als aktive Jäger sehen und gerne die Jagd intensiver ausüben möchten, aber eben (noch) nicht die Gelegenheit dazu haben - ergo es gibt mehr Jäger als Jagdreviere (und es gibt sicher einige Reviere, die sich über aktive Jäger freuen müßten...) - die wenigsten Jäger sehen sich aber als "Hobbyjäger" wie im hier negativ dargestellten Sinn, sie würden gerne "mehr draußen sein" aber es mangelt eben an den Umständen (und die kann man sich nur bedingt so richten wie man gerne will...-man kann bestenfalls daran arbeiten und hoffen und warten dass sich eine für einen passende Gelegenheit bietet und man zuschlägt...)
Ich selbst komme aus einer "Nichtjäger" Familie, mein Vater hatte seinerzeit sogar beim Heer die Annahme der Waffe verweigert...
Mit 9 Jahren bin ich dann mit den Eltern aufs Land gezogen, in ein kleines Häuschen mitten im Wald, der Anblick des Jeeps
vom Revierjäger war ein gewohntes Bild, mein alljährliches Highlight war das Hegeringschießen in einer Senke hinter unserem Haus - ich hab Stunden gewartet um dann am Ende ein Paar Schuss aus der .22er machen zu dürfen... - meine Schulkollegen waren zum Großteil aus Bauern- Familien in welchen es jeweils zumindest einen Jäger je Generation gab, dessen Tradition fortgesetzt wurde... - ich dachte bis vor wenigen Jahren , dass man nur Jäger werden kann, wenn der Großvater oder Vater auch einer war
Irgendwie hat mir als Bub dieser ganze "Lodenkram" gefallen, vielleicht weil es sowas in meiner Familie nicht gab... - irgendwie war es wohl ein kindheitstraum auch Jäger zu sein (im Kindergarten war mein Lieblingslied: „grün, grün, grün sind alle meine Kleider...“
)
Viele Jahre später war ich mit meinem besten Freund mit am Ansitz bzw. auf der Pirsch - er ist auch ein "untypischer" Jäger...- irgendwann wollte ich dann selber bzw. aktiv mit ihm auf die Jagd gehen... so ist der insgeheim lang gehegte Wunsch soweit gereift, dass ich mich dazu entschloss, die Jagdprüfung zu machen!
In der rel. kurzen Zeit hab ich wohl so manches im Eiltempo nachgeholt – und vermutlich auch meine Ersparnisse zu einem Gutteil für die Jagd verwendet, ich bereue nicht einen Euro denn ich dafür „geopfert“ habe und vor allem keine Minute die ich dafür gelebt habe – es gibt Momente, in denen man sich fragt „warum sitz ich hier…..“ – aber es überwiegen die schönen Erinnerungen und der Wunsch nach Mehr! – Leider bin ich noch auf der Suche bzw. arbeite daran, eine dauerhafte Ausgehmöglichkeit zu finden… - ein Traum ist, den viel zu bequemen Bürosessel eines Tages (je eher desto besser) gegen einen knorrigen Hochsitz am Waldesrand eintauschen zu können
Aber die Motivation „Jäger“ zu werden und die daraus erwachsene „Passion“ müssen nicht von vorne herein feststehen und sind nicht absehbar!
Und ich will keine Ideologien strapazieren, ob man nun nicht wegen der Trophäen jagen soll und nur das Fleisch für den Eigenbedarf erlegt…- es wäre gelogen, wenn man nicht auch das eine oder andere Stück erlegt hat und sich auch an der Trophäe erfreut hat – und man sitzt auch nicht nur draußen weil man die Vogerl so schön zwitschern hört… - aber um 4uhr früh die Morgendämmerung zu erleben, zu schwitzen oder zu frieren, stundenlang ruhig zu verharren, das Herzklopfen beim Anblick des lange erwarteten Rehbockes, einfach das besondere und schwer zu beschreibende Gefühl, als „richtiger Jäger“ mit dem Hut und dem Gewehr durchs Revier zu pirschen und Fegestellen zu bestätigen, eine (geschonte) Geiß mit Ihren Kitzen zu beobachten, ohne ans Töten zu denken – oder den gerade in Schonzeit stehenden Bock 3 Meter unter dem Hochstand zu erblicken wenn man auf die Geiß ansitzt…
Das macht einfach süchtig… - wenn man nach einem Jagdwochenende wieder im Büro sitzt, ist man gedanklich noch immer gerne im Wald – und kann es nicht erwarten wieder ehestmöglich dort zu sein und den Anzug gegen Loden- oder Fließjacke einzutauschen, den PC gegen die Büxe und statt auf den Bildschirm durch den Feldstecher zu schauen…
Das beschreibt für mich auch eher den Begriff „Passion“, nicht ob ein Jäger dreimal die Woche oder einmal im Monat rausgeht – weil er halt mangels Revier nicht öfter kann…
Statt Städtereisen mit Schwerpunkt Shopping mach ich halt lieber ein Jagdwochenende mit Freunden oder fahre in „mein Revier“ zu meinem Freund 500km weiter – auch ohne Weidmannsheil ist ein Wochenende mit ein – zwei oder mehr Ansitzen und etwas Mithilfe im Revier ein erfülltes Stück Lebenszeit und ein erholsames (Jagd-)Wochenende mindestens so wertvoll wie ein Kurzurlaub!