>Michael< hat geschrieben: ↑Fr 15. Mai 2020, 12:25
Genereller Konsensus ist dass die 6.5 nach 1.8-2.5 Tausend Schuss aufgeht. Wirds Leute geben die wesentlich mehr oder wesentlich weniger Lauflebensdauer haben? Sicher, hängt von der Laufqualität ab, unbestritten ist der Fakt dass viel mehr Druck und viel mehr Pulver im Vergleich zum Laufdurchmesser gift für die Lebensdauer ist.
Ähnliche Kaliber zeigen aber auch eine ähnliche Lebensdauer. Ich persönlich habe eine .300 Winchester Magnum mit 1800 Schuss ausgeschossen, ein Kollege eine hart geladene 6,5 Schwedenmauser innerhalb 2500 Schuss. (Ausgeschossen = nicht mehr unter 2cm zu bekommen, Übergangskonus wie sandgestrahlt)
Ich weiss also nicht woher dieser Konsensus kommen sollte, aber es deckt sich nicht ganz mit meinen praktischen Erfahrungen. Wir schiessen meistens auf dem 300m Stand, das ist unser Maßstab. Eine 6,5x47 mit Lilja/Krieger Rohling geladen so, dass sie den 140gr. Berger Hybrid mit 850m/s schiesst, diese hält zwischen 2600-2900 Runden aus. Das bedeutet, die Waffen schiesst unter 0,3 MOA / 300m. Wenn ist es nicht mehr drin, kommt ein neues Lauf und der alte wird von beiden Seiten gekürzt und dient weiter als Jagdlauf. Die Fabrikwaffen wie die absolut meist verbreitete Tikka in 6,5x55 halten auch länger aus als von dir erwähnt. Da ist die Situation bischen anders. Entweder schiesst derjenige mit der Tikka so lange, bis der Lauf hin ist, oder er verkauft die Waffe nach 2-3 Saisons und investiert in eine hochwertige Büchse mit besseren Lauf (Kelbly, Barnard usw.).
Viel hängt davon ab, welche Vorstellung von Präzision hat der Schütze selbst, geschweige von anderen Faktoren wie das Reinigen, oder die Intensität beim schiessen.
Wenn die 308W möchte wenigstens mit 6,5mm mithalten, dann muss sie auch so geladen werden. Bei uns typischerweise mit 155gr. Scenar und Vollgas. Aber dann hält logischerweise der Lauf nicht so lange und der imaginäre Vorteil wird langsam aufgelöst.
>Michael< hat geschrieben: ↑Fr 15. Mai 2020, 12:25
Lauflebensdauer ist für viele Präzischützen auch ein Faktor weil es oft mehrere hundert Schuss oder mehr braucht um die beste Ladung zu ermitteln, wenn dann der Lauf schon 40-50% seines Lebens hinter sich hat, und das beste Potential schon hinter sich gelassen hat, ist das einfach suboptimal. Und nach dem Wechseln geht das Spiel mit Ladungen ermitteln grösstenteils wieder von vorne los.
Wichtig ist die Lauflebensdauer, keine Frage... Nur die herkömmliche Praxis ist, dass man sein Labo mit einigen Dutzenden Schuss ermittelt und abstimmt. Hunderte Schüsse sind nonsense, dann ist was ganz falsch, oder ist derjenige ein blutiger Anfänger (möchte niemanden beleidigen, ich habe als Anfänger auch viele blinde Strassen entdeckt). So oder so, soviele Schüsse sind beim Labo Tuning klare Ausnahme und nicht eine Regel.
>Michael< hat geschrieben: ↑Fr 15. Mai 2020, 12:25
Dazu gibt es den Ballistikrechner der die Realität sehr genau wiederspiegelt, bei Seitenwind gibt es zwischen 6.5 und .308 nur unwesentlich Unterschiede, auf 500m.
Im Endeffekt ist der einzige Unterscheid, ballistisch gesehen, dass die 6.5 ein Geschoss verschiesst welches einen etwas höheren Ballistischen Koeffizienten hat als die .308, (knapp 1/5tel) bei praktisch gleicher Mündungsgeschwindigkeit. Der einzige Vorteil wird also erst auf lange Distanzen merkbar, wie man auch im Rechner sieht. Mehr ist da nicht.
Im Endeffekt kann ich dir nur sagen, dass unter realen Bedingungen hat die 6,5mm immer die Nase vorne. Sehbar und messbar. Deswegen wird sie auch beim Neukauf favorisiert. Man wird sehr schnell von diversen Kalkulationen ausgeheilt, wenn paar Windböen kommen und der Nachbar mit 6,5mm die Platte zwar nur am Rande streicht, aber immer noch trifft, weil der 308W Bub daneben schiesst. Hab das unzählige Male erlebt... egal wie extra präzise getunte Labo es in der 308W war, die durchschnittliche 140gr. 6,5mm Pille hat einfach etwas mehr Reserve. Wir können das hier bis Ender der Welt bestreiten, aber die Ergebnisslisten sprechen für sich selbst. Seit lange Jahren...
>Michael< hat geschrieben: ↑Fr 15. Mai 2020, 12:25
Ja das stimmt, habe ich auch schon angesprochen, die Realität ist aber dass die .308 keinem normalen gesunden Menschen Probleme bereiten sollte. Weniger Rückstoss ist immer besser, aber ab diesem Punkt würde ich sagen ist es vernachlässigbar.
Es geht überhaupt nicht um Probleme, welche sollte die 308W jemanden mit dem Rückstoss vorbereiten. Am Stand, sowie auf der Jagd gilt, dass es immer von Vorteil ist wenn man kann seine Treffer ablesen. Vernachlässigbar ist es wieder nur für Leute mit weniger Praxis und Erfahrungen (once again, nicht beleidigt fühlen, bitte). Und gerade
auch wegen niedrigeren Rückstoss geht der Welt der Precision Rifle Series Richtung 6mm Kaliber...
Jeder kann sich seine gewünschte 308W zulegen und mit ihr glücklich werden. Ich sage aber, dass es für den Zweck Jagd/Stand - mit Schwerpunkt schiessen am Stand - die 6,5mm Creedmoor aus mehreren genannten Gründen die bessere Wahl ist.