Steyr bringt neues Jagdgewehr raus (Handspanner)
Verfasst: Fr 1. Jun 2012, 17:19
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Capulus hat geschrieben:alles klar, danke dir
scheint aber von der Grundidee ja nicht so schlecht zu sein.
Coolhand hat geschrieben:Ein Handspanner:
Das bedeutet, dass man die Waffe laden kann, sie aber dennoch nicht gespannt wird. Es steckt also keine Energie in der Schlabofeder.
Erst unmittelbar vor dem Schuss schiebt man mit dem Daumen den Schieber am Kolbenhals nach vorne, um die Feder zu spannen.
Ing. Michael Mayerl hat geschrieben:Coolhand hat geschrieben:Ein Handspanner:
Das bedeutet, dass man die Waffe laden kann, sie aber dennoch nicht gespannt wird. Es steckt also keine Energie in der Schlabofeder.
Erst unmittelbar vor dem Schuss schiebt man mit dem Daumen den Schieber am Kolbenhals nach vorne, um die Feder zu spannen.
Da ich bei dem Thema sehr empfindlich bin, hier ein kleiner Aufsatz:
Ein Handspanner suggestiert mehr Sicherheit - ist aber deutlich gefährlicher.
Vor über 100 Jahren waren Handspanner Stand der Technik. Diese waren in Form von aussenliegenden Schlaghammern ausgeführt. Aber fällt so eine Waffe im entspannten Zustand runter, hats geknallt.
Und so hat man Fangrasten etc konstuiert um die Technik sicherer zu machen aber beim Fall schwingt durch die Massenträgheit alles hin und her und so wars wieder nicht 100% sicher.
Im Schweizer Kanton Graubünden sind deshalb noch heute Jagdwaffen mit ausenliegendem Schlaghammer für die Jagd verboten.
Dann kamen die Systeme mit innenliegendem Schlaghammer. Diese hatten mechanische Sicherungen - im idealfall sogar mit Sicherungsknopf in den Sicherungsschiebern. Eine nahezu fallsichere Sache. Auch Fangrasten kamen zum Einsatz - die sollten aber eher ein Doppeln verhindern denn auch durch Erschütterungen beim Schuss konnte sich der Schlaghammer aus der Rast lösen.
Die Krone der Sicherheit hat der Mauser 98 erreicht mit seiner Schlagbolzensicherung (und vielen anderen zusätzlichen Features die heute kaum einer kennt). Im gesicherten Zustand ist selbst beim Sturz aus der Raumstation ISS eine Schussauslösung ausgeschlossen weil der Schlagbolzen mechanisch fixiert wird.
Parallel entwickelten sich die Selbstladepistolen die in großen Mengen produziert seit über 100 Jahren an der Seite getragen werden und auch gerne mal runterfallen. Die gute alte 1911 hatte nur eine Sicherheitsrast. Ab einer gewissen Fallhöhe zündet aber auch eine entspannte 1911èr. Warum ? Weil der Schlagbolzen durch seine Massenträgheit genug Energie zur Zündung entwickelt. Errechnen kann man das mit der Formel:
Masse x Erdbeschleunigung x Fallhöhe = Energie
Davon zieht man dann noch die Energie der Schlagbolzenfeder ab die aber sehr gering ausfällt.
Zur Zündenergie: ab 0,3 Joule kann man mit einer Zündung rechnen - Schlagsysteme werden meist mit 0,75 - 0,85 Joule ausgelegt (Toleranz und Reibungsausgleich). Die Zündfähigkeit ist auch stark abhängig von den verwendeten Zündhütchen (Kurzwaffen, Langwaffen, Blechdicke etc).
Bei Kurzwaffen hat man das Problem mit einer automatischen Schlagbolzensicherung teilweise gelöst. Warum teilweise ? Weil beim Fall alles fröhlich hin und herschwingt und sogar eine Pistole mit Schlagbolzensicherung bei gewissen Fallwinkel und Höhen im entspannten Zustand zünden kann. Aber es wird damit die Wahrscheinlichkeit auf ein Minimum reduziert - ein Restrisiko bleibt immer bestehen.
Zu Handspannern bei Langwaffen: die haben keine automatische Schlagbolzensicherung. Wie kann man das testen ? Im entspannten Zustand Abzug ziehen und Spannschieber vordrücken. Bei allen Systemen erreicht dann der Schlagbolzen "im entspannten" Zustand das Zündhütchen und der ganze Spannapparat hat deutlich mehr Masse als der kleine Zündstift einer Pistole.
Sprich: fällt die Waffe runter und alles schwingt fröhlich hin und her, reicht ab einer gewissen Fallhöhe die Massenträgheit zur Zündung wärend eine Waffe mit "normaler" Sicherung dank mechanischer Verriegelung aller Funktionsbeteiligten Bauteile eine Zündung erfolgreich verhindern würde.
Rechenbeispiel M98 Schlagbolzen (Masse ohne Feder):
M = 83,7gramm
g = 9,81
h (Fallhöhe) = 1 Meter
Energie: 0,82 Joule
Ich habe mein Wissen über Fallsicherheit in meiner Zeit als Kurzwaffenentwickler gesammelt wo ich hunderte Fallversuche durchführte - mit StyriaArms habe ich im Fremdauftrag auch Langwaffenfalltests durchgeführt. Aufnahmen mit HighSpeed Kamera von Schnittwaffen waren dabei sehr lehrreich.
Das Ergebniss meiner Erfahrungen ist lehrreich aber auch schockierend: im Fall schwingen sogar superleichte, gefederte Kunststoffsicherungselemente - die rechnerisch gar nicht schwingen sollten - fröhlich durch die Gegend. Eine Waffe im Fall ist nahezu unberechenbar - wirklich 100% sicher ist nur ein Splint durch den Schlagbolzen oder die elegantere Ausführung: eine Schlagbolzensicherung.
Eine sehr sinnvolle Ergänzung die auch enorm die Führsicherheit fördert sind moderne Abzugssicherungen wie man sie von Glock oder Savage (AccuTrigger) kennt. Diese Abzugssicherungen bringen in meinen Augen mehr Sicherheit als jede Handspannung !!!
kuni hat geschrieben:
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Was mich aber wundert: Ist die Waffe entspannt, kann man den Schlagbolzen nicht sichern, der Kammergriff lässt sich nicht anklappen. Kann hier bei einem Sturz der Schlagbolzen die Patrone (welche noch im Patronenlager ist) zünden??
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