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Fragen von Nichtjäger an Jäger.

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Hane
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Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Hane » So 26. Jul 2015, 16:41

Nur mehr wenige Menschen befassen sich mit unserer ureigensten Beschäftigung und wir Jäger bleiben oft zu sehr unter uns.
Viele Mißverständnisse könnten vermieden werden, wenn mehr miteinander geredet wird.
Leider ist das Ansehen der Jäger nicht mehr sehr hoch, dass hat aber auch viel damit zu tun, dass die Leute die Hintergründe nicht verstehen.
Daher möchte ich die Gelegenheit geben, hier Fragen an Jäger zu stellen.
Wenn mölglich bitte nur sachlich diskutieren, Leute die die Jagd grundsätzlich ablehnen und auch nicht aufgeklärt werden möchten, bitte wo anders austoben. DANKE!

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Lindenwirt
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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Lindenwirt » So 26. Jul 2015, 16:50

Übernommen aus viewtopic.php?f=22&t=27119&start=40

Dann verschiebe ich die Frage von gunlove mal:
gunlove hat geschrieben:
Hane hat geschrieben:
gunlove hat geschrieben:@Hane
Das mit den Folgen der Feldbewirtschaftung den Tieren der Lebensraum drastisch eingeschränkt bzw. genommen wird und deswegen deren Anzahl zurückgeht verstehe ich.
Nur der Rest ist mir unklar. Sorry, das wird jetzt wahrscheinlich komisch für dich klingen, aber ich bin kein Jäger und kann mit Begriffen wie Raubwild, Raubzeug und Greifern nicht viel anfangen. Raubwild, Raubzeug und Schwanenhals hat mir gerade Google erklärt und vermutlich sind mit Greifern die Greifvögel gemeint. Da gibt es in unseren Breiten eher selten den Adler, aber vermutlich häufiger Bussarde, Habichte und Falken. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass dadurch ein so massiver Rückgang, von 3000 auf unter 200 stattgefunden hat.
Bzw. reguliert sich die Natur nicht selbst?
Aber ich bin wie schon oben erwähnt kein Fachmann um das beurteilen zu können.

Was ich auch nicht ganz nachvollziehen kann, warum reduziert man nicht den Abschuß (ich hoffe das ist die korrekte waidmännische Formulierung) wenn man jetzt schon nicht alles verkaufen kann, sondern verschenken muss? Wäre es nicht sinnvoller weniger Tiere zu töten und durch das geringere Angebot höhere Preise bzw. keinen Übersschuss zu produzieren?



Die Natur regelt die Anzahl der Greifer nur wenn keine Beutetiere da sind, Aber ich möchte nicht tausende Euro für ein Niederwildrevier bezahlen, in dem es dann keine Möglichkeit zur Niederwildjagd gibt.
Und wie gesagt, wir "verschenken" es eh nicht an den Wildprethändler, daher mache ich dann auch Hasenwurst und Fasanterine, etc..
Aber wenn wir zu viele Hasen als Bestand lassen, kommen wieder die Bauern und verlangen Wildschaden. Heute werden andere Feldfrüchte als Früher angebaut und da kann es dann schon vorkommen, dass ein paar Hasen ein Sojabohnenfeld abfressen, wenn man Pech hat oder zu spät angebaut, oder...
Beim geringen Preis liegt das Problem auch nicht am zu großen Angebot, sondern eher an der geringe Nachfrage.
Früher wurden die 3.000 Feldhasen vom Anhänger runter innerhalb kurzer Zeit verkauft, heute muss ich alle Bekannten fragen, ob sie wieder einen Hasen wollen, meist natürlich nur abgebalgt und am leibsten Vakuumverpackt.
Kochen können und wollen ihn halt auch nur mehr wenige.

Für mich war/ist es halt verwirrend, dass man so viele Tiere tötet obwohl man dann einen Teil, wie groß der dann auch immer ist, "dem Wildprethändler schenken muss.". Aber das "verschenken" hast du ja mittlerweile klargestellt. Und so falsch bin ich mit dem Faktor Mensch auch nicht gelegen wenn ich dein Beispiel mit den Wildschaden verlangenden Bauern lese, bzw. wenn du die geringe Nachfrage erwähnst. Oder eben der finanzielle bzw. persönliche Aspekt, dass du, wenn du 1000€ für ein Revier zahlst, dann dort auch jagen willst.

Aber trotzdem muss ja die Differenz von "3000 Hasen auf nicht mal mehr 200", von also mindestens 2800 irgendwo hingekommen sein.
Wenn ich euch jetzt richtig verstanden habe, setzt sich dieses Minus aus mehreren Faktoren zusammen, die man oberflächlich formuliert grob in zwei Verursacher einteilen kann.
Einerseits den Mensch, durch Jagd, Verkehr, Landwirtschaft und deren Folgen, andererseits durch andere Tiere, sprich natürliche Feinde.

Eine letzte Frage habe ich jetzt noch in dem Zusammenhang. Wenn die Nachfrage zurückgeht, müsste ja dann der Bestand irgendwann wieder steigen.
Wie lange würde es folglich ca. dauern, bis man in diesem Revier wieder 3000 erlegte Hasen hat, ohne das es negative Auswirkungen auf die Population hätte?
Bzw. ist das überhaupt noch möglich oder kann man das gar nicht zuverlässig sagen?
Zuletzt geändert von Lindenwirt am So 26. Jul 2015, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Lindenwirt » So 26. Jul 2015, 16:53

Bezüglich: " Wenn die Nachfrage zurückgeht, müsste ja dann der Bestand irgendwann wieder steigen."
Wie vorhin schon erwähnt, der Faktor Jagd ist wohl der kleinste. Siehe mein Beispiel mit 2 ausgelassenen Treibjagden die null Einfluss auf den Bestand hatten. So einfach ist es leider nicht.
Die Beutegreifer niedrig zu halten hat sicher mehr Einfluss meiner Meinung nach.
Wie ebenfalls schon gesagt, wir bejagen die Hasen so gut wie gar nicht mehr und es ändert sich kaum was an der Population. Wobei das jetzt eher subjektiv ist, Hasenzählung gabs bei uns schon lange nicht mehr.
Ich persönlich glaube eher das die Umweltfaktoren, die intensive Landwirtschaft, das hohe Raubwildvorkommen, etc. 90% davon ausmachen und 10% die Bejagung. Wenn ich mir die Landschaften zu ansehe, wo gibts denn vernünftige Wildhecken, unberührte Wiesen, Sträucher, etc.
Entweder Feld an Feld, Wiesen die 5mal im Jahr gemäht werden, Rindviecher usw. So schauts zumindest bei uns hier oft aus, der Rest sind Fichtenmonokulturen.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Hane » So 26. Jul 2015, 17:02

Der Bestand steigt nicht nur durch die geringe Bejagung.
Es müssten auch wieder die einzelnen Feldflächen kleiner werden, die Maschienen kleiner, die Bearbeitungsmethoden anders, die Bejagung der Beutegreifer erlaubt werden, die alten (sicher nicht zeitgemäßen) Jagdmethoden zurückkehren, weniger Beunruhigung durch Freizeitnutzer, etc., (ich möchte nicht sagen, dass das alles erstrebenswert ist)
Und zur Niederwildhege gehören auch Wildäcker und Streifen, die die Jäger pachten und dann anlegen, das kostet aber auch viel Geld und rentiert sich nur, wenn man das Wildpret auch verkaufen kann.
Daher ist auch eine gute Nachfrage nach Wildpret für einen hohen Wildbestand notwendig.
Theoretisch kann der Niederwildbesatz sicher in wenigen Jahren wieder auf sehr hohem Niveau sein, mit viel Arbeit und wenn alle Beteiligten mitspielen.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von gunlove » So 26. Jul 2015, 17:16

Hane hat geschrieben:Nur mehr wenige Menschen befassen sich mit unserer ureigensten Beschäftigung und wir Jäger bleiben oft zu sehr unter uns.
Viele Mißverständnisse könnten vermieden werden, wenn mehr miteinander geredet wird.
Leider ist das Ansehen der Jäger nicht mehr sehr hoch, dass hat aber auch viel damit zu tun, dass die Leute die Hintergründe nicht verstehen.
Daher möchte ich die Gelegenheit geben, hier Fragen an Jäger zu stellen.
Wenn mölglich bitte nur sachlich diskutieren, Leute die die Jagd grundsätzlich ablehnen und auch nicht aufgeklärt werden möchten, bitte wo anders austoben. DANKE!

Finde ich eine tolle Idee dafür einen eigenen Thread zu machen, ich bin ja nicht ganz unschuldig daran, weil ich diesen Thread viewtopic.php?f=22&t=27119
etwas zweckentfremdet habe. Es stimmt, dass die Jäger ein nicht mehr sehr hohes Ansehen haben. In dem Zusammenhang möchte ich aber gleich dazu sagen, man sollte nicht wegen einiger schwarzer Schafe alle Jäger in die gleiche Schublade stecken. Nur durch Kommunikation kann man Missverständnisse klären.
Weiters schließe ich mich der Bitte von Hane an, hier nur sachlich zu diskutieren.
Ihr nennt mich Menschenfeind, weil ich Gesellschaft meide, Ihr irret euch, ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen.
(Caspar David Friedrich 1774-1840)

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von gunlove » So 26. Jul 2015, 17:36

@Lindenwirt, Hane
Vorausgesetzt ich verstehe eure Beantwortung meiner letzten Frage aus dem anderen Thread richtig, dann ist auch hier das ganze Thema eher komplex und von sehr vielen Faktoren abhängig. Ein Hauptfaktor scheint wieder einmal der Mensch zu sein. Aber nur zu einem geringen Teil die vom Mensch ausgeübte Jagd, dafür aber die vom Mensch ausgeübte Landwirtschaft. Danke euch beiden auch für diese Antwort.
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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von McMonkey » So 26. Jul 2015, 17:47

Vorweg ich bin nicht gegen die Jagd!

Meine Frage:

Warum wird so an dem "Lodenlook" samt Hut festgehalten? Tradition in allen Ehren, aber nichts ist beständiger als der Wandel. Das oftmals erhabene Bild nach außen, da will man jagdliche Hintergründe oftmals nicht wissen. So erfahre ich es in Diskussionen. Es werden halt alt eingefahrene Verkrustungen eine Rolle spielen. Ist in der Politik nicht anders.

Das Thema finde ich gut! Auch das Thema Jagd und all seine Facetten ist sehr interessant und lehrreich.
Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Hane » So 26. Jul 2015, 17:53

Ja hast recht, aber warum hat sich die Landwirtschaft so entwickelt? Konkurenzfähig oder besser überlebensfähig bist du heute in unseren Breitengraden nur mehr ab einer 100ha Landwirtschaft, früher konntest mit 10ha als Bauer eine Familie ernähren.
Die Leute wollen zwar zu jeder Tages und Nachtzeit frisches Brot, es darf aber nur den Preis kosten, der auf einer rumänischen Kolchose erzielt wird.
Daher müssen auch unsere Landwirte solche Bewirtschaftungen durchführen oder sich auf Nischen stürzen.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Lindenwirt » So 26. Jul 2015, 18:01

Hane hat geschrieben:Ja hast recht, aber warum hat sich die Landwirtschaft so entwickelt? Konkurenzfähig oder besser überlebensfähig bist du heute in unseren Breitengraden nur mehr ab einer 100ha Landwirtschaft, früher konntest mit 10ha als Bauer eine Familie ernähren.
Die Leute wollen zwar zu jeder Tages und Nachtzeit frisches Brot, es darf aber nur den Preis kosten, der auf einer rumänischen Kolchose erzielt wird.
Daher müssen auch unsere Landwirte solche Bewirtschaftungen durchführen oder sich auf Nischen stürzen.

Sehe ich ganz genauso. Als Landwirt kannst heute ja gar nicht aus.

McMonkey hat geschrieben:Warum wird so an dem "Lodenlook" samt Hut festgehalten?

Hi, so streng ist das gar nicht mehr, der ganze Trend geht schon hin zu etwas moderner Funktionskleidung stelle ich zumindest bei uns fest.
Ich finde aber auch Traditionenen nicht schlecht, es hat auch viel mit Wertschätzung vor dem Wild zu tun, man geht eben nicht mit Jeans und Kapperl zur Jagd und erlegt "schnell" mal ein Reh. Genauso gehört es dazu dem Wild einen "letzen Bissen" in Form eines Bruchs (Zweig) in den Äser (Maul) zu stecken, kurz innezuhalten und sich einen Bruch an den Hut zu stecken. Ich für meinen Teil dachte mir dass ich als ganz moderner Jäger unterwegs sein werde und stelle mich jetzt schön langsam richtig wieder um auf Leder und Loden. :) Ein wirklicher Vorteil ist auch das Loden komplett geräuschlos ist, da können die 400€ Jackenhersteller noch so viel Werbung machen damit, all die künstlichen Materialien rascheln mal mehr, mal weniger. Zum anderen ist wohl auch so dass du dich somit gleich als Jäger zu kennen gibst. Ich bin auch Sportschütze aber militärische Kleidung und Waffen haben auf der Jagd nichts verloren, wer wie Rambo durch die Wälder schleicht wirft ebenfalls kein gutes Bild auf die Jäger. Meine Meinung zumindest.
EDIT: Das Kapperl am Profilfoto tausche ich im Normalfall auch immer gegen einen Hut, in dem Fall hatte ich den Hut als Auflage am Auto liegen.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von McMonkey » So 26. Jul 2015, 18:05

Meinte auch nicht Tarnkleidung.

Das mit dem "geräuschloser", leuchtet ein!

Danke!
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>Michael<
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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von >Michael< » So 26. Jul 2015, 18:07

Eine Frage stellt sich mir immer wieder, warum sind bei vielen Jägern die Ansprüche was Trefferleistung betrifft so gering?

Ich bin absoluter Befürworter der Jagd und das soll jetzt bitte nicht als Basching verstanden werden, aber ich sehe das jedesmal wenn vor der Saison viele Weidmänner und Frauen auf den Stand gehen (Alle Altersgruppen) um zu prüfen ob Ihre Langwaffen für die kommende Saison richtig eingeschossen sind. Streukreise um die 15-20 cm sitzend aufgelegt auf 100m sind die Regel, nicht die Ausnahme, und wir sprechen hier von der Absoluten Idealsituation, ohne Jagdfieber, mit perfekter Auflage, Ziele die sich nicht bewegen und das bei perfektem Licht. Man sagt ja dass bei realen Bedingungen die Präzision ja gleich mal um 50% abnimmt.
Ich bin Sportschütze und kein Jäger, aber ich persönlich würde mich nicht trauen mit den Trefferleistungen jagen zu gehen, die ich oft am Stand sehe. Wenn ich mir die Trefferzone von einem Rehbock so ansehe und das mit diesen Streukreisen abdecke wirds schon am Stand eng.

Dazu muss ich sagen das ich zwei Jäger kenne, die ich zu meinen Freunden zähle, die wirklich sehr gut mit Ihren Jagdwaffen treffen.
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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Hane » So 26. Jul 2015, 18:12

McMonkey hat geschrieben:Vorweg ich bin nicht gegen die Jagd!

Meine Frage:

Warum wird so an dem "Lodenlook" samt Hut festgehalten? Tradition in allen Ehren, aber nichts ist beständiger als der Wandel. Das oftmals erhabene Bild nach außen, da will man jagdliche Hintergründe oftmals nicht wissen. So erfahre ich es in Diskussionen. Es werden halt alt eingefahrene Verkrustungen eine Rolle spielen. Ist in der Politik nicht anders.

Das Thema finde ich gut! Auch das Thema Jagd und all seine Facetten ist sehr interessant und lehrreich.



Der Lodenlook hat sicher was mit Tradition zu tun, aber es ist meiner Meinung nach ein tolles Jagdgewand.
Da gibt es kein rascheln (ganz wichtig), es ist atmungsaktiv, warm, etc.. Natürlich wird der echte Loden in manchen Bereichen durch andere Textilie ersetzt, wenn notwendig, also ein Wandel ist durchaus zu verzeichnen.
Der Hut hat auch Aufgaben. Ich trage normal sicher keinen Hut, aber bei der Jagd ist er wichtig. Zum Beispiel lege ich den Hut zwischen Vorderschaft und Auflage beim Schuss. Der Bruch, also ein kleines Stück Pflanze, wird nach dem Erlegen an den Hut gesteckt, von der gleichen Pflanze bekommt das erlegte Tier den letzten Bissen in den Äser (Maul). Das ist halt Tradition und soll auch Dankbarkeit und Ehrerbietung bedeuten. Außerdem haben wir bei uns den Brauch, wenn ein Jäger einmal seinen Hut in der Jagdhütte vergisst, muss er ihn mit einer Flasche Wein auslösen :-)
Das mit dem Lodenlook ist auch Revierabhängig unterschiedlich, ich war auch schon mit der Jeans oder mit der Latzhose ansitzen. Manchmal hab ich ein Kapperl statt dem Hut. Bei einer Gesellschaftsjagd ist es halt Brauchtum.
Und vor Allem, was stört einem an ein bisschen grünen Stoff? Mich stört auch kein tactical wear und gear, wenn ich auf den Schießstand gehe, jedem das seine.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Lindenwirt » So 26. Jul 2015, 18:18

>Michael< hat geschrieben:Eine Frage stellt sich mir immer wieder, warum sind bei vielen Jägern die Ansprüche was Trefferleistung betrifft so gering?

>Michael< hat geschrieben:Streukreise um die 15-20 cm sitzend aufgelegt auf 100m sind die Regel

Wer sagt denn sowas? :shock:
Da muss ich passen, mein Mitjäger im Revier und ich haben sehr hohe Ansprüche an die Trefferleistung. 15-20cm Streukreis auf 100m ist absolut undenkbar, wie soll den das funktionieren? Ich habe das letzte Reh auf ca. 200m mit Schuss ins Leben (Herz) gestreckt, das ist wahrlich nicht groß bei einem 13kg Reh.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von Hane » So 26. Jul 2015, 18:24

>Michael< hat geschrieben:Eine Frage stellt sich mir immer wieder, warum sind bei vielen Jägern die Ansprüche was Trefferleistung betrifft so gering?

Ich bin absoluter Befürworter der Jagd und das soll jetzt bitte nicht als Basching verstanden werden, aber ich sehe das jedesmal wenn vor der Saison viele Weidmänner und Frauen auf den Stand gehen (Alle Altersgruppen) um zu prüfen ob Ihre Langwaffen für die kommende Saison richtig eingeschossen sind. Streukreise um die 15-20 cm sitzend aufgelegt auf 100m sind die Regel, nicht die Ausnahme, und wir sprechen hier von der Absoluten Idealsituation, ohne Jagdfieber, mit perfekter Auflage, Ziele die sich nicht bewegen und das bei perfektem Licht. Man sagt ja dass bei realen Bedingungen die Präzision ja gleich mal um 50% abnimmt.
Ich bin Sportschütze und kein Jäger, aber ich persönlich würde mich nicht trauen mit den Trefferleistungen jagen zu gehen, die ich oft am Stand sehe. Wenn ich mir die Trefferzone von einem Rehbock so ansehe und das mit diesen Streukreisen abdecke wirds schon am Stand eng.

Dazu muss ich sagen das ich zwei Jäger kenne, die ich zu meinen Freunden zähle, die wirklich sehr gut mit Ihren Jagdwaffen treffen.



Der Lindenwirt und ich haben sich bei der vorigen Beantwortung etwas überschnitten, treffen aber die selbe Aussage.

Zu der Frage nach dem geringen Präzissionsanspruch: Viele Jager schießen auch nur unter 100 Meter und dann auf relativ große Ziele. wenn du das Reh innerhal von den richtigen 20x20 cm triffst, passt es auch. Sie gehen nicht oft auf den Schießstand und können es daher nicht besser.
Jäger die auf weite Distanzen schießen, oder Krähen mit der Kugel bejagen haben einen ganz anderen Anspruch.
Die triffst du dann häufiger am Stand, die beschäftigen sich mit Widerladen, etc.
Es kommt auch aufs Kaliber an: mit meiner .376 genügen mir auch 5 cm auf 100m, die wird hauptsächlich zum Sauenansitz auf kurze Distanzen benötigt. die 7x64 möchte ich auf max. 3cm/100m haben, meine .222 soll weniger können.

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Re: Fragen von Nichtjäger an Jäger.

Beitrag von >Michael< » So 26. Jul 2015, 19:19

Lindenwirt hat geschrieben:
>Michael< hat geschrieben:Eine Frage stellt sich mir immer wieder, warum sind bei vielen Jägern die Ansprüche was Trefferleistung betrifft so gering?

>Michael< hat geschrieben:Streukreise um die 15-20 cm sitzend aufgelegt auf 100m sind die Regel

Wer sagt denn sowas? :shock: 15-20cm Streukreis auf 100m ist absolut undenkbar, wie soll den das funktionieren?


Frag mich nicht, ich bin mit meinem Gewehr 11 daneben gesessen und hab sie mit offener Visierung mit meinen absolut mittelmässigen Schiesskünsten präzisionstechnisch weggeblasen. Die Rehbockscheibe auf 100m war recht geschreddert. Das erlebe ich aber jedes Jahr aufs neue. Wie gesagt, ein paar treffen wie man sichs von einer Büchse mit ZF vorstellt, alles im 2.5-3cm Bereich, aber beim Grossteil der meute gehts recht wild zu. Ich hab eh mal gefragt und und vorsichtig meine Hilfe angeboten, besagter Schütze hat sich dann aber nur lachend auf Schussangst ausgeredet und hat gesagt dass die Rehböcke zum Glück eh grösser als seine Streukreise sind und dass das so schon passt.

Wenn ich mal raten müsste würde ich sagen dass da Schussangst wegen nicht vorhandenem Training Schuld ist. Ich bin da vor ein paar Jahren mal durchgegangen und hab mir das angesehen, da sah ich durchwegs Läufe auf Holzböcke aufgelegt und die Schützen machten sehr eindeutig beim Schuss die Augen zu.
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