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von artemidis » Mo 25. Jan 2016, 08:30
So, in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es endlich geklappt. Nacht etlichen, erfolglosen Ansitzen war mir am Vortag zu allem Überfluss noch die Büchse am Ansitz umgefallen, und ich hatte ich den Treffersitz kontrollieren müssen. Der Himmel war bedeckt, aber auf der geschlossene Schneedecke war jede Bewegung gut sichtbar. Wenn der Mond durchschien, wurde es taghell draußen. Hatte mich in einem alten Heustadel positioniert. Das Heu von vor vielen Sommern war eine gute und fast lautlose Unterlage. Ich schlüpfte in den Ansitzsack und legte mich auf den Bauch. Genickschmerzen und eingeschlafene Ellbogen waren im Preis inbegriffen. Eine alte, große Milchkanne, über die eine Decke gebreitet war, diente als Auflage. Der Fuchs konnte kommen. Das tat er denn nach drei Stunden auch, allerdings von der linken Seite, von der ich ihn nicht erwartet hatte, und in dessen Richtung ich nicht schießen konnte. Erstens war der linke Türstock für einen Schuss hinderlich - ich hatte den Fuchs lediglich deswegen erblickt, weil ich den Kopf so verdrehte, dass der Sichtwinkel kurz größer wurde, zweitens ging das Gelände dort steil in einen Hang über, und aus meiner liegenden Position heraus konnte ich mich nicht so weit noch oben verbiegen. Ein Versuch es doch zu tun, führte dazu, dass er absprang. Egal, es kommt wohl wieder einer. Eineinhalb Stunden später löste sich von rechts ein Schatten, und am rechten Türbalken wurde die längliche Gestalt eines Fuchses sichtbar. Er schnürte etwas von mir weg, wurde langsamer und suchte am Boden. Ich richtete die Büchse aus, ließ ganz leise den Stecher klicken. Verdammt, wieder zu laut, aber Reinecke ließ sich nicht beirren, und ich und konnte den Leuchtpunkt ganz ruhig ins Ziel führen. Shit - meine Brille war verrutscht, und durch den zu tiefen Sitz hatte ich ein Doppelbild. Welches der beiden Absehen war nun das richtige? Hilft nix, Brille hochschieben. Wieder Ziel suchen. Reinecke zieht weiter; bleibt erneut, allerdings quartering away, stehen, in 90m Entfernung, wie sich dann herausstellen wird. Der Waldrand ist nicht mehr weit. Jetzt muss es passieren, sonst passiert es wieder nicht. Endlich wieder den Leuchtpunkt ruhig ins Ziel bringen. Jetzt ist er ruhig. Baaams! Der helle Knall meiner 223er in der Scheune überrascht meinen Kameraden, der es sich hinten an der Scheunenwand bequem gemacht hatte. Er hatte zwar den Stecher klicken gehört, meine leichte Bewegung zum Ziel hin, und dann auch den Fuchs gesehen, aber der Schuss kam dann doch überraschend. "Weidmannsheil, der liegt" sagte er unvermittelt. Fast gleichzeitig hatte ich durch das Glas den Fuchs im Knall umfallen sehen. Ein Schuss wie im Bilderbuch. Die Freude war groß über den ersten, hart erkämpften Fuchs 2016.
Es ist das Fuchsfieber, das die Mischung aus Winternacht, dem Mondlicht auf dem Schnee, der Stille, der Kälte, der manchmal schmerzhaften Bewegungslosigkeit und der gespannten Erwartung ausmacht. Wenn das das Fuchsfieber ist, dann bin gern krank.
القرد في عين أمه غزال – „Der Affe – in den Augen seiner Mutter ist er eine Gazelle“