Leitz Dienstglas Reparatur

[Evilcannibal79]

Ich hätte da wieder mal eine Frage an alle Wissenden.
Vorgeschichte:
Ich bekam vor gut 30 Jahren ein altes Leitz Dienstglas 6x30 KF H6400 von meinem Großvater geschenkt.
Dieser hatte dieses im Krieg geführt und später auch zur Jagd genutzt.
Das Baujahr ist irgendwo zwischen 1936 und 1939 einzuordnen, genauer hab ich es noch nicht rausgefunden.

Da es die Zeit nun doch nicht ganz unbeschadet überstanden hat habe ich nachgeforscht und Leica hat mir eine Firma
empfohlen die solche Gläser noch servicieren können und auch Ersatzteile dazu auf Lager haben oder beschaffen können.

Soweit so gut.
Beim letzten Ansitz hatte ich das Glas dabei und konnte es mit einem Swarovski 8x40 eines Kollegen vergleichen und ich war überrascht
wie gut die Qualität des Leitz Glases im Vergleich mit dem Swaro war.
NoNaNed war das Swaro besser aber nicht wirklich viel.
In der Dämmerung wars ein wenig besser, bedingt auch durch das grössere Objektiv auch waren die Farben etwas "kälter" beim Swaro
wohingegen das Leitz kontrastreicher zu sein schien.
Ich würde das Glas auch in Zukunft gerne jagdlich nutzen.

Ich hab das Glas zu besagter Firma gesendet und um einen Kostenvoranschlag für eine Instandsetzung gebeten.

Heute hab ich das Angebot erhalten und gut das ich schon gesessen bin, die Reparatur soll ca. 640,- kosten (Pilzbefall auf Linsen etc. reinigen, einstellen,neue Beledeerung des Korpus,...)

Nun meine eigenltiche Frage:
Wäre es das wert? oder würde man um das gleiche Geld ein Fernglas mit gleicher oder besserer Qualität bekommen (was ich eher bezweifle) ?
Macht eine Instandsetzung die optische Qualität so viel besser?
Ich hab auf diesem Gebiet leider überhaupt keine Erfahrung.

[Hane]

mir persönlich wäre es das Wert.
du wirst aber um das gleiche Geld ein neues bekommen, das besser ist.

[Hellprayer]

Ich kann dir nix über Technik und Co von den Dingern sagen. Kenn mich zu wenig damit aus.

Aber bezüglich der Geschichte die das Ding hatte all die Jahre zu überdauern um dann in deinen Händen zu landen würde ich mir überlegen ob du diese Bürde nicht doch auf dich nimmst. Vielleicht bist du dann ja irgendwann der Opa der das Glasl seinem/ner Enkel/in übergibt?

Ich bin da ein bisschen Sentimental darum wenns um Dinge mit Geschichte geht. Vor allem in der Familie sollten manche Sachen weitergereicht werden. Ich hab zum Beispiel nicht viel von meinem Großvater bekommen, aber alles was ich habe steht unter Denkmalschutz

[Dobi]

Mit Ferngläsern hab ich keine Erfahrung, aber hatte ein ähnliches Problem mit einem Leica-Objektiv für meine Leica M3:
Das Objektiv war auch ein Erbstück und durch Pilzbefall (kommt bei alten Optiken öfter durch zu lange und falsche Lagerung vor) waren die Linsen leicht getrübt.

Nach der Reparatur bzw. Reinigung waren die Linsen quasi wieder im damaligen Originalzustand und die Abbildungsleistung und Bildschärfe war deutlich besser als davor und entsprach wieder der guten alten Leica-Qualität …

Mir war es das damals wegen Erbstück wert …

Aber noch ein wichtiger Hinweis, den ich damals vom Reparateur bekommen habe:
Eine Optik, die pilzbefallen ist sofort von anderen Optiken getrennt lagern und das möglichst trocken, luftig und ohne Temperaturschwankungen, damit einerseits der Pilzbefall nicht noch stärker wird und sich andererseits nicht auf andere Optiken übertragen kann.

[gunlove]

@Evilcannibal79
Eigentlich hast du für mich deine Frage, vielleicht ohne es zu wissen, schon selbst beantwortet. Eine Reparatur an deinem alten Leitz Dienstglas 6x30 KF H6400, dass du von meinem Großvater geschenkt bekommen hast kostet 640€. Das Glas ist jetzt, wo es noch nicht repariert ist, lt. deiner eigenen Aussage annähernd so gut wie das Swarovski 8x40 eines Kollegen. Aber du wirst um die 640€ kein Swarovski 8x40 bekommen.
Und was noch dazu kommt und mMn. unbezahlbar ist, weil es sich um einen ideelen Wert handelt, das Ding ist von deinem Großvater! Ich weiß nicht wie du dazu stehst, aber ich bin bei dem Thema bei Hellprayer. Ich habe meine beiden Großväter nie kennen gelernt, aber die paar Dinge die von dem Einen noch da sind, stehen unter Denkmalschutz obwohl deren Wert praktisch Null sind. Du hast wenigstens was, das auch noch einen Wert hat.

[doc steel]

Nun denn...
Ich besitze einige Leitz Gläser (alt, früher) und einige Leica Gläser (modern, jetzt).
Dein 6x30 KF H6400 ist ein Glas der dt. Wehrmacht, die Bezeichnung KF trugen jene Gläser die mit dem speziellen Kältefett bis -20°C ausgestattet waren, H6400 ist der Code für die Ausstattung mit Strichplatte zur Entfernungseinschätzung.
Je nach Zustand hat dieses Glas einen ungefähren Sammlerwert von €50 bis €200. Die meisten sind jedoch in einem eher erbärmlichen Zustand.

Du hast das Glas tatsächlich zu Leica in Wetzlar/D. geschickt?
Da wundert mich, dass es dort überhaupt angenommen wurde.
Tendenziell gilt, dass alle Arten von Reparaturen bei Leica sehr teuer sind. Preiswert ist dort nix.
Allerdings bekommt man sein Gerät danach in einem Zustand zurück der von der Funktion her in den meisten Fällen dem Neuzustand entspricht. Das kostet eben.

Die optische Qualität dieser Gläser war zu der damaligen Zeit auf einem hohen Niveau, trotz der für damalige Verhältnisse doch relativ großen Stückzahlen.

Zu deiner eigentlichen Frage:
Die Reparaturkosten übersteigen den aktuellen Wert des Glases wenigstens um das doppelte.
Allerdings sind alle Produkte von Leitz bis auf ganz wenige Ausnahmen von einer Qualität und Bauart, die werterhaltende Reparaturen zulassen.
Eine Instandsetzung kann die optische Qualität streng genommen nicht besser machen, da diese von der Qualität des Glases und der Konfiguration der optischen Linsen abhängig ist.
Wenn natürlich die Linsen durch Fungus oder Feuchtigkeitsbeschlag getrübt sind, ist nach deren Beseitigung die optische Eigenschaft wieder hergestellt.
Was danach aber in jedem Fall besser ist, ist die Funktion.
Die ist nach einem CLA (clean, lube & adjust) wieder im Neuzustand.
Ob es dir die Kosten wert sind entscheidest du alleine.
Um über €600,- bekommst du jederzeit ein neues Glas mit den selben optischen Eigenschaften, wahrscheinlich aber nicht in der selben Qualität. Zumindest kein 6x30, da diese Vergrösserungs/Dämmerungsleistungs-Kombination nicht mehr Stand der Technik ist.
8x20, 10x25 oder 8x30 sind heute die gebräuchlichsten Varianten.

[doc steel]

Mit Ferngläsern hab ich keine Erfahrung, aber hatte ein ähnliches Problem mit einem Leica-Objektiv für meine Leica M3:
Das Objektiv war auch ein Erbstück und durch Pilzbefall (kommt bei alten Optiken öfter durch zu lange und falsche Lagerung vor) waren die Linsen leicht getrübt.

Nach der Reparatur bzw. Reinigung waren die Linsen quasi wieder im damaligen Originalzustand und die Abbildungsleistung und Bildschärfe war deutlich besser als davor und entsprach wieder der guten alten Leica-Qualität …

Mir war es das damals wegen Erbstück wert …

Aber noch ein wichtiger Hinweis, den ich damals vom Reparateur bekommen habe:
Eine Optik, die pilzbefallen ist sofort von anderen Optiken getrennt lagern und das möglichst trocken, luftig und ohne Temperaturschwankungen, damit einerseits der Pilzbefall nicht noch stärker wird und sich andererseits nicht auf andere Optiken übertragen kann.

Freut mich zu lesen, dass es unter den Pulverdampfern einen Leica M Besitzer gibt.
Ich selbst fotografiere nunmehr seit 44 Jahren mit dem Leica M System und besitze aktuell einige M's in verschiedenen Ausführungen inkl. einer digitalen M240 sowie eine Vielzahl an Objektiven dazu.
die Leica M ist ein Virus, der wenn er einen einmal gepackt hat unheilbar bis zum Lebensende begleitet.

Ich möchte dich deswegen etwas fragen und in einigen Aussagen berichtigen.
1. was für eine M3 ist es denn?
- silber oder schwarz verchromt oder schwarz lackiert?
- double stroke (2x aufziehen für einen bildtransport) oder single stroke (1x aufziehen f. einen bildtransport)?
- filmandruckplatte aus glas oder metall?
2. um was für ein objektiv handelt es sich?

zum Pilzbefall:
es ist schlicht und ergreifend falsch - trotz dass es immer wieder erwähnt wird - dass glaspilz übertragbar ist.
es stimmt nicht. es ist ein pilz und kein virus.
glaspilz erkennt man - oft nur mit der lupe - an dünnen weissen fäden die sich unregelmäßig in verschiedene richtungen ausbreiten.
wenn ein objektiv lange im dunklen, feuchten klima sein dasein fristen musste kann es dazu kommen.
befallen ist davon aber nicht das glas selbst sondern die kittschicht zwischen den linsen die zur verklebung der linsen miteinander dient.
unter ungünstigsten bedingungen kann der pilz, nämlich seine stoffwechselprodukte, eine trübung der linsenoberfläche hinterlassen. dann ist eine reinigung schwierig.

was oft mit glaspilz verwechselt wird ist wenn sich die verklebung zwischen den linsen aufzulösen beginnt.
diese stellen erscheinen dann als trübe, durchscheinende stelle und sind meistens scharf begrenzt und haben eine oft runde form.

[Dobi]

@doc steel
Mich freut das jetzt auch, noch so einen Infizierten hier zu treffen! Mich lässt es auch nicht mehr los!!!
Und neben der M3 mit einigen Objektiven und Zubehör gibt's noch eine M6 und noch ein paar andere alte Fotoaparate, wie z.B. eine Olympus OM-4 Ti mit einigen Zuikos dazu …

Zu deinen Fragen:
- meine M3 ist eine silberne mit double stroke und Filmandruckplatte aus Glas (M3 - 756 1XX) und einem immer noch funktionierendem Leica-Meter MR drauf …
- das Objektiv war ein Leitz Canada Summicron 1:2/90 und das einzige, bei welchem ich das Problem hatte.
Das Summilux - M 1:1,4/35 und das Schraub-Summilux 1:1,4/50 (mit M-Adapter) sind beide noch tip-top glasklar wie am ersten Tag

Und vielen Dank für die Erläuterung zum Fungus und der sich lösenden Verklebung! Wieder was gelernt!!!

[Evilcannibal79]

Nun denn...
Ich besitze einige Leitz Gläser (alt, früher) und einige Leica Gläser (modern, jetzt).
Dein 6x30 KF H6400 ist ein Glas der dt. Wehrmacht, die Bezeichnung KF trugen jene Gläser die mit dem speziellen Kältefett bis -20°C ausgestattet waren, H6400 ist der Code für die Ausstattung mit Strichplatte zur Entfernungseinschätzung.
Je nach Zustand hat dieses Glas einen ungefähren Sammlerwert von €50 bis €200. Die meisten sind jedoch in einem eher erbärmlichen Zustand.

Du hast das Glas tatsächlich zu Leica in Wetzlar/D. geschickt?
Da wundert mich, dass es dort überhaupt angenommen wurde.
Tendenziell gilt, dass alle Arten von Reparaturen bei Leica sehr teuer sind. Preiswert ist dort nix.
Allerdings bekommt man sein Gerät danach in einem Zustand zurück der von der Funktion her in den meisten Fällen dem Neuzustand entspricht. Das kostet eben.

Die optische Qualität dieser Gläser war zu der damaligen Zeit auf einem hohen Niveau, trotz der für damalige Verhältnisse doch relativ großen Stückzahlen.

Zu deiner eigentlichen Frage:
Die Reparaturkosten übersteigen den aktuellen Wert des Glases wenigstens um das doppelte.
Allerdings sind alle Produkte von Leitz bis auf ganz wenige Ausnahmen von einer Qualität und Bauart, die werterhaltende Reparaturen zulassen.
Eine Instandsetzung kann die optische Qualität streng genommen nicht besser machen, da diese von der Qualität des Glases und der Konfiguration der optischen Linsen abhängig ist.
Wenn natürlich die Linsen durch Fungus oder Feuchtigkeitsbeschlag getrübt sind, ist nach deren Beseitigung die optische Eigenschaft wieder hergestellt.
Was danach aber in jedem Fall besser ist, ist die Funktion.
Die ist nach einem CLA (clean, lube & adjust) wieder im Neuzustand.
Ob es dir die Kosten wert sind entscheidest du alleine.
Um über €600,- bekommst du jederzeit ein neues Glas mit den selben optischen Eigenschaften, wahrscheinlich aber nicht in der selben Qualität. Zumindest kein 6x30, da diese Vergrösserungs/Dämmerungsleistungs-Kombination nicht mehr Stand der Technik ist.
8x20, 10x25 oder 8x30 sind heute die gebräuchlichsten Varianten.

Ich hab zuerst mit der Firma Leica Kontakt aufgenommen.
Die haben mich dann an einen gewissen Herrn Schilling verwiesen der wohl auf solche Instandsetzungen spezialisiert ist.
Dort hab ich es dann auch hingeschickt.
http://www.optikservice-schilling.de/
Er scheint auch so als seien die dort sehr kompetent.

Ich denke ich werde mir selber ein Wihnachtsgeschenk machen und das Fernglas reparieren lassen.
Das sollte danach eigentlich fast wie neu aussehen da auch eine neue Belederung angebracht wird.

Allerdings ist es auch das einzige Stück das ich all die Jahre gehütet hab und so wie es aussieht kann ich es nach der Reparatur mit gutem Gewissen an kommende Generationen weitergeben.
Es ist halt, auch durch den Einsatz im Krieg ein Stück Familiengeschite damit verbunden.

[gunlove]

Ich denke ich werde mir selber ein Wihnachtsgeschenk machen und das Fernglas reparieren lassen.
Das sollte danach eigentlich fast wie neu aussehen da auch eine neue Belederung angebracht wird.

Allerdings ist es auch das einzige Stück das ich all die Jahre gehütet hab und so wie es aussieht kann ich es nach der Reparatur mit gutem Gewissen an kommende Generationen weitergeben.
Es ist halt, auch durch den Einsatz im Krieg ein Stück Familiengeschite damit verbunden.

Ich denke, dass du richtige Entscheidung getroffen hast!

[doc steel]

danke evil,
dann hat leica den sektor für vintage ferngläser wohl auch ausgelagert, wie sie es mit dem bereich für das R - spiegelreflexsystem bereits vor etlichen jahren gemacht haben.
das hat jetzt fototechnik paepke in d'dorf samt ersatzteillager, werkzeugen und messgeräten übernommen.

ja, lass richten, dann hast a neues glasl im alten gewand und kannst es nötigenfalls auch vererben.