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Zur Qualität von Jagdmessern

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mikonis
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Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von mikonis » Sa 24. Jun 2023, 00:31

Hallo Leute!

Die Überschrift täuscht, ich kann die technische Qualität von Jagdmessern (oder Messern überhaupt) leider kaum beurteilen, wiewohl ich sie oft benutze. Mir bleibt der persönliche Eindruck.

Mein Lieblingsjagdmesser, ein Geschenk eines guten Freundes, hat mich verlassen.

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Ich hätte nie erwartet, dass ein Stück aus der Klinge bricht. Und bestenfalls irgendwo im Gescheide verbleibt. Wieso ist das überhaupt möglich? Stahl wird in der Glut verbunden und durch das Hämmern miteinander verschweißt. Das ist in meinen Augen eine homogene Masse. Da sollte es doch keine bröckelnde Struktur geben? Oder seh ich was falsch.

Zur Qualität: wie kann man als Laie ein solides Jagdmesser, also den guten bzw. besten Messerstahl, erkennen? Gibt es Kriterien (optisch, klanglich, wasweißich) oder muss man fragen? Weil angeschrieben steht es nirgends am Messer.

Die renomierten hiesigen Messermacher (Kapeller, Messerkönig etc.) verwenden doch wohl beste Stahlqualität oder geht es denen nur ums Messerbauen.

Für Tipps und Hinweise wäre ich dankbar.
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cal22
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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von cal22 » Sa 24. Jun 2023, 00:57

Bin zwar kein Experte aber der Bruch sieht mir nach einem Haarriss im Material aus.
Stahl wird in der Glut verbunden und durch das Hämmern miteinander verschweißt.
Was meinst du damit? Da wird nix gehämmert das ist vermutlicher irgendein billiger kaltgewalzter Werkzeugstahl. Da wird nix gehämmert und miteinander verschweißt. Bei Damast ja, in dem Fall eher nicht.

stahldurst
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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von stahldurst » Sa 24. Jun 2023, 06:27

Servus!
Wie schon von mein Vorposter geschrieben hat, würde ich hier auch auf einen Haarriss tippen.
Wodurch dieser entstanden ist, darüber lässt sich anhand des Bildes nur spekulieren.
Mögliche Ursachen wären:
- falsche/ungeeignete Wärmeführung beim Vergüten (falsche Temperaturen, Fehler beim Abschrecken...)
- Fehler beim maschinellen Schleifen der Klinge ( Rohling stellenweise überhitzt z.B. weil der Schliff trockengelaufen ist)
- eher unwahrscheinlich: Rohmaterial bereits fehlerhaft (Inhomogentäten im Gefüge)

Auch wenn das abgebildete Messer einen sehr hochwertigen Eindruck macht (Hohlschliff, saubere Monturen, vernünftige Lederscheide),
hier wurde an der Klinge nichts geschmiedet (also warm umgeformt). Diese Klinge wurde aus einem Stück Blech, wahrscheinlich maschninell geschliffen.
So eine Massenfertigung kann man nicht mit einer Einzelfertigung oder Halbserienfertigung von Kapeller oder MK vergleichen.

"Stahl wird in der Glut verbunden und durch das Hämmern miteinander verschweißt. Das ist in meinen Augen eine homogene Masse."
=>Eben nicht. Eine Klinge die "verschweißt" wird, ist ja zwangsläufig ein mehrlagiger Verbund, also das Gegenteil von homogen.
Eine Klinge aus Monostahl ist grundsätzlich bei entsprechender Behandlung homogen. ( kein Ausglühen beim Schleifen, korrekte Wärmeführung)

"wie kann man als Laie ein solides Jagdmesser, also den guten bzw. besten Messerstahl, erkennen? Gibt es Kriterien (optisch, klanglich, wasweißich) oder muss man fragen?"
Davon, dass ein Produkt fehlerfrei und gebrauchstauglich ist gehe ich sowieso aus. Was ein solides Jagdmesser ausmacht hängt vom Einsatzzweck ab. Ebenso gibt es keinen "guten bzw. besten" Messerstahl, weil es keine eierlegende Wollmilchsau gibt.
Als Fischer bevorzuge ich persönlich Messer aus D2 Stahl. Dieser ist zwar bestenfalls nur rostträge, aber dafür in Bezug auf Schnittgüte und Schneidhaltigkeit aber auch Schärfbarkeit für mich die erste Wahl. Das geht aber nur so lange gut, solange ich im Süsswasser bleibe. Wenn man mit Salzwasser zu tun hat, ist der D2 eher nicht geeignet.

Wie Du siehst kann man das wenn man will sehr weit treiben, wobei manche Stahldiskussionen fast religiöse Züge annehmen.

Für ein eingehendes Studium empfehle ich "Messerklingen und Stahl - Roman Landes". Ein Buch aus welchem man auch ohne große
Vorkenntnisse in der Metallurgie des Eisens viel lernen kann. Niiiiiiichts wovon man sich fürchten muss.

Beste Grüße
Hans

Bushcrafter
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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von Bushcrafter » Sa 24. Jun 2023, 12:51

Rein von aussen betrachtet, kann man über die Qualität des Stahls GAR NICHTS sagen! Nur die Geometrie ist von aussen ersichtlich. Verhältnis der Klingenlänge zur Klingenbreite und zur Klingendicke. Und natürlich die Art des Schliffs - in diesem Fall ein Hohlschliff. Ein Hohlschliff als solcher ist ein guter Schliff für besonders schneidfreudige Messer, aber er ist nur dann gut, wenn er gut ausgeführt ist und vor allem ist er nicht für alle Anwendungen die beste Wahl.
Gerade auf der Jagd, wo es schon mal ein bissl „wilder“ zugeht beim Aufbrechen und Zerwirken, würde ich persönlich NIEMALS einen Hohlschliff wählen. Dazu ist die Klinge im Schneidenbereich zu dünn. Ein klein wenig verkanten und hebeln, gerade wenn man im Schlossbereich oder an einem Knochen schärft (schneidet), und wenn dann die Klinge einen Härte- oder Anlass-Fehler hat, dann kommt es zu genau solchen Schneidenausbrüchen wie hier auf dem Foto ersichtlich. Das ist sowas wie ein Musterbeispiel dafür. Feinste Haarrisse in der Gefügestruktur sind so gut wie nicht sichtbar mit dem blossen Auge.

Eine Beurteilung der Qualität nach äusserlichen Merkmalen kann sich - sinnvollerweise - nur auf Verarbeitungsqualität beziehen und auf nicht sonst. Die „inneren Werte“ sind mit dem Auge nicht ersichtlich.

Wie soll man sein Messer denn nun auswählen? Tja,… da hat jeder andere Prioritäten, ich denke (und ich persönlich halte das so!), das wichtigste Auswahlkriterium ist der gedachte Anwendungszweck (der auch schon mal weiter gesteckt werden kann). Dann nach der entsprechenden Stahlqualität - hier ist von billigem Blech bis zu feinsten pulvermetallurgischen Stählen alles möglich. Aber die Qualität sollte passen. Ich habe z. B. Nix von einem super duper Non-plus-Ultra stahl, der die Schneide ewig hält - wenn ich ihn nicht nachschärfen kann, weil ich die entsprechenden Schleifmittel nicht habe. Andererseits habe ich nichts von einem Stahl, der mit „dreimal scharf anschauen“ wieder schneidet bis zu den nächsten fünf Schnitten. Ich würde z. B. Keinen Stahl haben wollen, bei dem ich während des Zerwirkens dreimal nachschärfen müsste,….. ihr wisst, denke ich, was ich meine,…..

Gut beraten ist man immer, wenn man auf bewährte, etablierte Hersteller setzt. Und die gibt es wirklich sehr zahlreich. Als Vertreter derjenigen möchte ich nur beispielsweise Hersteller wie Fällkniven, Böker, EKA, Linder, Spyderco, Benchmade, Enzo, nennen, aber natürlich gibt es auch viele andere, gute. Von ehemaligen Spitzenherstellern wie beispielsweise PUMA halte ich schon lange nicht mehr viel, das meiste, das von denen kommt, ist nur mehr Handelsware, die auf Puma gelabelt ist.

Also: Gute Messer gibt es sehr viele - Schrott leider noch mehr.

Es ist klar, dass ein wirklich gutes Messer nicht billig ist - aber bei ein wenig Pflege hat man es im Allgemeinen ein Leben lang!

Andererseits Achtung, denn nicht alles, was teuer ist, ist auch gut (ich denke da nur an die oftmals gehypten Messer!!! ). Diese ganzen „Bear Grylls“ Messer beispielsweise: Die können von allem Etwas - ABER NICHTS WIRKLICH GUT!

Wenn du dir ein Messer kaufst, kauf es dir mit Bedacht und wohl überlegt, nimm ein bissl Geld in die Hand und erfreu dich dein Leben lang an einem wunderbaren Gebrauchsgegenstand, jedes Mal, wenn du ihn in die Hand nimmst und verwendest ;)
Wer sich wehrt, kann verlieren - wer sich nicht wehrt, hat schon verloren!

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von L0weraustrian » Sa 24. Jun 2023, 20:44

mikonis hat geschrieben:
Sa 24. Jun 2023, 00:31

Die Überschrift täuscht, ich kann die technische Qualität von Jagdmessern (oder Messern überhaupt) leider kaum beurteilen, wiewohl ich sie oft benutze. Mir bleibt der persönliche Eindruck.
So geht es mir auch. Ich hab seit kurzem die Jagdkarte, und sammle nun ein wenig Erfahrung mit Kaltwaffen.
Damit gehe ich in einigen Monaten zum Profi, um im Rahmen eines Workshops und mit seiner Hilfe mein Jagdmesser zu fertigen. https://www.michaelblank.at/workshop/ Er ist selbst Jäger.

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Maxx 78
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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von Maxx 78 » So 25. Jun 2023, 13:52

Onlineshop - Jagd- & Outdoormesser -- bietet Messermacherkurs bzw. Damastschmiedekurs 2 Tage an.

https://www.messerschmied-huber.at/onli ... oormesser/

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von Incite » Mo 26. Jun 2023, 13:59

Ich bin mit meinen Morakniv sehr zufrieden. Günstig und gut. Habe mir vor 8 Jahren gekauft auf Empfehlung von Jägern in einem deutschen Forum.

ich bin nur einfacher User, für mich macht es keinen Sinn mehr Geld auszugeben weil es "schön anzuschauen" ist oÄ aber ich bin mit der 12c27 Klinge (Schwedenstahl?!) wirklich zufrieden. Egal ob Jagd oder fischen. Ich machte damit aber nicht so Dinge wie batoning oÄ.
Alkohol, der Beginn und die Lösung aller Probleme! (Homer S.)

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von Bushcrafter » Mo 26. Jun 2023, 15:19

Incite hat geschrieben:
Mo 26. Jun 2023, 13:59
Ich bin mit meinen Morakniv sehr zufrieden. Günstig und gut. Habe mir vor 8 Jahren gekauft auf Empfehlung von Jägern in einem deutschen Forum.

ich bin nur einfacher User, für mich macht es keinen Sinn mehr Geld auszugeben weil es "schön anzuschauen" ist oÄ aber ich bin mit der 12c27 Klinge (Schwedenstahl?!) wirklich zufrieden. Egal ob Jagd oder fischen. Ich machte damit aber nicht so Dinge wie batoning oÄ.
Das sind auch absolut brauchbare Messer, ich verwende diese selbst zahlreich und habe an allen möglichen (und unmöglichen) Orten welche davon (Handschuhfach, Rucksack, Schreibtischlade, Werkstatt,.....) Davon kann man nie genug haben!

Und der 12C27 ist ein GUTER Stahl. Was ich an ihm so sehr schätze, ist die relative Unempfindlichkeit, er rostet so gut wie nicht unter normalen Gebrauchsbedingungen, und man kann ihn aufgrund der Feinkörnigkeit sehr fein ausschleifen, was in einer sehr hohen ("gefühlten") Schärfe resultiert. Und ja, die Schneide hält nicht super lange, aber sie lässt sich leicht wieder herstellen. PLV bei den Mora-Messern ist sensationell gut!
Wer sich wehrt, kann verlieren - wer sich nicht wehrt, hat schon verloren!

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von stahldurst » Mo 26. Jun 2023, 16:26

@Bushcrafter und Incite:
Das deckt sich alles mit den Gesprächen die ich mit ein paar Jägern geführt habe.
Eines der vorgebrachten Argumente war auch: Wenn er das Mora verliert ist das kein Schaden,
wenn er das Damastjagdmesser verliert dann *hmpfgrmml*.
Ich sag' dann immer: "Ein Messer verliert man nicht!".
Naja, der Mensch plant und Gott lacht....

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von Coolhand1980 » Di 27. Jun 2023, 09:09

Abgesehen von der Stahlsorte, die ja sowieso eine Glaubensfrage ist, sollte bei einem Jagdmesser darauf geachtet werden,
dass es hygienisch ist, also gut gereinigt werden kann. Lederscheide und Hirschhorn sind da nicht besonders geeignet.
Ich hab mir vor Jahren ein Messer fertigen lassen, welches eher harten Stahl für die Klinge hat, einen Griff aus Micarta auf meine
Handgröße angepasst, als auch eine Kydex Scheide, die nichts gegen Geschirrspüler hat.
Ein günstiges Mora ist aber auch immer im Rucksack, wenns mal gröber zur Sache geht.
Ich halte auch einen hellen Griff für einen Vorteil, da man das Messer, wenn man mal des Nächtens aufbrechen muss und dabei das
Messer mal ablegt, keine Probleme hat, es am Waldboden sofort wiederzufinden.

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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von punk-of-vk » Do 29. Jun 2023, 10:10

Zum Aufbrechen bevorzuge ich das: https://www.bauhaus.at/outdoormesser/ba ... &ps_aceid=

Für die Lederhose gibt es aber natürlich was Elegantes mit Hirschhorngriff mit einer Klinge aus Solingen ;)

mikonis
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Re: Zur Qualität von Jagdmessern

Beitrag von mikonis » So 2. Jul 2023, 22:08

Maxx 78 hat geschrieben:
So 25. Jun 2023, 13:52
Onlineshop - Jagd- & Outdoormesser -- bietet Messermacherkurs bzw. Damastschmiedekurs 2 Tage an.
https://www.messerschmied-huber.at/onli ... oormesser/
Die Form entspricht durchaus meinen Vorstellungen. Lange schlanke Klinge und flacher Schliff, Griff ohne Fingermulde oder ähnliches, sodass ein Umdrehen leicht geht. Mir fehlt bloß ein ausgeprägterer Knebel. Beim Preis muss ich nachdenken ...

Danke euch für die Einblicke und Einschätzungen.
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