
Beeinflusst durch Auftreten und Leistung der ersten, nicht militärischen, Spezial-Einsatzkräfte des Westen machte man sich, in den späten 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, in Ostdeutschland an die Planung und Organisation ähnlicher Einsatzelemente. Dies im Wissen, die RAF und andere, insbesondere arabische, Terrororganisationen zwar beeinflussen, aber nicht steuern zu können. So wurde nach westlichen Vorbild die 9. Volkspolizeikompanie eingerichtet; die Zahl war eine offensichtlich Referenz an die bundesdeutsche GSG-9.

Auf Befehl von Minister Erich Mielke wurde Anfang 1980, zur Ausrüstung spezieller Kräfte, mit der Entwicklung der Sonderbewaffnung, insbesondere des SSG 82 begonnen. Als Produktionsort wurde das Gelände der VEB Ernst Thälmann festgelegt.
Das VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ (oft mit „FAJAS“ abgekürzt) war ein Volkseigener Betrieb der DDR in Suhl.
Das Unternehmen stellte von 1968 bis 1990 Zweiräder und Gewehre unter verschiedenen Markennamen her. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde der VEB von der Treuhandanstalt übernommen und privatisiert. Nachfolger waren unter anderem die Jagd- und Sportwaffen Suhl GmbH, heute Merkel Jagd- & Sportwaffen GmbH.

Auf dem Gelände wurden, in einem eigens errichteten Gebäude mit der Tarnbezeichnung Nationale Volksarmee – ZAB-Stelle (Zentrales Abnahme Büro), unter strengster Geheimhaltung, 1895 Stück SSG82 von 1982 bis zum Jahr 1989 hergestellt.
Abnehmer waren hauptsächlich die Hauptabteilungen 22, (Terrorabwehr), PS (Personenschutz) und 4 (Passkontrolle, Tourismus).
Daran lässt sich schon der Einsatzzweck des SSG-82 erkennen – nicht der weite Schuss am Schlachtfeld im Kriegsfall sondern der taktische Einsatz in urbaner Umgebung stand im Vordergrund.
Von den insgesamt gefertigten 1895 Stück gingen 800 Stück nach dem Fall der Mauer mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts an die Firma Century Arms, die sie um +/- 600 USD pro Stück verkaufte.

Munition im Kaliber 5,45 x 39mm war damals kaum erhältlich.
Unter den in die USA gelieferten Waffen waren auch viele Waffen der Seriennummern unter 100 die durch äußerliches abdrehen der Läufe nicht das typische Hammerschlag Finish hatten.

Genug der Geschichte hier die Eckdaten:
• Gesamtlänge: 1080 mm
• Gesamtgewicht: 4,5 kg
• Lauflänge: 600 mm
• Anzahl der Züge: 4
• Drallänge: 195 mm
• Verschluß: Zylinderverschluß mit Warzenverriegelung 4fach
• Abzug: Druckpunktabzug voll verstellbar
• Abzugswiderstand: 350 +- 50 gramm
• Sicherung: Schiebesicherung über dem Abzug / rechte Waffenseite
• Visierung: optisch 4x Zeiss Jena / Schwenkmontage
• Kastenmagazin: 5 Schuß
Seriennummer am System, Verschlussunterseite und Zielfernrohrunterseite

Visiersystem Zeiss Jena Ziel 4S mit Trapez-Aussenschiene auf Turmschwenkmontage mit Seitenausgleich im Support.
Das vordere Stellrad dient der Höhenausrichtung und ist mit der Zentralschraube fixiert, das hintere Stellrad dient dem Dioptrieausgleich.
Genau dieser Umstand - Seitenausgleich im Support - macht das Einschießen der Waffe so schwierig. In den "guten alten Tagen " (das einzige Gute an den alten Tagen ist, das sie vorbei sind) wurde diese Waffe eingeschossen, über die Treffpunktlage Buch geführt und, wenn nötig, von den Waffenmeistern korrigiert. So musste ich nach dem ersten Testschießen feststellen, daß die Seite zum nachjustieren ist, die voreingestellte Höhe passt.

Verwendet wurde Tula 5,45x39 mit Stahlhülsen. Leicht eingeölt war das Auswerfen der Hülsen kein Problem, trocken war nach dem 8. Schuss erhöhter Kraftaufwand notwendig die Kammer zu öffnen und mit Hilfe eines Putzstocks die leere Hülse zu entfernen.
Generell macht dieses System auf Entfernung bis max. 300 Meter wirklich Spass, es ist aber, aufgrund der geringen Stückzahl, der geringen Schussanzahl (35 Schuss bis heute) und des kompletten Zustands ein reines Sammlerobjekt mit dem Hintergrund eines untergegangen Staats-system.
Quellen: https://www.ssg-82.com ; http://www.ssg-82.de