Ich möchte heute ein kurzes Review über zwei Repliken heutzutage etwas exotischer, aber zu ihrer Zeit sehr verbreiteter Revolver verfassen.
Es handelt sich dabei um eine Replik einer Conversion eines Remington 1858 New Army sowie einer Richards-Conversion eines Colt 1860 Army, die für die Verwendung von Patronenmunition des Kalibers .45 Colt eingerichtet sind. Die Lauflänge beträgt bei beiden Revolvern 8".
Beide Waffen stammen aus der aktuellen Fertigung von A.Uberti und werden von Hege Jagd & Sport vertrieben.

Oben: Remington 1858 New Army
Unten: Colt 1860 Army
Konwörschn - wos issn des???
Was einen Conversion-Revolver von einem Vorderlader-Revolver unterscheidet, ist in erster Linie, daß er zur Aufnahme von Metallpatronen umgebaut wurde. In den vorliegenden Fällen geschah dies, indem von der Trommel der Piston-Kranz abgedreht wurde und an dessen Stelle im Rahmen eine Metallscheibe mit Ladeklappe und - im Fall des Remingtons - mit Schlagbolzen eingesetzt wurde, der sogenannte Conversion-Ring. Weiters wurde ein Hülsenausstoßer angebracht.
Beim Remington wurde dieser in Gestalt einer einfachen, ungefederten Metallstange von der Dicke einer Stricknadel mittels einer Führung rechts an den Rahmen geschraubt und wird durch eine Ausnehmung in der immer noch vorhandenen Ladepresse fixiert. Nachteil: zum Ausstoßen der Hülsen muß die Ladepresse abgeklappt, der Ausstoßer ausgedreht und die Ladepresse wieder arretiert werden. Nach dem Ausstoßen das Ganze nochmal.
Beim Colt wurde die Ladepresse zur Gänze entfernt und statt dessen ein Block eingesetzt, der den gefederten Ausstoßer rechts am Rahmen hält.

Bild: die Hülsenausstoßer - links Remington, rechts Colt.
Der Hahn des Colts erhielt einen Schlagbolzen, der durch ein Loch im Conversion-Ring auf das Zündhütchen schlägt.
Der Hahn des Remingtons blieb wie dessen gesamtes Grundkonzept unverändert, hier sitzt, wie oben bereits erwähnt, der Schlagbolzen im Conversion-Ring. Dies bringt zusammen mit der noch immer intakten Ladepresse den Vorteil, daß man den Remington-Revolver bei Patronenknappheit durch Entfernen des Conversion-Rings und Austausch der Trommel gegen eine Perkussionstrommel auch als Vorderlader-Revolver schießen kann. Der Colt bietet diese Möglichkeit nicht.

Im Vordergrund der geänderte Colt-Hahn, im Hintergrund der unveränderte Remington-Hahn.
Gut zu erkennen: die jeweils hinter der Trommel sitzenden Conversion-Ringe.
Was unverändert blieb, ist die Visierung. Der Remington trägt einen V-Kimme im Rahmen eingefeilt, der Colt eine ebensolche Kimme im Hahn. Die Colt-Kimme fällt allerdings extrem fein aus, was der flinken Zielerfassung nicht grade zuträglich ist.

Die Kimmen in gewohnter Anordnung
Zur Hauptreinigung auseinandernehmen
Die beiden Waffen unterscheiden sich aufgrund ihres Konzepts sehr stark voneinander, was das Zerlegen und Zusammensetzen angeht.
Während man bei der Remington Conversion lediglich die Ladepresse abklappt, die Trommelachse nach vorne rauszieht, und die Trommel durch die geöffnete Ladeklappe nach rechts herausnimmt, muß man den Colt wirklich "zerlegen".
Man dreht dazu mit einem Schraubenzieher die Haltekeilschraube so weit gegen den Uhrzeigersinn, daß die flache Seite des Schraubenkopfes nach unten steht und den Haltekeil freigibt. Danach drückt man den Haltekeil von rechts nach links aus dem Haltekeilschlitz und zieht den Lauf und die Trommel nach vorne ab. Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.

Die Haltekeilschraube in der Zerlegestellung.

Die beiden Waffen zur Reinigung auseinandergenommen. Der Remington zerfällt in 2 Hauptteile, der Colt in 4.
Verarbeitung und Schußleistung
An der Fertigungsqualität der Waffen gibt es - oberflächlich betrachtet - nichts auszusetzen, bis auf die nicht ganz parallel zum Lauf verlaufende Ausstoßerstangenführung der Colt-Conversion. Die Abzüge beider Waffen sind in einem humanen Widerstandsbereich angesiedelt, ein Kratzen fällt kaum auf. Die Passungen der Teile machen bei beiden Waffen einen guten Eindruck, das Timing ist in Ordnung.
Edit 04.12.2012
Nach mittlerweile rund 1000 Schuß und nochmal soviel Trockentraining zeigt die Remington-Replika massive Probleme mit den Innereien. Offenbar wurde hier aufs Härten der wesentlichen Teile vergessen - die Spannrast hält nicht mehr zuverlässig, und auch der Trommeltransporter hat sich so abgenudelt, daß sauberes Timing nicht mehr gegeben ist - der Hahn geht in die Spannrast (wenn man langsam spannt), die Trommel ist aber noch nicht arretiert. Das sollte bei einem Revolver um fast 600 Euro nicht passieren...
Die Trefferleistung scheint OK zu sein, zumindest beim 1858er. Geschossen wurde eine 15-Schuß-Gruppe mit 230grs-Bleirundkopfgeschossen von LOS, angetrieben von 8.2grs Vihtavuori N32C, davon blieben 12 Schuß innerhalb von 5 cm, 3 Ausreißer erweiterten die Gruppe auf 10cm (umschlossen gemessen).
Was die Maschine nicht mochte, waren Fullhouse-Schwarzpulverladungen mit o.g. Geschoß; damit ging der Streukreis auf über 10cm auf - auf 15m Entfernung!
Edit (13.08.2012):
Mittlerweile wurde auch die Colt-Conversion ausgiebig probegeschossen. Wie schon die Remington-Conversion sind heiße Ladungen mit Schwarzpulver nix für die Waffe, erst mit 15 und 20 Grains FFFg gingen die Gruppen zusammen (klick! den 6er links tief hab ich verrissen).
Mit Magtech Cowboy Action Loads mit 200grs-Wutzeln und Selbstgedrehten mit 7 Grains N32C hinter 230grs LOS LRN gingen sich ebenfalls ganz brauchbare Gruppen aus.
Wer sich über die Höhenstreuung wundert - die liegt daran, daß der Wummser (leider) massiv Hochschuß hat und man immer so ungefähr den unteren Scheibenrand anvisieren muß, was bei weißer Scheibe auf weißem Hintergrund ned ganz einfach ist...
Übrigens hat sich der etwas schief eingebaute Ausstoßer als echter Showstopper erwiesen - das Ding ist nämlich genau SO schief, daß es die Hülsen festkeilt. Hier wird mein Haus- und Hof-Büchser im Rahmen der Gewährleistung ein bisserl nachbessern (lassen) müssen. Andererseits - Nitrohülsen fallen eh so raus, und bei Schwarzpulverhülsen hilft man mit dem Fingernagel ein wenig nach.
(Nachtrag: nach 4 Wochen Urlaub in der Werkstatt von Waffen Hege hat der 1860er nunmehr ein gerades Ausstoßergehäuse und funktioniert astrein.)
Was bei beiden allerdings massiv nervig war, war der wunderschöne lackierte Griff... ein kleines bisschen Schwitzepfoten, und die Revolver rutschen und flutschen in den Pfoten hin und her daß es ne Freude ist... was sich beim Remington bewährt hat (nämlich den Lack abschleifen) wird beim Colt in Bälde folgen.
Es wäre schon klasse, wenn man die Dinger schon ab Werk mit normalen geölten Holzgriffschalen bekäme und ned mit dem Lackgraffl.
Alle Ladungsdaten wie immer ohne Gewähr!
lg
Kemira