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Kompakter regenerativer Kugelfang

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Tacticoll
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Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Tacticoll » Do 14. Aug 2014, 19:03

Kompakter regenerativer Kugelfang

Konzept
Zum KK-schießen auf kurze Distanz im Keller wollte ich einen Kugelfang bauen.

Die Anforderungen:
-möglichst keine/geringe Bleistaubemission
-Möglichst keine Splitter
-Möglichst unbegrenzt haltbar

Meine erste Überlegung war ein Kugelfang aus *ausreichend dickem* Holz; allerdings erwies sich das als unbefriedigend, der Verschleiß war zu groß. Ein Kugelfang aus Stahl schied wegen der zu hohen Bleistaubemission und Splitterbildung aus. Getestet wurde noch eine Kombination aus (~5cm) Styropor und Stahl die sich jedoch ebenfalls als unbefriedigend herausstellte.
Meine nächste Überlegung war ein Kugelfang aus einem relativ weichen Material welches nach der Verwendung eingeschmolzen und so regeneriert werden kann. Das Material sollte in eine Bratenform gegossen werden in welcher es dann auch gleich 1:1 im Backofen geschmolzen bzw. regeneriert werden kann. Für einen ersten Versuch wählte ich gewöhnlichen Kerzenwachs (Hartparaffin) als Material aus. Der Wachs wird bereits bei etwa 60°C komplett flüssig, Härte und Schmelzpunkt können durch Mischung mit anderen Substanzen, etwa Öl und Vaseline oder duch die Einsatztemperatur variiert werden außerdem ist er billig und leicht zu bekommen. Die Ofenform wurde etwa 3cm tief mit feinem Quarzsand gefüllt um eine Art "Wachsbeton" zu bilden welcher eine erheblich höhere Druckfestigkeit als reiner Wachs aufweisen sollte; diese Schicht soll die Projektile endgültig stoppen, davor sollen die Projektile weich in eine etwa 2cm dicke reine Wachsschicht darüber eindringen welche die Bildung von Splittern wirksam verhindern sollte. Der Entstandene Kugelfang ist zwar nur sehr klein aber bei der gegebenen Schussentfernung kann ich mit guter Gewissheit annehmen das kein Schuss völlig danebengeht. Falls doch (und für den Fall das der Experimentelle Kugelfang doch nicht hält) wird der Kugelfang mit einem dahinter stehenden aus zwei hintereinander liegenden dicken Spanplatten kombiniert welcher zumindest einen einzelnen Treffer an einer Stelle aushalten sollte. Auch wenn ich nicht glaube hiermit eine völlig neuartige Kugelfang-Bauweise erfunden zu haben ist es mir bisher nicht gelungen eine Beschreibung eines ähnlichen Konzepts zu finden.
In der Praxis stellte sich dieser erste Anlauf aber leider als Reinfall heraus. Der Grund dafür ist die geringe Festigkeit des Wachses welche dazu führt das sowohl Wachs als auch Wachsbeton dazu neigen zu zersplittern wenn der Kugelfang getroffen wird; bereits nach wenigen Treffern ist eine Regenaration nötig, außerdem gibt es so zwar keinen Bleisplitterflug (zumindest beim ersten Treffer) dafür aber Wachssplitterflug.

Es musste also ein neues Material gefunden werden. Ich habe im wesentlichen folgende evaluiert:
-Bitumen bzw. Asphalt
-Weiche Metalllegierung mit niedrigem Schmelzpunkt (eventuell in Kombination mit einer Schicht aus noch weicherem Material darüber)
-Heißkleber oder schmelzbarer, thermoplastischer Kunststoff, etwa PE
-plastischer Schwefel, Schwefelbeton
-Wasser-Eis
-weicheres bzw. modifiziertes Paraffin (wenn es weich genug ist splittert es vielleicht nicht...?)
-Gelatine (sehr weich, in Kombination mit Sand)

Die Metall Lösung wurde schnell verworfen da geeignete Metalle in der benötigten Menge einfach zu teuer sind. Eis wurde ebenfalls schnell verworfen da es offensichtlich nicht fest genug und zu hart und spröde ist, das Splitterproblem wäre hier sicher noch größer. Schwefel und Bitumen wurden verworfen da sie beim Einschmelzen übelriechende und potenziell gesundheitsschädliche Dämpfe freisetzen können welche mit dem Schmelzen in einem normalen Backofen unvereinbar sind. Schwefel ist zudem vermutlich zu hart und spröde, zumindest in kristallinem Zustand. Dennoch haben beide Möglichkeiten bestechende Vorteile, etwa genau bekannte Materialeigenschaften (auch von Mischungen mit Sand), niedriger Schmelzpunkt, hohe Zersetzungstemperatur, Schwefel ist auch etwa mit vielen Kunststoffen oder Heißklebern nicht oder kaum mischbar und zudem dichter sodass er sich eventuell gut mit einer solchen Substanz in einem System mit 2 getrennten Schichten kombinieren lässt. Weiches Paraffin und Gelatine wurden verworfen da hier wohl eine sehr hohe Dicke nötig wäre.
Am Ende fiel meine Wahl auf gewöhnlichen Heißkleber (KRAFTBOX-Klebesticks, günstig erhältlich in kg-Mengen beim Zgonc). Die genaue Zusammensetzung des Klebers ist unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich um eine Mischung von >50% EVA mit Petroleumharzen sowie eventuell anderen Zusätzen in geringeren Mengen, etwa Paraffin. Die Konsistenz dieses Materials (relativ weich, elastisch, zäh) ist nahezu ideal. Zudem ist er relativ billig (wenn auch teurer als Wachs oder Bitumen) und zudem gut verfügbar. Nachteile sind der relativ hohe Schmelzpunkt, die hohe Viskosität in flüssigem Zustand, die begrenzte Hitzebeständigkeit (zu hohe Temperaturen können zu einer thermolytischen Zersetzung führen) und der so insgesamt relativ enge Temperaturbereich der für das Schmelzen in Frage kommt und zudem die Emission von fragwürdig riechenden Dämpfen in geschmolzenem Zustand.

Aufbau
Die Grundlage bildet eine Ofenform aus (~0,5mm) Edelstahl (Ikea KONICS). Zur Stabilisierung hab ich eine Gitterstruktur aus M4 Gewindestangen in den Boden der Ofenform eingebaut. Der Abstand zwischen den Stäben beträgt etwa 2,5cm in Längsrichtung und 3,5cm in Querrichtung. Unter- und oberhalb des Gitters wurde ein Drahtfliegengitter gelegt, die Gitterstruktur ist über 4 Löcher fest mit der Ofenform verschraubt. Der Gitterabstand ist relativ willkürlich gewählt, im Nachhinein betrachtet wäre ein geringerer Abstand vermutlich besser. Die Idee eine massive Stahlplatte als Grundplatte einzubauen wurde verworfen da ich befürchtete es könnte sich unter der Platte eine Luftblase halten; im Nachhinein betrachtet wäre aber auch der Einbau einer solchen Platte wohl kein Fehler gewesen. Anschließend wurde die Bratenform etwa 2,5cm tief mit feinem Quarzsand gefüllt (eine Mischung aus feinem mit etwas gröberem wäre eventuell besser gewesen). Der Quarzsand wurde vorher getrocknet um zu verhindern das es zu Wasser- oder Wasserdampfeinschlüssen kommt. Anschließend wurden 2kg der genannten Klebesticks auf dem Sand verteilt und das Ganze in den Ofen geschoben. Ein erster Beschusstest verlief sehr positiv, abgesehen davon das sich nach mehreren Treffern in unmittelbarer Nähe zueinander eine Delle auf der Rückseite abzeichnet. Daher wurde die Stärke der Sandschicht um etwa 1,5cm erhöht und gut 1kg Heißkleber zusätzlich hinzugefügt, die reine Kleberschicht oberhalb der Sandschicht ist etwa 0,5cm dick. Dieser zusätzliche Heißkleber stammt jedoch aus einem Altbestand und enthielt einige weiß gefärbte Klebesticks. Diese weiß gefärbten Klebesticks begannen sich beim Schmelzen zu verfärben und zu zersetzen was nun für eine unansehnliche braune Färbung mit einigen schwarzen Fragmenten sorgt die Funktionalität jedoch nicht beeinträchtigt.

Bild

Einsatz
Das neue Konzept bewährt sich im Einsatz hervorragend. Auch mit schnellen Projektilen (Federal 745) verschossen mit meinem Savage Mark II FV-SR hält der Kugelfang eine größere Anzahl von Treffern (>10) in unmittelbarer Nähe zueinander ohne bleibende Schäden aus. Um Ziele auf dem Kugelfang zu befestigen muss dessen Oberfläche nur ein wenig erwärmt werden (mit einem Föhn oder einer Heißluftpistole), anschließend können sie einfach aufgeklebt werden. Es gibt kein erkennbare Bleistaubemission oder Bleisplitterbildung. Nur in Einzelfällen lösen sich nach mehrfachen Treffern in unmittelbarer Nähe zueinander kleine Heißkleber-Splitter von der Oberfläche ab. Auch die Regeneration im Ofen funktioniert sehr gut. Aufgrund der hohen Viskosität, Klebrigkeit und Temperatur ist es jedoch nicht so einfach wie beim Wachs möglich die Projektile zu bergen; ich belasse sie daher im Kugelfang.

Skalierbarkeit
Durch eine Erhöhung der Schichtdicke und einer Kombination mit einer Grundplatte aus massivem Stahl sollte sich das Prinzip theoretisch auch für Geschosse mit wesentlich größerem Kaliber und/oder größerer kinetischer Energie eignen. Auch eine verbesserte Sandmischung könnte die Festigkeit eventuell erhöhen. Die Fläche des Kugelfangs wird dadurch limitiert das er noch in einen Ofen zur Regeneration passen muss. Eventuell ist auch eine Regeneration ohne Ofen möglich allerdings nicht einfach. Es wäre etwa denkbar den Kugelfang einfach von unten mit einer Gasflamme zu erhitzen. Dabei können jedoch eventuell hohe Temperaturgradienten innerhalb des Materials auftreten die zu einer lokalen Überhitzung und damit einer thermolytischen Zersetzung führen. Das Problem ist jedoch nicht unlösbar, man könnte etwa die Wärme durch eine untergelegte Platte besser über die Grundfläche verteilen. Eventuell könnte man auch eine Heizung mit einem Heizdraht direkt in den Kugelfang einbauen jedoch muss dann gewährleistet werden das dieser nicht beim Beschuss beschädigt wird, auch hier darf es freilich nicht zu einer Überhitzung kommen. Eine Substanz mit einem niedrigeren Schmelzpunkt und/oder höherer Zersetzungstemperatur wäre hier klar im Vorteil. Bitumen scheint hier ein aussichtsreicher Kandidat zu sein und ist zudem speziell in großen Mengen auch billiger. Die Herstellung und Regeneration von Platten mit einer Größe von mehr als 1m² scheint damit mit überschaubarem Aufwand machbar.

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Styrax » Do 14. Aug 2014, 19:30

Klingt super, denn nach einer solchen Lösung such auch ich. Top! ;)

Ich werd deine Idee weiter verfolgen :)
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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Fancy Joe » Do 14. Aug 2014, 19:41

Ein großartiger Text - Aufbau, Sprache, Methodik - top! In welchem wissenschaftlichen Journal willst Du den Artikel veröffentlichen? ;)

Grüße
FJ

Tacticoll
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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Tacticoll » Di 19. Aug 2014, 04:28

In welchem wissenschaftlichen Journal willst Du den Artikel veröffentlichen? ;)


Redneck Science :lol:

Ich werd deine Idee weiter verfolgen :)


Gut; falls dir was neues dazu einfällt und/oder du mit der Realisierung beginnst kannst du es hier ja posten

___

Hier noch ein paar Bilder:

Bild
Der Kugelfang in seiner ganzen Hässlichkeit. Mit der Verwendung reiner Klebesticks gäbe es die schwarzen Verunreinigungen nicht und die Farbe wäre insgesamt deutlich heller.

Bild
Einschussloch eines Projektils einer RWS Z-Patrone (.22l)

Durchmesser an der Oberfläche etwa 4,5mm

Beim genaueren Hinsehen erkennt man das Bleistaub zwar an den Rändern des Einschusslochs zu erkennen ist, nicht aber außerhalb. Von dem beim Einschuss lokal erwärmten Kleber wird der Bleistaub hervorragend gebunden.

Bild
Einschussloch eines Federal 745er .22lfb Projektils

Durchmesser an der Oberfläche ebenfalls etwa 4,5mm. Deutlich zu erkennen ist hier das das Einschussloch komplett verschlossen ist, das Projektil ist nicht sichtbar. Da der Heißkleber beim Einschlag anscheinend lokal für kurze Zeit aufschmilzt besitzt er einen gewissen Selbstheilungseffekt.

Ob die Erwärmung des Materials bei einer hohen Schussfolge so stark werden kann das sie sich negativ auf die Stabilität auswirkt wurde noch nicht untersucht. Es ist aber nicht auszuschließen.

Bei genauerem Hinsehen sind Überreste der Kupferbeschichtung des Projektils am Rand des Einschusslochs zu erkennen.

Die Risse im Oberflächenmaterial destabilisieren dieses und können bei weiteren Treffern zu einem Absplittern führen.

Bild
Mehrere Einschläge von Federal 745ern im Größenvergleich zu einer 1-Cent Münze. Beim obersten Einschussloch ist das Aufschmelzen des Heißklebers nach dem Treffer deutlich zu erkennen, in diesem Fall hat sich sogar eine kleine Blase über den Einschussloch gebildet.

Bild
Absplittern nach (nur) 3 Treffern mit Federal 745 in unmittelbarer Nähe zueinander. Es handelt sich damit um einen "worst case".

Die Rissbildung in der Oberflächlichen Schicht und damit das Absplittern kann vermutlich verhindert werden indem die oberste Schicht dicker gemacht wird. Damit würden die Projektile langsamer und in größerer Tiefe expandieren und das Material an der Oberfläche weniger belasten. Allerdings ist für eine dickere Schicht natürlich auch mehr Heißkleber nötig weshalb diese Lösung relativ teuer ist. Auch die Wahl eines anderen, noch robusteren Heißklebers wäre wohl mit höheren Kosten verbunden. Eventuell ist es möglich die Eigenschaften des Heißklebers günstig durch Zusätze zu optimieren, auch nicht-expandierende Projektile sind vermutlich von Vorteil. Das Absplittern limitiert in der Regel die lokale Haltbarkeit des Kugelfangs.

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Weissi » Di 19. Aug 2014, 07:41

Super Sache Tacticoll, wie vom Fancy Joe schon erwähnt, tolle Aufbereitung, du hattest eine interessante Herangehensweise an die Thematik, ein Plus für Kreativität und Durchführung.

Bitte halte uns über etwaige Änderungen und/oder Verbesserungen deiner Konstruktion auf dem Laufenden!

Grüße,

Weissi

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von eriochromcyanin » Di 19. Aug 2014, 07:44

Tacticoll hat geschrieben:Am Ende fiel meine Wahl auf gewöhnlichen Heißkleber (KRAFTBOX-Klebesticks, günstig erhältlich in kg-Mengen beim Zgonc). Die genaue Zusammensetzung des Klebers ist unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich um eine Mischung von >50% EVA mit Petroleumharzen sowie eventuell anderen Zusätzen in geringeren Mengen, etwa Paraffin. Die Konsistenz dieses Materials (relativ weich, elastisch, zäh) ist nahezu ideal. Zudem ist er relativ billig (wenn auch teurer als Wachs oder Bitumen) und zudem gut verfügbar. Nachteile sind der relativ hohe Schmelzpunkt, die hohe Viskosität in flüssigem Zustand, die begrenzte Hitzebeständigkeit (zu hohe Temperaturen können zu einer thermolytischen Zersetzung führen) und der so insgesamt relativ enge Temperaturbereich der für das Schmelzen in Frage kommt und zudem die Emission von fragwürdig riechenden Dämpfen in geschmolzenem Zustand.


was ich mich so dunkel erinnern kann, sind die meisten Heißklebesticks aus ataktischem Polypropylen.

eventuell wäre auch die Verwendung von TPU oder einem anderen TPE denkbar. Könntest du sicher zu Kilopreisen von 3-5 Euro einem Kunststoffverarbeiter abkaufen.
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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von DerDaniel » Di 19. Aug 2014, 07:54

Ein hervorragender Artikel! Gratulation!

Die Treffer und Rissbildung im Material sieht so aus, als ob es relativ hart/spröde wäre. Ich habe erst gestern wieder Heißkleber benützt und das Material ist eher weich und duktil. Wenn man das beschießen würde wären wohl eher keine Risse zu erwarten (außer Heißkleber ist ein Newtonsches Fluid).
Meine Idee ist nun, (entweder weicheren Heißkleber von Anfang an zu nehmen oder) ihn mit Öl als Weichmacher so zu behandeln. Das ganze ist dann eine Gratwanderung zwischen zu spröde und Rissen beim Beschuss und zu weich das es langsames fließen beginnt und nach paar Tagen auf dem Boden liegt.

Da hier in DE das schießen auf dem eigene Grund und Boden nicht erlaubt ist, kann ich leider nur mit Theorie beitragen. :angry-banghead:

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Raven » Di 19. Aug 2014, 08:01

Wie wärs die Lauffläche von ausrangierten Reifen aufzuhängen ? :think:

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Salem » Di 19. Aug 2014, 14:35

Bei uns am Stand haben wir recht gute Erfahrungen mit Förderbandgummi, 2 von den Dickeren stoppen
zuverlässig eine 9-Para wobei das erste FB-Stück grad mal eben durchschlagen wird und der Wuzel am 2ten
FB-Teil abprallt und auf den Boden kullert. KK bleiben für gewöhnlich schon im ersten Gummi stecken.
Das Zeug wird in passende Stücke geschnitten und per Lochband und Spax von der Decke lose abgehängt.
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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Fancy Joe » Di 19. Aug 2014, 17:24

Salem hat geschrieben:Bei uns am Stand haben wir recht gute Erfahrungen mit Förderbandgummi

Und woher bekommt man so was?

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Salem » Di 19. Aug 2014, 19:23

Unser Standwart kriegt es bei einigen Verarbeitungsbetrieben in der Nähe - grundsätzlich kriegst es von der
Brauerei ebenso wie vom Kieswerk, man glaubt nicht wer alles Förderbänder benutzt.
Nachfragen hilft, die ausgemusterten/gerissenen Bänder wechseln dann nach freundlicher Anfrage
gegen ein wenig "Universalwährung"(*) den Besitzer...

(*) = Flaschenbier in Form von 6er-Tragerln oder Kisten, je nach Erfordernis.
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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Tacticoll » Di 19. Aug 2014, 22:13

was ich mich so dunkel erinnern kann, sind die meisten Heißklebesticks aus ataktischem Polypropylen.

eventuell wäre auch die Verwendung von TPU oder einem anderen TPE denkbar. Könntest du sicher zu Kilopreisen von 3-5 Euro einem Kunststoffverarbeiter abkaufen.


Es gibt tatsächlich eine ziemlich große Vielfalt an Heißklebern. Praktisch alle schmelzbaren Kunststoffe oder Mischungen davon können als Heißkleber genutzt werden. Und praktisch alle eignen sich auch mehr oder weniger gut für diese Anwendung insbesondere wenn sie bei Raumtemperatur elastisch und nicht allzu hart sind.

Aufgrund verschiedener Sicherheitsdatenblätter vermute ich, wie gesagt, das 0815 Billig-Heißklebesticks (so auch diese) auf EVA basieren welches mit etwas Harz und Wachs gemischt ist.

Wie ich schon geschrieben habe gehe ich davon aus das der verwendete Heißkleber vermutlich nicht ideal ist. Ich kenne mich aber schlicht zu wenig mit sowas aus um ohne weiteres eine bessere und im Idealfall nicht teurere oder gar billigere Alternative zu finden. Wobei TPU sicher nicht uninteressant ist.

Die Treffer und Rissbildung im Material sieht so aus, als ob es relativ hart/spröde wäre. Ich habe erst gestern wieder Heißkleber benützt und das Material ist eher weich und duktil. Wenn man das beschießen würde wären wohl eher keine Risse zu erwarten (außer Heißkleber ist ein Newtonsches Fluid).
Meine Idee ist nun, (entweder weicheren Heißkleber von Anfang an zu nehmen oder) ihn mit Öl als Weichmacher so zu behandeln. Das ganze ist dann eine Gratwanderung zwischen zu spröde und Rissen beim Beschuss und zu weich das es langsames fließen beginnt und nach paar Tagen auf dem Boden liegt.


Der Heißkleber ist schon ziemlich weich und elastisch auch wenn ich keine genauen Daten angeben kann (auch der Hersteller gibt keine an). Jedenfalls um Welten besser als der Wachs in welchem bereits jeder einzelne Schuss mit einer Z-Patrone einen ansehnlichen Krater hinterlassen hat.

Warum es zu dieser Rissbildung kommt und was genau beim Auftreffen eines Projektils passiert ist mir nicht genau bekannt. Ich vermute das das Projektil in die obere Klebstoffschicht fast wie in eine Flüssigkeit eintaucht ohne großen Schaden anzurichten. Diese Schicht wird dabei lokal in unmittelbarer Nähe durch die Verformung und den großen Druck stark erhitzt, bis über den Schmelzpunkt. Trifft das Projektil auf die Sandschicht wird es viel stärker abgebremst und verformt sich stark bzw. expandiert. Dabei wirkt auch eine große radiale Kraft die dann anscheinend zu einer kurzzeitigen Bildung einer Art Blase führt. Diese kann dazu führen das der Klebstoff aufreißt was die radiale Rissbildung erklären könnte. Vermutlich kommt es auch zu einer Rissbildung zwischen Beton (Klebstoff/Sand) und reinem Klebstoff Ich vermute anhand dieser Theorie das, wie gesagt, eine Erhöhung der Dicke der oberen Klebstoffschicht neben einer besseren Materialwahl ein Lösungsansatz wäre.

Bild
Dieses Bild zeigt drei Projektile die aus dem Kugelfang geborgen wurden auf Millimeterpapier. Links ein RWS Z Lang, danneben zwei Federal 745er. Wie man sehen kann sind alle Projektile erheblich verformt, die Verformung ist beim 745er aufgrund seiner mehr als drei mal so hohen kinetischen Energie und der hohlen Spitze aber noch bei weitem stärker, es ist förmlich das innere nach außen gekehrt; das kann man besonders gut erkennen da die Reste der Kupferbeschichtung "innen" sind. Das Z Lang Geschoss wurde beim Auftreffen auf die Polymerbetonschicht (mit Sand) relativ abrupt gestoppt, die 745er Geschosse konnten sich etwa 1cm tief in diese Schicht "eingraben".

Wie wärs die Lauffläche von ausrangierten Reifen aufzuhängen ? :think:

Bei uns am Stand haben wir recht gute Erfahrungen mit Förderbandgummi, 2 von den Dickeren stoppen
zuverlässig eine 9-Para wobei das erste FB-Stück grad mal eben durchschlagen wird und der Wuzel am 2ten
FB-Teil abprallt und auf den Boden kullert. KK bleiben für gewöhnlich schon im ersten Gummi stecken.
Das Zeug wird in passende Stücke geschnitten und per Lochband und Spax von der Decke lose abgehängt.


Ich habe leider keine günstige und unerschöpfliche Gummiquelle daher habe ich das verworfen. Gummi kann ja auch leider nicht wieder regeneriert werden.

Ich habe längere Zeit überlegt Gummi zu nehmen, etwa auch Gummigranulatmatten aber die sind dann doch recht teuer.

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von BenniM » Mi 20. Aug 2014, 09:28

Fancy Joe hat geschrieben:
Salem hat geschrieben:Bei uns am Stand haben wir recht gute Erfahrungen mit Förderbandgummi

Und woher bekommt man so was?


Bei Ebay habe ich öfters welche gesehen, da gibt es ab und an auch gebrauchte.
Gibt auch Online-Fachhandel dafür, leider sind die relativ teuer weil neu.

Eventuell kann man mal durch ein Industriegebiet fahren und nett nachfragen ob die ausrangiertes Gummi liegen haben und gegen kleines Geld abgeben. LKW Speditionen sind da manchmal kulant was alten Reifen angeht.

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Re: Kompakter regenerativer Kugelfang

Beitrag von Tacticoll » Mi 20. Aug 2014, 13:22

ich vermute, dass hat mit der lokalen & spontane Erwärmung und folgenden Abkühlung beim Geschosseintritt zu tun. Stichwort glasübergangstemperatur.

wenn man den "richtigen" (in dem fall eingentlich ungewollten) temperaturverlauf (wenn ich mich recht entsinne hier zu langsame Abkühlung) hat, wird der kristalline Anteil des Polymers zu hoch und das ganze versprödet.


Ich denke nicht das das etwas mit der Rekristallisation zu tun hat. Wobei es prinzipiell zu einer Glasbildung kommt wenn ein Material von der Glastemperatur bzw. vom flüssigen Zustand ausgehend sehr schnell abgekühlt wird.

Es ist tatsächlich wahrscheinlich eher ein rein mechanischer Effekt, sieht auch sehr so aus. Die Erhitzung ist auch bei weitem nicht stark genug und zu lokal um diesen Schaden zu erklären.

Die Splitter die sich gegebenenfalls ablösen haben auch die selbe Konsistenz wie der restliche Heißkleber.
Zuletzt geändert von Tacticoll am Mi 20. Aug 2014, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.

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