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Phillips & Rodgers M47 Medusa

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Stefan
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Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Mo 19. Okt 2015, 20:51

Ich möchte euch heute eine Waffe vorstellen, die mich schon immer aufgrund ihrer technischen Besonderheit begeistert hat. Es handelt sich um einen von NASA Mitarbeitern entwickelten und produzierten Phillips & Rodgers M47 Medusa.

Grundsätzlich basiert die Waffe auf dem S&W K-Rahmen. Die Grundidee war dabei einen Revolver zu entwickeln, der möglichst viele unterschiedliche Kaliber verschießen kann, ohne dabei Moonclips, Wechseltrommeln oder ähnliches zu benötigen. Das gelang durch eine spezielle Trommel die Randpatronen regulär am Rand, randlose Patronen aber mit einem gefederten Auszieher hält. Zusätzlich wurde ein spezieller Lauf entwickelt der als einzige FFW 9 Felder aufweist. Durch einen speziellen Übergangskegel und einen Lauf mit mehreren Zügen/Feldern gelang es, entgegen trotz leicht unterschiedlicher Geschossdiameter, den Gasschlupf gegen 0 zu bringen und mit 25 vom Hersteller empfohlenen Kalibern volle Präzision zu erreichen. Insgesamt können knapp 120 verschiedene Kaliber grundsätzlich verschossen werden, wobei dies vom Hersteller nur im Notfall empfohlen wird.

Den Erfindern war dabei wichtig, dass die Waffe im Notfall zuverlässig funktioniert und sehr langlebig ist. Daher wurde Lauf, Rahmen und Trommel aus demselben Material gefertigt, wie die A10 Vulcan Kanone. Dadurch wird laut Hersteller eine mehr als doppelt so hohe Belastbarkeit gegenüber den robustesten Revolvern am Markt erreicht. Beschichtet wurde die Waffe mit einer säurebeständigen Phosphatierung. Der Lauf selbst wurde fast quadratisch gefertigt und weist Längsfräsungen auf. Aufgrund des verwendeten Materials und des massiven Aufbaues des Laufes kann dieser Revolver als einziges Modell auch unter Wasser abgefeuert werden. Laut Information des Herstellers haben sich die Navy Seals aus diesem Grund ein paar Modelle bauen lassen.

Insgesamt wurden im Zeitraum 1994 bis 1999 500 Revolver produziert. Die Waffe war von den Erfindern nicht mit dem Hintergedanken sie in großen Stückzahlen zu vermarkten produziert worden. Es ging hier vorrangig um die technische Machbarkeit. Der Waffe selbst war in den USA in Zeiten eines explodierenden Pistolenhypes kein großer Erfolg vergönnt und der Hersteller verkaufte das Patent an Colt, die damals, auch aufgrund Ihrer finanziellen Schwierigkeiten, die Pläne in den Archiven verschwinden ließen.

Ich suchte seit 2009 nach einem Modell. Da insgesamt nur 500 Stück gebaut wurden, wovon laut Hersteller etwa 250 in den USA blieben und 250 exportiert wurden, war es etwas aufwändiger ein Modell zu finden. Vor 2 Jahren wurde ich leider überboten, dieses Jahr gelang es mir allerdings ein Modell mit 6“ Lauf zu ersteigern und zu importieren. Laut meinen Informationen ist es das einzige Modell in Österreich. Ganz sicher kann man sich aber nie sein.

Verschossen habe ich bisher „nur“ 6 unterschiedliche Kaliber, da ich diese vorrätig hatte. Diese sind .357 Magnum, .38 Special, .38 S&W Long, 9x19, 9x17 und .38 Super Auto. Erstaunt hat mich die Präzision mit all diesen Kalibern. Die steht in nichts dem S&W 627 PC meiner Frau oder dem S&W 686 TC meines Vaters nach.

Prinzipiell können alle Kaliber mit Geschossdurchmesser .355 bis .357 außer folgende verschossen werden: .357 SIG (.40er Hülse auf .355 Durchmesser eingezogen), .357 Maximum (Trommel zu kurz) und 9mm Makarov (eigentlich 9,2mm Geschossdurchmesser).

Jetzt noch ein paar, leider sehr schlechte, Fotos:

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Und zum Abschluss noch ein paar weiterführende Links:

http://www.popularmechanics.com/technology/gear/reviews/a165/1277301/

http://airbornecombatengineer.typepad.com/airborne_combat_engineer/2007/05/medusa_revolver.html

http://www.kitsune.addr.com/Firearms/Revolvers/Medusa_Model_47.htm

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von helmutk » Di 20. Okt 2015, 08:27

Kannte ich noch nicht!
Sachen gibt's...
Danke für die Review!

Ist der Lauf in etwa mit den micro groove-Läufen von Martin zu vergleichen?

Grüsse,
Helmut
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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von JPS1 » Di 20. Okt 2015, 10:54

Danke für die Vorstellung der Waffe!
Ein Revolver mit dem ich mich durchaus anfreunden könnte.



"We created a furor in the German Parliament for having a system that shot too many calibers."
:lol:

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Mi 21. Okt 2015, 21:52

helmutk hat geschrieben:Ist der Lauf in etwa mit den micro groove-Läufen von Martin zu vergleichen?


nein, der Lauf ist einem regulären Revolverlauf nicht unähnlich, also keine Micro grooves ala Marlin UHR. Es ist ein Lauf mit Durchmesser angepasst an die 9mm FFW Kaliber .355 mit einem speziellen Übergangskegel und dem robusteren Material hält er problemlos die .357 Geschosse aus. Würde man den Lauf für die .357 Geschosse auslegen hätte man mit den .355 zu viel Gasschlupf.

Demnächst folgen Vo Messungen mit den unterschiedlichen Kalibern. Habe Vergleichswerte vom Hersteller erhalten. Wenn diese gehalten werden, dann ist das schon sehr beeindruckend.

lg Stefan

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von helmutk » Do 22. Okt 2015, 08:51

Danke für die Info!
Vielleicht könntest du auch ein paar Bilder von abgeschossenen .38er Hülsen machen - die sollten im dann doch anders ausschauen, als aus den herkömmlichen Trommeln verschossene?
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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Sa 24. Okt 2015, 18:33

Ich werde ein paar Bilder nachreichen, auch mit Vergleichsfotos zu einem S&W. Je nach Kaliber sind die Hülsen minimalst aufgebaucht. 9x17 ist ganz schlimm, da im Durchmesser des Stoßbodens ja deutlich geringer. Für einen Wiederlader sicherlich nicht das Beste. Das Hülsenmaterial wird sicherlich etwas stärker mitgenommen als bei einem Revolver der genau für ein Kaliber eingerichtet ist. Irgendwo sind dann aber physikalische Grenze gesetzt.

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Mo 16. Nov 2015, 14:40

Hier kommen einige weitere Fotos mit Detailaufnahmen und auch abgeschossenen Hülsen. Die Waffe begeistert mich sehr und bereitet beim Schießen große Freude. Die Präzision steht einem Target Champion in nichts nach :clap:

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Hier Patronen bzw. Hülsen der Kaliber .357 Magnum, .38 Spezial, 9mm Para und 9mm kurz.
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Hier sieht man, dass die Hülse der 9mm kurz deutlich aufgebaucht ist. Die Präzision auf der Scheibe war allerdings trotzdem äußerst brauchbar. Eine PPK ist auf 25m unpräziser ;-)
Die .38er und die 9x19 sehen aus wie aus einem regulären Revolver bzw. einer regulären Pistole.
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Zuletzt geändert von Stefan am Mo 16. Nov 2015, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von gunlove » Mo 16. Nov 2015, 18:19

@Stefan
Vor ca. 20 Jahren war mal ein Bericht im DWJ bzw. im Visier, aber ansonsten habe ich von diesem Revolver nie wieder was gehört oder gelesen, geschweige gesehen.
Da besitzt du echt ein Unikat. Gratuliere zur exotischen Waffe!
Ihr nennt mich Menschenfeind, weil ich Gesellschaft meide, Ihr irret euch, ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen.
(Caspar David Friedrich 1774-1840)

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Glockus » Mo 16. Nov 2015, 19:17

Wow echt schöner und außergewöhnlicher Revolver!! Gefällt mir wirklich sehr und die Technik ist bei so einem Exoten ist ausserdem interessant.
Darf man fragen, was so etwas in etwa kostet?

Glockus
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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Glockus » Mo 16. Nov 2015, 19:19

Achja und Gratulation! 6 Jahre lange Suche das nennt man Ausdauer!

Stefan
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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Mo 16. Nov 2015, 19:33

Danke. Hat etwas länger gedauert, aber am Ende hat es ich bezahlt gemacht.
Regulär werden die Medusas zwischen 3000 und 4000 € gehandelt. Aktuell steht noch ein Modell mit 4" LL in den USA um 4850$ zum Verkauf. Bei diesem Angebot ist die Waffe in noch besserem Zustand als mein Modell und es ist auch die original Bedienungsanleitung dabei. Ich habe nur eine Kopie der Anteilung.

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Glockus » Mo 16. Nov 2015, 19:56

Phuu, nicht schlecht.
Aber die Seltenheit und Außergewöhnlichkeit rechtfertigt den Preis, finde ich, alle mal.
Ausserdem kann man doch sagen, dass die Preise keinesfalls billiger, als eher teurer werden.

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Senf » Di 17. Nov 2015, 00:20

Richtige Anwendung gibt's für das Gerät jetzt aber nicht... oder hab ich das überlesen?
Hier könnte Ihre Signatur stehen!!

Stefan
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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Stefan » Di 17. Nov 2015, 20:42

Ich verstehe die Frage nicht ganz. Schießen eventuell ....

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Re: Phillips & Rodgers M47 Medusa

Beitrag von Senf » Mi 18. Nov 2015, 09:47

Stefan hat geschrieben:Ich verstehe die Frage nicht ganz. Schießen eventuell ....

Buhaha... :lol:

na zb Nagant-Revolver... auch eine interessante Konstruktion weil gasdicht. Verwendet unter anderem beim NKWD weil das Gerät mit Schalldämpfern ausgerüstet werden kann und gleichzeitig die Problematik des Einzelschusses umgeht. Sowas hab ich gmeint. Einen echten Anwendungsfall und nicht (nur) ein "schauts her wir hams gschafft dass durch unsern Lauf alle Projektile von 355 bis 357 mehr oder weniger effizient beschleunigt werden können!!".
Hier könnte Ihre Signatur stehen!!

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