Gestern konnte ich es auch für 9 10 Schuss Serien live testen. Wobei die ersten 2 Serien 50/50 Ball/dummy Drills waren. Erkennung funktioniert einwandfrei bei der Glock. Die "trockenen" Schüsse auf die Dummies wurden auch erkannt (live Modus). Dafür aber auch das Loslassen des Schlittens. Also gegebenenfalls beim Laden etwas mitbremsen, dann werden keine Fehlschüsse erkannt.
Was man sich beim Scharfen schießen noch mehr vor Augen halten muss, ist dass die die Waffenbewegung durchs abziehen (getrackt von Mantis) und die tatsächliche Treffpunktlage nicht unbedingt korrelieren müssen. Das wäre nur dann der Fall, wenn der Zero perfekt wäre (die Waffe perfekt eingeschossen) und die Waffe beim Abziehen immer perfekt auf die Zielmitte ausgerichtet wäre. So passiert es natürlich, dass man zwar öfter mal perfekt abzieht, aber das Timing ein wenig vermasselt hat und das Korn gerade nicht in Zielmitte herumgetanzt ist und der Treffer außermittig landet, oder dass man zB zu hoch anhält, dafür dann durch Durchreißen des Abzuges die Treffpunktlage etwas nach unten doch noch in Zielmitte drückt. Trotzdem gibt es natürlich Tendenzen, dass die Serien mit dem durchschnittlich saubersten Abziehen auch gute Voraussetzungen haben hohe Ringzahlen zu haben. Hier ein Vergleich (9x jeweils 10er Serien auf 12.5m, ISSF Präzischeibe):
Geschossene Ringe: 98 – 99 – 101 – 99 – 102 – 99 – 99 – 101 – 95
MantisX Prozent: 94,0 – 95,8 – 95,6 – 94,7 – 95,7 – 94,5 – 94,1 – 95,7 – 93,8
Diese Tendenzen korrelieren jedenfalls deutlich stärker, als einzelne Treffer mit den dazugehörigen Tracking-Bewegungen. Hier das Ganze noch graphisch aufbereitet, mit dem Vergleich der tatsächlichen 90 Schuss Gruppe (bild1) zu den der Software interpretierten Treffern basierend auf der Bewegung beim Abziehen (bild2). Passt auch ganz gut zu den Tendenzen beim trockentraining (bild3). Was mich insofern freut, da der zero meiner Visierung scheinbar recht brauchbar ist, und auf die tatsächliche Treffpunktlage der Waffe eingerichtet ist, und kein Verreißen beinhaltet/kompensiert. (Stichwort Glockkimme am äußersten rechten Rand, Rechtsschütze)
bidl1/tatsächliche Scheibe:
bild2/live fire
bild3/dry fire
Interessant wäre in dem Zusammenhang allerdings die Skalierung der Ringe am Screenshot. Ich habe hier im thread (glaube 4te Seite) die Information gefunden, dass der innerste Ring 1/8° Raumwinkel entspricht, der nächste womöglich 3/8. Jedoch galt das, denke ich, der Tracking-Graphen Ansicht. Hier (Treffer Übersicht) wirkt die Skalierung etwas anders. Eventuell mit 1/8° beim innersten Ring, und 2/8° beim nächsten. Laut Trigonometrie wäre das auf die Scheibe projiziert in etwa: (tan(0,125)*dist)
1/8° @ 5m: 10,9mm
1/8° @ 10m: 21,8mm
1/8° @ 12,5m: 27,3mm
1/8° @ 25m: 54,5mm
Das System bietet jedenfalls zusätzliche Information, die einem dabei helfen können, die eigene Form zu verbessern. Wie man diese Information nutzt, und wie man sie in seine Trainingsmethodik einbaut, bleibt allerdings jedem selbst überlassen. Live fire sollte (für mich) größtenteils nur die Kontrolle der antrainierten Techniken vom Trockentraining sein, bzw um das Verhalten der Waffe im scharfen Schuss kennenzulernen. Mit Spektiv zur Kontrolle nach jedem einzelnen Schuss plus Mantis, plus evtl ball/Dummy Drills usw kann es auch leicht zu einer Reizüberflutung kommen, sodass man einem Schießfehler nach dem anderen herjagt und unterm Strich kaum Fortschritt macht. Stattdessen ist es sicher sinnvoller sich einzelnen Aspekte der Technik im Trockentraining gezielt zu widmen, um diese dann in regelmäßigen Abständen live/scharf zu kontrollieren. Also live nicht zu sehr vom technischen Hokuspokus ablenken lassen, sondern nach wie vor das Korn im Auge behalten und sauber anziehen, und nicht im Moment des Zielens mit den Graphen der letzten 5 Schüssen auseinandersetzen.
Auch, wie gesagt, ab einem gewissen Level mit den Empfehlungen der Softwaren aufpassen. Mir wird zB empfohlen den Finger tiefer in den Abzugsbügel zu stecken, um ein leichtes Verreißen nach links zu kompensieren. Und das obwohl ich den Abzug trotz L-Beavertail schon fast im Gelenk zwischen erstem u zweitem Glied habe. Ich behaupte mal, dass man mit praktisch jeder Abzugsfingerplatzierung den Abzug gerade durchziehen kann. Kleine Probleme beim isolieren des Abzugsfinger dagegen halte ich für gut möglich, sodass durch anspannen der ganzen rechten Hand die Schüsse etwas nach tief links wandern. Also wie beim Teil über den Trockenen Betrieb schon geschrieben, Anfängern mit groben Baustellen profitieren sicher sehr, Profis die sich mit Schießtechnik auskennen werden ebenfalls sicher von den Rohdaten (Tracking Graphen) profitieren können, gefährlich könnte es lediglich im Mittelfeld werden, wenn man guten Glaubens jeden der Tipps der Software annimmt ohne hinterfragen zu können.
Benutzt habe ich das System mit einem Samsung S4 Smartphone. Software und Verbindung läuft bisher problemlos.