trenck hat geschrieben:Kein Stoff auf dieser Erde ist "intrinsisch wertvoll", sondern immer nur dann, wenn Menschen ihm einen Wert zumessen.
Nice try. Vielen Stoffen
müssen Menschen Wert zumessen - eine industrielle oder auch nur frühneuzeitliche Gesellschaft ohne Stahl, Kupfer, Zinn, Holz, Wasser, Sand, Ton, Kalk, Schwefel, Saatgut oder Gartenerde ist schlicht und einfach unvorstellbar. Das Gold ein Wert zugemessen wird, ist im Kontrast dazu willkürliche soziale Konvention. Gold könnte übermorgen aufhören, irgendeinen Wert zu haben, ohne dass sich unsere Wirtschaft, unsere Wissenschaft, unsere Kunst oder unsere Gesellschaft als Ganzes irgendwie fundamental ändern müssten.
Der Papier-Euro kann allerdings beliebig inflationiert werden (Bild mit der Scheibtruhe).
Gut und richtig so. Ein gewisses Mass an Inflation ist ein notwendiger und unausweichlicher Bestandteil jedes modernen Wirtschaftswesens, unter anderem aus dem Grund, den ich oben angeführt habe - die Geldmenge muss die Freiheit haben,
mindestens so stark zu wachsen wie die Menge umgesetzter Waren und Dienstleistungen. Sonst Krise. Natürlich sind Exzesse, die dann zu Expeditionen mit Scheibtruhen führen, hässlich und gemein, aber die theoretische Möglichkeit solcher Exzesse muss man eben in Kauf nehmen. Niemand würde auf die Idee kommen, Lastautos zu verbieten, weil hin und wieder einer davon einen Fussgänger überfährt.
Erstens wächt die jährliche Goldmenge um knapp 2% pro Jahr. So ein Wirtschaftswachstum würden wir uns dzt. wünschen, oder?
Sorry, aber das ist eine unerhebliche Momentaufnahme. Die Wirtschaft wächst im langfristigen globalen Durchschnitt um Einiges stärker als die Goldmenge.
Zweitens kann ich Dich beruhigen, Deflation ist nur bei einer Papierwährung ein Problem, sonst nicht. Dazu gibt es entsprechende Abhandlungen, das würde aber hier zu weit führen.
Schade. Diese Abhandlungen würde ich ehrlich gerne mal sehen.
Das kann ich Dir sagen: die meisten europäischen Länder mussten die Golddeckung ihrer Währungen am Beginn des 1.Weltkrieges aufgeben, der wäre wegen Mangel an (echtem) Geld sonst nach ca. 6 Monaten zu Ende gewesen. Deshalb musste man auf undecktes Papiergeld ausweichen. Und danach sind die Politiker schnell draufgekommen, dass man mittels Inflationierung, also der ungedeckten Geldmengenausweitung, auch noch praktisch beliebig Stimmenkauf betreiben, ähhhh Sozialleistungen verteilen, kann.
Sorry, aber das ist auch unerheblich. Goldstandards wurde im Laufe der Jahrhunderte für alle möglichen Kriege aufgegeben und nachher jedes Mal wieder eingeführt. Auch nach dem ersten (und später dem zweiten) Weltkrieg waren mehr oder weniger alle maßgeblichen Währungen direkt oder indirekt an Gold gekoppelt, und zwar noch bis 1971, als Deutschland das Abkommen von Bretton-Woods verließ, um... Deflation zu vermeiden. Dass Deflation nur bei Papierwährungen ein Problem ist, scheinen diese dämlichen Deutschen nicht gewusst zu haben.
Absichtliche Inflationierung zum Kauf politischer Indifferenz bzw. zum Ruhigstellen von Unzufriedenen hat es im Übrigen schon im Römischen Reich gegeben sowie später in fast allen größeren Reichen des europäischen Mittelalters - Münzen kann man zwar nicht drucken, aber beschneiden und verfälschen. Von der katastrophalen, aber
unbeabsichtigen Silberinflation des 16. Jahrhunderts will ich gar nicht anfangen.