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Remington Fabrik Läufe so schlecht?

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Das_Frettchen
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Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Das_Frettchen » Sa 10. Mär 2012, 19:38

Hier beschreibt einer das der Lauf seiner .300 WinMag Remmy in der Drehbank 0,016" was ca. 0,4mm entspricht schlägt und das die Bohrung 0,01 (0,254mm) bis 0,025" (0,635mm) "schief" ist.


Kann des echt sein oder hab ich da was falsch verstanden??

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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von BigBen » Sa 10. Mär 2012, 20:04

Wo ist "hier"? Und natürlich kann immer mal ein einzelner Lauf durch die Qualitätskontrolle rutschen...Menschen machen Fehler, aber ich hab selbst eine Remington und kann über den Lauf nichts Schlechtes sagen. Einzelfälle sagen genau garnix aus.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Das_Frettchen » Sa 10. Mär 2012, 20:20


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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Maggo » Sa 10. Mär 2012, 20:59

Das der Lauf ausser mitte steht ist ja im Prinzip keine Große Sache,und kann passieren.
Kein Lauf ist wirklich gerade,auch wenn Läufe gerne Gerichtet werden bringt dies kaum etwas weil sich Spannungen erst aus dem Lauf schießen und sich der Lauf so richtet wie er will.
Das liegt in der Natur der Sache das sich Stahl nach gewisser Zeit sich Entspannt und mit der Belastung die Spannung verändert.

Noch dazu kommen:

Fertigungsfehler beim Bohren:
Keine Bohrung ist so gerade wie sich dies somanche wünschen würden.Immerhin muss man Läufe ca. 40-65 cm Bohren wenn es den Bohrer nur einige Hundertstel am Anfang verjagt macht sich dies auf diese Länge mit einigen Zehntel mm bemerkbar.

Industrielle Fertigung:
So genau wie Nötig,so schnell wie Möglich,das hab ich in meiner Lehrzeit gehört und dies giltet gerade auch für die Industrielle Fertigung. Präzision kostet,und kein Amerikaner oder Europäer würde sich eine Standart Remmy in .223 jenseits der 2000 Euro kaufen.


Beispiel:

Marlin Xs7 mein Projekt,Lauf gekürzt,Bohrung um 0,5mm ausser Mittig,Mündung nicht nach Laufseele sondern nach Mündung gesenkt.Nach Kürzen und Zwischen Spitzen drehen war die Aussenkontur auch um 0,3mm Exzentrisch.
Präzision war vorweg sehr gut,mich reizte nur ein Günstiges Scout Projekt dies ich realisieren wollte.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Das_Frettchen » Sa 10. Mär 2012, 21:05

Maggo hat geschrieben:
Beispiel:

Marlin Xs7 mein Projekt,Lauf gekürzt,Bohrung um 0,5mm ausser Mittig,Mündung nicht nach Laufseele sondern nach Mündung gesenkt.Nach Kürzen und Zwischen Spitzen drehen war die Aussenkontur auch um 0,3mm Exzentrisch.
Präzision war vorweg sehr gut,mich reizte nur ein Günstiges Scout Projekt dies ich realisieren wollte.




Interessant. Wie schießen denn diese "billig" Dinger generell? Schafft man da 20mm bei 3 Schuß auf 100m mit Fabrikmunition?

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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Maggo » Sa 10. Mär 2012, 21:11

Das_Frettchen hat geschrieben:


Interessant. Wie schießen denn diese "billig" Dinger generell? Schafft man da 20mm bei 3 Schuß auf 100m mit Fabrikmunition?


Sollte kein Problem sein. Am liebsten frisst er MEN Surplus muni um 8 Euro per 20 Stk. ;)
Der Stummellauf hat jetzt im Prinzip ein ganz anders Schwingungsverhalten wie der vorher 10 cm längere Lauf.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Das_Frettchen » Sa 10. Mär 2012, 21:34

Wobei mir gerade einfällt, wenn die Remington Läufe ja wie beschrieben gehämmert sind. Wie können die dann so weit außerhalb der Mitte sein? Da ja beim hämmern der Lauf auf den Dorn geschlagen wird und somit müsste eigentlich die Laufbohrung zum Laufmantel ausgerichtet sein....

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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Maggo » Sa 10. Mär 2012, 21:52

Ich kenn die Fertigungsschritte von Remmy nicht,aber es kann immer sein das etwas aussermittig ist,gerade beim Schmieden bzw. Hämmern.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Ing. Michael Mayerl » So 11. Mär 2012, 11:13

Das_Frettchen hat geschrieben:Hier beschreibt einer das der Lauf seiner .300 WinMag Remmy in der Drehbank 0,016" was ca. 0,4mm entspricht schlägt und das die Bohrung 0,01 (0,254mm) bis 0,025" (0,635mm) "schief" ist.


Kann des echt sein oder hab ich da was falsch verstanden??



Matchläufe aus meiner Produktion: ca. 0,1mm exzentrisch

Serienläufe: 0,1 - 0,3mm exzentrisch ist normal

0,4 - 0,5 ist schon etwas extrem und wohl versehentlich durch die QS regutscht. Ich hatte auch schon elitäre deutsche Qualitätsmarkenläufe mit solchen Abweichungen. Kann man aber meist problemlos reklamieren.


Der Typ wollte vermutlich ein Mündungsgewinde draufschneiden. Dabei muss man den Lauf immer zur Laufseele ausrichten und nicht am Aussendurchmesser. Dafür braucht man ein paar Spezialwerkzeuge und eine Messuhr.


Die Läufe von Remington werden auf den selben GFM Maschinen gehämmert wie auch Ruger, Steyr, Sauer, Blaser, Baikal, Heym etc....
Das Material (Vergütungsstahl - vorvergütet auf ca. 750 - 1000 N/mm²) ist auch bei allen ähnlich. Härtere Sonderstähle verwendet man nur für kombinierte Kipplaufwaffen mit sehr dünnen Läufen.


Hier ein Schussbild aus einem orig Rem Lauf.
Innen hab ich den Lauf aber erst geläppt, auf 18" gekürzt, die Mündung absolut zentrisch mit einer 11° Matchmündung versehen und die Verschlusswarzen eingeläppt:

Bild
Zuletzt geändert von Ing. Michael Mayerl am So 11. Mär 2012, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Ing. Michael Mayerl » So 11. Mär 2012, 11:16

Maggo hat geschrieben:Fertigungsfehler beim Bohren:
Keine Bohrung ist so gerade wie sich dies somanche wünschen würden.Immerhin muss man Läufe ca. 40-65 cm Bohren wenn es den Bohrer nur einige Hundertstel am Anfang verjagt macht sich dies auf diese Länge mit einigen Zehntel mm bemerkbar.


Normalerweise macht man es so:

- Tieflochbohren (der knüppel ist kürzer als der Lauf)
- Hämmern
- auf beiden Seiten zur Bohrung zentrieren und aussen überdrehen

Dann ist die zentrische Bohrung auch ca. 0,1 - 0,3mm zum Aussendurchmesser genau
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Charles » So 11. Mär 2012, 11:31

Ing. Michael Mayerl hat geschrieben:
Maggo hat geschrieben:Normalerweise macht man es so:

- Tieflochbohren (der knüppel ist kürzer als der Lauf)
- Hämmern
- auf beiden Seiten zur Bohrung zentrieren und aussen überdrehen

Dann ist die zentrische Bohrung auch ca. 0,1 - 0,3mm zum Aussendurchmesser genau



Besteht beim außen überdrehen nicht die Gefahr, daß sich der Lauf verzieht? Das Material steht ja von Haus aus unter Spannung, und durch das überdrehen ändern sich die Spannungsverhältnisse des Laufes?

Oder ist dieser Aspekt zu vernachlässigen?


Interessierte Grüße,

Charles

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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Maggo » So 11. Mär 2012, 13:06

Beim Überdrehen werden nicht nur spannungen verändert sondern auch die Wandstärken.
Noch dazu kann es passieren das der Lauf um einige Zehntel mm unterschiedlich sind wo wir wieder bei Fertigungsfehler sind ja fast kaum zu vermeiden sind.

Edit:

bei einen Spanend gezogenen Lauf wird man sich das Überderhen ersparen und gleich die Kontur drehen ,Bohren und dann Ziehen,deshalb wird auch die Bohrung so extrem exzentrisch sein,zumindest erkläre ich es mir so bei meinen Marlin Lauf.
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Ing. Michael Mayerl » So 11. Mär 2012, 13:21

Charles hat geschrieben:
Ing. Michael Mayerl hat geschrieben:
Maggo hat geschrieben:Normalerweise macht man es so:

- Tieflochbohren (der knüppel ist kürzer als der Lauf)
- Hämmern
- auf beiden Seiten zur Bohrung zentrieren und aussen überdrehen

Dann ist die zentrische Bohrung auch ca. 0,1 - 0,3mm zum Aussendurchmesser genau



Besteht beim außen überdrehen nicht die Gefahr, daß sich der Lauf verzieht? Das Material steht ja von Haus aus unter Spannung, und durch das überdrehen ändern sich die Spannungsverhältnisse des Laufes?

Oder ist dieser Aspekt zu vernachlässigen?


Interessierte Grüße,

Charles


Korrekt - den Arbeitsgang hab ich vergessen.
Nach dem hämmern kommen die Rohlinge normal in den Ofen zum Spannungsarmglühen bei ca. 550 - 600°. Manche Firmen werfen die Läufe dann nach dem Konturdrehen noch mal rein aber das ist nicht zwingend notwendig bzw hat in Tests bei mir nichts gebracht.

100% spannungsfrei gehts bei einem vorvergüteten Stahl aber eh nie. Schließlich wird der bereits im Stahlwerk in einer Induktionsspule rotglühend erhitzt und danach abgeschreckt und wieder erhitzt bis die gewünschte Endfestigkeit passt. Die Härte ergibt sich ja im Prinzip aus einer molekularen Materialverspannung.

Im Detail einfach mal bei YouTube googlen. Ich glaub da gibts Videos - auch von Firmenbesichtigungen.


Ein interessantes Fertigungsverfahren ist übrigens auch das elektrochemische erodieren der Züge. Wird aber derzeit nur bei Kurzwaffen in Serie eingesetzt (SIG, S+W). So kann man auf einer CNC mit angetriebenen Werkzeugen den Lauf fix fertig machen - dann wird in einem weiteren Arbeitsschritt mit der Elektrode durcherodiert und fertig ist der Lauf.
Solche Erodier Sonderanlagen kosten aber leider auch ein paar 100.000 €....
Eine CNC mit angetriebenen Werkzeugen und Doppelspindel auch ca. 150.000 - 200.000 €....
Eine Hämmermaschine ab 1,3 Mio....

Da muss man wirklich Masse produzieren (und das auch verkaufen können) sonst ist man schon Pleite bevor die erste Leasingrate für die Maschinen eintrudelt....
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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Charles » So 11. Mär 2012, 13:28

Vielen Dank für die Informationen!

Also kann ich bedenkenlos ein gezogener LW-Lauf um 3/10mm - 5/10mm abdrehen ohne weitere Nachbehandlung?

Also nach dem überdrehen einfach schleifen, polieren und finishen, fertig.

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Re: Remington Fabrik Läufe so schlecht?

Beitrag von Ing. Michael Mayerl » So 11. Mär 2012, 14:26

Charles hat geschrieben:Vielen Dank für die Informationen!

Also kann ich bedenkenlos ein gezogener LW-Lauf um 3/10mm - 5/10mm abdrehen ohne weitere Nachbehandlung?

Also nach dem überdrehen einfach schleifen, polieren und finishen, fertig.


LW Läufe sind nicht gehämmert sondern von innen gedrückt (button rifled).
Dreht man die ab, werden die innen weiter was zu einer Vorweite und Schussleistungsproblemen führen kann. Deshalb ist bei denen der Arbeitsaufwand oft höher (läppen, kalibrieren etc).
Ein um ein paar 1/100mm weiterer Lauf muss nämlich nicht schlecht schießen solange der Felddurchmesser durchgängig schön gleichmäßig ist.

Aber das wird erst interessant wenn man ein paar mm abdreht - bei 3-5/10mm braucht man genau nix berücksichtigen ;)
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