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Professioneller in-ear Gehörschutz

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cas81
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von cas81 » Do 24. Aug 2017, 17:28

Objektiv Schädliches gibts trotzdem. Subjektiv ist nur das Empfinden, bzw vorgelagert überhaupt erst das Bemerken des Schädlichen. Nur da liegt der individuelle Unterschied. Gehör nimmt kumulativ ab. Jedes Geräusch wirkt sich aus. Wenn das schleichend geht, dann bemerkt man es womöglich gar nicht. Aber wenn der Tinnitus da ist, bzw man andauernd Andere bitten muss das soeben Gesagte zu wiederholen, dann ist es zu spät. Susi´s Beispiel mit dem Rauchen triffts schon ganz gut. Wennst 3 Schachteln am Tag durchziehst, dann stirbst nicht fix dran, aber die Wahrscheinlichkeit erhöht sich drastisch. Vielleicht stirbst aber auch vorher am Blitzschlag, sodass die Erkrankung gar nicht erst bemerkt wird. Massiv ungesund und in jedem Fall schädlich ist es trotzdem.

... Auf das hinauf brauch i an Tschick ...
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susi
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von susi » Do 24. Aug 2017, 17:43

Hörschäden werden nicht sofort bemerkt. Es dauert mehrere Jahre, bis erste Folgen von zu lauter Musik oder anderem Lärm wahrgenommen werden. Daher denke ich, daß viele Schützenkollegen (wie von BigBen angeführt) ihre Hörschäden noch gar nicht bemerkt haben :(
Grüße
susi

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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Tine » Do 24. Aug 2017, 21:04

Es macht keinen Unterschied ob man Kapsel- oder Stöpselgehörschutz nimmt, wie man rausfindet wenn man sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt.

Der Mensch hört, wie bereits etabliert, über Luft- und Körperschall. Das äußere Ohr, kann bis max. ~40dB gedämmt werden wenn man es vom Trommelfell bis in die Ohrmuschen komplett dämmt. Alles was man dann hört ist der Bereich wo Luft- und Körperschall gleich wahrgenommen werden.
Körperschall ist z.b. bei Berufs-Blechbläsern ein Problem, da ein Groß des Schalls als Körperschall wahrgenommen wird durch den nahen Kontakt zu den Kieferknochen und das auf Dauer (Dosis macht das Gift) das Gehör überbeansprucht.

Deshalb gibt es auch keinen Gehörschutz der einen durchschnittlichen SNR (Dämmwert) von >40dB hat.

So gut wie alle namhaften Hersteller haben auch Stöpsel (angepasste) im Angebot und auch z.b. das US Militär fängt an vermehrt Stöpsel, mit Funkanbindung und Geräusch/Sprachverstärkung zu verwenden.

Wenn wir jetzt 3 SNR Tabellen ansehen:

Code: Alles auswählen

Frequenz | Neuroth InEar | M3 Peltor Bull's Eye 1 | M3 Peltor Bull's Eye 3
---------+---------------+------------------------+-----------------------
  125    | 23,4          | 10.9                   | 17.5
  250    | 24,6          | 17.2                   | 24.7
  500    | 25,6          | 26.6                   | 34.7
 1000    | 27,5          | 28.3                   | 41.4
 2000    | 33,2          | 33.5                   | 39.3
 4000    | 25,2          | 37.8                   | 47.5
 8000    | 39,2          | 37.9                   | 42.6


Hier sieht man schön, ganz objektiv und physikalisch fundiert, wer wie dämpft.
Nachdem der Filter für den InEar für den Schießsport/Jagdt entwickelt wurde kanns so falsch nit sein. Aber das kann jeder mit seinem HNO-Arzt ausmachen, aber es ist klar das ein BullsEye-3 besser dämpft.

Dann sei dazu noch gesagt, das ~10dB Schalldruck +/- einem verdoppeln/halbieren der empfundenen Lautstärke entsprechen. Ungefähr, dafür gibts dann dB(A) und dB(C), das sind Kurven die sind dem menschlichen Gehör angepasst, da dieses verschiedene Frequenzen bei gleichem Schalldruck (dB) unterschiedlich laut wahrnimmt.

Auch angemerkt sei, das wenn man einen Stöpsel- und darüber einen Kapselgehörschutz tragt, sich auf eben auf Grund des Körpserschalls und der logarthmischen Beschaffenheit der Schalldruckkurve der Dämmwert nicht verdoppelt. Angeblich schafft man dann nochmal 3-8dB Dämmung.

Auch gut zu wissen weil immer heißt großes Kaliber und speziell Gewehr is schlimmer - beim Schuß sind es bei einer:
9x19 ~160 dB
.223/5.56x44 ~158.9 dB
.308/7.62x51 ~159 dB
12 ga. Hunting ~ 161 dB

Für die Angostiker hier der link zur Tabelle, sind die gemittelten Werte aus 5 offiziellen Studien zur Lautheit von Waffen/Kalibern.

Bleibt also das bei ~160dB und einer maximaldämmung von ~40dB in den schädlichen Frequenzen noch immer 120dB übrig bleiben.
Dies relativiert sich jedoch wieder, nachdem wir in der Regel von uns weg schießen und sich der Zündungs- und Mündungsknall im Idealfall Nierenförmig von der Mündung ausbreitet aber eben Reflexionen und ein Teil davon zurück kommt.

Aber nachdem die Akustik, als Teildisziplin der Physik ganze Bücher füllt kann man abschließend nur sagen das beim Gehörschutz viel auch viel hilft, nur irgendwann bringts nix mehr :)

Ich setz wenn ich am Indoor Kugelstand 300m mit .308 schieße auch die Kapseln über die Stöpsel auf.
Wenn ich draußen dynamisch auf Wurftauben oder mit .223 schieße, reichen die Stöpsel und sie kommen dem Kolben nicht in die Quere.

Muß am Ende eh jeder für sich wissen wie er sein Gehör schützt und ob er das will.

:think: Wurde etwas länger, aber ich wollte mal nach meinem Besten wissen etwas dazu sagen, wenn wer wissenschaftliche Einsprüche hat, gerne, Fehler passieren immer :)
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Patrick1990 » Do 24. Aug 2017, 21:26

Tine hat geschrieben:Es macht keinen Unterschied ob man Kapsel- oder Stöpselgehörschutz nimmt, wie man rausfindet wenn man sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt.

Der Mensch hört, wie bereits etabliert, über Luft- und Körperschall. Das äußere Ohr, kann bis max. ~40dB gedämmt werden wenn man es vom Trommelfell bis in die Ohrmuschen komplett dämmt. Alles was man dann hört ist der Bereich wo Luft- und Körperschall gleich wahrgenommen werden.
Körperschall ist z.b. bei Berufs-Blechbläsern ein Problem, da ein Groß des Schalls als Körperschall wahrgenommen wird durch den nahen Kontakt zu den Kieferknochen und das auf Dauer (Dosis macht das Gift) das Gehör überbeansprucht.

Deshalb gibt es auch keinen Gehörschutz der einen durchschnittlichen SNR (Dämmwert) von >40dB hat.

So gut wie alle namhaften Hersteller haben auch Stöpsel (angepasste) im Angebot und auch z.b. das US Militär fängt an vermehrt Stöpsel, mit Funkanbindung und Geräusch/Sprachverstärkung zu verwenden.

Wenn wir jetzt 3 SNR Tabellen ansehen:

Code: Alles auswählen

Frequenz | Neuroth InEar | M3 Peltor Bull's Eye 1 | M3 Peltor Bull's Eye 3
---------+---------------+------------------------+-----------------------
  125    | 23,4          | 10.9                   | 17.5
  250    | 24,6          | 17.2                   | 24.7
  500    | 25,6          | 26.6                   | 34.7
 1000    | 27,5          | 28.3                   | 41.4
 2000    | 33,2          | 33.5                   | 39.3
 4000    | 25,2          | 37.8                   | 47.5
 8000    | 39,2          | 37.9                   | 42.6


Hier sieht man schön, ganz objektiv und physikalisch fundiert, wer wie dämpft.
Nachdem der Filter für den InEar für den Schießsport/Jagdt entwickelt wurde kanns so falsch nit sein. Aber das kann jeder mit seinem HNO-Arzt ausmachen, aber es ist klar das ein BullsEye-3 besser dämpft.

Dann sei dazu noch gesagt, das ~10dB Schalldruck +/- einem verdoppeln/halbieren der empfundenen Lautstärke entsprechen. Ungefähr, dafür gibts dann dB(A) und dB(C), das sind Kurven die sind dem menschlichen Gehör angepasst, da dieses verschiedene Frequenzen bei gleichem Schalldruck (dB) unterschiedlich laut wahrnimmt.

Auch angemerkt sei, das wenn man einen Stöpsel- und darüber einen Kapselgehörschutz tragt, sich auf eben auf Grund des Körpserschalls und der logarthmischen Beschaffenheit der Schalldruckkurve der Dämmwert nicht verdoppelt. Angeblich schafft man dann nochmal 3-8dB Dämmung.

Auch gut zu wissen weil immer heißt großes Kaliber und speziell Gewehr is schlimmer - beim Schuß sind es bei einer:
9x19 ~160 dB
.223/5.56x44 ~158.9 dB
.308/7.62x51 ~159 dB
12 ga. Hunting ~ 161 dB

Für die Angostiker hier der link zur Tabelle, sind die gemittelten Werte aus 5 offiziellen Studien zur Lautheit von Waffen/Kalibern.

Bleibt also das bei ~160dB und einer maximaldämmung von ~40dB in den schädlichen Frequenzen noch immer 120dB übrig bleiben.
Dies relativiert sich jedoch wieder, nachdem wir in der Regel von uns weg schießen und sich der Zündungs- und Mündungsknall im Idealfall Nierenförmig von der Mündung ausbreitet aber eben Reflexionen und ein Teil davon zurück kommt.

Aber nachdem die Akustik, als Teildisziplin der Physik ganze Bücher füllt kann man abschließend nur sagen das beim Gehörschutz viel auch viel hilft, nur irgendwann bringts nix mehr :)

Ich setz wenn ich am Indoor Kugelstand 300m mit .308 schieße auch die Kapseln über die Stöpsel auf.
Wenn ich draußen dynamisch auf Wurftauben oder mit .223 schieße, reichen die Stöpsel und sie kommen dem Kolben nicht in die Quere.

Muß am Ende eh jeder für sich wissen wie er sein Gehör schützt und ob er das will.

:think: Wurde etwas länger, aber ich wollte mal nach meinem Besten wissen etwas dazu sagen, wenn wer wissenschaftliche Einsprüche hat, gerne, Fehler passieren immer :)


+1

Ja über die Akkustik könnten wir jetzt noch rechnen wie laut eine 9*19 in einem Meter Entfernung ist. Allgemein sind Kurzwaffen Gehörschädlicher als Langwaffen weil die Mündung näher beim Ohr ist.

Sagen wir es kommen 150 dB beim Ohr an und wir
Dämpfen 35 dB (ein top Wert) haben wir 115 dB. Auf Dauer immer noch schädlich, das Gehör hat aber viele Möglichkeiten sich selbst zu schützen. Über kurz oder lang schädigt schießen das Gehör, egal wie gut der Schutz ist.
Es betrifft aber hauptsächlich einen frequenzbereich der für unseren Alltag unwichtig ist. Und Mitglieder aus der Wiener Philharmoniker die das Gehör brauchen werden wsl keine Schützen sein.
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von cas81 » Do 24. Aug 2017, 21:28

Danke für die Erklärungen. Was noch als essentieller Bestandteil des Schiessens anzumerken ist, ist die Dauer der Knalle. Ein kurzes Peng mit 160db ist angenehmer als ein langes Bumm mit 158db. Ist's auch schädlicher?

Ebenso schreib bitte noch dazu, was 3db mehr oder weniger bedeuten, da der doppelte Schutz ja "bloss" +- 5db ausmacht. Du scheinst zu wissen was die meisten anderen nur halbwissen, also runde es bitte noch ab.

Edit: Stapediusreflex bitte auch noch.

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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Tine » Do 24. Aug 2017, 22:23

cas81 hat geschrieben:Danke für die Erklärungen. Was noch als essentieller Bestandteil des Schiessens anzumerken ist, ist die Dauer der Knalle. Ein kurzes Peng mit 160db ist angenehmer als ein langes Bumm mit 158db. Ist's auch schädlicher?

Ebenso schreib bitte noch dazu, was 3db mehr oder weniger bedeuten, da der doppelte Schutz ja "bloss" +- 5db ausmacht. Du scheinst zu wissen was die meisten anderen nur halbwissen, also runde es bitte noch ab.

Edit: Stapediusreflex bitte auch noch.



Gerne, Bauphyik und Arbeitnehmerschutz ist bei mir schon etwas her, aber soweit ich mich erinnere wird für die "Schädlichkeit" von "Lärm" die NRC-85 nach ISO Wasweisich verwendet. NRC ist die Noise Rating Curve und die 85dB wird hergenommen als Grenzwert ab wann eine Schädigung eintritt bei dauerhafter Einwirkung.
Grundsätzlich sind tiefe Frequenzen weniger schädlich als Hohe, bei selbem Schalldruck (dB) deshalb gibt es diese Kurve.

Die NRC-90 z.B. sagt nachfolgendes das gleiche Schädigungspotential hat:
250Hz (Basslautsprecher) mit 96 dB
500Hz (440Hz=Kammerton) mit 93 dB
8000Hz mit 85 dB

96 - 85 = ~10 :)
10 dB Differenz entspricht der doppelten subjektiven Lautheit. Somit sieht man schön das tiefe Töne weniger schädigend sind.

Somit kann auf was 3dB mehr oder weniger bedeuten nur antworten: Hängt von der Frequenz ab.
Das menschliche Ohr funktioniert am besten 1k-4k Hz, dort ist es auch am empfindlichsten.

Somit bleibt, je höher die Frequenz (im empfindlichen Bereich), je lauter und je länger und häufiger, desto schädlicher. Das Ohr ist Verschleißmaterial.

Und wie Patrick1990 geschrieben hat, hängt es davon ab wo sich Schallquelle und Ohr befinden.
Ich weiß es nicht, aber ich gehe davon aus das man als Schütze direkt vom Verschluss mit Kugelförmiger ausbreitung den Zündungsknall abbekommt, aber der Mündungsknall zu einem Großteil nach Vorne mit den Explosionsgasen gerichtet ist. Muss fast so sein, weil bei 160dB-35dB bleiben 125dB über, da hilft der Gehörschutz auch nix wenn das alles beim Ohr ankommt.
Aber ich habe ein Schallpegelmessgerät (dB(A), dB(C)) ich werds mal mitnehmen und jemanden neben meinem, der Waffe zugewandten Ohrs, messen lassen.

Jo und der Stapediusreflex. Ich bin kein Mediziner aber die Kurzgeschichte die ich dazu kenne:
Schall->Ohrmuschel->Gehöhrgang->Trommelfell->Hammer->Steigbügel->Innenohr
Der Stapedius-Muskel sitzt irgendwo am Steigbügel und ab so 70-95 dB setzt der Reflex ein im zig Milliskunden bereich, dann kontrahiert sich der Muskel (immer in beiden Ohren) und entkoppelt Hammer+Steigbügel damit nicht der volle Schalldruck ins Innehohr kommt und den Innenohrhärchen das Lebenslicht ausbläst.
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von sauersigi » Do 24. Aug 2017, 22:41

Danke für die Ausführungen...ab jetzt immer nur mehr mit Stöpsel Und Muschelgehörschutz...
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von cas81 » Do 24. Aug 2017, 22:48

Sehr gut, danke, coole Sache. Es folgt das grosse ABER :-D

Fehlt der objektive Schalldruck und dessen Wirkung, nicht nur das subjektive Empfinden.

Und das bisschen, das ich glaube zu wissen:

Frequenz liegt bei maximaler Dauer im Peak bis zu etwa 4.000 Hz bei KW.

StapRefl ist zu langsam um einen Schussknall abzuschwächen. Knall erreicht den Peak innerhalb einzelner Millisek und Reflex greift bei ca 30 - 50 (irgendwas in der Grössenordnung, hab beide Versionen gelesen). Dabei geht's um den Mythos, dass sich der Körper unter Stress sowieso selbst schützt. Bringt beim Schuss nur leider nichts. Schlussendlich ist's wie mit dem Tunnelblick, also bloss ausgeblendet und die Schädigung erfolgt dennoch. Und das auch nur, wenn einem das Herz schon vorher fast aus der Brust springt.

Worauf ich hinaus will: Schädigung abseits der subjektiven Wahrnehmung und Möglichkeiten diese unter kontrollierten Bedingungen zu minimieren. Es heisst ja, mit +3db verdoppelt sich der Druck und genau das haut die Härchen um. Es macht also einen gewaltigen Unterschied, ob ich mit zusätzlichen Stöpsel und deren -3 db den Druck halbiere oder ausgehend von 10db nur um 30% senke. 20% sind ziemlich viel bei so einer heiklen Sache.

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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Patrick1990 » Do 24. Aug 2017, 23:38

Der Reflex ist zu langsam, da müsste man ein paar ms vor dem Schussknall einen Ton erzeugen der stark genug ist den Reflex auszulösen.

Der Schallsdruck ist eine Logharitmus funktion, das heisst wenige dB ändern viel am Druck in Mikro Pascal (genauer 20 dB sind eine Verzehnfachungen).
Von 150 auf 140 dB hat man um den Faktor 10 weniger Schallsdruck auf das Ohr wirken, nun kann der Schall ja nicht so mir nichts dir nichts herum fliegen. Er braucht einen Träger (in unserem Fall die Luft), diese ist aber kein guter Schallleiter, darum wird niemals der Schussknall an unseren Ohren ankomme wie er an der Mündung entsteht.
Schall breitet sich auch wie eine Welle im Wasser kreisförmig im Raum aus, tiefe Töne werden in der Ausbreitung weniger gedämpft als hohe Töne. (Bass trägt der Wind Km weit, Stimmen nicht).
Hinter der Mündung steht man zum Glück etwas im Schatten des Schalls, wenn man sich hierzu eine Kreisförmige Ausdehnung vorstellt, blockiert die Waffe sie Ausdehnung nach hinten. Der Schall umfliest aber die Waffe.
Das sind alles Faktoren die den Schall dämpfen, wieviel weiß ich nicht müsste man Messen, dann kommt es auf die Frequenzen der Wellen an (Hohe werden mehr gedämpft Niedere weniger).
Jenes Geräusch das an unseren Gehörschutz ankommt dämpfen wir weiter, haben wir einen Kapsel Gehörschutz und dann noch In-ear dämpfen wir den Schalldruck noch mehr.
Wenn man nun bedenkt das ein Unterschied von 3 dB eine Änderung um die Hälfte bewirkt, von 120 dB mit 20 Pascal auf 115 dB mit 11 Pascal sieht man welch großen Unterschiede kleine dB Unterschiede ausmachen und unser Gehör ist ziemlich empfindlich da kann der eine dB mehr oder weniger den Unterschied ausmachen.

Was man nicht ausser acht lassen sollte ist das jeder anders reagiert, und der Schall sich auch mit steigender Frequenz anders verhält. Pro Meter Entfernung hat man glaube ich bei einer Frequenz von 4000 Hz eine Verringerung von 0,03 dB je Meter. Bei 100 Hz sind es nur 0,00004 dB je Meter. Temperaturen spielen auch eine Rolle etc.

Es würde sogar einen Unterschied machen mit welchen Druck der Gehörschutz am Schädel anliegt.
Da sind wir aber wieder bei einen Punkt an dem der Unterschied wenige dB beträgt.

Mündung ~150 dB bei dieser Lautstärke können Orientierungslosigkeit und Gleichgewichtsprobleme auftreten. Mit einer permanenten Schädigung ist zu rechnen.
~ 130 dB 100 mal weniger Schalldruck (die Schmerzgrenze)
ab ~ 115-120 dB die Grenze in der dauerhafte Beschädigungen zu erwarten sind, auch bei kurzen Geräuschen.
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Tine » Fr 25. Aug 2017, 00:33

:shock: Ich hoff doch mal stark das keiner glaubt das der Stapediusrefelex als "Gehörschutz" verwendet werden kann. Das ist eine Notfallmaßnahme des Körpers, wie ein Schock, ein Würgereflex, oder dergleichen.
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susi

Beitrag von susi » Fr 25. Aug 2017, 09:26

Danke @Tine für Deine vorzüglichen Beiträge.

Ich hätte drei interessante Tabellen und Kurven der drei erhältlichen in-ear Schützer, kann diese Photos aber nicht einstellen, da es keine Möglichkeit dazu gibt. Könnte mich die Administration bitte für das Photo hochladen freischalten, damit ich die Photos hochladen kann?
Grüße
susi

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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von cas81 » Fr 25. Aug 2017, 09:43

Doch, das glauben gar nicht mal so wenige. Aber unter den von mir genannten Umständen, also in Verteidigungssituationen, weil viele Leute dabei berichten, dass sie die Schüsse kaum bis nicht gehört haben.

Bitte jetzt mal zusammenfassend und einfach formuliert, nur relevant fürs Schiessen, wenn ich falsch liege tadelt mich:

Knochenschall ist bezüglich Schädigung zum Vergessen. Warum ist die Stimmgabel direkt hinter dem Ohr dann lauter als an der Stirn? Ist das EINZIG die subjektive Wahrnehmung?

Ein paar wenige db mehr oder weniger machen das Kraut fett, bei 3db mehr wirkt der doppelte Druck und eben der legt die Härchen um. Plus 10db hingegen bewirken eine Verdoppelung der subjektiv wahrgenommenen Lautstärke. Immer frequenzabhängig, aber pi mal Daumen, spielt beim Schiessen eigentlich keine Rolle. Heisst also, die 9mm mit 160db ist etwa halb so schädlich wie die .357 Mag mit 163 db. Jenseits von gut und böse sind aber sowieso beide, also ist's da "eh schon wurscht" oder nicht?

Warum tut zumindest manchen Menschen die .45ACP mit ihren 158 komma irgendwas db mehr weh, als die 9mm? Sie steht unter geringerem Druck als die 9mm, hat aber mehr Pulver geladen. Niedrigfrequenter aber knallt dafür länger? -> Expositionsdauer. Manche Leute raten zur 45er für die SV, weil sie weniger db hat und das Gehör demnach weniger schädigen soll!

Ähnlich verhält es sich mit .223, die db sind niedriger, aber die meisten empfinden es als lauter -> andere Frequenz, knallt aber länger, ist dabei trotzdem weiter weg.

Rein gesundheitlich betrachtet kommt es beim Schiessen, wo die Unterschiede nur in den Feinheiten zu finden sind, nur auf die db an. Mehr Druck -> weniger aktive Härchen. Länger wirkender Druck -> auch weniger Härchen. Häufiger Druck -> noch weniger Härchen.

Doppelten Schutz iSv von Dämpfwerte addieren gibt's nicht, lediglich 3db kann man auf den höheren Wert hinzurechnen (ich meine vorsichtshalber die Untergrenze). Das bedeutet dennoch, dass der Druck halbiert wird, also 38 sind die Hälfte von 35 und damit sehr viel.

Und wenn ich einen Helm auch noch aufsetzt, der ebenfalls um 3db reduziert, dann sind wir bei 41, was ja kein Problem ist, wenn ich bereits vor dem Ohr dämme. Und somit kommt nur noch ein Viertel des Druckes an.

Den Schussknall bekommen wir in typischer Schiessposition nicht ab, den Zündknall aber schon (wird ja oben rausgelassen). Der Überschallknall drischt noch einmal zusätzlich auf die Ohren ein oder ist der vernachlässigbar? Subsonic ist niedrigfrequenter, AFAIK. Objektiv demnach besser für die Ohren? Subjektiv innerhalb desselben Kalibers in jedem Fall.

Bitte :-)

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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Robiwan » Fr 25. Aug 2017, 09:45

Kleine Anmerkung am Rande: Bei Mercedes löst die Pre-Safe Technik über ein Geräusch aus den Boxen vor einem Unfall den Stapediusreflex bei den Insassen aus. Damit sollen Hörschäden durch Unfallgeräusche vermieden/reduziert werden.

https://www.mercedes-benz.com/de/merced ... -pre-safe/
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Re: susi

Beitrag von BigBen » Fr 25. Aug 2017, 10:32

susi hat geschrieben: Könnte mich die Administration bitte für das Photo hochladen freischalten, damit ich die Photos hochladen kann?


Nein, aber ich verweise gerne auf das Thema in dem ausführlich erklärt wird wie man Bilder ins Forum stellt viewtopic.php?f=2&t=3541
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Re: Professioneller in-ear Gehörschutz

Beitrag von Tine » Fr 25. Aug 2017, 11:02

cas81 hat geschrieben:Ein paar wenige db mehr oder weniger machen das Kraut fett, bei 3db mehr wirkt der doppelte Druck und eben der legt die Härchen um. Plus 10db hingegen bewirken eine Verdoppelung der subjektiv wahrgenommenen Lautstärke. Immer frequenzabhängig, aber pi mal Daumen, spielt beim Schiessen eigentlich keine Rolle. Heisst also, die 9mm mit 160db ist etwa halb so schädlich wie die .357 Mag mit 163 db. Jenseits von gut und böse sind aber sowieso beide, also ist's da "eh schon wurscht" oder nicht?


Vorerst, ich stimme dir zu und ich denk du willst auf das hinaus was ich hier noch einmal für die Allgemeinheit aufzeigen will:

Im hohen dB Bereich machen 3dB extrem viel aus darunter nicht so viel, eben aufgrund der logarithmik des Schalldrucks.
Nachdem viele mit Pascal (Pa), bzw. N/m² nicht so viel anfangen können, nehm ich mal Watt/m², unter Watt kann sich jeder zumindest was vorstellen.

+20dB entspricht einer Verzehnfachung des Schalldrucks, das haben wir etabliert.

Als Beispiel:
Flüstern hat ~30dB(A), das entspricht 0.000000001 W/m²
Verzehnfache(!) ich den Schalldruck jetzt auf 50dB(A) haben wir Vogelgezwitscher, das entspricht 0.00000001 W/m²
Zwischen 30dB(A) und 50dB(A) haben wir haben also eine Schalldruckdifferenz von 0.000000009 W/m²

Jetzt gehen zur Schmerzgrenze, 120 dB(A):
120 dB(A) sind 1 W/m²
Jetzt packen wir mal nur +3dB drauf auf 123dB(A) und haben schon einen Schalldruck von 2 W/m²
Verzehnfachen wir wieder den Schalldruck von 120dB(A) auf 140dB(A) haben wir 100 W/m²

Wir sehen:
Verzehnfachen wir 30dB(A) steigt der Schalldruck um 0.000000009 W/m²
Verdoppeln wir 120dB(A) steigt der Schalldruck um 1 W/m²

Somit ist bei den Verzehnfachungen oder +20dB:
30dB(A) auf 50dB(A) -> Schalldruckerhöhung von 0.000000009 W/m²
120dB(A) auf 140dB(A) -> Schalldruckerhöhung von 99 W/m² (von 1W/m² auf 100W/m²)
140dB(A) auf einen Schußknall mit 160dB(A) mit einem Schalldruck von 10000 W/m² -> Schalldruckerrhöhung von 9900W/m²

Und leider ist der Logarithmus das trügerische an Dezibel. Immer +20dB aber die Schalldruckdifferenz wächst rapide.
Somit sei gesagt, ab 120dB(A) ist eine Dämpfung um Centibel z.T. schon eine massive Reduktion des Schalldrucks.

Bezüglich der Schallfrequenz von einem Schuss - ist mMn. egal. Der Schussknall an sich ist ein Rauschen über alle Frequenzen. Je nach Kaliber, Lauflänge, Ladung, Umgebung etc. ist das Rauschen mal tiefer, mal höher, mal länger, mal kürzer.
Wenn man sich das NoiseRating (NR) anschaut sieht man schnell, das bei 160dB 125Hz UND 8kHz jenseits von Gehörschaden liegen.

Wie schädlich Knochenschall beim Schuß ist weiß ich leider nicht, vielleicht kann ich dazu was rausfinden, aber auch ein Kapselgehörschutz hilft da nix, weil wenn der ganze Schädelknochen den Schall aufnimmt hilfts nix die Ohrmuscheln abzudecken :)
The society that separates its scholars from its warriors will have its thinking done by cowards and its fighting by fools.

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