doc steel hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 08:29
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Der user impact kann dir dazu sicher mehr erzählen, der hat wesentlich mehr Erfahrung.
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Ich glaub von „wesentlich“ bin ich noch ein gutes Stück entfernt, aber ich kann meine aktuelle Sicht der Dinge gerne weitergeben:
Zuerst mal war ich kurz schockiert, dass Fräsen nun doch auch erlaubt ist. Ist neben der nun erlaubten Abzugsmodifikation eine „interessante“ Entwicklung in der Production Familie.
Zumindest für Production Light würde ich mir nicht zuviel Mühe machen, eine Knarre herzurichten, die Division wird’s hoffentlich nicht lange geben. Die Ironie daran wäre es aber vermutlich wieder wert, eine ligh-konforme Ganzstahl-DA/SA herzurichten…
Aber zu den eigentlichen Themen:
Co Withness halte ich persönlich in erster Linie für Vorteilhaft, wenn eine offene Backupvisierung verwendet wird. Die momentan erhältlichen Reddots für die Verschlussmontage sind noch nicht ausgereift und geben früher oder später den Geist auf. Alle. Die besten Track Records haben meines Wissens nach im Moment die Gen2 der Trijicon RMRs und das Leupold Deltapoint Pro. Die infos sind von Amis. Von Europähern konnte ich noch niemanden finden der seine Optik auch mit relevanten Schusszahlen (10.000 Schuss+) belastet hat. Auch meine Erfahrung beschränkt sich nur auf 1000 Schuss mit einer Mos Glock mit Shield RMS und 2000 Schuss mit einer normalen Glock mit Trijicon Stahl-Kimmenmontage und Holosun HS507C.
Davon abgesehen, dass alle früher oder später den Geist aufgeben, haben einige Modelle zusätzlich noch Batteriekontaktprobleme, die genau so schnell auftreten wie sie behoben werden können. Hier kommen Batteriefächer die bei montierter Optik zugänglich sind ins Spiel.
Also wenn es wirtschafltich drinnen ist, würde ich persönlich ein Setup bevorzugen, bei dem man noch ordentlich mit offener Visierung durch die Optik durchzielen kann.
Ich verstehe aber auch, dass es nicht für jeden Priorität hat bei Problemen weiterschiessen zu können, und manch einer die Einstellung verfolgt, dass ein Production Optics Match sowieso in dem Moment gelaufen ist, in dem die Optik aufgibt, und man mit offener Visierung weiterschießen muss. Man für manch einen stimmen, ich persönlich würde bevorzugen weiterhin so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Alternativ tuts auch eine Backupwaffe mit identer Konfiguration. Wenn das finanziell tragbar ist, und wenn man bei tatsächlichen Problemen dann auch konsequent ist und gleich wechselt, und nicht 3 stages hintereinander herumsch**ßt weil der Punkt ja doch dann irgendwie immer wieder zurückgekommen ist.
Mir ist‘s bei der Production Optics Meisterschaft 2018 so ähnlich gegangen. Ich hatte beim Trocken/Aufwärmtraining vor dem Bewerb in der Safety Area den Eindruck, dass der Punkt ein wenig flimmert, bei Verschlussbewegungen. Hatte aber weder Werkzeug noch die Lust dazu, so kurz vor dem Bewerb Optik demontieren, batteriefach nazuziehen, Batterie mit Kontaktspray versehen, Kontakte zu verbiegen etc. Im Endeffekt hat dann eh alles gepasst, mit dem Shield RMS der ersten Generation (Batteriefach) dagegen war meine Erfahrung anders. Da ist nach anfänglichem flackern die Optik dann auch wirklich finster geblieben.
Also abwiegen und Entscheidung treffen.
Das nächste Thema ist dann die absolute Bauhöhe relativ zur Laufseele (oder zum Griff) und Muskelgedächtnis.
Ich bin leider noch nicht an dem Punk, wo ich einen x-beliebigen Punkt im Raum anstarre und beim Ziehen der Waffe aus dem Holster oder bei Zeilwechsel und -aufnahmen die Waffe dann sekundenbruchteile danach mit perfekt ausgerichtetem Visier bei perfekter Schießhaltung erscheint. (Oder ersetzen wir perfekt durch adäquat, denn was ist schon perfekt…)
Ich persönlich, habe die von Doc angesprochene Technik verwendet, dem peripheren Beobachten von der (offenen) Visierung speziell beim Ziehen der Waffe, um eine Feedbackschleife zu erzeugen, mit dem Ziel die Waffe auf einen vorbestimmten Punkt am Ende des Ziehvorganges ausgerichtet zu haben. Das funktioniert aber, meiner Meinung nach, nur beim bewussten Training mit reduzierter Geschwindigkeit, und stellt „lediglich“ einen Korrekturmechanismus dar, um den Pfad den die Waffe aus dem Holster nimmt sauber und flüssig zu gestalten, damit der im Unterbewusstsein/Muskelgedächtnis einprogrammierte Pfad auch ein sauberer ist. Ich bezweifle ganz massiv, dass diese Feedbackschleife dann unter Normalgeschwindigkeit noch funktioniert. Es dient also lediglich zur Muskelgedächtnis Konditionierung.
Trotz der Verwendung dieser Technik, ist es mir sehr leicht gefallen, mich auf eine etwas höher liegende Visierlinie, bei der Verwendung einer mit Kimmenmontage fixierten und etwas voluminöseren Optik (Holosun), einzustellen. Die notwendige Korrektur war sehr gering und ist eher unterbewusst geschehen. Vor allem, weil der Wechsel von offener Visierung auf Reddot extrem instinktiv ist. Man profitiert aber sehr davon, wenn man vorher die gleiche Waffe mit offener Visierung kennen gelernt hat, auch wenn die Visierlinienhöhe leicht abweicht.
Wo eventuell Probleme entstehen können, ist wenn man sehr oft zwischen offener Visierung und Dot wechselt. Dann ist es vermutlich schon profitablen, wenn die Visierlinienhöhe beider Systeme möglichst nah zusammen liegen.
Doch wenn man von offen auf Dot wechselt, hat man dank der Natur der Reddot Optiken ein ganzes Fenster, und findet den Punkt dann eben etwas tiefer im Fenster, wenn man noch den etwas höheren Anschlag intus hat, und kann schnell korrigieren.
Wenn man dagegen von Dot auf offen wechselt, schaut man dank tieferem anschlag schlimmstenfalls über die Visierung drüber, und hat immerhin beide Teile der Visiereinrichtung noch im Blick, und kann da schnell nachkorrigieren. Wirklich unangenehm ist’s ja nur, wenn man die Mündung zu tief hält, und das Korn verschwindet und man nicht weiß wo es ist, was hier nicht der Fall sein sollte.
In dem Zusammenhang vielleicht noch eine Bemerkung: wenn der Punkt schwer aufzufinden ist, dann hilft in erster linie sauberes Trockentraining, und nicht eine Optik mit (marginal) größerem Fenster. Und wenn der Punkt nur in Wettkämpfen schwer aufzufinden ist, dann liegt es vermutlich daran, dass man in der Hitze des Gefechtes deutlich angespannter ist, und durch die Verkrampfung der normalen Schießhaltung dann die Positions- und Spannungsangaben des Muskelgedächtnis verfälscht werden und Details der Waffenausrichtung oder Bewegungsabläufe vom Kurs abkommen.
Oder weil man in der Hektik zu schnell und schlampig gezogen hat, und der Griff unsauber ist und die Waffe ungewohnt in der Hand liegt, weil wieder sämtliche Details des Muskelgedächtnis dann nicht mehr stimmen. Womit wir wieder bei der Trainingsmethodik sind die Doc angesprochen hat, und ich es für unwahrscheinlich halte, dass viele der Feedbackschleifen auch unter Wettkampfgeschwindigkeiten noch sauber funktionieren. Da verlässt man sich dann einfach auf vorprogrammierte Bewegungsabläufe, die leicht durch Stress/Verkrampfungen/Überanspannungen etc. kompromittiert werden können.
Und trotz all dem, wie gesagt, fand ich den Wechsel von offen auf Dot nicht spektakulär, habe aber eher phasenweise trainiert, und Dot auch hauptsächlich nur für die Meisterschaft verwendet. Hab sie aber auch nicht gewonnen ;-P Doch die Fehler, die mich am meisten gekostet haben, hatten nichts mit der Natur der Visiereinrichtung an sich zu tun, was mich wieder zurück zu der Meinung bringt, die Montagehöhe nicht überzubewerten, sondern vor allem ein regelmäßiges und qualitatives Training zu veranstalten. Die Details bei der Umstellung von Production auf Production Optics haben dann auch eher mit der Natur des Target- vs. Frontsight-Focus schießens zu tun, als mit der Bauhöhe der Optik selbst.
Wenn man sich die Leute anschaut, die unter den Top 3 waren, sieht man auch, dass das Schützen sind, die generell viel Trainieren und mit unterschiedlichsten Plattformen hervorragende Ergebnisse erzielen. Auch haben viele Schützen die sonst Open schießen, bei der Standard Meisterschaft hervorragend geschossen, hier ist der Visierhöhenunterschied teilweise noch extremer.
Und ganz kurz vielleicht noch zu schweren und hoch montierten Optiken: (Holosun 507C auf Stahl Kimmenmontage auf Glock 17, mit einem ohnehin schon verhältnismäßig hohem Verhältnis von Verschluss- zu unbewegter Masse)
Ich fand es hat sich angenehm geschossen. Es ist fast so wie der Wechsel von 124gr auf 147gr. Die 124er sind etwas zackiger, die 147er etwas runder und träger, doch beide repetieren deutlich schneller als man den Abzug ziehen kann.
Einziges Problem hier eventuell bei Glocks mit Personen, die generell keinen stabilen Griff haben, und schon mit nacktem Schlitten Tendenzen haben Stovepipes zu produzieren. In dem Fall wäre eine möglichst leichte und tiefliegende Optik sicher vorteilhaft. Oder eine Waffe mit schwerem Griffstück.
Etwas länger geworden als geplant… aber hoffentlich hilfts, die vorteilhafteste Entscheidung zu treffen.