Vorgeschichte oder wie mir meine Ruger 10/22 zulief
Wie so oft beginnt die Geschichte mit der Suche nach einem präzisen .22 Halbautomaten. Es dauerte nicht lange und ein Ruger 10/22 mit Bull Barrel tauchte auf dem Radar meines Vereinskollegen auf. Schnell entschlossen gekauft, tauchten die ersten Probleme am Ende der Saison auf, die noch mit wenig Aufwand behoben werden konnten. Aufgrund der hohen Verschmutzung kam es zu Ladehemmungen, die Verschraubung der Weaverschiene lockerte sich immer wieder, die Waffe wurde zum Wanderpokal, ging leihweise von Hand zu Hand und wurde jedesmal verschlimmbessert.
Der Besitzer verlor schließlich immer mehr das Interesse, die Waffe wanderte in den Waffenschrank und wurde nicht mehr verwendet. Im Zuge privater Umorientierung bei Partnerin und Hobby (was meistens einhergeht) trennte sich der Besitzer von einem Teil seiner Waffen, die Ruger blieb aber, ob Ihrer Vorgeschichte, unverkauft.
Nach einiger Zeit wurde der Preis so weit herunter gesetzt, dass sich für mich ein durchkalkulierbares Projekt ergab. Der Preis deckte Lauf, Verschluss und Zielfernrohr als Ersatzteile und so kaufte ich die Katze im Sack, ohne genau zu wissen, wie sich das Projekt ausweiten würde – ist ja ein Hobby.
Wie sich beim ersten Testen heraus stellte, hatten sich die Probleme wie Kaninchen vermehrt. Zwar konnten die Ladehemmungen durch intensive Reinigung des Gehäuses und des Verschlusses behoben werden, dafür hielt der Abzug nicht mehr zuverlässig. Es wurde Zeit eine Bestandsaufnahme zu machen und die grundsätzliche Entscheidung zu treffen, Verkauf in Einzelteilen oder aufwändiges Restaurierungsprojekt.
Die Bestandsaufnahme:
1.) Schaft
Schichtholzschaft, aussen schön, innen mit DIY Bedding verhunzt, Ausfräsung für Bull Barrel unzentriert und ungleichmäßig
Abhilfe: neuer Schaft
2.) Abzug
Metallgehäuse, Abzug durch DIY Triggerjob unbrauchbar, Sear lever so weit gekürzt dass Abzug bei entsichern auslöst, Hammerrast abgeschliffen (dadurch Hammer follow oder doppeln), Federn unsachgemäß gekürzt.
Abhilfe: Austausch der Teile bzw. Austausch der Abzugsgruppe
3.) Lauf
Schwerer Shilen - Matchlauf signiert K Mumme, nach gründlicher Reinigung, sehr gut
4.) Verschluss / Gehäuse
Verschluss mit Kleinteilen – sehr gut / Gehäuse Außen abgeschliffen (wegen Bettung?), Laufaufnahme axiale Abweichungen, Schraubenaufnahmen für Weaverschiene aufgeweitet, Schiene musste wegen Laufabweichung versetzt montiert werden, deswegen Klebereste auf Gehäuse.
Abhilfe: neues Gehäuse
In Anbetracht der Neu-Preise für 10/22 Matchgewehre mit Bull Barrel und brauchbaren Abzügen ab ca. 1.000,- aufwärts entschloß ich mich für das Restaurierungsprojekt unter überschaubaren Kosten.
Also Teile besorgen bzw. aus meinem Fundus ausgraben ….
Verschlußgehäuse wurde bei Brownells gefunden:
BROWNELLS BRN-22 FOR RUGER® 10/22® BRN-22R Stripped Railed Receiver 125,-
Vorteile: aus Aluminium gefrästes Präzisionsgehäuse mit integrierter Montageschiene und vorgebohrten Loch für die erleichterte Laufreinigung ohne Laufausbau (oftmaliger Laufausbau führt zu Präzisionsverlust). Aufgrund der geringen Toleranzen des Gehäuses und der großen Toleranzen der Ruger-Produktion sei darauf hingewiesen dass leichte Nacharbeiten notwendig sein könnten.
Schaft:
Aufgrund der extremen Bull Barrel Laufkontur entschied ich mich für einen Magnum Research Stock Tac Black MLR1722 um 89,- der von Axiom für Magnum Research gefertigt wird. Bei diesem Schaft ist der Lauf komplett frei schwingend und das Gehäuse sitzt satt ohne jede Nacharbeit.
Abzuggruppe:
Da blieben 2 Möglichkeiten …. In meinem Fundus fand ich ein
Power Custom 10/22 Competition Sear 36,- mit dem die Reparatur des Original Abzug gelang. Nachdem aber auch die Hammerunterseite verschlimmbessert (abgeschliffen) wurde, verbaute ich ein Volquartsen Hammerkit für 25,- €
Wie der Zufall es wollte, fand ein Timney Trigger um 100,- seinen Weg zu mir, der nicht mehr richtig funktionierte. Nachdem ein Bekannter ähnliche Probleme mit seinem lösen konnte, reparierte ich unter seiner Anleitung und Rat meinen. Unsere Abzüge hatten gemein, daß die Sear-einstellschraube nicht gesichert war und sich daher verstellte.
Zweites Problem, Timney - Abzüge sind ab Werk auf 600 bis 900 Gramm eingestellt . Meiner hatte konstante 680 Gramm. Ohne ins Detail zu gehen (die Reparatur reiche ich später nach) - jetzt ist meiner bei 1380 gr mit klarer Charakteristik und kann so für Bewerbe verwendet werden die mindestens 1000 gramm Abzuggewicht vorschreiben.
Alles in Allem hatte ich Kosten unter 600,- für einen präzise treffenden und problemlos funktionierenden KK-Halbautomaten.
P.S.: Zielfernrohr und Montage wurden inzwischen gegen LPVO mit niedriger Montage getauscht.