- Der allgemeine Zustand
Ist der Revolver schmutzig oder verölt, ist starker Einbrand vorhanden oder sind übermäßige Pulverreste zu finden? Eine schlecht gepflegte Waffe läßt auf mangelnde Sorgfalt (auch im Umgang) schließen und sollte ein erstes Indiz sein, dass dieses Exemplar wohl eher nicht das Gerät der Wahl sein sollte. - Gaserosion am Topstrap (Rahmenbügel über der Trommel)
Besonders bei stärkeren Revolverkalibern (.357 oder .44 Magnum etc.) kann es nach intensiver Verwendung und tausenden Schuss durch die heißen Gase zu einem Einbrand auf der Innenseite des Rahmenbügels kommen - und zwar an der Stelle, wo sich der Trommelspalt befindet (Übergang von Patronenkammer zum Lauf). Verfärbungen und leichte Unebenheiten sind normal, sollte es sich jedoch um eine bereits materialschwächende Rille handeln, ist von einem Kauf abzuraten. - Begutachtung des Laufs und der Mündungsöffnung
Den Lauf eines Revolvers kann man (mangels Möglichkeit diesen auszubauen) ganz gut mit einem Trick begutachten – Trommel ausklappen, und über dem Schlagbolzen einen Finger oder den Daumen auflegen. Wenn nun Licht von der Seite auf den Fingernagel scheint, ist der Lauf quasi indirekt beleuchtet, und man kann von der Mündung aus hineinsehen. Flecken im Lauf (speziell rostfarbene) bedürfen großer Aufmerksamkeit, Rostnarben und gröbere Unebenheiten disqualifizieren vom Kauf. Die Züge im Lauf (im Volksmund „Drall“) sollten scharfkantig sein und nicht abgerundet wirken. Sollten an der Mündungsöffnung Kratzer, Dellen oder offensichtliche Beschädigungen vorhanden sein, kann das die Präzision und das Schussverhalten massiv beeinträchtigen! - Bewegungen rund um die Trommel
Die Trommel ist ein wichtiger, weil vielfältig beweglicher Teil in unserer Überprüfung – und sollte demzufolge besonders aufmerksam begutachtet werden. Funktioniert der Trommelöffner ohne zu haken, und hat er auch nicht zu viel Spiel? Ist der Trommelarm (der die Trommel hält und ausklappt) freigängig, und hat er kaum bis gar kein Spiel? Dreht sich die Trommel einwandfrei auf der Trommelachse? Wirken die Trommelstops (die kleinen seitlichen Ecken in der Trommel, die diese arretieren) ausgeleiert oder „vernudelt“? Dann liegt die Vermutung nahe, dass ein kleiner John Wayne immer mal wieder die Trommel rotieren und zuknallen hat lassen. Sind die Transportzähne an der Trommel (in der Mitte der Seite wo die Patronen reinkommen) abgenutzt (unser John Wayne lässt grüßen)? Sind die Trommelbohrungen sauber (am Ende der Hülse darf jedoch ein gewisser Einbrand vorhanden sein)? Sind die Trommelbohrungen maßhaltig (eine Pufferpatrone zu Hilfe nehmen)? Ist die Feder des Patronenauswerfers stark genug und funktioniert einwandfrei (von vorne auf die Trommelachse drücken)? - Die blockierte Trommel und das Timing
Die Trommel darf in blockiertem Zustand absolut kein Spiel haben, und die Kammern müssen vom Timing her genau zum Lauf passen. Um die Trommel zu blockieren, muss der Hahn gespannt werden, dann wird der Abzug betätigt (entweder mit Pufferpatronen in den Kammern oder mit festgehaltenem und dann manuell langsam gesenktem Hahn). Wichtig ist, dass dann der Abzug in hinterer Position verbleibt (also mit dem Finger gehalten wird). Nun darf sich die Trommel bei eingelegten (Puffer-)patronen axial (also in der Längsachse) so gut wie gar nicht bewegen, und radial (also in Drehrichtung) nur minimal. Alles was mehr an Spiel da ist, wird beim Büchsenmacher teuer. Was das Timing der Kammern betrifft, so kann man das selbe Spiel ohne Pufferpatrone in der jeweiligen Kammer machen (Hahn festhalten beim Entspannen), und dann seitlich von hinten mit der Taschenlampe in die Kammer leuchten. Dann sieht man von der Mündungsöffnung aus die Flucht der Kammer mit dem Lauf. Für alle Kammern wiederholen. - Der Trommelspalt
Sollte etwa zwischen 0,05mm und 0,15mm betragen – das ist der Bereich ob noch Licht durchscheint, oder ein normales Blatt Druckerpapier (80g/m2) durchpasst. Wenn vom Gefühl her eine Visitenkarte durchpasst ist es noch in Ordnung, bei einer Kreditkarte sollte man das Weite suchen... - Der Abzug – Single Action und Double Action
Die meisten Revolver schießen SA/DA – also sowohl Single Action (Hahn wird manuell vorgespannt) als auch Double Action (Hahn wird beim Schußvorgang durch den Abzug mit vorgespannt). Es gibt aber auch Single Action Only (SAO) Modelle – hier muss der Hahn zwingend vor einem Schuß manuell vorgespannt werden – oder auch neuerdings DAO (Double Action Only) Revolver, die keinen aussenliegenden Hahn mehr haben (vor allem Taschenrevolver zur Selbstverteidigung). Zur Selbstverteidigung ist ein reiner Single Action Revolver nur bedingt geeignet, da zum Einen immer der Hahn gespannt werden muss (worauf man als unerfahrener Schütze in einer Stressituation leicht vergessen kann), und zum Anderen das Abzugsgewicht und der Abzugsweg bei SA so gering sind, dass sich der Schuss bei einer Berührung, einem Stolpern oder einem Fallenlassen der Waffe sehr leicht unbeabsichtigt lösen kann. Man sollte das Abzugsverhalten mit Hilfe einer Pufferpatrone überprüfen, bei DA sollte der Abzug mit einer gewissen Gegenkraft, jedoch trotzdem gleichmäßig und nicht schwammig bis zum Druckpunkt ziehen, und dann knackig aber nicht ruckartig brechen. Bei Single Action sollte der Weg kurz und ohne großartiges Spiel sein, und die Bewegung sich ebenfalls nicht ruckartig sondern geschmeidig-knackig anfühlen.
Wenn man sich etwas Zeit nimmt (die einem der Verkäufer in jedem Fall zugestehen sollte), kann man mit dieser Kaufhilfe einen Revolver im Zustand einigermaßen objektiv beurteilen, und ist somit bei einem Kauf (im Großteil aller Fälle) schon mal auf der sichereren Seite – eine 100%ige Garantie gibt es natürlich nie...
In den nächsten Tagen werde ich dieses Dokument auch in ein Videotutorial verwandeln, um alle Punkte nochmal am „realen Objekt“ zu präsentieren – zu finden dann natürlich auf Facebook und YouTube!
Ich hoffe Euch geholfen zu haben,
Euer Austrian Gunner.