Re: Aktuelle Schwierigkeiten in der BRD mit HK G36
Verfasst: Di 11. Dez 2012, 08:14
titan hat geschrieben:Meiner Meinung nach hat das Sig nur beim Verschluss etwas mit der Ak gemeinsam. Im Prinzip ist es aber sogar hier in gewisser Weise eine Neukonstruktion. Man muss nicht zwangsläufig auf Genauigkeit verzichten, wenn Zuverlässigkeit gefordert wird.
Die Gemeinsamkeit: Der Verschluss hat zwei Warzen und wird über eine Nut im Verschlussträger gesteuert. Aber selbst diese steuernde Warze liegt weiter hinten als beim ak Verschlussträger. Hat den einfachen Grund dass die Gasstange in diesem Bereich einhakt.
Die Schweizer legten schon immer Wert auf Robustheit und Präzission.
Die Ak ist ein Gewehr mit vielen konstruktiven Mängeln im Bezug auf die Präzission. Sie stammt auch aus einer Zeit, in der man noch nicht in Baugruppen dachte. Ihr Vorteil lag einfach nur in der kostengünstigen Produktionsweise und der einfachen Bedienwiese und Pflege sowie ihrer Zuverlässigkeit, wofür Sie auch gemacht wurde.
Der Lauf jedoch ist viel zu dünn im Verhältnis zum Kaliber um Stabil zu sein. Die Verschlussmasse wird über ein Gaskolbensystem rückwärts bewegt, das ein großes Moment auf den Lauf erzeugt und ihn bei jedem Schuss nach unten biegt. Bei den Akm-Varianten ist das Systemgehäuse mit 6 Nieten mit dem Lauf (genauer Laufblock) verbunden. Weiters besteht das Gehäuse im Magazinbereich nahezu nur aus parallelen Blechen. Einzige Aussteifung sind die punktgeschweißten Führungsschienen, seitlicher elastischer Verzug ist möglich. Das Geschoss erzeugt aber beim Beschleunigen nicht nur einen geradlinigen Rückstoß sondern auf ein nicht zu verachtendes Drehmoment um die Laufachse. Dieses Phänomen kann man schön bei Ordonanzkarabinern beobachten. Das Gehäuse muss diese Verwindung ebenfalls aufnehmen. Hierbei ist der Magazinbereich eine der größten Schwachstellen! Also zusammengefasst seitliche Bewegung im Gehäuse plus senkrechte Unruhe im Lauf plus Verwindung..
Slowmotion Aufnahmen bestätigen die Verformungen. Das Ganze Gewehr peitscht regelrecht durch!
Die Schweizer Lösung. Das Gehäuse wird vernünftigerweise in einen oberen und einen unteren Teil getrennt. Dadurch besteht nicht nur die Möglichkeit zur Montage einer Optik am oberen Teil, sondern dieser ist auch wesentlich Verwindungssteifer im Bezug auf das Geschoßdrehmoment. Um das Moment durch das Gasgestänge auf den Lauf zu mindern hat man verschiedene Möglichkeiten. Gasrohr und Laufachse so nahe wie möglich zusammenbringen (Voere 2185), Gasrückführung ala Ljungman/ar15 oder aber dem Gasgestänge nicht die Möglichkeit geben ein Moment zu erzeugen, so geschehen beim Sig. Das Gasrohr ist im oberen Systengehäuse befestigt und in der Gasabnahme nur schwimmend gelagert. Das heißt die Gasabnahme umschließt das Gasrohr und hält es in Position, Längendehnungen werden nicht übertragen. Im zusammengebauten Zustand liegen die Bohrungen übereinander. Weiters verschließt der Gaskolben die Gasbohrung, sobald er sich etwas zurückbewegt hat und begrenzt somit die Gasmenge.
Auch die Laufkontur ist kein Zufallsprodukt verschiedener Durchmesserabstufungen wie bei der ak. Konstruktionsbedingt durch die Zweiteilung in Upper und Lower ist auch die Verschlussfeder mit ins Gasrohr gewandert.
Ursprüngliche Gemeinsamkeiten? Bis auf das angelehnte Design des schmutzunempfindlichen Zweiwarzenverschlusses..eigentlich eine Neukonstruktion.
Das Sig Gewehr hat alles was ein klassisches unter heute üblichen Gesichtspunkten kostruiertes modernes Stg bieten muss. Modulare Bauweise in Baugruppen, Zerlegbarkeit, Robustheit, Präzission etc.
