Failboy hat geschrieben:mgritsch hat geschrieben:wurde schon mal erwähnt, dass blei in metallischer form sehr inert ist und ähnlich wie aluminium aufgrund einer schützenden oxidschickt kaum in lösliche (giftige) verbindungen überführt wird?
Ich weiß nicht, was sie dir erzählt haben, das "inert" heißt, aber... wenn Blei "in metallischer Form" so inert ist, wo kommt dann bitte die Oxidschicht her? Abgesehen davon ändert auch die Oxidschicht nichts daran, dass Blei so wie jedes andere unedle Metall auch mit der Salzsäure im Magen des handelsüblichen Bilateriums reagiert, und zwar mit großer Begeisterung. Bleioxid wird von Salzsäure genau so in Blei(II)-chlorid überführt wie Blei an sich, und 14g/L bei 310K sind Löslichkeit genug für eine ordentliche Vergiftung. Das
wurde so in etwa schon mal erwähnt.
mal butter bei die fische, wie man im hohen norden zu sagen pflegt:
ich behaupte ja nicht, dass blei unbedenkllich und in beliebigen mengen konsumierbar ist, aber lassen wir auch mal die kirche im dorf was die praktisch relevante toxizität betrifft.
1) worum es in der diskussion geht, das sind wohl geschosse bzw schrot der von jägern in der natur verteilt wird, dort irgendwo liegen bleibt, verwittert und in boden / grundwasser gelangt. man nehme ein stückchen frisch gegossenes blei, walze es zu einem blech aus und lege es in der natur ab - jetzt miss mal nach wieviel mg gewichtsabnahe du verzeichnen kannst. im laufe deines ganzen lebens wirst du daran kein gramm gewichtsverlust messen können. das liegt daran, dass die oberfläche sehr rasch mit einer misch-schicht aus blei-oxid, -carbonat, -sulfat etc. überzogen wird, lauter sehr stabile und hochgradig unlösliche verbindungen die verhindern, dass das blei darunter weiter reagiert. deswegen bezeichne ich es als inert. abgesehen von dem abbau, der durch korrosion langsam sicher stattfindet ist noch die frage "und was heißt das"? Das meiste verbleibt als schwerlösliche verbindung und spielt keine rolle. das was löslich ist wird durch regen ausgewaschen und so weit verdünnt, dass nur noch chemiker es überhaupt nachweisen können. Unsere umwelt hat wirkliich andere sorgen.
2) danke für die löslichkeitsangaben, aber wir reden meist nicht von reagenzglasbedingungen unter denen sich 14g/l in reinem wasser lösen würden (übrigens mit bemerkenswert hohem temperaturkoeffizienten! mit bleichlorid kann man wunderbar "schneefall im glas" machen). ein klein wenig schwefel dazu (wie er in eiweiß im verdauungstrakt reichlich vorkommt - der berühmte "eierschas" macht das riechbar deutlich) und du führst es in hochgradig unlösliche verbindungen über (sulfid, sulfat aber auch direkt an eiweiße komplex gebunden). wie gesagt - alles keine verharmlosung, dass blei schädlich ist und letztendlich resorbiert wird steht außer zweifel. aber eine akute intoxikation durch metallisches blei ist sehr unwahrscheinlich. ein löffelchen diabolos zum frühstück macht dich vielleicht unwohl und auf dauer blöde (wenn du das nicht schon vorher warst, warum sollte man sonst so etwas machen

) aber es bringt dich nicht um.
Noch ein paar fakten dazu:
Blei-(II)-Chlorid Oral LD50 > 1947 mg/kg (rat)
d.h. ein 80kg Mensch müsste >175g bleichlorid schlucken um sich damit umzubringen.
175g Bleichlorid enstehen aus 130g Blei, ein diabolo hat ca. 0,5g, du müsstest also gut und gerne ein halbes packerl diabolos aufessen, genügend salzsäure hinterhertrinken damit das mit dem auflösen wenigstens ein bisschen klappt und nicht am nächsten tag 99% unverdaut rausgesch... werden. Nebenbei würdest du noch ca 14 Liter wasserstoffgas rülpsen, damit kann man als feuerspucker sicher noch viel spass haben bis dann endlich ein ableben erreicht ist.
conclusio:
Ja, blei ist ein ungesundes element.
Seine akute toxizität ist aber sehr begrenzt. dass sich angeblich wildtiere mit aufgenommenem schrot vergiften, kann nur eine urban legend sein, siehe obige rechnung via LD50.
dass es durch die - pro fläche - marginalen bleimengen, die jäger in der landschaft verteilen zu einer auch nur annähernd relevanten und bioverfügbaren belastung von böden und gewässern (bzw in weiterer folge der menschlichen nahrungskette) kommt, ist definitv zu verneinen.
blei verursacht vor allem durch langfristige laufende aufnahme geringer mengen (die dann im körper eingelagert werden) chronische schäden. am besten funktioniert die resorption in form von feinem staub (wie er zB in großer menge in und um kugelfänge herum zu finden ist! wie er zb durch bleihaltige zündhütchen vernebelt wird!) durch lunge oder oral. sportschützen sind also tatsächlich die einzige durch blei gefährdete gruppe, da es sonst kaum noch bleiverarbeitende berufe gibt. ich finde wir sollten unter besonderen schutz gestellt werden.
Abschließend, damit der humor nicht zu kurz kommt:
