sandman hat geschrieben:Ausgezeichneter, endlich einmal nicht emotionaler Artikel.
Allerdings wird hier ein Punkt vernachlässigt, der wiederum im "Die Welt" Artikel erwähnt wird.
Man kann zwar mit Waffen einen beginnenden Anoklauf stopen, man kann vielleicht auch einige potentielle Mörder abschrecken, aber jemanden, dem alles egal ist, der nur das Objekt seines Hasses zerstören will(=Schule, Schüler & Lehrer), den werden Waffen nicht abschrecken.
Auffällig ist auch, dass in Ländern, die eine gute Gesundheitsversorgung haben Amokläufe so gut, wie nie vorkommen.
Auch hier kann man Israel als Beispiel hernehmen.
Sehe ich genauso. Die Früherkennung von Risikofaktoren sollte durch ein Gesundheitssystem ernst genommen werden. Nicht zuletzt würden dadurch auch viele Suizide verhindert. Damit meine ich aber nicht, dass eine paranoide Suche nach potentiellen Amokläufern gestartet werden sollte! Aber Allheilmittel ist es IMO dennoch nicht. Soziale und wirtschaftliche Faktoren spielen hier sicher auch stark mit, wie "gesund oder krank" eine Gesellschaft ist und damit jene Menschen an derern Rändern. Ich glaube aber, dass es sehr wohl eine Wirkung hat, ob ein geplanter Massenmord 1:1 wie in der Phantasie des Täters ablaufen kann, oder ob seine Pläne mit einem hohen Maß an Unwägbarkeiten (bewaffnete Gegenwehr) auskommen müssen. Wenn ich mir die Schemata der Amokläufe in Erinnerung rufe, bin ich schon der Meinung, dass der Täter zuerst (ungestört) das Massaker ausüben will (ein Amokläufer will das egozentrierte "Blutbad", und kein "Feuergefecht" ...) und erst dann selbst entscheidet, wann der Zeitpunkt gekommen ist, sich selbst zu töten bzw. durch die Einsatzkräfte töten zu lassen. Ich halte diesen Punkt für einen sehr entscheidenden in der Phantasie der Täter. Schließlich sind das meist auch keine Spontantaten, sondern Verbrechen, die über Monate oder Jahre im Hirn des potentiellen Täters gären und durchgespielt werden. Leider erfährt man sehr wenig über diese geistige und psychische Entwicklung, da der Tod des Verbrechers in den allermeisten Fällen eine wirklich valide Analyse verhindert.
Allerdings wäre eine Bewaffnung von Lehrpersonal hierzulande nicht mal im Ansatz denkbar. Jemand, der so eine Forderung aufstellt, wäre im Nu ins politische Abstellkammerl verbannt und könnte sich wohl kaum mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen.
Armin hat geschrieben:Das Problem besteht imho darin, daß seitens der hohen Politik gerne vorgegaukelt wird,
man könne grundsätzlich alles richten - dazu müsse man nur die nötigen Hebel und Schalter betätigen und halt so richtig
wollen (den "Triumph des Willens" - hatten wir bekanntlich bereits einmal
) - und alles würde gut. Armut, Ungerechtigkeit, Gewalt in Familien oder eben Schulmassaker - all das könne man mit "guter Politik" angeblich aus der Welt schaffen. Und das ist eben
bullshit!
...
wie wahr! Politiker liefern gerne einfache Lösungen, Wähler hören gerne einfache Lösungen. Und ein Politiker, der zugibt, dass "alles sehr kompliziert ist" wird als Lulu oder unfähig abgestempelt. Jener, der sofort eine Maßnahme parat hat, die von der Masse leicht verstanden und (scheinbar) nachvollzogen werden kann, wird zum Helden der Situation. Eine "Macher-Mentalität", wo sich der besonnene Umgang mit Ursache und Wirkung dem populistischen Hüftschuss unterordnen muss. Bullshit eben.