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Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 11:59
von Elmo12
Hallo liebe pdler!

Ich lade jetzt seit kurzem für meine steyr l9 und s9 und hatte in der s9 nun schon 3 mal einen hülsenreisser (längs) und dadurch einen laufstecker. Hülsen sind 1x abgefeuerte gecco Hülsen in tadellosem Zustand. Ich verlade:

Ares 125gr round nose erpx
4,1 gr lovex d032
Oal 29,2 mm
Cci sp primer

Beim entfernen der Projektile aus dem Lauf hat mir der Büchser auch gesagt, dass pulverreste im Lauf waren.

Mach ich da was gröberes falsch, hab ich nur ein besch****enes hülsenlos erwischt, sollte ich mal weniger Pulver (so Richtung 3,9 gr) oder eine größere oal (fabriksgecco sind 29,69mm) versuchen?

Bin euch dankbar für sämtliche Anregungen!

Danke und schönen Sonntag noch

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 12:42
von Reaper
Du sprichst hier aus meiner Sicht drei verschiedene Themen an, die imho nichts miteinander zu tun haben (kann mich aber auch täuschen).

Hülsenlängsrisse, ja?
Bei 3 Stück von wievielen?
Eigentlich ein Zeichen dafür, dass die Hülsen nichts taugten.
Ich kenne jetzt beide Waffen nicht, weiß aber, dass die S kürzer ist, nicht?

Etwas abwegig, aber theoretisch denkbar, wäre ein größeres Patronenlager bei der S, sodass die Hülse sich zu arg dehnen kann / nicht ausreichend vom Patronenlager abgestützt wird.

Eher abwegig, aber bei Pistolen gibt es schon mal auch Ausschuss, wie auch bei Hülsen.

Hast a gute Schieblehre, die mind. 100stel anzeigt?
Bau mal beide Läufe aus und miss.

Hülsenrisse und Pulverreste müssen hier nichts gemeinsam haben.

Die Pulverreste deuten auf einen unsauberen Abbrand hin, was im kürzeren Lauf logisch erscheint.
Vlt. solltest Du für die "S" ein schnelleres Pulver verwenden.
Wie lang sind denn die beiden Läufe?

Andere Ansätze wären ein anderes ZH zu verwenden, aber das müsstest ausprobieren.
Stärker crimpen lass ma bei der 9er schön bleiben, da wir hier einen Hülsenmundanlieger haben und das dann schön ins Auge gehen kann.

Wie crimpst Du denn? Wäre auch eine mögliche Fehlerquelle.
Und vor Allem: Wie sehen denn die ZH der gerissenen Hülsen aus?

Weil Deine OAL von 29,2 ist schon weit recht draußen (hängt ganz stark von der Geschossform, genauer der Form der Ogive ab).

Angenommen das Patronenlager der S wäre kürzer als das der L, dann würde das Einiges erklären.
Stünden z.B. die Geschosse bei der S bereits in den Zügen an, bei der L aber nicht, dann hättest vlt. bei der S nen Überdruck, was wiederum vlt. die Hülsen platzen lässt?
Nochmals, wie sehen die ZH aus?

Und das ist dann der Übergang zu Thema Nr. 3:

Setztiefe oder OAL ist bei Magazinwaffen zuallererst durch das Magazin selbst begrenzt.
Max. Magazinlänge - 0,1mm (je nach Spiel im Mag a bisserl mehr) ist max. OAL.

Wennst das gecheckt hast, kannst damit im Hinterkopf - für jedes Geschoss extra - die max. OAL des Patronenlagers ermitteln.

Das geht folgendermaßen:
1. Länge von Vorderkante Mündung bis zum Stoßboden (Waffe geschlossen!) genau messen (so genau wie Du es kannst).

2. Lauf ausbauen, Geschoss von hinten ins Patronenlager stecken bis es an den Zügen ansteht und fixieren (darf sich nicht bewegen, aber auch nicht zu stark eingepresst werden).
Ich nehm dazu immer nen runden und kurzen Holzstab den ich von hinten reinsteck, dann stell ich das Ganze (Lauf mit Geschoss drin und Stäbchen) senkrecht vor mir auf die Tischplatte, mit einer Hand halt ich, mit der andern mess ich.
Diesmal wieder von Vorderkante Mündung bis Geschosspitze messen.
ACHTUNG! Nicht alle Geschosse sind Wadcutter mit grader "Spitze"!
Bei allen anderen Geschossen (Rundkopf, Hohlspitz, Kegelstumpf, usw.) mehrfach messen!
Erwischt Ihr nicht genau die Geschosspitze wird das Maß länger und Ihr habt Mist gemacht.
Solange messen bis Ihr sicher seid, das kürzeste Maß ist das richtige.

3. Länge 1. und Länge 2. voneinander Abziehen = die in dieser Waffe maximal machbare OAL.

4. GILT NUR FÜR PISTOLEN! Von 3. werden 0,1mm abgezogen. Das ist die für diese Waffe ideale OAL mit dem jeweiligen Geschoss.

5. Ist 3. länger als die ermittelte max. Magazinlänge, gilt Letztere!

6. Wem das zuviel Arbeit ist, der soll´s lassen oder sich untermaßige Fabrikmun kaufen.

7. Selbstverständlich alle Angaben ohne Gewähr und Bischdole, Versuch macht kluch!

Grüße von den Piefkes.
:)

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 13:29
von Elmo12
Danke für die ausführliche Antwort reaper!

Ja die s9 ist die kurze.

- Werde beide am Abend mal vermessen.
- ZH sehen gut aus, kein Anzeichen für Überdruck.
- Hülsenreisser waren 3 bei 100 Schuss aus der s9, keinen aus der l9 bei ca. 500 Schuss. Mir ist aber aufgefallen, dass der Rückstoß härter ist als bei gecco und etwas mehr als bei s&b Schütte.
- Werde aber mal large pistol primer versuchen für gleichmäßigere Entzündung des tlpulvers.
- außerdem mal Richtung 4 grain und oal 29,4 gehen. Oal sollte passen, da ja die gecco sogar schon bei 29,69 sind?
- crimp hab ich keinen, nur die normale geschoßsetzung der lee hartmetallmatrize
- patronenlager ausmessen....guter Tipp danke!!

Lg

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 13:48
von Reaper
"Oal sollte passen, da ja die gecco sogar schon bei 29,69 sind?"

NEIN!

Ich hab aus der gleichen Waffe (CZ Shadow) maximale Geschosslängen von unter 27 und über 29mm.
Dies entscheidet alleine die Geschossform und die ist jedes Mal anders.

Es hängt von Winkel der Ogive ab, mit welcher Länge das Geschoss in den Zügen ansteht.
29mm kann bei einem Geschoss noch recht kurz sein und beim andern sind 27mm zu viel!!!

Das allererste was man macht, wenn man ein neues Geschoss verlädt ist, jeweils - einzeln - auf Waffe und Geschoss abgestimmt die max. OAL -0,1mm zu ermitteln.

Das Allererste!
Und dann kommt der Rest, wie Pulverwahl usw.....


Was heißt, Du hast keinen Crimp?!?!
:shock:

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 14:08
von Elmo12
Danke, dann werd ich mal die max oal bestimmen und ein paar Versuchsreihen Laden. Naja, hab nur einen taper crimp bei meiner lee pro 1000

Lg

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 15:18
von Reaper
Pass auf,
stell Dir mal ein Wadcutter-Geschoss (Zylinder) und ein Rundkopfgeschoß mit einer langen Spitze vor.
Beide haben das gleiche Geschossgewicht.
Welches der Beiden wird eine längere OAL haben und warum?
Jetzt machst das Gleiche mit einem Hohlspitz- oder Kegelstumpfgeschoss mit einem flachen und einem sehr steilen Kopfwinkel.
Verstehst Du es jetzt?

Und:
Durch das Setzen in unterschiedlichen Längen verändert sich auch immer die Verdämmung bzw. die Größe des Brennraumes, was wieder Auswirkungen auf den Druck hat.

Ohne das ich jetzt die Lauflängen kenne, brauchst bei kürzeren Läufen immer ein offensiveres Pulver um die gleichen Geschwindigkeiten zu generieren.
Bei kürzeren Läufen wird das Geschoss nicht so lange beschleunigt, ganz einfach.
Sobald das Geschoss aus dem Lauf raus ist, expandiert das Gas am Geschoss vorbei und beschleunigt dieses nicht mehr.
Da das Gas immer schneller ist als das Geschoss im Lauf, fliegen Geschosse aus längeren Läufen schneller, da sie über einen längeren Zeitraum beschleunigt werden.

Der ideale Brennschluss (vollständige Vergasung des Treibmittels) wäre also, unmittelbar bevor das Geschoss den Lauf verlässt.

Zu kurzer Lauf heißt, dass nicht alles Pulver verbrannt ist bevor / bis das Geschoss den Lauf verlassen hat.
Da kommen ziemlich sicher Deine Krümel her.

Ergo müsstest Du also für den kurzen Lauf ein offensiveres Pulver hernehmen.
Mehr Pulver der gleichen Sorte bringt, außer noch mehr Sauerei, in diesem Fall nichts.


Tappercrimp ist perfekt für einen Hülsenmundanlieger!

Beachte!
Setzen und crimpen sind zwei unterschiedliche Arbeitsgänge!!
Also erst setzen und dann im zweiten Arbeitsgang erst crimpen - nie auf einmal!
(Sonst hast Du bei jeder Patrone eine andere OAL).

Bei Hülsenmundanliegern mit der Tappercrimp-Matrize nur einen Friction-Crimp machen!


Alles wird gut.
:)

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 19:59
von Elmo12
Perfekt danke!

Das mit der oal hab ich schon verstanden danke. Habe ja auch rn geschosse. War aber ein guter Tipp von dir die oal eigens aus zu messen, da ich fälschlicherweise dachte s9 = l9 nur mit kürzerem Lauf!

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 20:07
von Hellboy
serwas,
Elmo12 hat geschrieben: - Werde aber mal large pistol primer versuchen für gleichmäßigere Entzündung des tlpulvers.
das geht ned ;) LP sind für 45acp usw, in der 9x19 passen die SP.

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 20:53
von Reaper
Hellboy hat geschrieben: das geht ned ;) LP sind für 45acp usw, in der 9x19 passen die SP.

Oha, hatt ich in der Eile überlesen. :)

Wenn dann Magnums, ist in der 9mm Luger aber der Overkill, da viel zu wenig Pulvermenge.

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 22:06
von Hellboy
Reaper hat geschrieben:
Hellboy hat geschrieben: das geht ned ;) LP sind für 45acp usw, in der 9x19 passen die SP.

Oha, hatt ich in der Eile überlesen. :)

Wenn dann Magnums, ist in der 9mm Luger aber der Overkill, da viel zu wenig Pulvermenge.
auf jeden fall overkill, hab die selbe menge d032 in meinen 9mm mit cci SP, die reichen locker zum zünden. geschosse hab ich auch 125gr ares, aber kegelstumpf, und wesentlich kürzer .. von daher würd ich aber sagen patrone ok, überdruck wohl kaum

Re: Hülsenreisser

Verfasst: So 21. Jul 2013, 22:27
von Elmo12
Ja, hab deine ladedaten auch gelesen. Ich glaub es liegt wirklich an der s9, dass die oal für die nicht passt und das geschoss in den zügen sitzt.

Heute komm ich leider nicht mehr zum ausmessen. Poste die Daten aber morgen sobald ich sie habe.

Re: Hülsenreisser

Verfasst: Mo 22. Jul 2013, 18:48
von Reaper
Hier mal zur Veranschaulichung.

Zwei verschiedene Geschosse mit der optimalen OAL in der gleichen Waffe.

Obwohl es Patronen der gleichen Waffe sind, haben sie einen Längenunterschied von 3mm!
Mach ja nie den Fehler und übernimm einfach blind die OAL einer anderen Patrone.

Wennst aber genau hinschaust, dann siehst Du das die Schulterhöhe der beiden Geschosse exakt gleich ist - und genau darauf kommt es an.

Diese Schulter ist das, was an den Zügen ansteht wenn Du das Geschoss zum Messen in den Lauf presst.

Bild

Das sind übrigens "Schablonen" für meine Presse.
Die haben kein Pulver und kein ZH.

Wenn ich dieses Geschoss verlade, dreh ich die Setzmatrize ganz raus, fahr den Dummy mit dem Stempel ganz hoch und dann dreh ich den Setzstempel der Matrize runter auf das Geschoss - fertig.

Nach dem Setzen mach ich das selbe mit dem Crimp.
Spart jedes Mal eine Menge Zeit.

;)

Re: Hülsenreisser

Verfasst: Mo 22. Jul 2013, 19:53
von Remington
Ja solche Dummies hab ich mir auch gemacht, zuerst allerdings für den Funktionstest in Waffe und Magazin.
Und jetzt sind sie zum Presse einstellen bei Geschoßänderung. ;-)

Re: Hülsenreisser

Verfasst: Mo 22. Jul 2013, 20:11
von Reaper
Jaha, ich hab 50 Stück aus nem Geschoss gemacht, welches nicht gscheit fliegen wollte.

Ist "Ballast" fürn Gürtel draus geworden, wenn ich Trockentraining mach im IPSC, für "real life conditions"... :whistle:

Aber jetzt spinnen wir für unseren anfangenden OP noch ein bißchen mehr.

Man stelle sich vor, die obige längere Patrone (schwarzes Geschoss) hat im Kaliber 9mm Luger nur ein Gewicht von 100grain.
Bei der kürzeren Patrone wiegt das (blaue) Geschoss jedoch 158grain.

Was bedeutet das dann für den Brennraum?
Wohlgemerkt, sie haben denselben Durchmesser, was bedeutet schwerer = länger!

Nehmen wir also weiter an, bei der blauen Patrone ist der Pulverraum nur halb so groß wie bei der schwarzen - kleinerer Pulverraum heißt höhere Verdämmung beim Start und dadurch einen höheren Anfangsdruck.

Und jetzt füllst Du in beide die gleiche Menge Pulver, weil Du diese Charge ja schon von einer anderen Patrone kennst.
Die schwarze Bohne fliegt locker leicht Richtung Scheibe, die blaue Bohne macht KABUMM!

:shifty: