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Obacht beim Ar Kauf

Verfasst: Do 21. Aug 2025, 10:01
von Musashi
Wollte es zuerst in den "welcher Hersteller"-thread schreiben, aber denke, das könnte eine eigene produktive Diskussion werden und dem einen oder anderen newbie helfen, nicht auf Marketing-Gags reinzufallen. Nachdem ja, startend mit Oberland Arms, dann Schmeisser, Alpen und Hera Arms, Daniel Defense, Ruger, Limex, Norinco bis jetzt zu UnlimitedDynamics immer mehr Ar -Systeme, primär im Kaliber .223, in Österreich erhältlich sind, stellt sich evtl. für den einen oder anderen die Frage:

Worauf beim Ar - System - Kauf schauen bzw. nachfragen.
Nur mein Senf dazu:

* welches Lager wurde verwendet? .223 Match, .223 Wylde , 5.56?
Faustregel: Je enger, desto präziser, aber auch störungsanfälliger

* Laufmaterial? Reines Präzisionsgerät gerne Stainless, bei reinen Hobbyschützen, die gerne auch mal ein Magazin zum Spaß schneller rauslassen oder entsprechende Bewerbe schießen, eventuell doch eher auf Robustheit und Pflegeleichtigkeit schauen. Nicht jeder möchte Putzstockführungen, nur weil der Stainless-Lauf so eine Diva ist und man schneller eine Riefe hat, als einem lieb ist. Rostschutz ist auch ein Thema. Also wenn Stainless, dann nur mit QPQ/Tenifer-Beschichtung oder einfach: hartverchromt und im Optimalfall Geissele, FN oder Daniel Defense kalt gehämmerter und dann hartverchromter Lauf. Wenn man beim Verchromen nicht stümpert, sodass es bald abplatzt, halten solche Läufe sogar die verpönte Putzschnur aus. Nicht dass das für uns besonders relevant ist, aber Hitze ist DER Laufkiller und es gibt anekdotische Evidenz eines Schießstands in Las Vegas, auf dem auch Vollautomaten gemietet werden können, dass ein QPQ-Lauf in etwa halb so lange hält wie ein Daniel Defense. Stainless verbauen die erst gar nicht...


* Verschlusskopf: vom Hersteller, nicht dem Verbauer oder Beschussamt, beschossen und zumindest stichprobenartig, besser noch einzeln, danach einer Magnetpulverrissprüfung bzw. Fluxprüfung unterzogen. Damit lässt sich der Ausschuss ermitteln und ein Entzweibrechen beim Kunden nach wenigen hundert Schuss ausschließen. Das machen alle genannten US-Qualitätshersteller und kennzeichnen ihre Verschlussköpfe auch dementsprechend, wobei auf diese Buchstabenkombi zu achten ist:
HPT Bolt (High Pressure Tested/ Proof)
MPI Bolt (Magnetic Particle Inspected)

* Zusammenspiel Gehäuse und Lauf, dass nichts verdreht ist und die Zuführrampen des Gehäuses nahtlos in die des Laufes führen. Lässt sich einfach feststellen, schwerer beheben weil Totalzerlegung nötig:
https://youtu.be/aAab4l75FEI
relativ leicht behoben werden kann dagegen eine der häufigsten Hemmungsursachen:
* ist der Gashahn am Verschlussträger fest, sind die Schrauben gegen das Lockerwerden gesichert ("staking")

Mit einem qualitativen, überprüften Lauf, Verschlusskopf und Verschlussträger ist man schon sehr gut unterwegs, aber wenns noch weitergehen soll:

* Sind die Receiver gefräst (die einer deutschen Marke brachen gern an den dünnsten Stellen) oder geschmiedet (leichter und robuster)? Woher kommen sie? Geschmiedete mit dem Schlüsselloch- bzw. dem A -Symbol sind häufig und recht gut. Die Maßhaltigkeit des Lowers zumindest mit einem Magazin mit Pufferpatrone überprüfen.

Bei Vorführ- bzw. Gebrauchtexemplaren:

* ob der Buffer radiale Einschläge aufweist (sollte nicht sein, da passt etwas am Timing oder Dimensionen nicht; schwer zu richten)
* ob am Gasblock übermäßiger Schmauch zu sehen ist (leicht zu richten)
* ob der Lauf noch dieses Stahlzumpferl hat, das (aufgrund der ursprünglichen Zulassung) die Aufnahme von allen Ar15 Verschlussköpfen ausschließen sollte (es passen nur solche, wo eine Verschlusswarze entfernt wurde). Ist jetzt per se kein völliger Ausschlussgrund, aber am Preis sollte sich schon deutlich etwas ändern dadurch.
* hat Lauf überhaupt eine Fase? OA hatte da mal darauf verzichtet und das wäre für mich ein echter Ausschlussgrund, da ohne Lauftausch nicht zu richten. Siehe hier: viewtopic.php?t=35948&start=15

Ein Tipp ist dieser Kanal, auf dem man sieht, wieviel beim Ar schiefgehen kann. Hier dreht er gerade RUGER durch die Mangel:
https://youtu.be/MtvxqT3jtOw

Evtl. irre ich mich ja auch völlig. Worauf schaut ihr?

Re: Obacht beim Ar Kauf

Verfasst: Do 21. Aug 2025, 10:27
von L3MNTRIX
Danke für die Informationen!

Re: Obacht beim Ar Kauf

Verfasst: Do 21. Aug 2025, 10:53
von BR1
Sehr interessant, speziell was die Tests der Bolts betrifft.

Re: Obacht beim Ar Kauf

Verfasst: Fr 22. Aug 2025, 09:57
von Trugor
Jetzt wär noch eine Auflistung (inkl Tabelle je Modell) je Hersteller spannend, wer was macht ;)

Re: Obacht beim Ar Kauf

Verfasst: Fr 22. Aug 2025, 19:27
von Musashi
Dazu ändern gerade die Zusammenschrauber ihre Teile und Konfigurationen zu oft. Heute verchromter Verschlussträger, morgen wieder ein phosphatierter.

Ich fürchte, der Kunde muss sich selbst schlau machen und recht genau wissen, wonach er fragt. Und - habs eh schonmal geschrieben - nicht von irgendwelcher Warrior-Bros-Lifestyle - PR und reinem Markenfetisch blenden lassen. Für ein 5000,- Euro Ar15 müssen sie mir schon den persönlichen Schießstand-Butler mitliefern, wenns Daniel Defense um die Hälfte gibt.