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von katsching » Di 20. Dez 2011, 23:00
Was lade ich gerade: 5,6x57 RWS.
Nachdem meine .222 nicht so will wie ich (älterer Thread) und demnächst zum Büxer geht, um gebettet zu werden, habe ich mir vor ein paar Wochen in meiner vorweihnachtlichen Euphorie eine gebrauchte aber neuwertige Krico 600 mit Zeiss 2,5-10x52 in 5,6x57 aus einem Sammlernachlaß gekauft. Ich konnte einfach nicht wiederstehen.
Vor einigen Tagen sind ein neuer Hornady Matrizensatz und ca. 120 gebrauchte aber gute Hülsen von Hirtenberger und RWS angekommen.
Vorher hatte ich schon eine Packung originale RWS-KS gekauft, aus einer "Haushaltsauflösung", aber noch original verpackt. Die KS schießt aus der Krico relativ bescheiden (ca. 4cm auf 100m). Ich habe die ganze Packung rausgerohrt, weil es mir vorwiegend um die Hülsen ging. Aber gut, o.g. 120 bereits verfeuerte Hülsen waren schnell genug da. Also hat's jetzt reichlich Vorrat.
Weil man über die 5,6x57 beim Wiederladen doch relativ wenig Information im Netz findet, hole ich mal ein wenig aus. Vielleicht interessiert es ja irgendwen...
Zuerst habe ich die Hirtenbergers parat gemacht: Getumbelt, vollkalibriert, Zündglocke gefräst, getrimmt auf 57.05mm, Hülsenhals gefast, nochmal getumbelt.
Zum kalibrieren: Es werden Wunders was für Geschichten erzählt, wie problematisch das Kaliber wäre, wegen der extrem dicken Wandstärke des Hülsenhalses. Das ist Unfug. Man muß zwar relativ hart rumochsen, aber es ist nicht so, daß das nicht machbar wäre. Interessanterweise ist der härteste Teil beim Kalibrieren der, die Hülse beim Rausziehen über den Aufweiter zu kriegen - das rockt wirklich.
Empfehlungen zum Vollkalibrieren:
- Hülse komplett fetten, auch den Hals, und diesen sowohl außen wie innen!
- Hülse am besten hochglanzpolieren. Ich habe ein paar Hülsen bereits vor dem Kalibrieren auf der Bohrmaschine mit Lee-Hülsenhalter und Stahlfix auf Küchenschwamm spiegelnd poliert. Diese Hülsen gingen signifikant leichter zu kalibrieren.
- Das Ganze nicht auf so einer Billig-Alu-Presse mit offenem Rahmen probieren! Das wird meines Erachtens dem Spielzeug die Grenzen zeigen. Ich habe eine meiner DHZ-Pressen benutzt, aber vor meinem inneren Auge manifestiert sich bereits eine Forster-CoAx...
- Unbedingt drauf achten, daß beim Hochpressen der Hülsenhalter wirklich press an die Matrize geht. Am (scheinbaren) Schluß bleibt (obwohl es sich wie OT anfühlt) meistens noch ein Lichtspalt, den muß man wegdrücken. Das habe ich so noch nie bei einem anderen Kaliber erlebt. Also genau hingucken.
Dann laden. Da ich Geschwindigkeit wollte, und daher keine 74 Grain RWS-KS oder dergleichen nehmen wollte, habe ich mir gedacht, ich nehme aus dem Fundus die 50 Grain Hornady V-Max. Es gibt keine "originalen" Ladedaten dafür. Also muß man ein wenig recherchieren. Im meinem älteren blauen Buch wird natürlich nur RWS-Pulver geführt (das mir zu teuer ist), aber immerhin steht bei der .220 Swift, daß man diese so laden könne, wie eine 5,6x57, weil die Maße sehr,sehr ähnlich sind. Zu beachten ist der unterschiedliche Drall, wobei das eher für das maximal verwertbare Geschoßgwicht wichtig ist als für den Druck. Insofern habe ich mir den Umkehrschluß erlaubt, und beschlossen, .220-Swift-Ladedaten mit ein wenig Sicherheitspuffer zu verwenden. Im Speer-Buch finden sich dann Ladungen für die .220 für 50-Grainer sowohl mit N140 als auch N160 (was ich beides daheim habe). Also die erste Serie wie folgt geladen: Hirtenberger-Hülse, CCI-BR2, 50 Grain-V-Max, N140 zu 35.0 / 35.5 / 36.0 / 36.5 / 37.0 Grain. Beste Ladung war 36.5 Grain: Vier Schuß auf 100m auf Schußpflastergröße.
Keine der Ladungen zeigt an der Hülse irgendwelche Zeichen von Überdruck, was natürlich in anderen Waffen anders sein kann.
Die verschossenen Hülsen teilkalibriert / halskalibriert (normale FL-Matrize mit sehr dünner Unterlegscheibe, weil es keine bezahlbaren Necksizer für 5,56x57 gibt). Das geht bei der 5,6x57 erstaunlich leicht im Vergleich zum Vollkalibrieren. Aber beachten: Beim Teilkalibrieren den Hülsenkörper unbedingt fetten! Die erste hatte ich trocken probiert, die wäre mir fast festgegangen. Dann wieder geladen: Konfiguration wie oben, allerdings N140 zu 36.3 / 36.4 / 36.5 / 36.6 Grain. Beste Ladung war 36.3 Grain. Vier Schuß auf Zeigefingernagelgröße.
Interessantes Phänomen: Während des Schießens fing es an zu schneien - die 35.5 vom Vortag ging im Schneetreiben auf ca. 5 cm auseinander. Ich habe noch nie so leichte und schnelle Geschosse bei Schneefall geschossen und war schon überrascht. .30-06 habe ich schon mal bei Schneefall fliegen lassen, da war der Unterschied zu trockenem Wetter kleiner als die Schützenstreuung.
Die Hirtenberger-Hülsen sind jetzt wieder teilkalibriert, poliert und mit 36.3 Grain hinter dem 50 Grain Hornady V-Max geladen und warten auf einen schönen Winterfuchs.
Im Moment laufen im Tumbler die RWS-Hülsen, und vor der Presse steht schon ein Päckchen .224 Norma Oryx 55 Grain und eine Dose N160 bereit. Die Testladungen gehen morgen auf dem Stand fliegen lernen. Die RWS-Hülsen sind übrigens deutlich schwerer zu kalibrieren als die Hirtenbergers, und sind im Vergleich auch liderlich verarbeitet. Die Zündglocken bei RWS sind viel ungleichmäßiger und es waren einige Hülsen dabei, wo die Auszieherrille so übermaßig war, daß ich einige weggeschmissen habe und manche nur mit erheblichem Nachdruck in den Hülsenhalter gingen. Und das nicht nur bei den "gebrauchten", sondern auch bei den 20 Stück, die ich original als Neuware mit dem KS-Geschoß gekauft hatte.
Wenn also einer von euch mal 5,6x57 laden will: Guckt, daß ihr möglichst welche von den guten alten Hirtenbergers kriegt. Die sind ja jetzt leider auch von RUAG aufgesaugt worden.
Wenn jemand erprobte 5,6x57-Ladedaten für Vitakraft N140 oder N160 hätte, oder auch irgendwelche kaliberspezifischen Tips und Tricks, wäre ich sehr interessiert.
Jedenfalls macht mir das Kaliber bisher sehr viel Freude. Mal schaun, wie es auf Wild ist.