In europäischen Museen sind gut erhaltene Waffen aus dem 16. und 17. Jahrhundert nichts Außergewöhnliches. Sie befanden sich über Jahrhunderte im Besitz adeliger Familien, wurden gehegt und gepflegt, selten benutzt. Kunstwerke und Prestigeobjekte der Oberschicht.
In der Neuen Welt war die Situation eine völlig Andere. Dort besaß man die Waffen zum Überleben, sie wurden gebraucht - und verbraucht. Ganz gleich ob sie in Europa hergestellt wurden, oder tatsächlich bereits von Waffenschmieden der Neuen Welt hergestellt wurden. Ob militärische Waffe, Waffe der Miliz, oder Tradegun - nur vereinzelte Exemplare haben überlebt, der Zustand ist meist erbärmlich.
Um so außergewöhnlicher das hier abgebildete Stück. Letztes Jahr wurde der Geschäftsführer von "The Rifleshoppe", Jess Melot auf die im Smithonian American History Museum ausgestellte Muskete aufmerksam. Er durfte sie prüfen, vermessen, und kam zu folgendem Ergebnis:
Newtown war ein Außenposten der Kolonie in Massachusetts, gegründet 1631, aber bereits 1636 in Cambridge umbenannt. Jeder Bürger war verpflichtet, eine Muskete zu besitzen, konnte er sich keine leisten, stellte die Kolonialbehörde eine zur Verfügung, die der Träger abarbeiten konnte, - z.B. durch Getreidelieferungen.
Nachdem die Stempelung "Newtowne" original ist, sollte die Muskete in ihrer heute erhaltenen Form zwischen 1631 und 1636 entstanden sein. Auch wenn nicht alle Teile amerikanischen Ursprungs sein können, ist zumindest der Schaft aus amerikanischem Holz und in seinem Aufbau untypisch für europäische Waffen der Zeit. Auch einige andere Teile entsprechen nicht europäischer Produktion, und sind wohl von einem aus Europa ausgewanderten Waffenschmied in der Neuen Welt hergestellt worden. Offenbnar haben die Gegebenheiten vorort es sinnvoll erscheinen lassen, aus den Resten einer oder mehrerer zerstörter Waffen sowie einigen selbst hergestellten Komponenten wieder eine funktionstaugliche Waffe zusammenzustellen:
Nun: Jess Melot wäre nicht Jess Melot - und auch nicht Geschäftsführer des "Rifleshoppe" - hätte er diese Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt.
Und so entstand umgehend die Replika der "Newtowne Muskete". Vermutlich nicht billig, ich war zu faul nachzuschauen. Aber - vom Original kaum zu unterscheiden, sieht man 'mal von der Patina ab.
Nun sind Luntenschloss-Musketen heute so absolut nicht Meines,
- aber das kann kein Grund sein, Euch die Bilder und die paar Zeilen Hintergrund vorzuenthalten.
Viel Spaß und besten Gruß
Werner
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Die älteste Muskete Amerikas
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Re: Die älteste Muskete Amerikas
Vielen Dank für Dein Post, Werner!
Re: Die älteste Muskete Amerikas
Greenhorn hat geschrieben:...Jeder Bürger war verpflichtet, eine Muskete zu besitzen, konnte er sich keine leisten, stellte die Kolonialbehörde eine zur Verfügung, die der Träger abarbeiten konnte, - z.B. durch Getreidelieferungen.
Werner
Oh gute alte Zeit...
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Re: Die älteste Muskete Amerikas
Greenhorn hat geschrieben:Und so entstand umgehend die Replika der "Newtowne Muskete". Vermutlich nicht billig, ich war zu faul nachzuschauen
The price of each musket is $2,995.00 and comes with a Certificate of Authenticity. Shipping is an additional $100.00
Geil, aber definitiv ausserhalb meines Budgets.
Wenn alle das täten was sie mich können, dann käme ich gar nicht mehr zum sitzen.