Das Fred-Thema heißt ja:
Ladung für Longrangen entwickeln
Daran hab ich jetzt eine ganze Zeit rumgedoktert und bin dabei FÜR MICH zu einem Ergebnis gekommen, welches einem ein System / eine Struktur vorgibt, welches ich Euch hiermit mitteilen und zur Diskussion stellen möchte, also:
FEEDBACK
Für mich hat letztlich das verändern der Setztiefe den Erfolg gebracht.
0,5 MOA und darunter, auch bestätigt, fertig.
Gelernt hab ich, nach über zehn Jahren Wiederladen, auch wieder etwas.
Bisher hat mir eine Präzision von 1 MOA gereicht.
Ich schieße bisher zu 99% Langwaffe nur auf 100m, die 10 hat dabei einen Durchmesser von 50mm, die Innenzehn 25mm, selbst bei schnellen Serien war die 10 (aufgelegt) immer machbar.
Klar hab ich bisher immer eine Ladeleiter gemacht und damit dann auf Präzision getestet, das hieß aber alleine schon nur für eine Pulversorte und für ein Geschoss jeweils 5 Schuss im Abstand von 0,2 - 0,3gr. à 10 Ladungen = 50 Schuß.
Dies jetzt gerne mit 5 - 10 Geschossen und 2 - 3 Pulvern, dann noch mit den Setztiefen rumgespielt und vlt. noch ein anderes Zündhütchen ausprobiert, da kommen gut und gerne ein paar hundert Schuss zusammen, bis man "die" Ladung gefunden hat.
Hat mich bisher nicht gestört, ein bißchen ist für mich auch "der Weg das Ziel".
Ich probier gerne neue Dinge aus und tüftel dran rum, bis es für mich optimal ist.
Diesmal waren meine Ansprüche aber höher, 1 MOA reichen nicht mehr aus.
Das oben genannte bisher für mich gängige Vorgehen stellte mich nicht mehr zufrieden, Waffe und Optik, alles war da, ich wollte mehr und war entäuscht weil sich dies nicht (schneller) einstellen wollte.
Durch Recherche in verschiedenen LR-Foren (vor allem sniper´s hide und ukvarminting) hat sich dann langsam ein "System" herauskristallisiert.
Es ausführlich zu beschreiben würde wahrscheinlich ein halbes Buch füllen, deswegen umreiße ich den Ablauf hier auch nur stichpunktemäßig.
1. In Frage kommende Geschosse nach Waffe (Lauflänge, Dralllänge), vorgesehener Verwendung (LR, Jagd, Plinking), Internetrecherche (Ladungen anderer Schützen mit der gleichen Waffe / dem gleichen Kaliber) und eigener Erfahrung/Vorlieben auswählen.
2. Geeignete/s Pulver zu den Geschossen passend in der Abbrandgeschwindigkeit und nach Präferenzen (einbasig/doppelbasig, Hersteller, Europa oder USA, "kupferlösend", etc.) auswählen.
3. Max. OAL (Patronenlänge bei der das Geschoss den Laufkonus berührt) für das jeweilige Geschoss bestimmen.
Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die Putzstockmethode, die Aufgeschnittene-Hülse-Methode, die Geschoss-durch-Crimp-nur-leicht-gehaltene-Methode, mit oder ohne Edding, usw. usf..
Nach vielen Jahren und einiger Erfahrung mit den vorgenannten Methoden wurden die Zweifel immer stärker.
Ich konnte zwar die Ergebnisse reproduzierbar eindämmen, aber sie waren nie wirklich identisch, 2-3 Zehntel-mm Differenz waren immer dabei.
Letztlich hab ich mir dann die Hornady OAL-Gauge gekauft und - wieder einmal - festgestellt, dass es oft zu teuer ist geizig zu sein.
Warum hab ich mir die nicht früher gekauft?
Whatever, Kaufempfehlung!, ich ziehe bei Langwaffen standardmäßig 0,5mm von der max. OAL ab und starte da.
4. Ladeleiter nach Scott Satterlee (Scott Satterlee Load Developement) erstellen.
Dafür unter Zuhilfenahme von Quickload die Pulvermenge bei 100% Gasdruck ermitteln.
Hat man kein Quickload greift man auf die Angaben der Pulver- oder Geschosshersteller zurück, welche
IN DER REGEL unter 100% liegen.
Jetzt lädt man 10 Patronen mit unterschiedlichen Lademengen, eine sogenannte Ladeleiter, Nr. 1 die schwächste Ladung aufsteigend bis Nr. 10.
Bei Langwaffen mit Ladungen unter 40gr. nehme ich 0,2gr.-Schritte, bei Ladungen darüber 0,3gr.-Schritte.
Nun schießt man den Test, selbstverständlich mit Ladung Nr. 1, der schwächsten Patrone beginnend, von unten nach oben durch.
(
Achtung! Nach jedem Schuss nach Druckanzeichen an der Hülse suchen.)
Dabei will man zwei Dinge erfahren, 1. die Präzision der Serie und 2. die Geschwindigkeit der jeweiligen Patrone die man akkurat notiert (z.B. Nr.1 817m/s, Nr.2 ...).
Wenn 1. große Streukreise bringt, sollte man erwägen dieses Geschoss zu verwerfen.
Meiner Erfahrung nach bringt ein Geschoss welches bei den ersten Versuchen aus einer Waffe zu sehr streut auch bei Veränderungen keine Top-Ergebnisse. Zu deutsch: Die Scheiße wird vielleicht etwas besser, aber sie wird nie zu Gold werden.
2. gibt uns jetzt eine Abfolge der Geschwindigkeiten und hier erfahren wir einige Dinge, z.B. ob für den LR-Schützen / den Jäger die angestrebte Leistung erreicht wird oder nicht.
Aber noch wichtiger - nach Satterlee - ist das Finden von Plateaus in der Geschwindigkeit.
Ich zeichne mir dazu tatsächlich ein Diagramm, auf der senkrechten Achse trage ich - im Verhältnis - die Geschwindigkeiten, auf der waagrechten Achse linear die Lademengen.
Dadurch ensteht eine ansteigende unregelmäßige Linie.
"Plateaus", also ein flacher Verlauf dieser Linie, zeigt mir an, dass die Geschwindigkeit trotz zunehmender Lademengen gleich bleibt.
Ja, gleich bleibt, wirklich und wahrhaftig, das ist so.
Und genau da will ich hin, irgendwo in der Mitte dieses Plateaus ist meine optimale Lademenge.
Warum?
Relativ einfach: Selbst bei inneren oder äußeren Abweichungen (Hülsenvolumen, Halswandungsstärke, usw.) werde ich hier aller Voraussicht nach keine Veränderung in der Geschwindigkeit haben - und das ist ja was man erreichen will, Konstanz.
Ich nehme dann das rechnerische Mittel dieses Plateaus und verfeinere die Schritte nochmal, z.B. 0,2gr-Abstände statt 0,3gr., und mache jeweils fünf Patronen einer Ladung, teste diese dann noch einmal auf Präzision.
Scott Satterlee ist alles Andere als unbekannt in der amerikanischen LR-Szene und er ist ganz sicher kein Dummer.
Der Scott-Satterlee-Test wurde und wird dort heiß diskutiert, und er wird immer wieder bestätigt.
Auch ich gehöre jetzt zu den Gläubigen, testet es selber.
5. Hat man die optimale Lademenge ermittelt, kommt als Nächstes das Verändern der OAL.
Dies ist etwas aufwändiger, da man hier zur Ermittlung der Präzision mehrere Schuss machen muss.
Als Minimum gelten hier drei Patronen mit der jeweils gleichen OAL, fünf gelten aber als Standard und würde ich auch empfehlen.
Wer sich absolut sicher ist, das seine gemessene max. OAL stimmt (siehe hier unter 3.), kann vlt. eine Patrone noch etwas weiter raus setzen, z.B. 0,3mm zurück aus den Zügen und Feldern anstatt der 0,5mm, aber nur wenn man die OAL zu 100% kennt und nicht näherungsweise.
Ansonsten erhöht man den Abstand zu den Zügen und Feldern schrittweise, ich gehe hier jeweils 0,25mm zurück, aber das macht Jeder wie er will.
Das das Zurücksetzen des Geschosses den Druck erhöht sollte Jedem klar sein, also aufgepasst dabei.
Ich setze normalerweise max. 2mm zurück, manchmal auch nur 1,5mm, weil ich ja eigentlich keinen langen Freiflug anstrebe.
Trotzdem erlebt man hier immer mal wieder Überraschungen und ein relativ langer Freiflug bringt die beste Präzision.
6. Hat man jetzt Geschoss, Pulver, Pulvermenge, OAL, getestet und so die präziseste Ladung ermittelt kann man noch mit eben dieser Ladung verschiedene Zündhütchen testen um die Präzision oder auch die konstante Geschwindigkeit zu optimieren.
Vorsicht: Ist man hier mit der Ladung schon im Druckgrenzbereich unterwegs kann es mit dem Wechseln des ZH gefährlich werden.
Manche ZH erhöhen den Druck noch zusätzlich, CBC/Magtech sind z.B. gemäß meiner Erfahrung recht heiß.
Um das Auszutesten könnte man die Ladung z.B. um 0,5gr. reduzieren und auf Druckzeichen achten.
So, das war jetzt eine Menge und ich wäre hiermit im Groben am Ende mit meinem Exkurs.
Ich bin auf Eure Kommentare gespannt.
![Shifty :shifty:](./images/smilies/eusa/shifty.gif)
"Der Euro muss platzen, sonst finden wir uns in einem sozialistischen Zwangssystem wieder."
(Prof. Max Otte)