Da immer wieder die Frge aufkommt, welches IPSC PCC Setup ich schieße, oder worauf in etwa zu achten ist, schreib ich hier eine kurze Zusammenfassung des Ganzen. Das Ganze gilt in erster Linie für die üblichen Blowback AR-9 Halbautomaten.
Hier mein aktuelles Custom Setup:

Karabiner in Aktion -->https://www.youtube.com/watch?v=CNoRcMELWn0<--
Lauf: ehemaliger CMMG 16" M4 Kontur, jedoch abgedreht auf eine zylindrische Kontur und gekürzt auf ca. 13.5", neues Mündungsgewinde mit größerem Durchmesser als die üblichen 1/2" Gewinde die bei 9mm schon fast grenzwertig sind. Lager ist vom hersteller aus leicht angetrichtert und ich habe zusätzlich die Zuführrame etwas modifiziert. Würde ich nur einen guten Büchsenmacher machen lassen, da, wenns verhaut wird, die Zuführung nicht besser wird und man in die Gefahr laufen kann zu tief zu schneiden und die geladene Hülse an einer Stelle bloßzulegen an der sie noch eine geringere Wandstärke hat und riskiert dass die Hülse beim abfeuern aufplatzt.
Gut geeignete Lauflängen sind zwischen 12" und 16", wobei 16" schon an unnötig lang grenzt, und unter 12" verliert man dann schon ein bisschen Abstand zwischen Schuss- und Stützhand für bessere Kontrolle und hat auch vor der Stützhand weniger Masse (eine schwerere Front kann die Waffe etwas träger beim Schwenken machen und dadurch wird sie etwas ruhiger, prinzipiell sind aber leichte Setups zu bevorzugen bei denen der Muskelinput so direkt wie möglich umgesetzt wird, ohne viel Trägheit überwinden zu müssen. Man sieht halt dafür dann auch jede kleine Bewegung sofort im Visierbild. Ist abzuwägen bzw. haben unterschiedliche Schützen unterschiedliche Vorlieben. 16" kommt einem vielleicht schon lang vor, lässt sich mit der richtigen Technik und Erfahrung aber auch noch relativ hurtig in engen Parcours führen. Der Knackpunkt ist es zu lernen den Karabiner schnell und wiederholgenau aus- und einzusetzen, und nicht permanent im low ready herumzulaufen.
In den USA und Ländern mit Mindestlauflängen ist es auch üblich dass kurze Läufe mit fixen Röhren oder übertrieben langen und filigranen Mündungsbremsen verlängert werden, um 16" zu erreichen.
Mündungsbremse
Ist bei mir selbst gefräst, aus recht strapazierfähigem Edelstahl, brauchbare alternativen gibts zB von MBX, Armanov und JP (seitlich geschlossene Version). Tendieren würde ich auf jedem Fall zu einem Kompensator, der Gas nur in eine Richtung rausbläst. Bei der 9mm Luger, vor allem mit PCC üblichen Handladungen, hat man extrem wenig Gasvolumen mit dem man arbeiten kann, und durch die längeren Läufe wird der Druck auch recht rasch abgebaut. Dass bisschen was übrig bleibt am besten nicht dazu nutzen, den linearen Rückstoß durch ein Bremsendesign reduzieren zu versuchen (quasi nutzlos) sondern den seitlichen Druck durch den Kompensator nutzen, um dem Hochschlag etwas engegenzuwirken. Die meisten Schützen werden außerdem feststellen, dass das Rückstoßmuster im Detail selten wirklich gerade nach oben geht, sondern anatomie- und schießhaltungsbedingt meist eher nach oben rechts (für Rechtsschützen) ausbricht. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder man dreht den Comp in genau die Richtung in die der Dot/das Visierbild ausbricht, oder man experimentiert mit komplett quergelegtem Comp, sodass die seitliche Komponente (fast) rausgecancelt wird, und das Rückstoßmuster fast nur mehr in der Vertikalen stattfindet. Das ist erstens günstig, weil man es durch Verlagerung des Schwerpunktes auf fast null reduzieren kann, und weil die üblichen Scheiben für dynamische disziplinen Trefferzonen haben, die höher als breiter sind.
Ein weiterer Tipp wäre auf Comps aus Edelstahl zurückzugreifen. Diese sind bei starker Verschmutzung (und das geht relativ schnell) deutlich einfacher zu reinigen. Man kann ihnen hier mit härterer Chemie, Bunsenbrenner und notfalls Meißeln zu Leibe Rücken, Alu verzeiht da deutlich weniger, ist aber leichter.
Handguard
Persönlich hab ich einen ALG Defense V2 montiert, in 13" Ausführung, mit zusätzlich gefrästen Schlitzen für Gewichtsreduktion. Üblich sind auch Eigenkonstruktionen mit Karbonrohren und Griptape, oder kommerziell eines der besten vom Preis Leistungsverhältnis: Aero Precision Atlas S-one.
Laser
Für sehr verzwickte Schießhaltungen und teilweise (für mich immer weniger) sehr nahe sehr schnelle Ziele bietet sich ein Laser an. Öfters auch für Analysezwecke. Persönlich verwende ich einen Holosun LE-111-GR. Am besten grün mit max 5mw (mehr ist prinzipiell ohne Laserschutzbeauftragten in der öffentlichkeit verboten). Indoor problemlos bis 25m oder mehr zu gebrauchten, outdoor ist bei Sonnenschein meist nach 3-5m Schluss. Hauptsache klein und leicht, mit gut zu erreichenden Bedienelementen und kein China Klumpert dass nach 10 Schuss den Zero verliert. Würde ich eher in die Kategorie Optional einteilen, ist definitiv kein Muss/Gamechanger, kann aber manchmal helfen.
Handstop/Vertical/angled Grip
Extrem Vorliebenabhängig. Für mich ist der BCM KAG perfekt. Ich verwende ihn hauptsächlich als Referenz und um mein Handgelenk etwas natürlicher auszudrehen. Viele mögen einen komplett sauberen Handguard, einige verwenden nur ganz kurze Handstops um den Zeigefinger einzuhängen, die wenigsten kurze vertical grips als Anschlag, eine handvoll Magpul angled Grips und BCM KAGs. Was auch immer sich gut anfühlt. Wenn Forward grip, dann aber bitte den Daumen ÜBER die Handguardoberseite.
Upper
Für mich tuts ein Aero Precision 223/556 upper ohne Forward assist (unnötig für Blowbacksysteme). Preis Leistung passt. Auf besonders "geschmackvoll" zerfräste Upper würde ich verzichten. Ist besser wenn der Dreck drin bleibt und wenn der Pin der den Schlagbolzen sichert NICHT an einem der Gefrästen Fenster hängen bleiben kann. Sind meist auch nicht wirklich leichter. Gereinigt werden muss sowieso, und beim Blowbacksystem steht man schon so genug in der "eigenen Wolke", da ists besser wenn der Großteil eher nach rechts weg entlüftet wird (für Rechtsschützen) als wenn der ganze Systemkasten leckt wie ein Sieb.
Charging Handle
Mein persönlicher Favourit und Preis-Leistungs technisch Top: Radia Raptor LT. Hat statt gefrästen Griffen einen Kunststoffumspritzten Alukern und kostete dafür nur fast die Hälfte. Schwachstelle sind eh die Pins bzw Buchsen die die Griffe lagern, also ist die gefräste Version meiner Meinung nach unnötig. Es bieten sich aber auch normale Charging handles mit besonders langen "latches" auf der linken Seite an, besonders wenn man bei ungeladenen Starts verhindern will dass der abgelegte Karabiner mit dem Verschlussfang (der offen sein darf) aufliegt und entweder durchs eigengewicht oder spätestens beim aufnehmen frühzeitig betätigt wird.
Optik/Picatinny Riser
Ich hab meine Optiken gerne hoch montiert, um den Schaft tief in der Schulter haben zu können aber dennoch eine (einigermaßen) aufrechte und natürliche Kopfhaltung im Anschlag haben zu können. Bore offset muss man auf nahe Distanzen sowieso berücksichtigen, wenn das ganze nun ~20% mehr ist, ist das für mich ein kleiner Kompromiss den ich bereit bin einzugehen. Aktuell in Verwendung habe ich eine 1/2" Erhöhung von Truglo. Billig und tut was sie soll. Optikmittelachse ist bei mir in etwa 2"/50mm über der Upperschiene. Ist aber, wie gesagt, sehr stark von persönlichen Vorlieben abhängig.
Bei so einer hohen Optik macht es auf jeden Fall auch Sinn, die Wangenauflage des Schaftes mitzuerhöhen, um einen schnellen und regelmäßigen Anschlag zu fördern. Ist bei traditionellen AR-15 Systemen für viele allerdings problematisch, da der Charging handle mit hohen Wangenauflagen kollidieren kann.
Optik
Reddot. Punkt.
Für die IPSC üblichen Distanzen reicht ein normales Reddot zu 99% aus, Magnifier sind eher unnötig.
Persönliche nutze ich ein Eotech XPS2-1 (Dot only) weil es ein großes Fenster hat, robust ist und der Punkt sehr hell gestelt werden kann. Davor hatte ich ein Holosun 510C, was eines der beliebtesten PCC Optiken (neben dem 512) ist und auch Preis-Leistungs technisch top ist und eine lange Liste an Features hat. Für PCC würde ich rote Punkte empfehlen. Grün verliert vor allem im freien ein bisschen an Kontrast (wenn viel Vegetation da ist und bei starkem Sonnenlicht alles in einen leichten Grünton getaucht wird) und es ist auch kontrastschwach auf gelb lackierten Stahlzielen. Ausßerdem, denke ich, sind wir durch unser Umfeld besser darauf getrimmt rote lichter zu beachten. Für Schützen mit starkem Astigmatismus bieten sich auch 1x Prismenoptiken an.
Ansonsten, Hauptsache qualitatives Reddot. Welche Bauform ist bis zu einem gewissen Punkt nebensächlich, wobei einige schon ein sehr schlechtes Verhältnis aus Fenstergröße zu Silhuette (aimpoint Micro *hust*) haben. Andererseits wird beidäugig offen gezielt, und man nimmt den Rahmen kaum wahr.
LPVOs werden praktisch nicht verwendet, ich kenne nur einen einzigen Schützen der das ganze auf einem hohen Level betreibt, und auch nur deswegen, weil er hauptsächlich Rifle Bewerbe schießt und sich außerdem mit einem LPVO auf ~1.3x leichter mit Rechtanschlag bei linker Augendominanz tut.
Verschluss
Ist natürlich stark Systemabhängig, in meinem Fall ist es ein Faxon/Brownells 9mm Blowback Verschluss.
Im prinzip gibts unter den Blowback Verschlüssen kaum besonders tolle oder schlechte. Tendenziell sind die günstigeren schon eine Spur schlechter verqarbeitet, aber die Funktionalität ist bei 90% so gut wie gleich. Faxon/Brownells verwendet (ein paar andere auch) normale 223/556 AR-15 Auszieher, was die Wartung vereinfacht. Ich habe bei meinem auch ein paar scharfe Kanten im Stoßbodenbereich nachgebessert, dass der Patronenboden leichter in die Senkung findet. ist aber nur marginal mit feinem Schleifpapier. Dremel: nein Danke!
Ansonsten ist darauf zu achten, ob der Verschluss Glock Magazin tauglich ist, wenn solche verwendet werden sollen. Mittlerweile können es fast alle aktuellen, ein paar gibt es aber nach wie vor, die modifiziert werden müssen und out of the box nur mit Uzi/Colt Magazinen laufen.
Ein paaar wenige Firmen (wie zB JP) bieten außerdem sogenannte "Short Stroke" Verschlüsse an. Diese haben die gleichen Abmaße und Grundfunktion, haben allerdings eine etwas aggressivere Spannkurve an der unterseite auf der der Hammer gleitet. Zweck ist, dass der Hammer schon bei geringerem Verschlusshub vollständig gespannt wird. Ist sehr stark Abzugsgruppenabhängig und ist nicht in allen Fällen notwendig.
Zum Thema shortstroken im Buffer Bereich noch mehr.
Schlagbolzen können zigtausende Schuss aushalten, können aber schon nach ein paar Tausend brechen. Umbedingt immer Ersatz dabei haben! Die Schlagbolzen Feder und der "Firing pin retaining Pin" ist auch ein Ersatzteil, dass man bei der Hand haben sollte. Auszieher ebenfalls und die dazugehörigen Federn, Gumiringerl und Puffer.
Verschluss regelmäßig reinigen (alle paar 1000 Schuss). Vor allem wenn "dreckigeres" Pulver verwendet wird.
Das Zusatzgewicht im Verschluss sollte man, zumindest solange man Fabriksmunition schießt, drinnen lassen. Mit schwächer geladenen Munition und mit Buffersystemen die entweder massive Buffer, oder Interne Gewichte die durch Federn in die vordere Lage richtung Mündung gedrückt werden (zB Vltor A5) kann man ggf. auf dieses Gewicht verzichten.
Prinzipiell sollte man sich aber vor Augen halten, das Masseverschluss System basiert in erster Linie auf Trägheit. Wenn der Verschluss (+Buffer) zu wenig Masse hat, riskiert man einerseits, dass der Verschluss zu früh aufmacht und dünnwandige Teile der Hülse zu früh freigibt (Hülsenplatzer) andererseits dass die Verschlussrücklaufgeschwindigkeit sehr hoch wird, was ohne entsprechendem Endlagenpuffer unangenehm für Schütze sowie Waffe sein kann. Auch verdrecken Systeme die früh aufmachen stärker.