mikonis hat geschrieben: ↑Fr 15. Dez 2023, 05:11
Weder die meist sinnlosen Mehrfachverpackungen noch Flaschenpfand heben unseren Lebensstandard wirklich.
Die Mehrfachverpackungen werden verständlicher, wenn man überlegt, in welchen Ländern solche Produkte angeboten werden. In z.B. Spanien bekommt man die einzelnen Produkte verkauft und je nach Durchschnittseinkommen werden die "Überverpackungen" geradezu als Luxus betrachtet. Will man also in zwei Märkten anbieten, hat aber nur eine Produktionsanlage, laufen die Produkte halt durch beide Straßen.
Oder das Produkt stammt von verschiedenen Herstellern, wo jeder für sich die Innenverpackung durchführt und der Anbieter packt die Innenverpackungen, Gebrauchsanweisung, … in die Verkaufsverpackung und dann meist nochmal in einen Überkarton. Das alles hat schon einen Grund, jeder ist bemüht, die Kosten zu minimieren. Und wenn es in der Logistik ein paar Cent spart, wird halt dreifach verpackt, weil am Ende der Konsument jeden nicht gesparten Cent mehrfach (je nach Länge der Distributionskette und Versteuerung) bezahlt.
mikonis hat geschrieben: ↑Fr 15. Dez 2023, 05:11
Das werden wir irgendwann spüren, falls wir nicht bereit sind, zu begreifen.
Österreich ist ein winziger Markt, für den produziert so gut wie niemand, wenn wir von typische regionalen Lebensmitteln absehen. Das "wir" richtet sich also eher an die Welt, und ganz egal, was wir hier aufführen, es hat so gut wie keine Beispielswirkung. Selbst wenn man Mehrfachverpackung extrem besteuern würde, änderte das am System gar nichts. Da wird halt eine "Entpackung" für den Österreich-Export etabliert und diese Verpackung geht in den üblichen Entsorgungslauf. Hier sehen wir das Zeug dann halt nicht, aber weggeschmissen wird es trotzdem.
Das Flaschenpfand ist eine direkte Verpflichtung zur bewussten Entsorgung (oder Vermeidung). Es hebt den Lebensstandard mittelbar -- was nicht erst aufgelesen werden muss, kostet in der Entsorgung weniger. Ob diese Prozesse aber auch alle wie am Reißbrett funktionieren, steht auf einem anderen Blatt. Der Konsument liefert seinen Verpackungsmüll wieder zurück, aber was dann in der Kette passiert, bleibt unbekannt.
Der Schwachpunkt solcher Pfandsysteme ist der Bequemlichkeitsfaktor -- wenn es zum Statussymbol wird, die leere Dose einfach wegzuwerfen, hat das Pfandsystem einen gegenteiligen Effekt erreicht und schafft neue soziale Verwerfungen ("Ich werfe den Mittellosen meine Dosen zum Abgeben zu -- ich gebe sozusagen Trinkgeld").
Unsere Gesellschaft ist schon seit einiger Zeit nicht mehr auf Integration ausgerichtet, sondern auf maximale Individualisierung und Desintegration. Somit passt das Pfand durchaus in den Lifestyle das 21. Jahrhunderts.