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Erfahrungsbericht Russland

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Mr. Danger
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Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Mr. Danger » Mo 28. Jul 2025, 21:21

Da es hier so viele Russlandfreunde gibt, hier ein paar persönliche Eindrücke und Erfahrungen die ich in den letzten Wochen in Moskau und Umgebung machen konnte.

Antrag e-Visum: Es wird auch der Namen der Eltern, deren Geburtsdatum und deren Geburtsort abgefragt. Beim Beruf werden Firmenname inklusive Adresse, Telefonnummer und Funktionsbezeichnung, abgefragt. Zum Schluss muss man noch seine militärische Ausbildung und Kenntnisse beschreiben.
Nach dem Zahlen von 141 AED (VAE-Dirham, ~44€) bekommt man (vielleicht) nach 4 Tagen ein Visum für max 16 Tage. (Der normale Zahlungsverkehr ist für Russland sanktioniert)

Bei der Ankunft am Flughafen werden alle Fingerabdrücke (ja, 10 Stück, alle Finger) abgenommen und ein Foto gemacht. Kurze Befragung warum man nach Russland einreist. Die Fingerabdrücke werden auch bei der Ausreise abgenommen!

Beim Verlassen des Flughafens wird sämtliches Gepäck gescannt.

Im Taxi zur Wohnung / Hotel befindet sich eine Kamera für den Innenbereich, welche die Fahrgäste aufnimmt.

Wenn man über die mobilen Operatoren ins Internet einsteigen möchte sind viele Webseiten geblockt (www.orf.at, www.novinky.cz, …) thefirearmblog funktioniert dieses Jahr wieder ohne VPN. Pulverdampf ebenfalls 😊. Habe kein VPN gefunden welches bei den mobilen Operatoren funktioniert. Im Hotel funktioniert Planet-VPN. Internet wird aber hin und wieder für ein paar Stunden einfach abgedreht (angeblich wegen den Drohnen).
Das gilt auch für GPS. Man fährt auf einer Autobahn und nähert sich einer komplizierten Abfahrt und das Signal ist weg. Meistens sieht man dann parallel zur Straße eine sehr lange Mauer die oben mit Stacheldraht verziert ist = militärische Einrichtung.

Im Geschäft: Die Regale sind voll. Vor allem die großen Konzerne (Mondelez, Nestlé, …) haben kein Problem ihre Waren in RU anzubieten. Die Preise sind allerdings gleich hoch oder teilweise signifikant höher als in Österreich. Österreichische oder deutsche Produkte findet man fast keine mehr. Die Kunden überlegen sich sehr gut was sie kaufen. Man merkt, dass der Durchschnittsrusse weniger Rubel zur Verfügung hat.

Auf der Straße: Neue westliche Automodelle gibt es nicht. Die Chinesen verkaufen erfolgreich die Marken Haval und Tank (Great Wall Motors). Ein paar Zeekr (Geely) e-Autos habe ich ebenfalls gesehen. Ladesäulen sind allerdings sehr rar. 0,2€/kWh für das Schnelladen. Benzin und Diesel kosten so um die 0,80€/L.
Weiters finden man extrem viele, in China billigst zusammengedengelte, e-mopeds auf den Straßen. Die Fahrer sind meist aus den „Stan-Ländern“ (Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgistan, …) ohne Helm, Licht, Blinker, … mit bis zu 50km/h unterwegs, und stellen irgendwelche Sachen zu (von Ozon = RU-Amazon oder Vkusno i totschka = McDonalds, der russifiziert wurde).

Was auch auffällt, in ganz Moskau werden die Randsteine getauscht. Sollen aus Granit sein. Die Gehwege werden dabei zwar teilweise zerstört, aber nicht erneuert. Liegt wohl daran, dass die Frau des (Ex)-Bürgermeisters eine Fabrik für Randsteine hat, aber keine Baufirma fürs Asphaltieren. Die Moskauer beschweren sich zwar darüber, aber lieber nicht zu laut.

Öffentliche Verkehrsmittel: Der Zugang zu jeder Metrostation wird mit Metalldetektoren und Kameras überwacht. Falls man zu große Taschen mit hat, werden diese in einem Gerät durchleuchtet. Danach geht es zur Bahnsteigsperre, wo bei jedem Durchgang eine Kamera montiert ist. Man kann sich gegen ein normales Ticket entscheiden und einen Vertrag anlegen, wo die Bahnsteigsperre mittels Gesichtserkennung freigegeben wird. Ja, der russische Staat schaut auf seine Bürger (überall, wo es nur irgendwie möglich ist) :).
In den Metro-Wagons findet man auch immer Werbung für lukrative Verträge auf Zeit bei der russischen Armee.

TV: Es geht viel um die „Spezialoperation“ und wie gemein der Westen doch zu den Russen ist. Wie die Ukrainer gegen die Änderung der Antikorruptionsbehörde protestiert haben waren die Russen ganz aus dem Häuschen und haben es im Fernsehen als „Beweis“ präsentiert, das die Ukrainer eigentlich eh von den Russen vom UA-Naziregime befreit werden wollen :roll:.

Weiters ein Bericht wo Kinder/Jugendliche in Tarnkleidung unter Anleitung von „Lehrern“ im Wald nach Kriegsrelikten graben. Die Kinder sollen mit eigenen Augen sehen, wie weit der böse Westen in Russland vor 80 Jahren eingedrungen ist und dass jeder brave Russe diese permanente Gefahr ernst nehmen muss. Alle wollen das friedfertige Russland angreifen, weil es so toll ist.

Der Jagdkanal ist auch sehr aufschlussreich. Kein russischer Jäger mit Geld verwendet russische Produkte. Gejagt wird mit Deserttech SRS A2 und Swarovski Zielfernrohr. Fernglas entweder Swarovski oder Leica. Beim Bericht über einen zivilen Scharfschützenwettbewerb habe ich nur Sako, Rem 700 Derivate und Deserttech gesehen. Zieloptiken von ZCO, NF, Swaro. Kein einziges NPZ.

Waffenpreise:
Glock 19 Gen 5 -> 350.000 RUB (3.750€) (FFW bekommt man aber eh nur per Dekret vom Präsidenten)
TR3-7 in 7,62x39 -> 102.730 RUB (1.100€)
VSS-Vintorez in 9x39 -> 115.900 RUB (1.243€)
Tulammo 9x39 FMJ ->70RUB (0,75€)

Generell merkt man, dass die Russen die letzten Jahre signifikant ärmer geworden sind. Die Party ist dort definitiv vorbei. Leute mit einer normalen Arbeit verdienen trotz einer Inflation von >10% p.a. nicht mehr, sondern eher weniger, da die üblichen Bonuszahlungen immer weniger werden.

Touristen kommen aus Indien (es waren auch indische Wochen in Moskau) und aus dem arabischen Raum. Vollverschleierte Frauen sieht man auch häufiger auf den Straßen.

Habe ebenfalls mit einem Arzt gesprochen und er hat gesagt das die letzten 10 Jahre in Russland viel kaputt gemacht wurde und jeder der kann, sollte das Land verlassen.

Mir tut es für die Russen echt leid. Ich bin beruflich oft in Norwegen und sehe die Parallelen und Unterschiede. Norwegen und Russland haben sehr viele Bodenschätze und sind gering besiedelt. Die Norweger schauen aber auf Ihre Leute und investieren in die eigenen Bürger. In Russland sind die Bürger nur Werkzeuge für das Regime / Oligarchen.

Bin schon gespannt wie es mit Russland weitergeht. Die kommunistische Idee hat im Ostblock schon viel kaputt gemacht aber was in Russland gerade abgeht toppt das Ganze noch einmal.

Poirot
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Poirot » Mo 28. Jul 2025, 22:04

Mr. Danger hat geschrieben: Mo 28. Jul 2025, 21:21 In Russland sind die Bürger nur Werkzeuge für das Regime / Oligarchen.
Ist überall so.
Biometrie Striptease hat mir an den USA auch nicht gefallen.
Danke für den Bericht.

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rhodium
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von rhodium » Mo 28. Jul 2025, 23:18

Vielen Dank für den spannenden und nicht ideologisch gefärbten Einblick …

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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Master-chief1000 » Mo 28. Jul 2025, 23:25

Danke für den Bericht. Trotzdem schön zu sehen wenn operation spider web die Paranoia in Russland ein bisschen angehoben hat. So ein Aufwand kostet viel Ressourcen die anderswo fehlen.

BR1
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von BR1 » Mo 28. Jul 2025, 23:34

Interessanter Bericht, danke dafür!

Joschibald
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Joschibald » Di 29. Jul 2025, 12:50

Danke! Sehr interessant!

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Sidekix
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Sidekix » Di 29. Jul 2025, 13:37

Danke für die Info!

es ist immer gut Infos aus erster hand zu bekommen
grad auf den sozialen Medien hört je nach Quelle dies&das, obs stimmt, nicht kontrollierbar...
Es is wie´s is.....

k20D
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von k20D » Do 31. Jul 2025, 06:18

Danke für den Bericht!

Robertl
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Re: Erfahrungsbericht Russland

Beitrag von Robertl » Do 31. Jul 2025, 22:43

Danke für den Bericht aus dem Herzen des Feindes

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